Berthold Cremer: Erfahrungen mit Tormek

Zurück zum Schärfprojekt

Es gibt viele Maschinen und Techniken, um Werkzeuge (für die Holzbearbeitung) zu schärfen. Dabei wird immer wieder über "Die Tormek" diskutiert. In diesem Beitrag möchte ich meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Maschine darstellen. Ich habe nun mittlerweile etwa eineinhalb Jahre Erfahrung mit der Maschine, und ich hätte mir damals als Kaufentscheidung solch ein Erfahrungsbericht gewünscht. Dies soll nicht zu einer Werbung werden, die gibt es ja bereits vom Hersteller. Es sollen hier potentiellen Käufern Entscheidungshilfen gegeben werden. Darüber hinaus können Neulinge mit der Maschine vielleicht noch einen nützlichen Tipp erhalten.

Was bewog mich die Tormek zu kaufen?

Das Schärfen der Werkzeuge auf Wassersteinen ist eine recht mühselige und zeitaufwendige Tätigkeit. Wenn es nur darum geht, einem Hobelmesser den letzten Schliff zu geben, ist der Zeitaufwand mit Wassersteinen zu vertreten. Wenn aber eine größere Scharte aus einem Hobelmesser oder Stechbeitel ausgeschliffen werden muss, finde ich das schon nicht mehr lustig. Und wenn ein neuer Winkel an ein einem Werkzeug entstehen soll, ist dies nicht nur ein sehr zeitaufwendiges sondern auch ein äußerst schwieriges Verfahren. Da ich meine knappe Zeit lieber mit dem Holz als mit dem Schleifstein verbringe, sah ich mich nach einer Maschine um. Ich besaß noch einen Schleifbock, doch für meine Begriffe ließ die Schleifführung dabei zu wünschen übrig. Die briefmarkengroßen "Schleiftische" der Schleifböcke sind nicht nur zu klein, sondern auch meistens nicht genau im Winkel zu justieren und auch selten wirklich im rechten Winkel zur Schleifscheibe. Außerdem besteht immer die Gefahr des Ausglühens, was ein erneutes, vorsichtigeres Anschleifen erforderlich macht.

So sah ich mir das Tormek System an und entschied mich es zu kaufen. Die Werbeargumente kann man auf der Tormek Webseite nachlesen. Auf Dieters Webseite fand ich dann folgenden Tipp:
Nehmen Sie die große Maschine. Insbesondere der größere Durchmesser der Schleifscheibe führt zum Ergebnis, dass der Hohlschliff an den Fasen von Stechbeiteln und Bildhauereisen nicht allzu ausgeprägt ist. Wenn Sie das Geld für die große Maschine nicht haben, schleifen Sie von Hand! Wenn Sie nur Messer schleifen, reicht auch die kleine Tormek!

Meine Erfahrungen:

Die Maschine wird mit einem VHS Video geliefert, um Einsteigern einige Tipps zu geben und sicher auch noch um weiteres Zubehör werbewirksam vorzuführen. Meine erste und wichtige Erkenntnis ist: Die Tormek schleift die Werkzeuge nicht von alleine! Das soll heißen es, genügt nicht ein Hobelmesser einzuspannen und ein paar mal über die Schleifschiebe zu rutschen. Die Universalstütze ist kein Eisen-T-Träger und gibt nach. Wenn man ungleichmäßig Druck ausübt, kann die Schneide eines Hobeleisen schnell auch schräg werden. Es ist also nötig, sich gerade vor die Schleifscheibe zu stellen und das Hobelmesser oder Stechbeitel bewusst waagerecht über den Schleifstein zu führen. Auch muss man lernen, den passenden Druck auszuüben. Es versteht sich von selbst, dass ein 60mm breites Eisen einer Rauhbank einen anderen Druck benötigt, als ein 4 mm Stechbeitel. Wieviel Druck notwendig ist, ist eine Erfahrungssache. Man muss sich ein wenig Zeit zum Üben nehmen.

