frage zu Guido Frästisch...

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
stempsy
Beiträge: 26
Registriert: Mo 1. Jun 2020, 20:29

frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von stempsy »


Hallo

Der Plan ( http://www.hobbywood.de/Fraestisch.pdf )ist sehr genial,nur hätte ich da eine Frage dazu:

Die Anschlagbacken bzw. der Fräsanschlag-Was kann ich da WIE verstellen bzw. fixieren?
Mir gehts darum-wieviel Spiel das Ganze hat und wie genau es ist.
Was nutzt mir der schönste Frästisch,wenn ich z.B. eine Nut in der Mitte eines Brettes fräsen wil,oder außen am Rand eine Phase ziehen will und das Brett aufgrund eines "schiefen" Anschlages somit vermurkst wird.
Wie weit ist der Anschlag "nach hinten" denn verstellbar?

Würde mich über Infos sehr freuen.
DANKE
mfg
stefan

Vielleicht hat den Frästisch ja jemand gebaut und kann detailiertere Bilder machen?



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von Martin Essrich »


Hallo Stefan.

Prinzipbedingt kann der Anschlag gar nicht schief zum Fräser stehen. Für alles, was am Anschlag liegend über den Fräser gezogen wird, ist nur der Abstand zwischen Fräser und Anschlag wichtig. Der Fräsermittelpunkt steht immer im rechten Winkel zum Parallelanschlag.
Die Anschlagbacken nicht ganz unkritisch den sie verziehen gerne.
Multiplex oder andere Sorten von Verbundstoffen mit Holz sind offensichtlich keine so gute Wahl für Anschlagbacken.
Werde diese im Frühjahr am eigenen Frästisch durch Kunststoff oder Aluminium ersetzen.

Wie weit der Anschlag nach hinten verstellbar ist, ist wohl individuell untersschiedlich und hängt auch davon ab, ob man sich an den Plan von Guido hält. Ich habe z.B. T-Nut-Schienen zum Verstellen des Anschlags in die Platte eingelassen. Ich habe es nicht nachgemessen aber ich schätze mal, das ich ca. 15 - 20 cm Spielraum zum Fräskopfmittelpunkt habe. Das ist mehr als genug, denn Nuten in der Mitte eines Brettes ziehe ich mit Oberfräse und Führungsschiene. Wüßte keine Anwendung, bei der ich soviel Abstand zum Fräskopf benötigen würde, denn i.d.R. werden auf dem Frästisch in der Nähe der Kante (Nut zum Einlassen einer Rückwand z.B.) oder direkt an der Kante gearbeitet.

Für alles andere hast Du noch den Queranschlag in der Führungsnut. Z.B für Überplattungen. Da kann der Parallelanschlag eine Hilfe sein, ist aber nicht notwendig.

Weihnachtliche Grüße aus Offenbach

Martin



stempsy
Beiträge: 26
Registriert: Mo 1. Jun 2020, 20:29

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von stempsy »

[In Antwort auf #55480]
Hallo

Danke für deine Antwort.

Auf die Länge von z.B. 1 Meter gesehen aber doch schon,oder?

Klar,steht der Fräser immer im 90 Grad Winkel,ABER ist der Abstand auch einen Meter vor und einem Meter hinter dem Fäser noch der gleiche zum Anschlag?

Echt?MPX verzieht sich da gerne?Kommt es nicht viel mehr auf die "Führungsart" an,als auf das Material?
Du hast T-Nut Schienen in der Grundplatte eingelasen, und dann WIE mit dem Anschlag verbunden?

Wenn du den Frästisch gebaut hast,dann kannst mir ja auch Bilder mailen-DANKE
schönen Sonntag
mfg
stefan



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Stefan

Entschuldige wenn ich Dir nicht per Mail sondern hier im Forum antworte, ich wurde schon von einigen Forumskollegen darauf hingewiesen, dass einige Bilder, die ich über meinen Frästisch damals einstellte, nicht mehr erscheinen, damals gab es noch nicht Heinz Rösch's famose kleine Holzwurmseite.

Also es geht um meinen Frästisch, seine Eigenarten und auch um Erfahrungen, die mittlerweile vorliegen.

