Qualität von verschiedenen Selbstbauzwingen?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Florian L.
Beiträge: 222
Registriert: Di 24. Jul 2018, 08:31

Qualität von verschiedenen Selbstbauzwingen?

Beitrag von Florian L. »


Vor kurzem habe ich mit zwei billige (Fa. Mannesmann) engliche Selbstbauzwingen (Rohrzwingen) gekauft, eigentlich ohne große Hoffungen auf die Verwendbarkeit.
Ich war dann positiv überrascht über den sehr hohen möglichen Anpressdruck (deutlich mehr als meiner teuren Gross-Stabil-Zwingen - sie haben meine heutige Verleimung mit schlecht passenden Dübeln in Buchestollen gerettet) und möchte mir gerne mehr davon zulegen.
Nun gibt es diese Art von Zwingen Zwingen ja von unterschiedlichen Firmen: Außer den Mannesmann-Zwingen (erhältlich z.B. bei Conrad) auch von Westfalia und wohl auch von Bessey (viel teuerer, dafür laut Bild mit Schonbacken und schöner).
Wer hat Erfahrung mit diesen Zwingen oder kennt sie sogar im Vergleich?
Über die Mannesmann-Billigzwingen kann ich an Negativa nur sagen, dass Knebelgriff an dem festen Teil mit dem Schraubgewinde fest verschweißt ist (stört beim Festziehen an waagerecht aufliegenden Platten) und der "Entklemmmechanismus" an dem beweglichen Teil etwas unhandlich zu bedienen ist.

In der Hoffnung auf viele interessante Beiträge

Florian



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Qualität von verschiedenen Selbstbauzwingen?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Florian,

es fehlt noch eine: Die "Pony"- Zwinge (wird auch auf ein Rohr aufgesteckt, gibts bei Dick). Ich habe 5 Stück davon seit Jahren im Gebrauch und bin wirklich zufrieden. Sehr solide. Die fest aufgepressten Kurbeln sind etwas sperrig wenn die Zwingen in kleinem Abstand gesetzt werden, aber ansonsten sehr angenehm zu bedienen, geradezu Handschmeichler.

Übrigens sind die Zwingen ein kleines Wunder der Gießereitechnik- die Gewinde sind alle eingegossen, und das bei Gusseisen! - aber das nur am Rande.

Friedrich

Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Qualität von verschiedenen Selbstbauzwingen?

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo Florian,

ich hatte drei solche Zwingen von Westfalia. Eine davon ist schon im Altmetall, die anderen beiden sind in der Reserve und verrichten nur noch dann ihren Dienst, wenn alle anderen Zwingen schon in Verwendung sind. Grund: Die Klemmung erfolgt bei diesen Zwingen über eine Art Zahnkranz, bei dem immer nur ein Zahn Kontakt mit dem Rohr. Meine Zwingen "rutschen" deshalb unter Belastung, wenn ich nicht mit Gewalt auf den Spannhebel drücke. Andere hier im Forum haben aber mit den Westfalia-Zwingen auch schon gute Erfahrungen gesammelt, etwa Dietrich.

Ich bin vor einem halben Jahr auf Rockler-Zwingen umgestiegen - Testsieger in Fine Woodworking. Bestellen muss man sie direkt über dem großen Teich, der Preis bleibt deshalb beim gegenwärtigen günstigen Dollarkurs aber immer noch etwas unter dem der von Friedrich empfohlenen Pony. Technisch entsprechen diesen die Rockler im Wesentlichen (Klemmung über vier auf dem Rohr blockierende Metallplättchen - gleichzeitig, deshalb vierfache Haltekraft gegenüber den Westfalia). Unterschiede liege im Detail: Der Standfuß ist anders gestaltet - mit einer vorstehenden Nase, die die Aufhängung erleichtert, und in den Klemmbacken sind schon Bohrungen angebracht, durch die Zulagen aufgeschraubt werden können.

Von den Rockler-Zwingen bin ich genauso begeistert wie Friedrich von den Pony. Ein Ersatz für klassische Zwingen sind sie für mich nicht, weil sie mir für viele Spannaufgaben mit den schweren Eisenrohren zu unhandlich sind. Aber zum Verleimen von Platten oder Korpussen sind sie für mich immer die erste Wahl...

Viele Grüße

Uli


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Qualität von verschiedenen Selbstbauzwingen?

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #106489]
Hallo Florian,

ich habe mal auf einer amerikanischen Seite gesehen, wie man sich selber Schonbacken bauen kann. Dazu hat der Verfasser einfach zwei entsprechende rechteckige Holzplatten (Masse vielleicht so 3x7cm, geschaetzt) genommen und jeweils ein Loch (Mitte der Breite, Viertel der Laenge) gebohrt. Die Brettchen wurden dann auf das Zwingenrohr geschoben und lassen sich leicht verschieben.

