Meine Hobelbank ist fertig *MIT BILD*
Verfasst: Mi 9. Nov 2016, 22:46
Hallo zusammen,
meine Hobelbank ist in ihren Grundzügen nun fertig.
Material: 23 vierfach laminierte, verleimfähige Buchenriegel 5x10x210 cm
M12 Bauschrauben mit Simplexmuttern (Quergewindebolzen)
Französische Hinterzange, Beinzange als Vorzange
Gewicht: knapp über 170 kg
B x L x H: 68 x 212 x 98 cm
Gesamtkosten: ca. 500
Bauzeit: ca. 100 120 h
Die Planung hat bestimmt ein Jahr gedauert und ist in der Arbeitszeit natürlich nicht eingerechnet.
Das Grundkonzept der HB habe ich aus dem Buch von Christoph Schwarz, das Friedrich Kollenrott mir geliehen hat. Viel Roubo, aber nicht nur.
Vielen Dank an Friedrich Kollenrott dafür auch an dieser Stelle.
Das Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen. Weniger, um die dort aufgeführten Bänke nachzubauen, was natürlich auch geht, sondern mehr, um sich inspirieren zu lassen. C. Schwarz ist nämlich nicht festgezurrt in irgendwelchen Traditionen, sondern er zeigt viele Richtungen und Stile.
Mein Grundkonzept besagt: Beine in einer Ebene mit der Plattenvorderkante, keine Bankhakenleisten sondern durchgehend 10 cm starke Platte und durchgehend geteilte Platte.
Die Zangenlösungen basieren weniger darauf, dass sie meiner Arbeitsweise am nächsten sind, sondern mehr darauf, dass ich sie einfach schon hatte und damit gut klar kommen.
Ein weiterer Eckpfeiler meiner Planungen waren die Abmessungen der Riegel.
Da ich keine Abrichte habe, musste ich mir fertige, verleimfähige Riegel besorgen. Um Aufwand und damit auch Kosten zu sparen, sollte alles aus einem Riegelquerschnitt erstellt werden. Diese Idee hatte ich leider nicht von Anfang an, weshalb die Planungen da fast bei 0 wieder begannen.
Diese Idee vereinfachte aber vieles, z.B. die Geometrie und Herstellung der Verbindung zwischen Fuß und Platte, eigentlich das gesamte Gestell. Interessanterweise haben auch alle weiteren Verbesserungen die Bank konstruktiv immer einfacher werden lassen. Ich jedenfalls finde die Konstruktion sehr einfach, der Weg dahin war aber trotz vieler Informationsquellen leider nicht einfach.
Geholfen hat mir auch meine alte Hobelbank. An ihr konnte ich mich ausprobieren, erkannte, was an einer klassischen HB mir nicht gefällt und habe den Vorteil einer großen Aussparung in Plattenmitte kennengelernt.
Die HB ist allerdings noch nicht ganz fertig.
Es fehlen noch 2-3 Kästen mir Deckel, die in die Plattenmitte auf Leisten frei beweglich kommen und Deckel haben werden, damit ich ggf. eine geschlossene Oberfläche haben kann. Es werden bestimmt auch noch ein paar 19er Löcher gebohrt werden müssen. Mal schauen, was mir sonst noch so einfällt. Es soll auch noch eine Platte auf die oberen Schwingen kommen und unten ein Unterschrank oder auch nur eine Platte zur Ablage. Die obere Platte bietet mir zum einen Platz für Werkzeug, das gerade im Gebrauch ist, als auch Schutz nach unten vor Schmutz, also Späne und so, der beim Werkeln anfällt und in der Spalte fällt.
Kosten
Bestimmt fragt ihr euch, warum die Kosten so niedrig sind. Hauptgrund ist, dass ich sehr günstig an das Holz gekommen bin. Es hat mich ca. 220 gekostet. Ich hatte mir mal ein Angebot von einer Tischlerei machen lassen, die wollten fast das Vierfache haben, allerdings nicht als Leimholz sondern als ähem Nichtleimholz (???). Desweiteren habe ich keine teuren Zangen verbaut. Zwei französische Zangen waren an der alten Hobelbank (35 ), die eine ist in meinem ermittelten Preis mit 10 veranschlagt und die Spindel für die Beinzange bekommt man bei Dieter für 30 . Leim habe ich für 20 verbraucht (es wäre auch für 10 gegangen), die Schrauben haben ca. 70 gekostet (www.schraubenluchs.de) und das Leimöl und Terpentinersatz ca. 20 .
2 gebrauchte Ulmia Zangenschlüssel habe ich mir gegönnt (20 ), hätte man aber auch selber machen können. Sicherlich sind da noch versteckte Kosten wie Werkzeug, Strom oder Material, dass ich hatte (Leisten, Schrauben für die Leisten). Ich habe einfach großzügig 100 noch drauf gerechnet und bin so pi mal Daumen auf 500 gekommen. Für das Geld hätte ich sicherlich schon eine gut erhaltene klassische Hobelbank ergattern können, aber diese Diskussion erspare ich euch und mir, ihr kennt die Argumente :-)
Hier nun jede Menge Bilder
Nicht alle sind kommentiert, wenn doch, dann oberhalb vom Bild
ohne genaue Planung läuft nix
Irgendjemand hat hier geschrieben, dass man kaum einen exakten Plan von einer Hobelbank hier finden wird.
Für mich unvorstellbar


So kam das Holz

Zuschnitt auf der kleinen Altendorf in der Firma

Meine maßgebende Abschnitte für die Länge der Zapfen und dem Versatz an den Füßen
Der Versatz ist im Querschnitt fast quadratisch, aber nur fast. Beim Sägen musste der Smiley mich immer anschauen!


Als erstes wurden die Füße geleimt

Zapfenlöcher wurden gefräst.
Leider nicht so genau, wie ich es gewünscht hätte.

Ausstechen der runden Ecken mit Hilfs- bzw. Anlegebrettchen

Ein Bild, dass 3 Fehler dokumentieren soll, die mir in der Art immer wieder passieren.
Herr Jansen-Greef sagte mal in einem seiner Videos: "Kein Projekt ohne Fehler". Das trifft bei mir zu 100 % zu.
Zapfenloch liegt mittig, Vertiefung für Schraube auf der falschen Seite und Flachdübelfräse zu früh runtergedrückt.

Die Zapfen habe ich angerissen und dann abgestochen.

Nachdem die Bohrungen für die Schrauben in den Füßen gebohrt waren, habe ich diese dann als "Schablone" für die Querriegel und die Schwingen genommen.

Die Simplexmuttern waren zu lang, so dass ich sie mit der Flex kürzen musste.

Gestell ist fertig


Ausstemmen für den Dorn (Versatz)


Das Leimen habe ich Etappenweise gemacht.




Hätte ich sorgfältiger verleimt, hätte ich nicht so viel abrichten müssen

Der erste Eindruck, aber noch fehlen Endstücke und Zangen

Herstellung der Endstücke



Zangendetails





Sie muss nun raus. Die Kinder freuen sich über eine eigene Hobelbank.

Vom Ölen (2-fach) habe ich keine Bilder gemacht.
Ich habe alles mit einem Spülschwamm in der Wohnung gemacht. In der Werkstatt ist es jetzt zu kalt.







Erster Eindruck: super, was sonst.
Aber auch schon erstes Problem festgestellt: Der geschmiedete Niederhalter funktioniert nach dem Ölen nicht mehr. Die nächsten Löcher öle ich nicht.
Grandios ist die Arbeitshöhe von 98 cm. Ich bin 190 cm groß, passt genau.
Viele Grüße
Markus