Rahmen für Gemäldekopie

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Formanek
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Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo alle zusammen,

es wird sich kaum noch jemand daran erinnern, aber ich habe mich vor einigen Monaten zum Thema schnitzen hier im Forum schlau gemacht. Heute möchte ich euch den derzeitigen Stand meiner Arbeit mal zeigen. Ich muss gleich dazu sagen, dass die Form noch nicht ganz passt und ich auch noch nicht ganz sicher bin, wie ich mit der Oberfläche verfahren werde.

Zu den Arbeitsschritten: Sägerauhe amerikanische Nuss wurde besäumt, auf Maß gesägt, gehobelt und auf Gehrung geschnitten. Dann wurde gefalzt und eine 1cm breite Fase für die Vorderseite gefertigt. Anschließend wurde verleimt mit einer Bandrahmenzwinge (weiß nicht genau ob die so heißen, aber ich hoffe ihr wisst was ich meine). Um in der Ebene zu bleiben habe ich den Rahmen beim Verleimen mit kleinen Zwingen in den Ecken auf einer ebenen Platte fixiert.

Dann gings an das Übertragen der Konturenvorlage. Zuerst wurden die Konturen mit Transparentpapier von einer gedruckten groben Vorlage abgezeichnet und leichte Korrekturen an der Form vorgenommen. Dann die Rückseite mit Zeichenkohle berieben und die Form aufs Holz durchgedrückt (wie mit Blaupapier).

Ich hoffe ihr verzeiht, aber die Konturen habe ich dann Zwecks Zeitersparnis mit der Bandsäge ausgeschnitten (wäre wohl eine ziehmliche Arbeit gewesen mit der Schweifsäge).

Und dann konnte ich nach einer kurzen Einführung auch schon loslegen. Man muss sich am Anfang etwas an die (soweit ich das beurteilen kann) recht spröde Nuss gewöhnen. Viel schlimmer war jedoch beim Schnitzen nicht nur auf die Form zu achten, sondern auch noch auf die Faserrichtung. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran, dass das Holz nicht alles mit sich machen lässt ;-)

Da ich mir absolut nicht vorstellen konnte, wie der Rahmen nachher aussehen würde und somit keinen wikrlichen Plan verfolgt habe, konnte ich einfach mal drauf los schnitzen und immer darauf hoffen, dass die Form dann am Ende schon halbwegs passen wird. Das funktioniert bei einem symetrischen Rahmen allerdings leider nur auf einer Seite ;-) Das viel mir am Anfang etwas schwer, so zu schnitzen, dass ein regelmäßiges Erscheinungsbild entsteht. Vor allem kommt man mit der Zeit ein bisschen in Übung und dann sehen die am Anfang geschnitzen Formen nichtmehr so schön aus. Da muss man sich dann halt einfach trauen und die eigentlich schon fertigen Teile wieder umarbeiten. Zum Glück sind mir dabei keine groben schnitzer passiert.Für die kleineren Ausbrüche und ähnliches habe ich mich an den Ausspruch meines Professors gehalten: "Kitt und Leim macht die Arbeit fein." Kitt habe ich nicht verwendet aber angeleimt wurden dann doch einige kleine Stücke.

Wie gesagt weiß ich noch nicht genau, wie es weitergehen wird. Ich weiß nur, dass er noch nicht so ist wie ich ihn haben will. Offen ist auch, ob ich die Rundungen schleifen werde um schön glatte Flächen zu erhalten, oder ob die Schnitzspuren erhalten bleiben (tendiere noch eher zu letzterem). Zur Oberfläche habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, außer dass mich eine teilweise Polimentvergoldung eventuell reizen würde.

Freue mich über jeglichen Komentar; und lasst euch nicht von der jungen Dame irritieren ;-)

Gruß Michael

Rahmen



Christian Meseberg
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Christian Meseberg »


Hallo Michael,

ein treffliches Werk. Hör auf den Professor. Der hat nicht von Schleifpapier gesprochen. Erst die Schnitzspuren machen die Arbeit wirklich authentisch.

Viel Freude bei der weiteren Arbeit.

Beste Grüße

Christian



Marc
Beiträge: 285
Registriert: Mo 25. Jan 2016, 07:43

Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Marc »


Hi,
das ist aber nicht die heilige Maria !?augenzwinkernd
diesen eindrucksvoll künstlerischen Rahmen hat diese hübsche Dame trotzdem verdient.wie lange hast gedauert?
etwas helleres Holz hätt ich aber genommen : Rüster,Eiche
behandlung :öL
Gruss


Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Thomas Heller »

[In Antwort auf #113713]
Hallo Michael!