Ich weiss nicht, ob das jetzt einer verstanden hat, aber das Ganze sah eigentlich recht praktikabel aus.

--
Dirk

Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Anderer Ansatz: Veritas

Beitrag von Christoph Nowag »

[In Antwort auf #106489]
Hallo Florian,

ich habe bisher keine Erfahrung mit Selbstbau-Rohrzwingen. Aber mit einem anderen Selbstbau-Zwingenverfahren: Veritas-Verleimzwingen ( http://www.feinewerkzeuge.de/spann1.htm ).

Billig ist so ein Satz nicht, aber vergleichbar mit Bessey. Und man muß anfänglich selbst Hand anlegen. Was bei den von Dir genannten Zwingen die Rohre sind, sind beim Veritas-System die Kanthölzer, die mit Löchern zu versehen sind. Man braucht also noch einen 19 mm Forstner-Bohrer. Pro zu verleimendes Brett braucht man mindestens 2 Satz Verleimzwingen und damit 4 Kanthölzer.

Ich finde an diesem System gut:
- Beliebige Länge der Kanthölzer.
- Durch den Klemmeffekt verschieben sich die zu verleimenden Hölzer nicht.
- Platzsparend: Sobald ich verleimt habe, stelle ich das ganze Gebilde senkrecht auf den Boden. Man kann mehrer Schichten Kanthölzer übereinanderbauen - am besten Zeichnung ansehen http://www.feinewerkzeuge.de/G307970.htm )
- Ich kann die Zwingen auch in meiner Hobelbank verwenden und im Multifunktionstisch (haben zwar 20 mm-Löcher, ist aber kein Problem).

Gerade den letzten Punkt finde ich hilfreich. Ich habe letztes Wochenende Holzteile mit verschiedenen Formen verleimen müssen. Erste Versuche mit Klemsia und Stahlzwingen gingen daneben. Also habe ich meinen MFT mit den Festo-Spannelementen und Veritas-Zwingen bestück und die verschieden geformten Stücke verleimt. Ging bestens.

Gäbe noch einige andere positve Aspekte, muß aber Schluss machen.

Viele Grüße
Christoph



Jürgen z.H.

Re: Qualität von verschiedenen Selbstbauzwingen?

Beitrag von Jürgen z.H. »

[In Antwort auf #106495]
Die Ponies habe ich auch und bin sehr zufrieden. Ob es klemmt oder nicht hängt auch vom verwendeten Rohr ab. Das hatte ich mal ein Rohr aus dem Baumarkt, da ging gar nichts.

Schön sind auch die Füsse mit denen man die Zwingen auf einer Werkbank auflegen kann. Um Druckstellen zu vermeiden, lege ich Holz bei. Schonbacken habe ich bislang nicht vermisst.

Tschüß Jürgen

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Pony-Zwingen

Beitrag von reinhold »


es gibt zweierlei Pony-Zwingen, diejenigen, die nur zusammenspannen und diejenigen, die auch spreizen können. Wie sind die Erfahrungen ?
gruss
reinhold

Jürgen z.H.

Re: Pony-Zwingen

Beitrag von Jürgen z.H. »


Ich habe die zum Spannen.

Jürgen

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Pony-Zwingen *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


ich habe die einfacheren (die nur zusammenspannen) und nutze sie vor allem zur Leimholzherstellung.
Dabei ist es vorteilhaft, dass sie "Füße" haben: Die habe ich nochmal nachgefeilt auf genau gleiche Höhe. Die Zwingen werden mit diesen Füßen auf eine ebene Platte (hier: Küchenplattenstück) gesetzt und mit in die Rohre gesteckten Schraubzwingen befestigt. Je nach Breite werden 2 (s. Bild) oder 3 Ponys so aufgebaut , dazu kommen 1 bis 2 von oben.

Friedrich

Thomas Karl
Beiträge: 108
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Pony-Zwingen

Beitrag von Thomas Karl »


Hallo Friedrich,

ich habe auch die Ponyzwingen. Ich glaube wenn mann Schonbacken aus Holz anbrigen würde könnte mann diese unten etwas breiter auslaufen lassen und hätte einen noch besseren Stand der Zwingen. Natürlich muss mann die Schonbacken dann an die Spannflächen anschrauben.
Gedanklich habe ich den Punkt schon auf meine Liste gesetzt(Nach Hobelbank fertigstellen, Sankasten bauen, Hobelsolen abrichten, Backbevel an einige Hobeleisen anschleifen, usw.). vielleicht schaffe ich es bis zur Rente. Bin jetzt 27 und bis zur Rente sind ja noch ein paar Tage...

Viele Grüsse

Thomas

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