Bild 1
Hier ein altes CAD-Modell meines Tisches, ich hatte mir ja damals vor allem Guidos Tisch genau angeschaut, hab viele Kommentare gelesen, fand daran viele Anregungen, mit anderen Worten, ich hab Recherchiert, wie ich es immer in meinem Beruf getan habe.
Folgende Gedanken kristallisierten sich heraus:

1. Tisch mit ausreichend großer Fläche zur normalen Anwendung.

2. Tisch mit angebauter Lineareinheit, um mit größtmöglicher Wiederholgenauigkeit Kleinserien fertigen zu können.

3. Der Tisch sollte es zulassen die Fräse mit horizontaler Achse einzusetzen, wie es Guido mit seinem Kuchenbrett ermöglichte.

4. Wie alle meine Maschinen sollte der Tisch leicht zu transportieren sein, schon oft hab ich meinen ganzen Maschinenpark auf irgend eine Baustelle im Haus oder aber auch im Dorf gebracht, um vor Ort damit arbeiten zu können.

Herausgekommen ist der gezeigte Tisch, die Geometrie so gewählt, dass sowohl die Oberseite mit Lineareinheit, die Unterseite als normaler Tisch (im Modell fehlt die Darstellung der Aufnahmeplatte) und das ganze, gleich auf welche Seite gestellt die waagerechte Fräsachse ermöglicht.
Dazu war es notwendig, das beide Platten oben und unten gleich groß sind und die Lineareinheit sich mit zwei Schrauben schnell entfernen lässt.
Noch einige Details zur Lineareinheit, auf dem Schiebeschlitten (INA) die blaue Platte mit der gelben Anschlagleiste, diese ist mit 8mm Stiften in die gezeigte 90° Stellung und in die 45° und 22.5° Stellung veränderbar und dies mit großer Genauigkeit.
Die Pinkfarbene Aluleiste ist von meiner Kitty, mit verstellbarem Anschlag.



Bild 2 und 3
Hier diese Einheit in Aktion, beim ersten Bild fertige ich Teile meines Medizinschrankes, beim zweiten Bild Teile meiner Garderobe, es macht wirklich Spaß solche Teile, auch kleine Teile zu fertigen, mal eingerichtet kann man ungesehen die Arbeit durchziehen, die Genauigkeit bleibt gleich gut.
Zum befestigen hab ich mit einfachen Teilen wie einer 12mm Spindel mit Spannteller und einem Keil für eine präzise Befestigung gesorgt.
Um auch Kleinteile fertigen zu können hab ich die Aufnahmeplatte über dem Tisch platziert, kann aber auch bei größeren Teilen weiter vom Tisch montiert werden.





Bild 4 und 5
Hier zwei Bilder die die normale Anwendung zeigen, beim ersten Bild kopiere ich von der Außenseite abtastend die Innenwand meines Tablettes, das zweite Bild zeigt die Einrichtung zum Nuten der Segmentteile auch zum Tablett.
Beim ersten Bild ist meine selbstgebaute Fräsmotorhalterung im Einsatz, beim zweiten Bild ist meine Metabofräsmotor am arbeiten dazu eine gesonderte Halteplatte.
Auch ist beim zweiten Bild eine weitere Haltplatte zu sehen, sie dient zum aufnehmen der Stichsäge, gebe aber zu, oft habe ich diese Sache noch nicht genutzt.





Bild 6 und 7
Hier nun Beispiele der Anwendung mit horizontaler Fräsachse, das erste Bild zeigt wie ich die Außenkontur des Tablettes fräse, dazu stelle ich den Tisch auf die Seite befestige den normalen Längsanschlag, auf diesen schraube ich eine zusätzliche Platte als Auflage fürs Werkstück, unter dem Fräser ist ein Anschlag zu sehen, der die zu kopierende Form abtastet, die zu fräsende Form wird nun durch Zustellung des Fräsers und die Veränderung der Höhe des Längsanschlages erreicht.
Das zweite Bild zeigt das Kopieren einer Schale, der Aufbau wie beim Tablett, auf diesem Bild kann man im Hintergrund die zweite Aufnahmeplatte erkennen (für Metabomotor).





