Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas.M
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Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Thomas.M »


Hallo zusammen,

ich habe hier ein schönes Stück Eichenholz liegen, das sich sehr gut als Sägegriff eignen würde.

Nun ist bei Eichenholz ja auch immer das Thema Gerbsäure am Start. Erst kürzlich habe ich hier gelesen, dass jemand keinen Griff aus Eiche nutzen wollte, da es Verfärbungen an den Händen gibt. Gleichzeitig habe ich aber auch schon oft gesehen, dass ältere Fuchsschwänze mit Eichengriffen produziert wurden.

Zum einen also die Verfärbungen an Händen, aber wohl auch Probleme im Kontakt mit Eisen?

Hat jemand damit Erfahrung? Kann man das Holz behandeln, dass es damit keine Probleme gibt?

Liebe Grüße
Thomas

Andreas Ranogajec
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Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Moin,...
also das hab ich noch nie gehört, dass Eiche abfärbt. Wird wohl eher ein Beizenauftrag gewesen sein...
Wer weiß???
Die Eisen-Gerbstoffreaktion dagegen führt in der Tat bei Feuchtigkeit zu Korrosion, ...das ist schon mal
unbestritten der Fall. Das könnte man bei einem Sägegriff aber umgehen, wenn man Messing-
schrauben benutzt und die Kontaktfläche am Sägeblatt mit Klarlack lackiert.
Ich hab ne Gestellsäge aus Eiche, die cooler aussieht, als die etwas langweiligen buchenen,....
und einen Rückensägengriff aus Esche, der randnah unter dem Schraubendruck gerissen ist,
was bei grober Eiche auch passieren könnte.
Milde Eiche könnte ich mir ganz gut als Griff vorstellen, würde bestimmt interessant aussehen...

Gruß Andreas



Holger Sachs
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Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Holger Sachs »


Eiche an sich gibt schöne schwarze Hände, wenn man schwitzt. Habe ich damals bei meinem Gesellenstück gehabt. Die Gerbsäure in Verbindung mit Handschweiss und Metall (Stecheisen, Sägeblatt usw) ergibt die Farbe.
Ich denke, Lack ist das Mittel der Wahl, alternativ vielleicht auch Öl. Oder halt Handschuhe ;o)

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hi,..
Eisenmetall+Gerbsäure+Feuchtigkeit ergibt Korrosion und/oder eine Schwarzfärbung des Holzes.
Eine Abfärbung hab ich noch nie bemerkt und ich hab gern mit Eiche gearbeitet.
Aber Eichenholz ist eigentlich topp geeignet zum Lackieren oder Ölen und anschließendem
Wachsen. Von daher sehe ich da absolut keine probs...
A.

Konrad Holzkopp
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Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Moin,

ich denke, der vorhandene Griff besteht aus Esche, der kann
nach Jahrzehnten durchaus wie Eiche erscheinen. Die Textur
ist annähernd die gleiche, das Älter und evtl. aufgetragene
Lacke können die Färbung von Eiche annehmen.
Mir wären schon die blauen Hände vom Kontakt Stahl, Eiche und Handschweiß
ein Ausschlussgrund für Eiche als Bedienelement.

Wegen der leichten Spaltbarkeit von Eiche halte ich sie außerdem für einen filigran
ausgeführten Sägegriff mit hohem Kurzholzanteil für nicht stabil genug.

Gut Holz! Justus.

Pedder
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dem ist nichts hinzuzufügen *NM - Ohne Text*

Beitrag von Pedder »

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Thomas.M
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Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #155213]
Hallo zusammen,

erstmal herzlichen Dank für die vielen Rückmeldungen. Mir ist beim weiteren lesen noch etwas aufgefallen.
Ich möchte eure Expertise nicht in Frage stellen, jedoch habe ich nun gelesen, dass auch Kastanie und Walnuss große Anteile an Gerbsäure enthalten. Meine Suche nach Eichengriffen schien eher ein Zufallstreffer oder eine falsche Deklaration gewesen zu sein. Da gibt's in der Tat nicht viel. Aber Kastanie und Walnuss wird ja sehr wohl als Sägegriff verwendet. Ist denn hier die Gerbsäurekonzentration so viel niedriger, dass sie nicht ins Gewicht fällt?

Viele Grüße Thomas

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Moin,..
ach das mit der Gerbsäure ist großer Humbug.
Nußbaum wird zu Gewehrschäften verarbeitet, im Möbelbau gibts Eichengriffe und -Knäufe in Massen, und Esche
und Kastanie im Sportgerätebau und als Ausstattungshölzer ...und das alles ohne Problem mit der Gerbsäure.
Es gibt nur beim Verleimen und mit der Feuchtigkeit einige Dinge zu beachten, damit man ein optimales
Aussehen bekommt.

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Uwe.Adler
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Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure *MIT BILD*

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #155213]
Hallo Thomas,

aus meiner Anfangszeit der intensiven Holzbearbeitung stammt folgender Griff. Dürften jetzt ca. 11 Jahre her sein, dass ich einen Bestandsfuchsschwanz mit hässlichen orangeroten Kunststoffgriff bearbeitet habe. Dazu die Bezahnung eingeebnet und aus Eichenholz diesen Handgriff hergestellt. Mit der Neubezahnung ist das lange Zeit meine Hauptsäge gewesen. Dann hielten andere Sägen Einzug in meine Werkstatt und die Säge rückte immer mehr ins zweite Glied. Da ich seit Anbeginn meine Werkzeughefte/griffe immer mit Öl bzw. später auch mit Schellack behandle, konnte ich eine Reaktion oder Abfärben der Eiche mit bemerken. Es sind nicht die einzigen Eichegriffe im Bestand. Heute verwende ich sehr gerne andere Hölzer mit schöner Textur und feinem Porenbild.

Das zum Thema Eiche und Handgriff.

Herzliche Grüße

Uwe

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Thomas.M
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Registriert: So 3. Jan 2021, 20:57

Re: Griffe aus Eichenholz - Thema Gerbsäure

Beitrag von Thomas.M »

[In Antwort auf #155213]
Moin zusammen,

Danke nochmal für die Rückmeldungen. Vor allem vielen Dank an Uwe und Andreas. Ihr habt mir etwas die Sorge genommen.
Ich denke, dass ich es einfach mal riskieren werde mit dem Eichengriff.
Da Holger und Konrad ja vielleicht auch nicht so ganz unrecht haben überlege ich noch, ob ich versuche, das Holz vorher noch etwas "auszuwaschen", was ich auf einigen Seiten gelesen habe. Kann ja dadurch auch nicht schlimmer werden. Und dann sollte man wahrscheinlich einfach verstärkt zusehen, dass die Säge nicht gerade in einer Tropfsteinhöhle hängt und allzu feucht wird. Allerdings habe ich da bei meiner anderen selbstgebauten Säge auch noch keine Probleme festgestellt und trocken ist es in meiner Werkstatt nicht unbedingt.

Ich werde über das Ergebnis berichten, wenn's soweit ist : -)

Besten Gruß
Thomas

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