Man kann die Werkzeuge mit der Drehrichtung oder gegen die Drehrichtung des Steines schärfen. Ich schärfe fast alle Werkzeuge mit der Drehrichtung. Wenn ich ein Werkzeug gegen die Drehrichtung aufsetze, habe ich leicht das Gefühl, dass sich das Werkzeug in den Stein "eingräbt", oder dass der Materialabtrag zu aggressiv ist. Außerdem empfinde ich das Handling günstiger.

Hobeleisen, Stechbeitel

Bevor die Schneide eines Hobeleisen oder Stechbeitels geschliffen wird, muss die Spiegelseite hergerichtet werden. Laut Tormek Anleitung kann man die Spiegelseite auf der flachen Seite des Steines abrichten. Das ist auch richtig, dennoch bin ich damit alleine nicht zufrieden. Wenn die Spiegelseite sehr uneben ist und viel Material abgetragen werden muss, ist dieses Verfahren zu langwierig. Außerdem kann man keinen wirklichen "Spiegel" erreichen. Wenn ich die Spiegelseite abrichten muss, mache ich dies nach wie vor mit einem groben Diamantstein und immer feiner werdenden Wassersteinen. Nur zwischendurch kommt die flache Seite der Tormek zum Einsatz.

Die Schneide lässt sich dagegen hervorragend herstellen. Wenn ein neuer Winkel angeschliffen werden muss, ist die Winkellehre eine große Hilfe, den Winkel genau einzustellen. Hat das Werkzeug den gewünschten Winkel und soll nur geschärft werden, verzichte ich auf die Winkellehre und stelle den Winkel mit "Augenmaß" ein. Dazu stelle ich die Maschine so vor mich, dass sich der Schleifstein rechts von der Maschine befindet. Zunächst färbe ich die Fase mit einem Filzstift ein. Dann spanne ich das Werkzeug in die Vorrichtung für gerade Schneiden. Nun richte ich meinen Blick so, dass ich parallel zur Schneide und zur Schleifseite des Steines sehen kann. Die Universalstütze wird dann solange bewegt, bis ich sehen kann, dass die Fase vollständig auf dem Stein aufliegt. Ein heller Hintergrund rechts der Tormek erleichtert das Einstellen. Siehe Foto!

Bild

Um zu prüfen, ob der Winkel auch wirklich stimmt, lege ich das Werkzeug auf den Stein und drehe den Stein dann etwa eine Umdrehung von Hand. Wenn die Farbe dann gleichmäßig von der Fase abgetragen wurde, stimmt der Winkel exakt. Nun ist das Schärfen nur noch eine Sachen von wenigen Sekunden. Es bildet sich praktisch augenblicklich ein Grat, der nur noch durch Abziehen entfernt werden muss.

Den Grat kann man auf einem feinen Wasserstein abziehen oder auf der Lederabziehscheibe der Tormek. Man kann die Universalstütze zum Abziehen verwenden oder freihändig das Eisen über die Lederscheibe führen. Dabei muss man darauf achten, den Winkel nicht zu steil zu halten, damit nicht eine "zweite Fase" angeschliffen wird.

Der Vorteil dieser Methode ist, dass kaum Material verloren geht. Dadurch hält das Eisen praktisch ewig. Wenn ein Eisen nur geschärft werden muss, dauert die ganze Prozedur mit Einstellen des Winkels höchstens 1 Minute.

Wenn das Hobeleisen an den beiden Seiten einen minimale Abrundung erhalten soll, damit das Hobelbild auf der Fläche keine Kanten hinterlässt, ist dies auch möglich. Die Universalstütze ist so "beweglich", dass man durch leichten Druck auf die Seiten die minimale Abrundung erhalten kann, wenn man möchte.

