Drechselbank für Anfänger

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Drechselbank für Anfänger

Beitrag von Christoph Nowag »


Hallo Ihr Lieben,

Gerhard scheint ja schon auf dem Weg zum Drechsler zu sein. Ich bin es noch nicht, hätte aber aber auch Spass daran. Ich habe mich etwas im Netz umgetan.

In einem anderen Forum meinen mehrere Teilnehmer, man solle als Einsteigermaschine die kleine Jet 1014 nehmen. Die gibt es mit (ca. 690 EUR) oder ohne (ca. 420 EUR) Geschwindigkeitsregulierung. Die Maschine ist rund 30 kg 'schwer'. Hat jemand Erfahrung mit dieser Maschine - und wie ist es mit der Geschwindigkeitsregulierung?
Wenn ich das richtig sehe, braucht man dann noch einen Satz HSS-Eisen vom Hausherrn (sind ja wohl noch mal rund 250 EUR) oder gibt es noch weitere notwendige Investitionen?

Oder um es kurz zu machen: Ich hätte Spass, das drechseln zu erlernen, habe aber keinen blassen Schimmer wie ich das angehen soll und was ich dafür brauche. Könnt Ihr mir helfen?

Leider habe ich im Gegensatz zu Gerhard keinen Bekannten, der mir unter die Arme greifen könnte oder wo ich zumindest mal zuschauen könnte. Kurse scheinen hier auch nicht angeboten zu werden. Der nächste Kurs ist in Wiedemanns Drechslertreff. Dort werde ich dann mal einen Ein- oder Zweitageskurs besuchen. Ich habe zwei Bücher über das Drechseln (Steinert und Raffan); aber so ganz anfängliche grundsätzliche Anleitung wollte ich es eigentlich nicht angehen.

Vielen Dank vorab für die Hilfe.

Christoph



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Drechselbank für Anfänger

Beitrag von reinhold »


hallo Christoph,
über Drechselbänke gibt es ungefähr soviele Ansichten wie über die richtige Aufstellung beim nächsten Länderturnier.
Meine Meinung : die kleine Jet ist eine ideale Anfängermaschine. Die elektronische Regelung kannst Du Dir sparen, in der Praxis wirst Du ohnehin nur in einem recht kleinen Drehzahlsegment arbeiten. Du brauchst einen guten Werkzeugsatz, wobei ich eher für sorgfältige Auswahl an Einzelwerkzeugen als für einen fertigen Satz plädiere. Du brauchst zum Einspannen ausser dem Mitnehmer noch eine gute mitlaufende Spitze, eine Planscheibe und ein oder zwei Einschlagfutter. Das ist die traditionelle Ausstattung. Wenns am Geld klemmt (bei wem nicht?) dann empfehle ich zuerst ein Schraubenfutter. Damit kann man fast alle Spannvorrichtungen herstellen, die man braucht. Es ist nur zeitaufwendig. Für die kleine Jet gibt es auch moderne Spannfutter, die sind schnell und genau, aber mir fehlt der Spass, trotzdem verwende ich auch welche. Du brauchst eine Möglichkeit die Werkzeuge affenscharf zu halten. Zu den drehenden Schleifsteinen brauchst Du noch einen Wasserstein (ich arbeite fast nur damit).
Du kommst aus dem Mittleren Neckarraum ? Da gibt es einige Möglichkeiten für Kurse. Es ist immer besser, einen Kurs zu besuchen, als das Rad selbst neu zu erfinden.
Ruf mich mal an. Ich kann Dir in meiner Werkstatt auch ein paar funktionierende Lösungen zeigen, die fast kein Geld gekostet haben. Was ich Dir nicht bieten kann, ist ein Kurs. Im Mehrfamilienhaus geht das mit Rücksicht auf die anderen Leute leider nicht.

Gruss und viel Erfolg!
reinhold

Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Drechselbank für Anfänger

Beitrag von Christoph Nowag »


Hallo Reinhold,

ganz herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort. Sie hat mir sehr geholfen. Wann und wie kann ich Dich denn am besten telefonisch erreichen?