Dein Rahmen ist Dir aussergewöhnlich gut gelungen! Wirklich Dein Erster?

Er ist so prächtig geworden, das er dem Gemälde (oder der Kopie) die Show stielt. Und das sollte ein Rahmen eigentlich nicht tun.
Sollte ein Rahmen nicht der krönende Abschluss für ein Bild sein, das Bild aber trotzdem im Focus des Betrachters stehen?

Deinen Rahmen könnte ich mir sehr gut für einen Spiegel vorstellen!!!

Ich möchte Dich aber keinesfalls entmutigen. Im Gegenteil. Deine geleistete Arbeit ist ganz großartig.
Doch bin ich einfach der Meinung, das diesem Bild ein Reliefrahmen mit gerader Abschlusskante zuträglicher wäre.

Möglicherweise "entschärft" die noch ausstehende farbliche Gestaltung meinen Eindruck.
Jedenfalls wünsche ich Dir noch viel Erfolg und freue mich schon auf ein Foto des fertigen Stückes.

Trotz Kritik, einen freundlichen Gruß, Thomas


Marc Waldbillig
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Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #113713]
Hallo Michael,

Alle Achtung, ein imposantes Gesamtwerk. Ich kann mich vage dran erinnern, dass um Rat gefragt hast, welche Eisen du zum Schnitzen brauchen würdest. Das wär jetzt ganz toll, uns zu sagen, was du schlussendlich gekauft und auch gebraucht hast. Irgend welche Fehlkäufe, oder so?

Nochmal tolle Arbeit und mach weiter so! Ich freu mich auf die Farbgestaltung vom Rahmen, mir würde das nicht leicht fallen,

Marc



Franz Kessler
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Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Michael

Für ein Erstwerk wirklich große Klasse und an deinen Kommentaren kann man herauslesen, dass Du die große Scheu vor einer solchen Arbeit hinter Dir gelassen hast, das ist was ich immer sage, anfangen, viele vorher gemachten Gedanken zerbröseln regelrecht, wenn man erst anfängt.
Den Spruch deines Professores finde echt gut, Fehler macht man doch immer und das ist das schöne bei Holz, die verunglückte Stelle entfernen und einfach ein neues Stück einleimen. Ich glaub ich hab noch nie ein Teil ohne solche Flickarbeit fertiggestellt.

weiter so

Gruß Franz



Michael Formanek
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Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo Marc,

wie die Fassung aussehen soll, bereitet mir auch noch Kopfzerbrechen.

Zu den Eisen: Ich habe hauptsächlich "normale" gerade Eisen verwendet. Stich 1/3/5/7/8 wobei ich im Nachinein gesehen den 5er Stich weglassen hätte können (würde das Eisen aber nicht als Fehlkauf bezeichnen, die Rundungen haben sich halt nicht so ergeben). An Schnitzeisen habe ich mir noch ein gekröpftes Eisen zugelegt, dass ich nicht so oft verwendet habe, wie ich mir zuers gedacht hätte. Einen Geißfuß habe ich mir auch besorgt. Nicht billig aber in einigen Bereichen einfach am praktischten (natürlich könnte man ihn weglassen, aber sinnvoll ist er auf jeden Fall).
Dazu habe ich noch ein Baleisen, dass ich schon hatte, verwendet. Dieses hat sich an spitz zulaufenden Stellen als sehr nützlich erwiesen. Kaum, aber doch, verwendet habe ich Stemmeisen. Eigentlich nur ganz schmale, wenn alle Schnitzeisen zu breit waren.

Mein Joker bei der Arbeit waren zwei Schnitzmesser die ich beim korpulenten Bayern gekauft habe. Bin grad nicht daheim, werde aber morgen Bilder der Form einstellen. Die bveiden Teile sind sehr praktisch. Man kann damit vor allem um einiges feiner arbeiten und mit etwas Gefühl und ziehendem Schnitt gegen die Faserrichtung. Wirklich uneingeschränkt ztu empfehlen.

So lange Rede kurzer Sinn: Ich würde mir, bis auf das gekröpfte Eisen, alle Schnitzeisen die ich jetzt habe, wieder kaufen.

