Unbekannter Hobel...??? *MIT BILD*

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Interessanter Hobel

Beitrag von Andreas Winkler »


Habe folgenden Link dazu gefunden:

http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj307/ar307009

Hm, ganz schön aufwendig.

Gruß, Andreas



Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Interessanter Hobel

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Andreas,...
deine Vermutungen sind so schon richtig.
Im Prinzip ist das System von Gebel die mechanische Variante der bekannten Lösung
eines vorgelagerten Keils, der durch weiteres Eintreiben das Hobelmaul verengt.
Hier z.B. mouth block: https://www.holzwerken.de/museum/patent/mouth_block.phtml
Der Schraubbolzen spannt die Vorrichtung und hält sie in Position, während die kleine
Schraube die Höhenverstellung reguliert. Da die Schraube aber gewindetechnisch nur Drücken kann,
also Heben, wird der Vorbau entweder leicht gehämmert oder gedrückt, um ihn tiefer zu setzen,
sprich bündig mit der Hobelsohle.
Bündigkeit und enger Hobelspalt vor dem Eisen sind auch die Voraussetzung, um Furnier
verputzen zu können. Somit hat dieses Patent nichts mit dem anderen Gebel System des Schlichthobels
zu tun, das du verlinkt hast.
Die kleinen Keilstifte können den Vorbau theoretisch seitlich verschieden stark
drücken, um z.B. die Parallelität zur Schneide herzustellen, oder bei größerer Sohlen-
abnutzung den Spalt zu füllen.
Interessant gelöst finde ich aber, und das ist eher wichtiger als die Hobelmaulverengung, die Nutzung
eines Eisens ohne Spanbrecher, ...haben wir doch gelernt, das ein enges Hobelmaul und ein fein einge-
stellter Spanbrecher das A und O für einen Putzhobel sind....!

Gruß Andreas



Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Unbekannter Hobel...???

Beitrag von Kurt Heid »

[In Antwort auf #93002]
Hallo Leute
Artikel aus Zeitung
Hobelpatente von Richard Gebel
Zeitungsnotiz von Fachblatt für Holzarbeiter, Heft 1, 1908.
Aus der Werkstatt für die Werkstatt
Ein Patentputzhobel ohne Klappe, ohne Keil, mit eisernem Hobelkörper bringt Herr Richard Gebel in Dahme in der Mark in den Handel. Dieser Hobel kann als das Non plus Ultra eines Putzhobels bezeichnet werden. Man kann jedes Maserfurnier dreist damit abputzen mit der absoluten Sicherheit, dass nichts aufgerissen wird. Bei verzogenen furnierten Flächen kann man durch tiefer stellen der Gegenplatte in die Löcher hinein putzen, ohne Gefahr, dass man auf den höheren Stellen durchputzt. Ebenso kann man den Hobel leicht so stellen, dass man genau gerade Flächen sauber damit hobeln kann, weil derselbe nicht hapert, was auch sehr vorteilhaft ist beim Kröpfen. Bei Hirnholz kann gleich quer durchgehobelt werden, der Hobel geht sehr leicht, da der Span durch keine Klappe und keinen Keil gehemmt wird, deshalb kann er auch nicht stopfen und, da der Hobelkörper von Eisen ist, kann er sich nie verziehen. Das Hobeleisen wird durch klopfen gestellt, wie beim gewöhnlichen Hobel und wenn es richtig steht, wird die Schraube im Bügel mäßig angezogen. Je nachdem nun feinere oder gröbere Späne gehobelt werden sollen, kann man durch eine Zug- und eine Druckschraube vorn im Hobelkörper den Messerspalt weiter oder enger stellen. Die Zugschraube zieht die Gegenplatte nach vorn und die Druckschraube drückt sie nach hinten. Man lässt die Zugschraube so viel nach, als der Messerspalt enger werden soll und zieht die Druckschraube an oder umgekehrt. Auf dieselbe Weise kann die Gegenplatte durch zwei Druckschrauben nahe beim Messerspalt oben auf der Gegenplatte und eine Druckschraube am anderen Ende auch tiefer oder höher gestellt werden. Zwei Zugschrauben neben der Gegenplatte ziehen mit dem Überwurf die Gegenplatte nach unten. Wenn man die Gegenplatte nur ein wenig höher oder tiefer stellen will, braucht man nur die beiden Druckschrauben nahe beim Messerspalt etwas zuschrauben; ist es mehr, müssen auch die Beiden Zugschrauben angezogen oder nach gelassen werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Gegenplatte unten nicht schief hervorsteht. Sollen genau gerade Flächen gehobelt werden, so stellt man die Gegenplatte so, dass sie mit der Gleitfläche des Hobelkörpers in gleicher Höhe und Neigung steht. Will man nun die Kante, die dicht vor der Schneide des Hobeleisens ist, etwas schärfer vorstehen lassen, so braucht man nur die eine Druckschraube am vorderen Ende oben auf der Gegenplatte etwas anzuziehen.
Wir haben uns selbst von der Vorzüglichkeit dieses Werkzeuges, das von Richard Gebel zum Preise von 6 Mark gegen Nachnahme abgegeben wird, überzeugt.
Übrigens wird von Herrn Gebel auch ein Putzhobel gleicher Konstruktion von Holz fabriziert, an dem nur die Gegenplatte von Eisen hergestellt ist. Beide sowohl der eiserne wie der Putzhobel von Holz, bieten unter anderem noch den großen Vorteil, dass sie jedes einreisen verhindern. Das wird dadurch erzielt, dass die Gegenplatte beim hobeln unmittelbar vor der Schneide des Hobeleisens hergleitet und die Holzfasern so lange unterdrückt, bis der Span vom Hobeleisen abgeschnitten ist.

