Hobelsohle abrichten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Horst Hohoff
Beiträge: 56
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Hobelsohle abrichten

Beitrag von Horst Hohoff »


Hallo!
Ich habe mir bei e-bay einige gebrauchte Hobel ersteigert, um allmählich auch den Umgang mit einem Handhobel zu erlernen. Die teils recht alten Hobel zeigen natürlich z.T. deutliche Gebrauchsspuren, auch auf der Hobelsohle. Es sind deutliche Riefen vorhanden oder die Hobelsohle ist nicht rechtwinklig zu den Seitenflächen. Daher meine Fragen
1. Wie stark beeinflussen diese Faktoren die Funktion des Hobels ( wenn das Eisen richtig scharf ist)?
2. Wie kann man im Fall des Falles die Hobelsohle wieder richten?
Ich beziehe mich auf hölzerne Hobel.
Gruß
Horst Hohoff

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Hobelsohle abrichten

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Horst,

Gratulation zu deinen neuen/alten Stücken!
Die Riefen lassen sich in der Regel problemlos herausschleifen. Dazu solltest du Schleifpapier (Es wäre gut, wenn es mind. doppelt so lang wäre wie die Hoblesohle.) auf eine ebene Unterlage (Glasplatte ab ca. 8 mm Dicke, planen (Metall-)Maschinentisch, Spanplatte, ...) legen (uU befestigen) und die Sohle abschleifen. Nach einem letzten, feinen Schliff kann/soll man die Sohle mit warmem (Lein-)Öl (siehe kürzlich hier geposteten Hobelbankbeitrag) behandeln.
Besonders um das Maul sollte die Sohle keine Beschädigungen aufweisen, falls dies doch der Fall ist und Herausschleifen nicht recht funktioniert, kann man auch eine Stück der Sohle ersetzen, das habe ich aber noch nie versucht.
Wenn die Sohle zudem nicht mehr rechtwinkelig zu den Seitenflächen ist, wird eine die Prozedur vermutlich schwieriger. Inwiefern es tatsächlich nachteilig ist, kann ich dir auch nicht exakt sagen, ich persönlich halte es für nicht ganz so tragisch (Ich habe so oder anders Probleme eine Kante wirklich rechtwinkelig zu hobeln).
Für den Fall, dass ich auch einmal in die Verlegenheit kommen sollte, die Hobelsohle rechtwinkelig schleifen zu müssen, habe ich mir überlegt, dass dies am besten auf einer stationären Bandschleifmaschine funktionieren könnte:
Das Schleifband muss natürlich exakt im rechten Winkel zum Auflagetisch stehen, dann kann man den Hobel auf den Tisch legen und die Sohle exakt bearbeiten.
Aber wie gesagt, ich habe damit keine Erfahrung.

Viel Spaß beim Restaurieren!

Christian

Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Hobelsohle abrichten

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Horst,
die Sohle des Hobel sollte schon eben sein, d.h. Furchen und Vertiefungen solltest Du entfernen, um sicherzustellen, daß der Hobel immer (einigermaßen)
exakt aufliegt.
Das mit der Rechtwinkligkeit der Sohle zu den Seiten ist nur wichtig, wenn Du den Hobel in einer Stoßlade verwendest. (Wenn Du den Hobel also auf die Seite legst und eine Brettkante rechtwinklig hobeln willst.) Beim Hobeln einer ebenen Fläche spielt die Rechtwinkligkeit keine Rolle. Manche Leute sollen sich auch daran stören, mit einem "nicht exakten" Werkzeug zu arbeiten. Ist aber Geschmackssache.

Richten kann man an einem Holzhobel fast alles wieder. Wie Christian schon erwähnt hat, kannst Du den Hobel soweit runterschleifen bis Furchen und Riefen weg sind. Ich würde Dir empfehlen, die Sohle mit einem Hobel (Maschine oder Rauhbank) abzurichten. Das geht besser als Schleifen und die Winkligkeit kannst Du so einfacher wieder herstellen.
Nach dem Vorgang wird das Hobelmaul größer geworden sein. Das mußt Du mit einem Spund wieder auf die richtige Größe bringen.
Das sieht ungefähr so aus:

http://www.traditionaltools.com/Forums/topic.asp?TOPIC_ID=61

Hab´ das bisher einmal gemacht und hat prima funktioniert. Danach den Hobel mit Leinöl einlassen und fertig.

Gruß, Andreas



Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Hobelsohle abrichten

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #94964]
Hallo Horst,

du hast nicht geschrieben, um welche Hobelarten es sich bei deinem Kauf handelt. Bei einem Schrupphobel zum Beispiel ist die Sohle total unkritisch. Auch bei einem Schlichthobel würden mich ein paar Kratzer nicht weiter stören, solange die Sohle ansonsten eben ist. Sie muß auch nicht unbedingt rechtwinklig zu den Seiten sein. Allerdings sollte dann das Eisen im gleichen Winkel geschliffen sein. Wenn das der Fall ist, kann man den Hobel so benutzen. Ansonsten würde ich lieber die Sohle korrigieren als das Eisen auch noch schief zu schleifen.