Gruß Michael

PS: Ich versuche heute oder morgen ein Paar Bilder aller Eisen einzustellen. Bilder sagen sicher auch in diesem Fall mehr als tausend Worte ;-)


Michael Formanek
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Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Michael Formanek »

[In Antwort auf #113747]
Hallo Thomas,

Kritik ist nbatürlich erlaubt und ausdrücklich erwünscht. Ich finde auch, dass der Rahmen das Bild ein wenig erdrückt. Vor allem in seinem jetztigen Zustand. Der ORiginalrahmen war zwar noch größer, allerdings war er vergoldet und mit einer aufgesetzten durchbrochenen Ranbkenschnitzerei. Das wirkte natürlich etwas zierlicher.

Naja vielleicht wird es noch. Sonst schnitz ich halt noch einen neuen.

Gruß Michael



Michael Formanek
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Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Michael Formanek »

[In Antwort auf #113750]
Hallo Franz,

das kann ich nur jedem mit auf den Weg geben, der etwas zum ersten Mal macht, egal ob schnitzen oder Malen oder was auch immer. Sich einfach garnicht erst überlegen, was alles nicht so werden könnte wie man will und sich sorgen machen, dass man das sowieso nicht kann und schafft, sondern sich einfach trauen und loslegen. Mehr als das man nochmal von vorne Anfängt kann einem nicht passieren.

Mit diesem "Wort zum Sonntag" (auch wenn es schon Montag ist) wünsch ich eine geruhsame Nacht.

Gruß Michael


Ingrid
Beiträge: 193
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Rahmen für Gemäldekopie

Beitrag von Ingrid »

[In Antwort auf #113713]
Hallo Michael,
das ist ein schöner Rahmen geworden, besonders für einen Anfänger!
Vielleicht noch ein, zwei weitere generelle Anregungen: Der Rahmen wirkt "hölzern" und "flach". (Das ist am Anfang ganz normal so, und ändert sich mit jedem weitern Rahmen, den zu herstellst). Wenn ich das richtig erkennen kann, bist Du aber auf dem "richtigen" Weg: Die Blätter sollten verschiedene Höhen und Tiefen haben. Das sieht auf der unteren Seite des Rahmens (Querschenkel) bereits so aus, kann aber ruhig stärker sein, um die Dynamik herauszuarbeiten. Das heißt, die vier Blätter von den Ecken nach innen hin liegen immer tiefer. Und zwar nicht nur am Blattansatz, sondern auch die rechte Seite des einzelnen Blattes (von der linken Ecke aus, rechts spiegelverkehrt) sollte tiefer liegen als die linke nächstfolgende Blattseite. (Es folgt daraus ebenfalls ein schräger Blattansatz.)
Zur Organik (für nächstes mal): Diese Blatt"ösen" unterhalb des vierfächigen Blattes (ungefähr in der Mitte) scheinen aus dem "Nichts" zu entstehen. Die Stiele der Blätter sind fast so breit wie die Blätter selbst und durch die "Geraden" sehr "steif" Diese hätten nicht sein müssen. Blätter können z. B. aus der inneren Abschlußleiste herausragen oder optisch unterhalb des vierfächigen Blattes sich herauswinden. Anregungen dazu findet man bei Rahmen z. B. in Museen oder bei Blossfelds Blumenfotos (sehr zu empfehlen). Zu dem vierfächigen Blatt selbst: es wirkt ebenfalls sehr flach. Auch hier könntest Du Dynamik hineinbringen, indem Du die diese Blätter ebenfalls plastisch gestaltest. Zum Beispiel die Blattform auch ruhig länger wählend, als Kontrast zu den im "rechten Winkel" stehenden.
Optik: Bitte kein Schleifpapier. Du raust Dir damit die Oberfläche auf, so daß der geschlossene glänzende scharfe Schnitt der Klingen verloren geht. Es wäre schade! Ich würde auch auf Nuß keine Polimentvergoldung aufbringen. Dann hättest Du ja ruhig Linde nehmen können. Es ist schade um das Holz. Möchtest Du (Blatt)gold aufbringen, dann nimm Mixtion. Teilweise Poliment erscheint mir kritisch, da keine geschlossene Fläche entsteht und der Kreidegrund dann leichter an den Übergängen "abbröselt". Sonst Oel, wie Marc (?) empfahl.
Nochmals mein Kompliment zur Dame und zum Rahmen!
Grüße,
Ingrid



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