Die bis jetzt gesammelten Erfahrungen sind positiv, es hat sich gezeigt, das die horizontale Fräsachsenanortnung viele neue Möglichkeiten bringt, ganz wichtig für alle gezeigten Anwendungen ist die Verstellmöglichkeit des Fräsmotors und dies sowohl von oben als auch von unten, auch die Messuhr finde ich sehr nützlich, die Zustellung ist so ein Kinderspiel.
Die entsprechende Links zu den einzelnen Berichten hab ich ja unter meinem Benutzerprofil abgelegt.

Gruß Franz



stempsy
Beiträge: 26
Registriert: Mo 1. Jun 2020, 20:29

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von stempsy »

[In Antwort auf #55491]
Hallo Franz

Erstmal vielen vielen DANK für deine sehr ausführliche und detailierte Antwort.
Im Forum hab ich auch schon viel nachgelesen und ich werde versuchen wohl von jedem etwas mitzunehmen,dass mir für mich sinnvoll erscheint und ich auch brauche.
Werde mir all deine Links vom Userprofil auch mal noch genau durchlesen.

Wie hast du das mit dem Anschlag gelöst?Hat der recht großes Spiel?
mfg
stefan



Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von Guido Henn »

[In Antwort auf #55477]
Hallo Stefan,

die Anschlagbacken kannst du nach links und rechts verstellen, so wie es der Fräserdurchmesser erfordert. Den gesamten Anschlag kannst du noch nach vorne und hinten schieben. Fixiert wird alles mit einfachen 10er Schlossschauben, Scheibe und Flügelmutter (deutsche Form!!!).

Wie Martin schon schreibt ist es in den meisten Fällen egal wie schräg der gesamte Anschlag auf der Tischplatte verläuft. Beide Anschlagbacken sollten aber fluchtgenau zueinander stehen. Dazu sollten beide Anschlaghälften aus einem kompletten großen Brett herausgeschnitten werden und in der Mitte aufgetrennt und dort mit den Schrägen versehen werden. So hast du eine linke und eine rechte Anschlagbacke die zusammen geschoben wieder perfekt fluchten.

Martin hat natürlich recht, dass Anschlagbacken aus Metall präziser sind, ob Sie aber wirklich die bessere Wahl für einen Frästisch sind lasse ich mal dahin gestellt ...

Ich weiß dass die Metaller ja gerne alles super präzise mögen (am besten auf den 1000stel Millimeter genau), aber glaube mir, das ist wirklich nicht nötig. Bei alten Tischfräsen waren die Anschlagbacken auch aus Holz (meist Multiplex) und die Möbel waren auch damals schon präzise gefertigt. Aber wenn du mehr ausgeben möchtest kriegst du natürlich auch Anschlagbacken aus Alu (z.B. bei Felder).

Wenn du mehr "Fräs-Platz nach hinten" brauchst, befestigst du den kompletten Anschlag einfach auf der Vorderseite des Frästisches mit zwei Zwingen und stellst dich selbst auf die Rückseite zum Fräsen. Der Främittelpunkt liegt von hinten bei 20 cm und von vorne bei 41 cm - das sollte für fast alles ausreichen.

Was Multiplex angeht gibt es immer Dicken-Tolleranzen - sogar von einer Ecke einer großen Platte bis zur anderen Ecke können da schon mal locker ein Millimeter drin sein (ein Graus für die Metaller ;-) ) - aber wenn man das weiß und den Zuschnitt richtig plant, kann man auch diese Problem konstruktionsbedingt sehr gut lösen.

Den Rest nenn ich in meinen Kursen immer das "Feintuning": Wer beispielsweise nachts nicht schlafen kann, weil die Anschlagbacke nur 89,95 Grad und nicht die "geforderten" 90 Grad zur Tischfläche hat, der klebt einfach einen (oder mehrere) dünne Streifen Tesafilm im unteren oder oberen Bereich hinten auf die Anschlagbacken bis alles wirklich 100%ig stimmt. Das funktioniert prima, ist aber in der Regel nicht nötig, aber wer sich danach besser fühlt sollte es unbedingt machen.

Das hört sich jetzt alles etwas scherzhaft an, aber ich meine das wirklich ernst, viele beißen sich förmlich an Kleinigkeiten fest, wenn Sie ihren Frästisch bauen. Und über diesen Präzisisons-Fanatismus wird das Ding einfach nie fertig. Deshalb finde ich: loslegen und bauen - der Rest kommt von ganz allein.