Drechselwerkzeuge, Schnitzwerkzeuge

Für beinahe alle Drechsel- und Schnitzwerkzeuge gibt es von Tormek Spezialführungen. Für Flachmeißel, Abstechstähle und Schruppröhren gibt es die Multivorrichtung SVS-50. Die Vorrichtung hat sich als sehr nützlich und praktisch erwiesen. So wie es in der Beschreibung geschildert wird, funktioniert es tatsächlich. Allerdings verwende ich die Winkellehre nur, wenn ein Winkel neu angeschliffen werden muss. Muss das Werkzeug nur geschärft werden, verfahre ich nach der oben beschriebenen Augenmaßmethode.

Die Vorrichtung für Röhre und auswechselbare Klingen SVD-185 ist für Spindelformröhren, Schalenröhren und Geißfüße. Auch hier gilt das oben Gesagte. Wenn man sich an die Anleitung hält, hat man in kürzester Zeit scharfe Werkzeuge. Selbst so komplizierte Anschliffe, wie sie für eine Schalenröhre mit Fingernagelanschliff notwendig sind, stellen kein Problem da und können jederzeit reproduziert werden. Schaber können mit der Schleifstütze SVD-110 gut geschärft werden.

Messer

Um Messer zu schärfen gibt es die "Vorrichtung für Messer" SVM-45. Damit können Messer mittlerer Größe geschliffen werden. Kleine Messer oder erst recht Messer mit gebogener Schneide können zwar auch geschärft werden, doch ist das eine recht fummelige Angelegenheit. Wenn zum Beispiel Schälmesser mit einer sichelförmigen Schneide zu schärfen ist, wird es eng, weil die Halterung das Messer nur noch an einer kleinen Kante halten kann. Um eine superfeine Schneide zu erreichen, sollte man vielleicht doch noch einen feinen Wasserstein verwenden. Der Stein der Tormek ist doch noch recht grob, so dass auch in der Schneide mikrofeine "Scharten" zurückbleiben. Wer also superfeine Schneiden wünscht, sollte noch mit einem feineren Stein nachhelfen.

Scheren

Scheren können mit der "Vorrichtung für Scheren" SVX150 geschärft werden. Auch ist die Arbeit etwas fummelig, aber es funktioniert. Erst recht bei kleinen Scheren, wie sie zum Beispiel zum Sticken benutzt werden, ist das Schärfen ein mühseliges Unterfangen, aber es funktioniert. Man muss achtgeben, dass man den richtigen Winkel trifft, gleichzeitig besteht aber die Gefahr, dass man mit der Halterung auf den Stein kommt oder die Kante des Steins beschädigt. Fazit: Scheren schärfen geht, aber nicht so einfach wie Hobeleisen.

Was sich nicht oder nur schwer schärfen lässt

Grundhobeleisen lassen sich wegen ihrer Kröpfung nicht auf der Tormek schärfen. Eisen für Profilhobel lassen sich natürlich auch nicht schärfen. Auch Eisen von Schabhobeln mit konkaver Form können nicht geschärft werden. Schropphobeleisen, lassen sich nur auf der Schleifstütze SVD-110 schärfen, doch durch die Form des Hobeleisen und den Fasenwinkel ist auch dies nur mit viel Gefühl und Geschick möglich. Das Hobeleisen steht an der Schneide um etwa 2 - 3 cm über die Schleifstütze hinaus und ist dadurch schlecht zu halten. Wenn man mit der Drehrichtung schleift, besteht die Gefahr, dass das Eisen von der Stütze abgehoben wird. Schleift man gegen die Drehrichtung besteht die Gefahr, dass sich das Eisen im Stein verfängt.

Ziehklingen können zwar mit der Schleifstütze SVD-110 abgerichtet werden, doch ist mir die Ziehklinge dann nicht fein genug. Für Ziehklingen verwende ich die alt bewährte Methode mit Feile und Stein.

