alten Hobel restaurieren
alten Hobel restaurieren
Hallo,
ich lese jetzt seit einigen Tagen im Forum. Mir gefallen die fudierten und sachlichen Beiträge. Ich in Uhrmacher von Beruf, aber durch die Familie seit jeher dem Holz verfallen. Von meinem Großvater mit traditionellen Werkzeugen und Techniken vertraut, nutze ich aber genauso gerne und intensiv Werkzeuge mit Stecker. Über die Jahre ist so eine Werkstatt zusammengekommen, die ich als gut ausgestattet bezeichnen würde.
Zu meiner Frage. Ich habe einen Putzhobel von meinem Vater, ca 30-35 Jahre alt, Marke ECE. 40mm Eisenbreite, Korpus aus Buche. Die Sohle ist leider recht rauh geworden. Am Rand sind auch einige Macken zu erkennen. Der Hobel bedeutet mir viel. Ich möchte damit gerne wieder arbeiten, will ihn aber auf keinen Fall versauen. Ich habe einen Metabo Magnum Dicken- und Abrichthobel. Kann man den Hobel damit wieder abrichten? Wie macht Ihr sowas?
Vielen Dank im Voraus
Jürgen
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- Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50
Re: alten Hobel restaurieren
Hallo Jürgen,
wenn du deinem Hobel was Gutes tun willst, auf keinen Fall auf die Abrichte schicken, die nimmt viel zu viel wertvolles Holz weg.
Claus Schmidt hat hier mal beschrieben, daß er Schleifpapier von der Rolle über den Anschlag der Abrichte zieht und so den Hobel genau winklig abrichtet. Den Beitrag findest du sicher im Archiv.
Ich bevorzuge es den Hobel mit einem Hobel abzurichten und / oder mit der Ziehklinge Feinstarbeit zu verrichten. Wenn der Hobel arg zugerichtet ist, nehme ich einen zweiten Hobel. Wenn es kein Pockholz ist, sondern Weißbuche, geht das sehr gut. Zur Kontrolle brauchst du einen guten Winkel, damit der Hobel keine schiefen Wangen bekommt und nicht etwa konkav oder konvex wird. Wenn es nur darum geht, die Sohle etwa zu richten reicht eine Zieklinge vollauf und die funktioniert auch bei Pockholz. Gutes Meßwerkzeug ist auch hier wichtig, aber für einen Uhrmacher ist das sicher kein Problem. Der Vorteil von Hobel und Ziehklinge ist, daß kein Sand in Hobelsohle eingetragen werden kann. Es geht auch schneller. Ach und noch etwas: Alle diese Operationen müssen mit eingekeiltem Eisen durchgeführt werden,es kann sein daß der Hobel unter Spannung seine Form geringfügig verändert.
Viele Grüße, Christof.
Re: alten Hobel restaurieren
Hallo Jürgen und Christof,
hallo zusammen,
ja mit den alten hobeln ist das so eine Sache. Das mit der Abrichte würde ich auch als Sünde einschätzen.
Einige kleine Anmerkungen, die man mir in meiner kurzen Zeit des Holzwerkens mit an die Hand gegeben hat, bzw. die ich so von Profis erfahren habe.
Der Hobel meines Großvaters hatte zB. eine Seite / Wange, die zur Sohle im rechten Winkel war. Das kann man prüfen und wenn möglich beibehalten. Die Sohle selbst sollte auf Ebenheit geprüft werden. Vor einiger Zeit hatte ich ein Hobelseminar zum jap. Kanna besucht; ich berichtete davon. Da wurde auch erwähnt, wie der gesamte Körper auf Verwindung geprüft werden kann. Man legt zwei exakt parallele Holzleisten / Stahllineale oder Winkel- parallel zum Hobelmaul- am Anfang und Ende der Sohle auf, und peilt von beiden Seiten über.
Es sollten sich bei einer planen Sohle und gutem Meßmittel, die Leisten parallel decken, wenn man die Höhe der Blickrichtung variiert und die Kanten anvisiert.
Man kann hierfür die Vorderzange der Hobelbank soweit öffnen, daß wenn man den Hobel auf den Kopf legt, Griff und Eisen nichts berührt. Das Eisen muß eingespannt sein, mit Klappe, Keil oder ähnliches. Denn der Hobel entspannt sich wenn man das Eisen rausnimmt.
Ansonsten, viel Spaß mit dem guten Stück, und gut Span, was ...:-)
Freundliche Grüße aus Franken
Ronald Maly
Re: alten Hobel restaurieren
Vielen Dank, Eure Hinweise bezüglich der Abrichte decken sich mit meinem Verdacht. Der Hinweis auf die Ziehklingen war sehr gut. Ich habe die Dinger ehrlich gesagt nie als ernsthafte Werkzeuge wahrgenommen. Das lag daran, dass ich die nur einmal vor Jahren benutzt habe so wie sie aus dem Laden kamen. Ich bin nie auf die Idee gekommen, dass man Ziehklingen schärfen kann. Ich habe hier im Forum gesucht und habe mich in den beschriebenen Links schlau gemacht. Daraufhin habe gestern meine erste Klinge geschärft. Ich war ehrlich überrascht,
was für saubere Späne man damit produzieren kann. Dann habe ich noch eine alte lackierte Fußleiste aus dem Altholz entlackt und war begeistert.
Ich werde mir einen kleinen Kasten machen für die Ziehklingen, die ich mir gleich kaufen werde, damit ich in Zukunft immer eine scharfe Klinge zur Hand habe.
Neben vielen kleinen Perlen, die ich beim Stöbern im Forum entdeckt habe, war das für mich die größte Überraschung. Da ich ein Werkzeugfetischist bin, ob mit oder ohne Stecker, hätte ich nicht gedacht, dass ein Werkzeug gibt, das ich noch nicht wahrgenommen (oder gekauft:) ) habe.
Nochmals Vielen Dank, ich werde das Forum weiter gespannt verfolgen.
Jürgen