Einige dieser von W. Jordan aufgeführten Patenthobel sind in meinem Besitz, s.h. in meinem Hobelbuch.
Gruß Kurt

Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Interessanter Hobel

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Andreas,

vielen Dank für Deine Ausführungen.
In der Tat ein sehr interessantes Werkzeug.

Glückwunsch dazu! Und viel Freude damit!

Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Unbekannter Hobel...???

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Kurt,

auch Dir ein "Dankeschön" für Deine Nachricht.
Sie bringt etwas Licht ins Dunkel.
Wenn ich diese Zeitungsnotitz richtig verstehe, bezieht sie sich mit dem Haupteil auf den metall´nen Hobel, von dem Du in Deinem Beitrag vom 24.7.2021 um 9.19 Uhr ein Bild eingestellt hast.

Wäre interessant herauszufinden, ob dieses System wirklich zum Putzen von Maserfurnier taugt. Das ist ja eigentlich der Einsatzzweck für eine Ziehklinge. Oder Schleifpapier.
Offensichtlich hat es sich aber nicht gegen das Ott`sche Reformputzhobel-System durchsetzen können, das ja vom Prinzip alle anderen Hersteller übernommen haben.

Gruß, Andreas



Kurt Heid
Beiträge: 293
Registriert: Mi 25. Aug 2021, 13:35

Re: Unbekannter Hobel...??? *MIT BILD*

Beitrag von Kurt Heid »


Hallo Andreas
Es ist wie mit vielen Patenten u. Erfindungen. Einer findet es gut, andre haben eine bessere Idee. Die Herstellung dieser Hobel ist teuer u. zu aufwändig. Einige dieser Hobel habe ich getestet. Neue Hobel sind einfacher, preisgünstig u. u. u.
Bilder eines Eschwege Hobels mit Einhänge Klappe nicht erfolgreich!!
Gruß Kurt

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Unbekannter Hobel...???

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo zusammen,...
wer sich etwas in das Thema Reformhobel vertiefen möchte, dem sei der Link eines FB
Freundes empfohlen, der Originalquellen durchforstet hat und eine kleine Abhandlung
drüber geschrieben hat! Als Österreicher hat er sich primär mit der Firmengeschichte von
Joh. Weiß u. Sohn, Wien beschäftigt.
Viel Spaß beim Lesen...
https://www.hobelaustria.com/reformhobel-nr-108

schönen Tag noch...
A.

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