Verzogene Bretter

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Robert
Beiträge: 203
Registriert: Mi 4. Mär 2020, 10:47

Verzogene Bretter

Beitrag von Robert »


Hallo Zusammen,
Ich habe ein kleines Problem mit einer verleimten Platte aus Eichenholz.
Ich bin gerade beim Bau einer Wiege, die Stirnseiten habe ich aus jeweils zwei Brettern gefügt (mit der Nr. 7 Lie Nielsen, die das Christkind gebracht hat). Zuvor waren die Bretter manuell abgerichtet worden. Nach dem Verleimen ist jeweils eine Fläche von ca 70 x 50 cm entstanden. Zuerst habe ich beide Seiten mit dem Schrupphobel grob eingeebnet. Danach eine Seite geschlichtet und ein paar mal mit der Rauhbank drüber. Am nächsten Tag hat eines der Bretter ausgesehen wie eine Salatschüssel!!! Was kann ich da noch machen? Gibt’s noch Hoffnung, dass es sich wieder einigermaßen hinzieht, wenn ich auch die andere Seite geschlichtet hab?
Ansonsten müsste ich jeweils ca 3mm abnehmen.
Wie geht ihr bei so was vor? Immer beide Brettseiten hobeln und dann wieder warten? Ich dachte auf einer Seite geschruppt und auf der anderen Seite geputzt wäre kein Problem?
Gruß
Robert



Jürgen z.H.

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Jürgen z.H. »


Da habe ich auch schon Lehrgeld bezahlt. Mir war sowas auch passiert, als ein Projekt ein paar Tage warten musste. Ich hatte das Holz auf der Hobelbank flach liegen lassen. Die Oberseite ist dann anderen Bedingungen ausgesetzt, als die seite die auf der Hobelbank aufliegt. Das Brett kann sich dann verziehen. Seit dem decke ich meine Werkstücke mit einer Tischlerplatte ab und zwinge das Paket auf die Werkbank.

Tschüß Jürgen


Putmans, Jean

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Putmans, Jean »

[In Antwort auf #110586]
Hallo,

mit Eiche habe ich wenig Erfahrung, dafür aber mit Buche.

Wenn sich Bretter so verzogen haben, spritze ich sie rundum nass, dann klemme ich sie zwischen zwei Tischlerplatten (dickere Vierkanthölzer reichen auch aus!), und lasse sie wieder trocknen.Meistens sind sie dann wieder gerade.
Passiert mir gelegentlich, wenn ich verleimte PLatten in meiner kleinen Werkstatt liegen lasse. Seitdem ich sie ins Haus hohle, nachdem der Leim angetrocknet ist, habe ich weitaus weniger Pobleme mit verzogenen selbst verleimten Platten.

Gruss,
Jean


Edi Kottmair
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Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Jürgen,

an "ungleichmäßige Lagerung" habe ich bei Roberts Problem auch spontan gedacht. Aber warum zwingst Du die Bretter auf der Hobelbank fest und legst sie nicht einfach auf Leisten, damit Luft zirkulieren kann? Oder stellst sie schräg an die Wand?

Viele Grüße von
Edi



Jürgen z.H.

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Jürgen z.H. »


Hallo Edi,

das habe ich probiert und es hat auch geholfen. Die Bretter habe sich aber doch immer noch etwas verwunden. Eine Leimholzplatte, die ich mit einer Gratleiste gegen Verwerfung sperren wollte, hatte sich doch noch so gebogen, dass ich die Gratleiste nicht mehr eintreiben konnte. Wenn ich nicht für gleichmäßige Luftzirkulation auf beiden Seiten sorgen kann, verhindere ich eben den Luftkontakt auf beiden Seiten. Die Zwingen sind vermutlich nicht nötig, sie verhindern aber, dass die Auflage verrutscht.
Das Schräg-auf-den-Boden-an-die-Wand-stellen wäre ich meiner ungeheizten Werkstatt keine gute Idee. Gerade an der Wand und am Boden stelle ich die meisten Probleme fest.

Tschüß Jürgen


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Jürgen,

das hört sich alles so an, als hättest Du kein optimales Werkstattklima und/oder feuchtes Holz. In meiner Werkstatt ist natürlich auch kein optimales Klima, aber solche Verzugsprobleme habe ich zum Glück nicht. Hast Du die Möglichkeit, die ungehobelten Bretter ein paar Wochen lang am späteren Einsatzort zu lagern? Dann hätte wenigstens das Holz schon mal die richtige Endfeuchte.

