Unterschrank Waschbecken in Bambus - viele Bilder
Verfasst: So 15. Mai 2011, 20:53
Hallo zusammen,
es ist mal wieder soweit ein "kleines" Projekt vorzustellen.
Freunde von uns sind in ihr neues Haus eingezogen und suchten nach Badezimmermöbeln. Unter anderem sollte ein Unterschrank für die beiden Waschbecken im Bad stehen. Ich habe ihnen angeboten, dass ich einen Schrank aus Holz bauen kann.
Die Auswahl des "Holzes" war relativ schnell passiert. Bambus (was eigentlich ein Gras ist) sollte es werden. Der Waschtisch sollte aus 40mm starken Bambusplatten gebaut werden und 2 Schubladen sollten je unter den Waschbecken untergebracht sein. Mein Entwurf sah dabei so aus:
Die Abmessungen betragen 1550mm x 720mm x 520mm (Breite x Höhe x Länge)
Die äusseren Platten sollten dabei auf Gehrung geschnitten sein.
Die Platten wurden beim Schreiner bestellt und schon eine Gehrung auf 45° geschnitten, da meine Sägen keine 40mm starken Platten im Winkel schneiden können. Die Seitenteile wurden noch abgelängt und dann verleimt:
Wie man sehen kann, hat mal nie genug Zwingen (und erst recht nicht in 155 cm Länge:
Nachdem nun der Korpus soweit geleimt war, mussten die Schubladen erstellt werden. Als Material kam mir 12mm Buche Multiplex in die Finger - stabil und dennoch nicht zu schwer. Ich wollte in den Schubladen keine Stosskanten, so dass ich diese auf Gehrung geschnitten und dann geleimt habe. Das interessante dabei ist, dass ich ein "U" als Schublade schneiden musste, so dass es doppelt so viele Gehrungen waren wie bei "normalen" Schubkästen.
Da mir die einfachen Gehrungen nicht genug Halt geboten haben (12mm sind halt nicht so viel), wollte ich die Gehrungen mit Dübeln verstärken. Leider ist meine Lamellofräse derart ungenau, dass ich keine schlüssige Verbindung erhalte. Ich habe nun eine Methode gefunden, wie ich Dübel bei 45° Gehrungen sehr exakt bohren kann: mit einer Dübelleiste von Wolfcraft:
Die Schiene wurde einfach an das spitze Ende der Gehrung angehalten, die Seitenstopper haben dabei den Abstand zur Seite konstant gehalten und damit konnte ich alle Schubladengehrungen mit Dübellöchern versehen. Das Ergebnis war sehr genau:
Normalerweise ist es sehr einfach einen Schuladenkorpus zu verleimen. Hier war das ein wenig anders. In 2-3 Etappen habe ich die Teile zusammengefügt. Am Schluss sah das so aus:
Die Holzteile in den Ecken dienen dazu das Ganze im rechten Winkel zu halten.
Am Korpus musste noch unten ein Querbrett eingepasst werden. Darunter ist ein hochkant stehendes Brett, um eine Durchbiegung zu verhindern. Die Befestigung der Bretter am Korpus habe ich mit einer Wolfcraft "Pocket Hole Jig" gemacht. Auch wenn manche die Nase rümpfen mögen, das Teil ist wirklich nicht schlecht.
So sah das dann aus:
Das Bild ist 90 Grad verdreht... man kann aber gut erkennen, dass das Brett nicht durchgängig ist. Irgendwo muss das Syphon ja hin.
Zurück zum Korpus: nachdem beide Schubladen fertig waren, mussten diese in den Korpus: Hettich Vollauszug macht es einfach möglich. Das Zwischenergebnis war dies:
Nun sieht es schon fast so aus, wie der Entwurf in Sketchup. Leider sind die unteren Seiten der Schubladen so tief, dass dann doch noch Griffe rein mussten. Griffmulden an der Unterseite der Laden wären nicht so gut gewesen.
Hettich Spira war genau richtig (hier schon mit geöltem Bambus):
Hier die Schublade in fertigem Zustand:
Und im Korpus:
Dem geübten Beobachter wird aufgefallen sein, dass die Schubladen nicht mittig ausgespart sind. Das war leider ein Fehler, da ich die Korpusseitendicken nicht eingeplant hatte. Glück im Unglück... die Wasserabsperrventile sind 89cm weit auseinander und ich habe 91,5 cm Platz gelassen. So sind wenigstens die Schubladen symmetrisch.
Um der Feuchtigkeit durchs Bodenwischen vorzubeugen sollten Alusockel unter die Korpusseiten. Diese bestehen aus 30x20mm massiven Alustangen. 2 Löcher rein, ansenken und Schraube rein:
So konnte die Montage einfach und sicher vonstatten gehen. Die KliKlamp von Bessey sind echt super... ich wünschte ich hätte noch mehr davon.
So sehen dann die Füsse aus:
Das Alu habe ich leicht angeschliffen, damit diese besser zu den Griffen passen.
Noch ein Satz zur Oberflächenbehandlung: Ich habe zum ersten Mal OSMO TopOil für Küchenarbeitsplatten verwendet. Mein Fazit: super beim Schutz gegen Wasser. Die Verarbeitung ist recht einfach, aber man muss sich beeilen. Das Wachsöl trocknet schnell und man muss vorsichtig nacharbeiten, so dass eine schöne homogene Oberfläche entsteht. Mit einem 320er Schliff mit der Rotex sieht das Ergebnis so aus:
Popoglatt und wasserabweisend!
Noch 2 Bilder, die das Holz, bzw. Gras gut darstellen:
(Mittelstück, welches auch mit Pocket Holes befestigt wurde)
(Ecke, die Fugen sind schön geschlossen!)
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Nach ca. 28 Stunden bin ich fertig. Einige Erkenntnisse:
Bambus ist wirklich hart. Die Werkzeuge müssen extrem scharf sein, sonst splittert (und splintert) es heftig.
OSMO TopOil ist nun mein persönlicher Favorit in Sachen Wasserbeständigkeit.
Meine Rotex 125 gebe ich nicht mehr her....
Die Produkte von Wolfcraft (Dübellehre und Pocket Hole Jig) sind wirklich besser als der Ruf des Herstellers.
In ein paar Tagen wird das gute Stück ausgeliefert - quasi ein Einzugsgeschenk. Danach sollen noch 2 Wandschränke und ein Brett mit eingelassenen Lichspots (oberhalb des Spiegels) aus Bambus gemacht werden... ach ja, und noch eine Bank für den Nachwuchs...
Ich freue mich jetzt schon auf die Ergebnisse....
Bilder folgen.
So, das war es nun - etwas länger als gedacht, aber ich denke, dass es sich gelohnt hat (bin immerhin nur Hobbybastler). Ich hoffe es gefällt auch Euch...
Abendlichen Gruss,
Peter