Zubehör

Als Zubehör habe ich den Steinpräparierer SP-650. Mit diesem Stein soll die Schleifscheibe von fein auf grob umgestellt werden, beziehungsweise der Stein wieder frei gemacht werden, wenn er sich zugesetzt hat. Das der Stein damit wirklich von grob auf fein umgestellt werden kann, möchte ich nicht unbedingt bestätigen, dass er aber den Stein wieder griffig macht, stimmt. Außerdem besitze ich noch die "Abdrehvorrichtung für den Stein" ADV-50D um den Stein wieder rund und plan zu machen. Dieses Teil würde ich als absolut notwendig bezeichnen, denn wenn man Drechseleisen oder ähnliches mit einer kleinen Schneide schärft, bleibt es nicht aus, dass sich im Stein Vertiefungen bilden. Mit der Abdrehvorrichtung hat man den Stein dann wieder "wie neu".

Nachteile

Die Maschinen hat zugegebenermaßen einen hohen Preis und das erst recht, wenn man noch das eine oder andere Zubehör kauft. Doch ist die Maschine hervorragend verarbeitet und vermittelt mir den Eindruck, als wenn ich sie viele Jahre oder sogar Jahrzehnte benutzen könnte.

Als Nachteil empfinde ich, dass es für die Universalstütze keine Feineinstellung gibt. Nun habe ich aber gesehen, dass neuere Maschinen damit ausgestattet sind. Es fehlt mit einen Möglichkeit, die flache Seite des Steins abzurichten. Es wird empfohlen, das mit dem Steinpräparierer SP-650 zu machen, doch wünsche ich mir die Seite auch mit einem Diamanten abzurichten, so wie das mit der ADV-50D für Schleiffläche möglich ist.

Ein Stein, mit dem schnell Material abgetragen werden kann und mit dem super scharfe Schneiden zu erreichen sind, ist natürlich ein Kompromiss. Für absolute Schärffanatiker ist der Stein zu grob. Dafür gibt es im Zubehör auch einen 4000er Wasserstein. Doch kann man den Stein ständig wechseln. Und oft ist es eben doch nötig, etwas mehr Material abzutragen. Die Lösung wäre eine zweite Tormek mit 4000er Wasserstein . . . doch wer kann sich das leisten.

Der Tragegriff ist nur an einer Stelle am Gehäuse befestigt. Ich habe Sorge, dass der Kunststoff altert und dann vielleicht irgendwann der Griff abbricht. Es wäre schade, wenn die dann die schwere Maschine oder auch "nur" der Stein beschädigt würde. Besser wäre ein Griff aus Metall oder ein Griff, der besser befestigt wäre.

Außerdem stört mich, dass der Wasserbehälter bisweilen zu vibrieren beginnt und so die Arbeit mit der Tormek unnötig lauter wird, als es nötig ist. Hier wäre eine weichere Aufhängung angebracht.

Fazit

Ohne Zweifel kann der hohe Preis abschrecken. Wenn man sich aber dazu durchgerungen hat, die Maschine zu kaufen hat man ein Gerät, mit dem man für die meisten Schärfarbeiten gut gerüstet ist. Ich möchte meine Tormek nicht mehr missen. Sie hilft mir, mich mit scharfen Werkzeugen auf das Holz und die Arbeit zu konzentrieren. Innerhalb von wenigen Sekunden hat man ein absolut scharfes Werkzeug zur Hand.

Bleibt zu hoffen, dass sich das System weiter durchsetzt und ich auch noch in einigen Jahren Zubehör, Ersatzteile oder auch einen neuen Schleifstein bekommen kann.

Für mich ist ein scharfes Werkzeug der Weg zum Ziel, und dabei ist diese Maschinen eine große Bereicherung. Wer allerdings das Schärfen als sein Ziel betrachtet, der sollte lieber auf alt bewährte Schleiftechniken von Hand zurückgreifen.

Am Ende dieses Beitrags möchte ich noch einmal betonen, dass diese Ausführungen meine ganz persönlichen Erfahrungen und Eindrücke mit der Tormek darstellen.