Viele Grüße von
Edi


Jürgen z.H.

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Jürgen z.H. »


Das Werkstattklima ist nicht optimal. Auch wenn ich das Holz am späteren Verwendungszweck vorlagere, hilft das nicht. In der Regel dauern meine Projekte länger. Ich kann das Holz nicht immer zwischen der Werkstatt und der Wohnung hin- und herkarren. Manchmal muß das Holz ein zwei Wochen in der Werkstatt verweilen, bis ich wieder zum Arbeiten komme. Das reicht damit sich das Holz werfen kann. Das Holz kaufe ich beim Großhändler oder in der Sägerei fertig getrocknet. beim kauf wird die Feuchtigkeit gemessen, da bin ich also auf der sicheren Seite.

Tschüß Jürgen


Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #110586]
Hallo Robert,

ein Brett ist (fast) immer dabei, zu quellen oder zu schrumpfen, auch nachdem es eigentlich fertig getrockent ist. Ursache ist der unvermeidbare Wechsel des Klimas, in dem sich das Brett befindet. Das Unangenehme dabei: Die äußere Schicht ist dem Inneren immer voraus, es schwindet oder quillt zuerst außen, der Kern kommt später nach. Das Brett folgt den dadurch entstehenden inneren Spannungen durch Verformung: Es arbeitet , im Gegensatz zum Beamten (ich darf das sagen, ich bin einer).

Wenn man etwas von einem Brett abträgt, stört man das innere Spannungsgleichgewicht, das Brett wird sich verformen. Macht nichts, man hobelt ja sowieso gerade daran herum. Aber man legt auch Teile frei, die im Feuchtigkeitsausgleich noch hinterherhinken. Die holen das dann ganz schnell nach, und ein frisch bearbeitetes Brett verzieht sich darum anschließend besonders gern.

Was man dagegen tun kann? Das Holz sollte sich in der Werkstatt akklimatisieren (theoretisch, denn wer hat schon gleichmäßiges Werkstattklima und genug Lagerraum in der Werkstatt?). Und man sollte immer ungefähr gleichviel von beiden Seiten abenhmen, wenn man Glück hat, verhalten sich dann beide Seiten gleich und es bleibt gerade.

Ob eine Brettseite geschruppt oder geputzt ist, dürfte, was den Verzug betrifft, egal sein.

Aber was mich wundert: Wie kannst Du ein Brett sauber abrichten, wenn eine Seite noch geschruppt ist? Man braucht doch eine saubere plane Auflage auf der Hobelbank, darum muss (meiner Meinung nach) auch die Gegenseite zumindestens grob abgerichtet sein.

Du wirst wohl nicht darum herumkommen, den Verzug wegzuhobeln. Hoffentlich bleibst Du damit noch im biologisch vorgegebenen Zeitplan für die Wiege.

Ich wünsche beiden Projekten viel Erfolg!

Friedrich



Robert
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Registriert: Mi 4. Mär 2020, 10:47

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Robert »


Hallo Friedrich,
Naja, geschruppt auf einer Seite war vielleicht ein bisschen übertrieben, so dass es halt gerade war, man könnte es auch eingeebnet nennen. Ich hatte bei der Aufbewahrung des verleimten Stückes immer Leisten zwischen der Auflagefläche und dem Werkstück. Es ist eigentlich ausgeschlossen, dass ichs ohne Leisten auf der Werkbank liegen hab lassen. Vielleicht hilft´s beim nächsten mal, immer beide Seiten zu bearbeiten, und dann wieder weiterzumachen. Was glaubst du?
Ich hab nur eine sehr kleine Werkstatt (ungeheizt), eventuell war das Holz auch noch nicht trocken genug. Es war 5 Jahre in der Scheune gelagert und ca. 1/2 Jahr auf dem Dachboden, der natürlich ebenfalls ungeheizt ist. In einem geheizten Raum hab ich leider keinen Platz um Holz zu lagern.
Gruß
Robert



Walter Heil
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Verzogene Bretter

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #110597]
Hallo Friedrich,

Deine Auslassungen über das Verziehen von Brettern sind 100%ig zutreffend und erstklassig erklärt, zur Zeit mache ich wieder mal den zugehörgen Praxistest, die Ergebnisse stimmen genau! (zu dem Teil der Bearbeitung mit Handwerkzeugen versteh ich nix.)

Gruß, Walter



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