Schon einmal im Voraus ganz herzlichen Dank
Christoph

Georg Müller
Beiträge: 17
Registriert: So 20. Sep 2015, 18:44

Re: Drechselbank für Anfänger

Beitrag von Georg Müller »

[In Antwort auf #15292]
Hallo Christoph,

im mittleren Neckarraum gibt es zwei gute Einrichtungen, wo du die ersten Schritte im Drechsel erlernen kannst.
1. Neue Drechsler in Höpfigheim Lkr. Ludwigsburg.
2. Drechslerstube in Neckarsteinach Lkr. Neckar-Odenwald.

Ich selbst war in Höpfigheim und habe mir dann erste eine Drechselbank und das entsprechende Werkzeug zugelegt. Falls du näheres wissen möchtest - melde dich einfach.
Gruß
Georg

MaxS
Beiträge: 1552
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Drechselbank für Anfänger

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #15292]
Hallo Christoph,

hier heißt es meiner Meinung nach "Learning by doing", also am besten mal jemandem zuschauen und dann selber versuchen. Selbstverständlich vorsichtig und mit einfachen Projekten. Zur Anfangsausstattung habe ich folgende Ansichten:

Drechselbank:
Meiner Meinung nach ist die Jet eigentlich nicht zu gebrauchen, da sie erstens einen Schrottmotor hat, zweitens teilweise Verarbeitungsmängel aufweist und drittens zu leicht und zu klein ist. Ich habe mir auf einer dmv 200 von Scheppach wird nicht mehr gebaut) das Drechseln beigebracht und habe auch noch heute diese Maschine. Eine Maschine, die leichter und kleiner ist, wie diese, würde ich niemandem Empfehlen, da man dann mit unwuchtigen Werkstücken oder Schalenprojekten durchaus seine Probleme haben wird. Ich halte die Hager und Killinger Einsteigermaschinen für sehr gut, wenn du doch etwas mehr Geld flüssig machen kannst, dann rate ich dir zur Wema. Die Vorteile liegen auf der Hand: wenn dich mdann die Drechselsucht gepackt hat, dann brauchst du für größere Projekte keine neue Maschine kaufen, sondern du kanst in ruhe auch mal eine große Nassholzschale anpacken. Falls du dann mal bei der Serienfertigung von zB Treppensprossen bist, kannst du auch bedenkenlos kopieren. Ich habe schon oft von Maschinen wie den größeren Hager und Killinger oder einer Wema (mit Graugussbett, mind. 6Zentner,..lechz..) geträumt, aber ich habe nicht das Geld für so eine Traummaschine. Wenn ich es hätte, dann müsste sowieso erst eine Formatsäge her. Aber zurück zu deiner Frage.

Drechselbeitel: Auf jeden Fall HSS, da habe ich selber noch keine Erfahrungen damit. Es kommen eben immer neue Investitionen dazwischen.

Schleifen: Ich empfehle die große Tormek. Du kannst sowohl freihand, als auch mit Führung schleifen, beides funktioniert hervorragend gut. Zum Abziehen verwende ich seit kurzem eine Filzscheibe und die Ako - Polierpaste. Das mag sich jetzt lächerlich anhören, aber es geht wunderbar und ist zudem recht billig. Momentan verwende ich noch eine in ein Bohrfutter eingespannte Scheibe, die auf der Drechselbank verwendet wird. Ich bin aber momentan am überlegen, wie ich mir am besten ein autarkes Abziehgerät baue. Nur die flachen Beitel ziehe ich auf einem sehr harten Arkansas ab, wie meine Stemm - und Hobeleisen. Das gibt eine Traumschärfe.

