Große Schale schnitzen *MIT BILD*

[Michael Weisser]

[In Antwort auf #154381]
Hallo Pedder,

Ja, der Drache ist super...genauso wie viele andere. Die geschnitzten "Ale-mugs" gefallen mir eigentlich alle sehr gut. Ich finde die Schalen mit den ausfächernden Griffen etwas zu verspielt und bei den Kerbschnitzereien muss ich immer gleich an "Herr der Ringe" oder "Harry Potter" denken...aber die Ausführungsqualität und die systematische Herangehensweise finde ich sehr beeindruckend. Auch die technischen Tips die regelmäßig auf seinem Blog erscheinen sind sehr gut und man hat das Gefühl als würden diese wirklich lediglich aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen entstehen.

Vielen Dank für deinen Kommentar

Michael

[Sebastian51]

Michael Du öffnest für mich quasi die Tür in ein weiteres Holzuniversum, dass mir in dieser Form noch nicht bekannt war.

Auf Deinen Bildern ist die Innenseite sehr glatt. Arbeitest Du da wirklich nur mit der Dechsel oder auch noch mit anderen Werkzeugen, wie Ziehmesser, Travisher oder Schabhobel.

Kannst Du mir ein paar Wissensquellen nennen, gerne auch nur mit Namen und nicht mit Link, anhand denen man sich in das Thema einlesen oder eingucken kann?

Viele Grüße

Sebastian

[Michael Weisser]

Hallo Sebastian,

Schön, dass die Anregungen Dir gefallen.

Ich bin Abonnent von Fine Woodworking. Viele Anregungen kommen von dem Magazin. Ich denke Du bekommst ein gutes Bild wenn Du einige Handwerker/Künstler näher betrachtest. Einige davon sind:

-Den Namen David Fisher habe ich ja schon genannt. Auf seine Homepage findest Du eine Literaturliste die recht hilfreich sein kann. Besonders lehrreich dürfte die Betrachtung des Archivs seines Blogs sein. Ich würde einfach etwas im Archiv der letzten 3-4 Jahre stöbern...Du wirst auf jeden Fall Spass dabei haben...schick mal eine Rückmeldung wie Du es findest...ich finde es super...er zeigt ganz gut die Palette an Gegenständen die man aus frischem Holz fertigen kann.
-Peter Follansbe…führt einen recht aktiven Blog...die Werkstücke sind Geschmackssache. Er hat sich auf mittelalterliche Fertigung und Werkstücke festgelegt.
-Peter Galbert...Stuhlbauer und insbesondere Windsorstühle aus Grünholz. Sowohl ästhetisch als auch von der Arbeitsweise m.E. ein Ausnahmekönner...Sein doch recht teures Buch steht auf meiner Liste... Auf Fine Woodworking Homepage ist ein Video in dem er seinen Werdegang erzählt...empfehlenswert.
-Curtis Buchanan...ebenfalls Windsorstühle und ebenfalls hervorragend...hat auf Youtube eine schöne Serie über den Bau eines Stuhles.
-Alle oben genannten beziehen sich oft auf Jenny Alexander (Homepage Greenwodworking.com)

Leider alles auf englisch.

Es gibt sicherlich noch viel mehr und noch bessere Quellen aber so tief stecke ich selber nicht in der Materie. Ich beobachte es einfach schon eine Weile und schnappe immer mal wieder das eine oder andere auf.
Im Forum gibt es sicherlich noch viel Wissenwertes zu dem Thema

Viele Grüße und vor allem viel Spass beim Werkeln

Michael

[Michael Weisser]

Ach ja und um auf Deine Frage zurückzukommen...

Ich arbeite mich mit der Dechsel so ca. bis 2-3mm an die Markierung heran. Dann wird mir das Risiko zu groß über die Markierung zu schlagen. Dann arbeite ich noch eine Runde mit dem gebogenen Hohleisen (Stich 5 oder 7). Die Oberfläche ist nicht sonderlich glatt. Wenn es den Anschein hatte muss es am Licht liegen. Ist aber auch egal die Oberfläche kümmert mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht. Es geht wirklich nur darum die Form auszuarbeiten. Die letzte Runde mit dem Hohleisen ist auch deshalb wichtig weil das Hohleisen einen kleineren Radius der Aushöhlung erlaubt und die Aushöhlung dadurch weniger V-förmig wird sondern schön rund. Da muss man aber diszipliniert gleichmäßig an der ganzen Schale arbeiten, sonst wird's ungleichmäßig.

