Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo,

ich hatte am 16. 04. einen Thread "Ziehklingentester:in gesucht" eröffnet, der sich dann zu einer allgemeinen Diskussion über Ziehklingen entwickelte und einigermaßen unübersichtlich geworden ist. Mein Hintergrund dabei ist, dass ich derzeit dabei bin, eine neue Anleitung zum Ziehklingenschärfen zu verfassen, Um die Diskussion ein bißchen dahin zu lenken wo sie mir weiterhilft, möchte ich in einem neuen thread meinen Stand der Erkenntnis und meine Meinung zur Diskussion stellen.
Ich habe die beiden wichtigsten Kapitel in ihrem aktuellen Zustand aus der Anleitung herauskopiert (word hat Kapitel 1 und 2 daraus gemacht, eigentlich sind es 3 nund 4) und in ein PDF umformatiert. David aus dem Forum hat das netterweisr ins Netz gestellt:

https://files.wwwiki.org/schaerfen_ziehklingen_iA_Kap34_210530.pdf

Bitte bedenken: Das ist unfertig und fehlerhaft, das Thema "45°- Ziehklinge" ist noch völlig unüberarbeitet, und die Bezüge sind teilweise in anderen Teilen des Textes. Aber der sachliche Inhalt ist, denke ich, klar.

Was haltet Ihr davon?

Grüße, Friedrich

Pedder
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Re: Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Beitrag von Pedder »


Hallo Friedrich,

ich habe es gespeichert und wieder hochgeladen. Ohne Probleme?


Offensichtlich ist Deine Ziehklinge in Topform So einene Span habe ich noch nicht gesehen (auch wenn es darauf ja eigentlich nicht ankommt).
Ist das Holz Ahorn? das ist natürlich nicht undankbar für den Zweck.

Wenn Deine Kante weiterhin rund 90° hat, was ist dann der Sinn des Grat anziehens? Dass diese Kurve entsteht?

Ich habe das schon erlebt, dass man sich an einem Ziehklinge richtig schneiden kann. Mit 90° Kante?

Liebe Grüße
Pedder

reinhold
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Re: Ziehklingen: Funktion und Schärfen *MIT BILD*

Beitrag von reinhold »


hallo,
ich bin eher der Praktiker und schärfe und benutze meine Ziehklingen so, wie ich es vor 50 Jahren gelernt habe.
Kürzlich habe ich einen Tisch restauriert und die letzten Arbeiten auf der Platte mit der Ziehklinge durchgeführt.
Zum Einsatz kam ein Ziehklingenhobel von Stanley und ein paar uralte Ziehklingen unbekannter Herkunft. Natürlich wurden sie vor der Arbeit geschärft.
Die Späne sahen so aus:



Wie Pedder sagt: es kommt nicht auf den Span an. Aber es freut einen doch.
viele Grüsse
reinhold

Pedder
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Re: Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #155091]
Hallo Friedrich,

ich habe das Zurichten von Ziehklingen irgendwo so gelernt:
Zuerst wird die flache Seite der Ziehklinge gedrückt und dann die Kante, wie von Dir beschrieben.
Quasi hin und herbiegen. Hast Du die Methode auch nachvollzogen?

Eine der besten Ziehklingen, die ich habe, ist von benchcraft. Das ist ein Stück rechtwinklig poliertes Hartmetall auf einem Träger aufgelötet mit Griff.

Vielleicht wird der Grat doch überbewertet?

Liebe Grüße
Pedder

reinhold
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Danke, Pedder *NM - Ohne Text*

Beitrag von reinhold »

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Ziehklingen: meine Schärfmethode

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #155095]
Aufgrund verschiedener Anfragen hier meine Schärfmethode:

1. Aufarbeiten der Ziehklinge ist nur nötig bei stark abgenutzten und bei neuen Klingen.
Die Ziehklinge wird mit Kupferschonbacken in den Schraubstock gespannt, sodass sie ca 1 cm übersteht. Dann mit einer Feile die Schmalkante sauber und rechtwinklig zurichten. Die Feile wird dabei im rechten Winkel zur Klinge gehalten und gezogen. (Sorry, ich kenne keinen deutschen Ausdruck dafür, auf Englisch heißt das draw filing, unter diesem Stichwort gibt es jede Menge Anleitungen im Internet).
Die Schmalseiten der Ziehklinge werden im Normalfall weder behandelt noch benutzt.
Den entstandenen Grat auf einem 1000er Schleifstein abschleifen und auf einem 2000-4000er Stein die Fläche und die Kante fein abziehen.