Viel Spaß beim Süchtigwerden wünscht

Maximiloian Schreiegg


Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Drechselbank für Anfänger

Beitrag von Volker Hansen »


Hallo Maximillian, in Punkto der kleinen Jet muß ich gegenteilege Erfahrungen gemacht. Ein mir Bekannter Profidrechsler benutzt seit Jahren die Maschine für Messen, Vorführungen und kleinere Arbeiten. Er ist mit der Maschine sehr zufrieden. Ich selber war überrascht wie leise und ruhig die Maschine läuft.
Interessieren würde mich, warum der Motor "Schrott" sein soll, welche Verabeitungsmängel hast Du entdeckt?

Gruß Volker

Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

HSS und Schleifen auf der Tormek

Beitrag von Gerhard »


Hallo Maximilian,

bist Du dir sicher, daß sich HSS am besten auf einer Tormek schleifen läßt bzw. daß Naßschliff überhaupt notwendig ist?

Soweit ich das bisher überschaue neigen Drechsler, die ausschließlich HSS Eisen vewenden zu trocken und schnell laufenden Edelkorundschieben (die weißen).

Und HSS kann ja auch ruhig mal heiß werden.

Viele Grüße,
Gerhard



MaxS
Beiträge: 1552
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Drechselbank für Anfänger

Beitrag von MaxS »


Hallo Volker,

was Motoren betrifft, bin ich sehr "radikal" eingestellt. Für mich hat ein Motor an einer Maschine nicht im Leerlauf heiß zu werden; auch unter belastung soll er nicht sofort glühen. Er muss Kühlrippen haben und sollte möglichst aus Mittel/Westeuropäischer Fertigung sein, am besten natürlich von Marken wie ATB, Dietz und Loher. Motoren dieser Hersteller garantieren normalerweise für Qualität. Außerdem muss er meiner Meinung nach ein ALU - oder besser Grauguss - Gehäuse haben. Kreissägemotoren mit einem Alu - Stranggussprofil bilden die Außnahme. Durch Gussgehäuse haben die Lager stabilere Sitze.

Für mich ergeben sich daraus Folgende Mängel: schnelle Erwärmung, Blechglattmantelgehäuse.

Ich bin mir dessen bewusst, dass sich vielleicht einige an dieser Einstellung stören werden. Dazu kann ich nur sagen, dass meiner Meinung nach der Motor das Letzte sein sollte, das an einer Maschine kaputt gehen kann.

MfG
Maximilian Schreiegg

MaxS
Beiträge: 1552
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: HSS und Schleifen auf der Tormek

Beitrag von MaxS »


Hallo Gerhard,

Bei meiner Schleifempfehlung bezog ich mich auf meine erahrungen mit den nicht HSS - Eisen. Das war etwas undeutlich ausgedrückt.

Wie funktioniert denn das Schärfen mittels den EK Scheiben, vor allem in Bezug auf Materialabnahme und dem Anschleifen von Röhren? Ist der Schliff fein genug, oder muss man ewig lang abziehen, um einen sauberen Schnitt zu bekommen? Ich habe vor, mir in nicht allzu ferner Zukunft HSS - Schalenröhren, evtl. vom hausherrn, zuzulegen. Daher wäre ich an Erfahrungen interessiert.

Danke,

Maximilian Schreiegg

Georg Müller
Beiträge: 17
Registriert: So 20. Sep 2015, 18:44

Re: HSS und Schleifen auf der Tormek

Beitrag von Georg Müller »


Hallo Maximilian,
ich schleife alle meine Drechselstähle aus HSS auf der Tormek und erhalte dadurch eine wesentlich feinere Schneide, als auf einer 200er Edelkorundschreibe. Natürlich dauert der Schleifvorgang viel länger, aber der Materialabtrag ist auch nicht so hoch. Ein Nachteil will ich noch erwähnen, der Schleifstein der Tormek setzt sich beim Schliefen von HSS sehr schnell zu - das ist meine Erfahrung. Der Effekt tritt bei allen HSS-Stählen verschiedenen Herstellern auf.
Mit freundlichen Grüßen
Georg

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