Richtig kritisch ist der Zustand der Sohle eigentlich nur bei Putzhobeln, und auch da nur die Stelle direkt vor dem Hobelmaul. Japanische Hobel haben oft eine leicht ausgehöhlte Sohle, die nur an zwei oder drei Stellen (je nach Hobelart) auf dem Holz aufliegt. Und bei Eisenhobeln gibt es Modelle, bei denen in Längsrichtung Riefen eingefräst werden, um die Reibung zu vermindern. Die vordere Begrenzung des Hobelmauls muß bei Putzhobeln aber immer perfekt sein.

Eine schiefe Hobelsohle würde ich mit der Rauhbank auf der Stoßlade abrichten. Das Eisen sollte dazu eingesetzt sein, aber natürlich etwas zurückgezogen. Alternativ kann man auch die Rauhbank kopfüber in die Bankzange einspannen und mit dem abzurichtenden Hobel drüberhobeln (auch hier das Eisen einziehen, sonst gibt's Tränen!).

Viel Glück mit den neuen (alten) Hobeln!

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Hobelsohle abrichten

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #94964]
Hallo Horst,

ich habe folgende Methoden angewendet:

1. Schleifpapier uund eine ebene Fläche, wie. z. B. ein alter Spiegel.

Das Messer sollte sich im Hobel befinden und fest verkeilt sein. (Natürlich so, dass es hinter die Sohle zurückgezogen ist. Dise Methode Funktioniert auch für einen Anfänger prima und zuverlässig. Allerdings holt man sich die Schleifpartikel in die Hobelsohle. Das kann sich bei feinsten Arbeiten nachteilig bemerkbar machen. Auch mit einer Rauhbank wird es schon ziemlich schwierig. Deshalb mache ich das nicht mehr.

2. Hobeln mit einem Handhobel: Das ist die präziseste Methode für alle Hobel mit einer Rot/Weißbuchensohle. Ich würde nicht immer die Rauhbank für die Aufgabe nehmen. Bei einem 24 cm langen Hobel arbeitet man mit der 60 cm langen Rauhbank eher ungenauer als mit einem Putzhobel. Auch bei einer Rauhbank nehme ich den Putzhobel. Hier bin ich zu den besten Ergebnissen gekommen, wenn ich mich darauf beschränke ausschließlich die "Berge" wegzuhobeln. Als universelles Kontrollinstrument hat sich eine Alu-Wasserwaage aus dem Baumarkt bewährt. Es ist wichtig, die Sohle auf Verdrehung zu prüfen. Das geht mit einer Zweiten Latte/Wasserwaage die parallel in einigem Abstand quer zu ersten Wasserwaage legst und darüberpeilst. Nachteil dieser Methode: man braucht mindestens einen Hobel in gutem Zustand und braucht ein bißchen Erfahrung in der Handhobelei. Außerdem ist diese Methode schlecht für Pockholz geeignet: Pockholz läßt sich fast nicht ausrissfrei hobeln und neigt zu Ausbrüchen an Kanten, weil der Faserlauf alle 5 mm wechselt. (schmerzliche Erfahrungen ...)

3. Mit der Ziehklinge: Das mache ich jetzt am liebsten. Die Wasserwaage muß wieder dafür herhalten festzustellen, wo die "Hochpunkte" der Sohle zu finden sind. Stelle merken, mit der Ziehklinge schaben. Wenn nur eine kleinere Richtarbeiten zu machen sind ist das die materialschonenste und auch sehr präzise Arbeitsweise. Damit lassen sich auch Pockholzsohlen wunderbar bearbeiten. Denn so schlecht Pockholz sich hobeln läßt, so wunderbar lassen sich Späne mit der Ziehklinge abziehen. Man muß sie allerdings öfter schärfen ...
Diese methode ist geeignet, wenn man Erfahrung hat mit der Ziehklinge und die Hobel eigentlich schon ganz gut im Schuss sind.

4. Auf die Rechtwinkligkeit würde ich auch nur beschränkt achten. Allerdings ist es so, dass das Auge sich an den Kanten des Hobels oientiert, wenn man freihändig hobelt. Ich achte also schon darauf, daß der Fehlwinkel auf beiden Seiten der Sohle möglichst gleichmäßig ist.

Viele Grüße, Christof.

reinhold ege

Re: Hobelsohle abrichten

Beitrag von reinhold ege »


"""Die Wasserwaage muß wieder dafür herhalten festzustellen, wo die "Hochpunkte" der Sohle zu finden sind. Stelle merken, mit der Ziehklinge schaben."""
Einfacher geht es mit einem Bogen Durchschlagpapier (Kohlepapier) auf einer Glasplatte. Mit dem Hobel vorsichtig draufgehen und schon sind alle Hochpunkte schwarz markiert....
Man kann auch eine kleinere Glasplatte mit der Kerzenflamme berussen (Vorsicht : die Platte kann springen)und damit die Hochpunkte markieren.
Und dann gibt es noch so eine Markierungstusche für den Metallbereich - habe ich aber noch nicht ausprobiert.
Gruss
reinhold

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Gute Idee, aber

Beitrag von Christof Hartge »


Gute Idee, Reinhold.
Aber wahrscheinlich ist es mir zuviel Aufwand. Die Wasserwaage habe ich eh immer da und bei einer Rauhbank wird es wieder schwierig mit der Präzision.
Viele Grüße, Christof.

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