2. Das Verdichten der Ziehklinge ist der nächste Schritt und beim normalen Nachschärfen der erste Schritt.
Dazu lege ich die Ziehklinge flach auf die Werkbank, sodass die lange Kante ungefähr mit der Tischkante übereinstimmt. Ich gebe einen kleinen Tropfen Öl (Ballistol) auf die Klinge und fahre 2-3 Mal mit flach gehaltenem Ziehklingenstahl (runder Querschnitt, ca 20 cm lang) und ordentlichem Druck über die Fläche in der Nähe der Schneide. Das mache ich an jeder Schneidkante, also vier Mal. Dadurch wird das Material der Ziehklinge verdichtet.
Und bei benutzten Ziehklingen wird der Grat entfernt bzw. zurückgebogen.

3. Das Anziehen des Grates macht die Ziehklinge zum Schneidewerkzeug.
Dazu wird die Klinge wieder hochkant und mit Kupferbacken in den Schraubstock gespannt.
Sie soll ca ½ bis höchstens 1 cm überstehen. Mit dem Ziehklingenstahl fahre ich mit ordentlichem Druck zweimal genau waagrecht über die Schneidekante. Dann halte ich den Stahl ca 10 Grad nach unten geneigt und fahre erst links, dann rechts einmal hin und wieder her über die Schneidekante und drücke damit den erforderlichen beidseitigen Grat an. Für feinere Arbeiten reicht das oft schon.
Wenn ich eine aggressivere Schneide brauche, dann fahre ich noch zweimal drüber und halte dabei den Stahl um ca 20 Grad geneigt. Für Grobarbeiten und zum Entfernen alter Lackschichten neige ich den Stahl beim dritten Durchgang ca 30 Grad.
Jetzt habe ich 2 scharfe Schneidekanten. Ich drehe die Ziehklinge um (untere Seite nach oben) und wiederhole den Vorgang. Das war‘s. Dauert keine 5 Minuten, und mit vorherigem Feilen maximal 10 Minuten.
Man braucht keine Lehren und Vorrichtungen und statt des Ziehklingenstahls kann man auch eine 3/8'' bzw.10 mm Drechselröhre nehmen oder einen dicken Werkstatt-Schraubenzieher.
Man braucht eine gute, feine Flachfeile mit nur einem Hieb und ca 20 cm lang.
Mit einer Feile mit Kreuzhieb geht es nicht.

Das Schärfen der Ziehklinge ist Übungssache. Die ersten paar Mal werden sicher schiefgehen. Dann nicht aufgeben. Übung macht auch hier den Meister und die Ergebnisse werden von Mal zu Mal besser. Die Mühe lohnt sich, denn eine Ziehklinge ist ein wunderbares Werkzeug.


Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Beitrag von Ulrich Leimer »

[In Antwort auf #155096]
Hallo Friedrich, hallo Pedder,

ich hatte es hier irgendwo vor längerer Zeit schon mal geschrieben... mein alter Lehrer, ein Beizer/Polierermeister, hat seinerzeit, wenn er dickere Lackschichten entfernen wollte, einfach
aus einer Glasscheibe kleinere Stücke geschnitten/gebrochen und damit mit der scharfen Kante die Schichten entfernt, (erinnere mich, z.B. an einer glatten Stuhllehne). Sicher aus Notbehelf oder
mangels einer Ziehklinge?
Da diese Glasstücken nun wirklich keinen Grat haben, muss auch etwas anderes schneiden, kratzbrechen, wie auch immer...Hab ich auch schon gemacht und es funktioniert ja auch irgendwie.

Gruß Uli

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Beitrag von reinhold »


hallo Uli,
das mit der Glasscheibe habe ich während der Lehre auch gelernt.
Da aber eine gebrochene Glasscherbe niemals völlig glatt ist, sondern immer mehr oder weniger gezackt oder schartig ist, ist es nicht möglich, damit eine glatte Oberfläche zu erzeugen. Es sieht immer sehr besch...eiden aus.
Allerdings zieht die Glasscherbe gigantisch dicke Späne ab und eignet sich recht gut, um alte Anstriche abzumachen.
Und anschliessend muss man mit viel Geduld und Schleifpapier drüber, um eine saubere Oberfläche zu erhalten.

Und sehr oft schneidet man sich, trotz aller Vorsicht.

viele Grüsse
reinhold

Werner Liebel
Beiträge: 3
Registriert: So 18. Apr 2021, 11:49

Re: Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Beitrag von Werner Liebel »

[In Antwort auf #155091]
Hallo Friedrich,

ich habe mir vor einiger Zeit Ziehklingen von verschiedenen Herstellern besorgt um sie zu vergleichen.
Dabei habe ich festgestellt, dass einige Ziehklingen nicht plan sind.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die gewölbten Seitenflächen der Klingen mit einem planen Schleifstein bearbeitet werden können.
Vielleicht würde ein entsprechender Hinweis in der Schärfanleitung nicht schaden.

Gruß,
Werner

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Ziehklingen: Funktion und Schärfen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Werner,

zum Thema (Kapitel aus der Anleitung in Arbeit):



Meinst Du sowas?

Grüße, Friedrich

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