Grüße

Michael

[Micha P]

[In Antwort auf #154372]
Hallo Michael,

das ist ein schöner Rohling. Hut ab, dass du das mit dem Dechsel so toll hinbekommen hast. Ich drücke dir fest beide Daumen, dass du von Rissen verschont bleibst. Vielleicht - ich kenne deine Raumverhältnisse nicht - solltest du das Werkstück zusätzlich zum Laken noch an einen kühleren und nicht ganz trockenen Raum lagern, damit das Trocknen noch langsamer vonstatten geht. Aber ich gehe mal davon aus, dass du weißt, was du da machst, denn wer so präzise die Axt schwingen kann, der wird schon einige Erfahrungen gesammelt haben.

Noch ein kleiner Tipp - zu den Bildern. Bestimmt ist es dir untergegangen. Bild 2 liegt auf der Seite. Wenn es aufrecht stehen soll, kann man es im Bildbetrachter deiner Wahl drehen und danach die Datei speichern. Dann wird sie nach dem Hochladen, richtig herum zu sehen sein.

Ich wünsche dir und allen Forumianern schöne Feiertage und einen guten Rutsch.

LG Micha

[David]

[In Antwort auf #154389]
Ergänzen möchte ich, dass einige gute (Grün)Holz-Handwerker (Windsor, Schalen, Löffel, etc.) auf Instagram sehr aktiv sind, da lohnt es sich mal ein wenig zu stöbern.

James Mursell und Ben Orford fallen mir weiterhin ein sowie Elia Bizzarri, wobei Ben Orford eher aus der Bushcraft Szene kommt und inzwischen meines Wissens weitestgehend Messer und ein paar andere Werkzeuge fertigt, hat aber dennoch ein paar gute Youtube Videos am Start, u.a. zum Drechseln mit der Wippdrehbank. James Mursell verkauft einen erschwinglichen Travisher, mit dem ich auch arbeite.

Curtis Buchanan hat gleich mehrere Serien zum Bau unterschiedlicher Stühle auf Youtube und verkauft die Pläne dazu über seinen Shop. Die Pläne des Democratic Chair sind zum Wunschpreis, auch kostenlos zum Download erhältlich.

Galberts "Chairmaker's Notes" habe ich und es ist auch sehr hilfreich, allerdings nicht so strukturiert wie ich es mir wünschen würde. Lohnt sich trotzdem, ich habe damit meinen ersten Windsor Stuhl gebaut. Derzeit bin ich an dem "Joint Stool from a Tree" dran, Foto anbei zeigt den Zwischenstand nach dem Drechseln der Beine auf der Wippdrehbank.

Beste Grüße,
David

[Michael Weisser]

[In Antwort auf #154372]
Hallo Holzwerker,

Die große Holzschale hat insgesamt 8 Wochen getrocknet. Wie angekündigt ersteinmal eingewickelt in ein Tuch und anschließend offen in einem schattigen Plätzchen der Werkstatt. Die folgenden Fotos zeigen was für Spannungen sich durch das Trocknen aufbauen aber auch wieviel so eine dünnwandige Schale an Verformung aushält. Zum Glück sind wir von Rissen verschont geblieben.




Im ersten Schritt nach der Trocknung habe ich die Auflagefläche auf einen Karton übertragen, plangehobelt und wieder angezeichnet.

Mit zwei Niederhaltern wurde die Schale auf die Werkbank gespannt und die Innenseite mit gebogenen Hohleisen (Stich 5) geputzt.

Auf dem unteren Foto sieht man die geputzte Innenseite (oder man sieht es nicht weil ich ein grottiger Fotograph bin) und die begradigte Oberseite.



