Wie würde man dieses Problem lösen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rolf Richard
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Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Wie würde man dieses Problem lösen?

Beitrag von Rolf Richard »


Folgende Aufgabe ist zu bewältigen:

Massives Buchebrett, 2,15 Meter lang, 18,5 cm breit und 5 cm stark.

Aus diesem muss Material herausgeschnitten werden, so dass ein rechteckiger Ausbruch der Masse 23 x 16,5 cm entsteht. Tiefe desselben 4 cm

Wenn man das aufzeichnet, sieht man, dass unter dem Ausbruch nur ca 10 mm Material stehen bleiben und am Rand des Bretts nur ca. 2 cm nicht weggeschnitten werden. Natürlich kann man das mit dem Stechbeitel rausarbeiten. Aber der Boden des Ausbruchs soll über die ganze Fläche eben sein.

Wozu braucht man das? Als Front meiner Hobelbank. Im besagten Ausschnitt verschwindet die feste Backe des Mechanikerschraubstocks, der als Vorderzange dient.

Wie würde man sowas handwerklich professionell lösen?

Gruss

Rolf



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
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Re: Wie würde man dieses Problem lösen?

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Rolf,

Wenn du nur Handwerkzeuge benutzt, was spricht gegen die Verwendung von Stechbeitel und Grundhobel, vorausgesetzt letzterer erreicht die 4cm Tiefe? Um eine Auflage für den Grundhobel zu haben, könntest du in Scheibenabschnitten arbeiten. Zuerst nimmst du nur einen schmalen Streifen raus, so hast du eine gute Auflage für den Grundhobel. Ich würde bis zum Schluss einen oder zwei schmale Stege als Auflage stehenlassen. Wenn du sie wegnimmst, kannst du einen Klotz als Hilfsauflage einlegen, der die korrekte Höhe hat. Mit Hilfe des Grundhobels wird der Boden topfeben.

Kritisch sind der dünne Boden und vor allem der 2 cm breite Randstreifen. Ich würde den, zumal er an der Stirnseite ist, mit Zwingen stabilisieren und mich nur langsam ranarbeiten.

Gruß, Marc



Rafael
Beiträge: 847
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Re: Wie würde man dieses Problem lösen?

Beitrag von Rafael »


Hallo Rolf,

Handwerkzeuge in allen Ehren, aber hier kommt es ja auf Präzision an (die sich natürlich auch mit Handwerkzeug erreichen lässt - bei entsprechender Praxis).

Aber was spricht gegen eine Oberfräse mit langem Fräser, die an Anschlägen geführt wird ?
Du bekommst exakte Kanten, eine korrekte Tiefe und sparst Zeit.

Rafael



Heribert Wilhelm

Re: Wie würde man dieses Problem lösen?

Beitrag von Heribert Wilhelm »

[In Antwort auf #111617]
Hallo Rolf, das Problem läßt sich wie folgt lösen:
1. In dem sog. Ausbruch je nach Breite der Fußplatte der Oberfäse 2 oder 3 Stege einzeichnen (ca. 1 cm breit) zur kippsicheren Führung einer OF. An der später offenen Seite muß zunächst ein Steg verbleiben.
2. Die Zwischenräume in dem vorgesehenen Ausbruch mit dem Stechbeitel auf ca. 2/3 ihrer Tiefe austemmen.
3. Mit der OF in 2-3 fortschreitenden Tiefen bis auf 40 mm ausfräsen.
4. Stege vom Rand des Ausbruches her mit der OF und zur Mitte zu mit dem Stechbeitel abtragen.
So habe ich (allerdings nur auf 15mm Tiefe) die Aussparungen für die feststehende Backe für mehrere Tischlerschraubstöcke ziemlich rasch und präzise gefertigt.
Grüße H. Wilhelm



Sebastian
Beiträge: 12
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Wie würde man dieses Problem lösen?

Beitrag von Sebastian »

[In Antwort auf #111617]
Hallo,

an deiner Stelle würde ich es herausfräsen (Oberfräse).
Die Ecken kannst du dann ausstechen.

Aber wenn du es mehr "hand"werklich machen willst, ist Marcs Lösung schon die beste.

Sebastian


Rolf Richard
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Re: Wie würde man dieses Problem lösen?

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Marc,

leider hab ich gestern Deinen Rat nicht mehr gelesen!

Wir scheinen die gleiche Grundidee gehabt zu haben, aber gelöst hab ichs dann doch nicht so ganz traditionell.

Zuerst mal wurde mit der Oberfräse und Führungsschiene in Tiefenschritten der Umfang des Blocks ausgefräst. Danach längst und quer Nuten. So entstand so eine Art negatives Gitter aus sich kreuzenden Nuten voller Tiefe und dazwischen stehender Blöcke (auf denen auch die Fräse noch gleiten konnte).

Die Blöcke wurden dann ganz konventionell mit dem Stechbeitel entfernt und der Boden mit einem Veritas Bullnose-Hobel feingetrimmt, der anfangs auf den Böden der gefrästen Nuten geführt wurde. Das Ergebnis kann sich auch sehen lassen.

allerdings verstehe ich jetzt auch Friedrich Kollenrott etwas besser: die Oberfräse ist ein (auf Dauer) kreischendes Monster! :-)

Nochmals Dank für die Antwort!

Rolf



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