In diesem Sinne wünsche ich dir zunächst einmal viel Spaß beim Bau des Frästisches, denn dann kommt der Erfolg von ganz allein.

Schöne Grüße

Guido



Robert Hickman
Beiträge: 687
Registriert: Mo 2. Jan 2017, 16:40

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von Robert Hickman »

[In Antwort auf #55480]
Hallo Martin,

Ich habe mir den Fräsanschlag mit Aluprofilen gebaut. Auf den Fotos habe ich meine zwei Tischverbreiterungen der Erika auf die Werkbank gespannt, den Fräsanschlag draufgelegt und mit Schraubzwingen gesichert. Probeweise habe ich hinter den Fräsanschlag den Parallelanschlag der Erika gelegt. Daher scheint die Zwinge rechts fast in der Luft zu hängen. Tatsächlich ragt sie aber noch gut 3cm in den Anschlag und hält sicher. So kann ich den Fräsanschlag sehr fein einstellen.
Das Profil ist am Fräser um jeweils 30 Grad abgeschrägt. Ging mit K/G-Säge und Z80 TZ/FZ-Blatt problemlos.





Hier kann man einen der vier Nutensteine erkennen, der das Profil an den Anschlag zieht. Der Anschlag selbst ist aus 19mm MDF mit Lamellos verleimt.
Bisher hält er sehr gut. Das Profil erlaubt auch, Niederhalter oder anderes Zubehör mittels weiterer Nutensteine anzuschrauben. Kosten für das Profil (1m) und Nutensteine: 29€.

Viele Grüße

Robert



Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von Martin Essrich »


Guten Abend Guido.
Bei den Anschlagbacken habe ich das Problem, dass die Backen leider nicht fluchten, obwohl der Parallelanschlag ansich sauber fluchtet und die Backen aus der selben Platte geschnitten wurden. So stößt das Werkstück beim Schieben an der hinteren Backe an. Je nach Wetterlage 1 bis 2 mm Versatz!
Ich bin sonst nicht pingelig aber dann hätte ich auch meinen Wolfcraft Tisch behalten können. Das muß verbessert werden!
Michael Breitenbach, der hier ab und zu mitliest, hat übrigens das gleiche Problem. Ich habe im Internet ein 50x30x2 cm großes Schneidbrett aus Polyetylhen für weniger als 20 Euronen entdeckt. Ich will mal schauen, ob das nicht besser als Anschlagbacke taugt. Zumindest sollte sich das Zeug fast wie Holz bearbeiten lassen und stabil genug sein.

Gruß aus Offenbach
Martin



Gottfried K. -F
Beiträge: 362
Registriert: So 5. Aug 2012, 20:24
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Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von Gottfried K. -F »

[In Antwort auf #55499]
:Zitat Guido Anfang =:Den Rest nenn ich in meinen Kursen immer das "Feintuning": Wer beispielsweise nachts nicht schlafen kann, weil die Anschlagbacke nur 89,95 Grad und nicht die "geforderten" 90 Grad zur Tischfläche hat, der klebt einfach einen (oder mehrere) dünne Streifen Tesafilm im unteren oder oberen Bereich hinten auf die Anschlagbacken bis alles wirklich 100%ig stimmt. Das funktioniert prima, ist aber in der Regel nicht nötig, aber wer sich danach besser fühlt sollte es unbedingt machen.:=Zitat Guido Ende:

Genau darum geht es heute doch, alle Geräte müssen auf den 10/tel, 100/tel, 1000/tel mili-micrometer genau sein, sonst kann man damit nicht vernünftig arbeiten... wie die das früher gemacht haben, ist mir ein echtes Rätsel ;-)

Herzlichst Gottfried


Martin Essrich
Beiträge: 259
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 13:34

Re: frage zu Guido Frästisch...

Beitrag von Martin Essrich »


Hallo Robert.
So eine Aluschiene wäre eine Alternative zum zur Zeit in Betracht gezogenen Polyethylen Brett.
Der Preis läge auch im Rahmen.
Wie hoch ist dieses Profil ?

Gruß aus Offenbach

Martin



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