Vom Putzen der Außenseite habe ich keine Bilder gemacht aber es sind ein Schnitzeisen mit 1er Stich und insbesondere ein Ziehmesser zum Einsatz gekommen.

Die Schale hat insgesamt 60 kleine Astlöcher wobei ich inzwischen davon ausgehe, dass es sich eher um "Vogelaugen" handelt, ähnlich der Krankheit (oder eher dem Phänomen) bei Ahornbäumen. Vielleicht kennt sich ja jemand von euch damit aus ob solch eine Krankheit auch Birken befallen kann. Im geschälten Stammabschnitt sieht man die Auswüchse am Umfang des Stammes. Sehr schön und vor allem beim Putzen sehr nervig. Die einen oder anderen Ausrisse waren leider nicht zu vermeiden. Die Werkzeuge waren sauscharf und ich war sehr vorsichtig...keine Chance...wenn ich demnächst nochmal eine Schale schnitze wird ausschließlich AAA-Holz verwendet.



Die Kanten an der Oberseite wurden noch mit dem Schnitzmesser angefast und die Schale anschließend mit Leinöl behandelt.
Außer den Fasen habe ich auf jegliche Schnitzereien verzichtet. Mit der Maserung ist die Schale schon recht unruhig fürs Auge.




Für Birke ist die Schale sehr rot und sehr dunkel geworden. Ich denke sie wird sich noch etwas aufhellen.

Hat sehr viel Spaß gemacht und es war ein sehr lehrreiches Projekt. 100% Überzeigt bin ich von der Ästetik noch nicht. Ich denke etwas Alter/Patina wird der Schale optisch gut tun. Die nächste Schale wird nicht ganz so hoch und dünnwandiger.

Egal, diese bleibt so wie sie jetzt ist.

Machts gut

Michael

[Pedder]

Hallo Michael,

vielen Dank für das das Resultat. Das ist sehr schön geworden. Toll, dass Du die oberfläche geschnitzt hast.
ICh hätte warscheinlich irgendwann zu schgleifmitteln gegriffen, bei den vielen Ästen.

Liebe Grüße
Pedder

[Bernd Grunwald]

Hallo Michael,

die Schale ist toll geworden, Glückwunsch. Kein Riss! Das ist super. Wenn man sieht, dass die Schale geschnitzt ist, dann sind kleine Ausreißer bei ständig wechselndem Faserverlauf kein wirklicher Makel. Natürlich ist es der Anspruch eines jeden Schnitzers, so etwas nach Möglichkeit zu vermeiden, aber derartige Spuren lassen die Schnitzarbeit nicht nur echt aussehen, sondern verleihen ihr zusätzlich einen besonders rustikalen Touch. Ist halt eine Frage der Optik - ob einem eine geschliffen oder geschnitzt endbearbeitete Oberfläche besser gefällt. Schleifen kann jeder, eine geschnitzte Oberfläche ist dagegen nach wie vor was Besonderes.

Vielen Dank für das Zeigen des Ergebnisses. Für mich war es eine Anregung, irgendwann auch mal eine Schale nass zu schnitzen. Jedenfalls schreib ich mir das schon mal auf meine Projektliste.

Gruß
Bernd

[Martin Darm]

[In Antwort auf #154872]
Hallo Michael,

ich finde, dass die Schale unglaublich schön ist. Auch wegen der Maserung!
Und die Form ist dir absolut gelungen. Hut ab!

Ich selbst habe schon seit längerem eine nicht so schöne Ahornschale rumstehen, die auf die Fertigstellung wartet. Nicht so schön, weil sie zu hoch und zu dickwandig ist und eine nicht ansprechende Form hat. Beim nächsten Mal werde ich versuchen, die Wandstärke schon im nassen Zustand deutlich zu reduzieren, also möglichst auf Endmaß zu bringen. Das beugt sicherlich auch der Rissbildung vor.

Zu den Vogelaugen: Der Wikipediaartikel zum Vogelaugenahorn sagt, dass der Vogelaugeneffekt insbesondere bei Birke auftritt.

Wie hast du die Schale eingespannt um die Außenseite zu bearbeiten?

Grüße und einen schönen Abend

Martin