Oberfläche eines 100 Jahre alten chin. Paravent *MIT BILD*

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Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
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Oberfläche eines 100 Jahre alten chin. Paravent *MIT BILD*

Beitrag von Tobias Werner »


Hallo zusammen,

ein Freund und Kollege hat aus einem Nachlass einen ungefähr 100 Jahre alten chinesischen Paravent bekommen.
Dieser hat über die vielen Jahre einige Gebrauchsspuren und auch Beschädigungen davongetragen.

Da der Paravent eine sehr schöne Schnitzerei besitzt und auch einen persönlichen Wert hat, möchte er die Schäden gerne ausbessern.
Es geht dabei nicht um eine authentische Reparatur mit den Arbeitsmethoden und -materialien der damaligen Zeit, sondern um eine
effiziente optische Anpassung der Bruchstellen und Macken an den Rest der Oberfläche mit den heutigen Möglichkeiten.

Ich habe mich bisher nicht mit der Restaurierung und Reparatur von alten Möbeln beschäftigt, weswegen ich auf euer Wissen zurückgreifen möchte.
Mich würde die damals angewendeten Oberflächenbehandlung interessieren und wie diese in den abgestoßenen Bereiche und an Bruchstellen wieder
hergestellt werden kann. Außerdem, ob für das Befestigen von abgebrochenen Stücken der Schnitzereien Weißleim ausreichend ist oder ob ihr etwas
Anderes verwenden würdet.

Je nach Empfehlung wäre ich auch für eine Bezugsquelle der empfohlenen Produkten in kleinen Gebinden dankbar, da die Arbeiten keine großen
Flächen umfassen und dafür ziemlich sicher kein 10L-Eimer nötig ist.

Ich würde mich über Tipps und Hinweise (ggf. auch entsprechende Literatur) freuen. Sollten weitere (Detail)Bilder für eine bessere Einschätzung
erforderlich sein, lasst es mich bitte wissen.

Viele liebe Grüße und vielen Dank vorab

Tobi







Heribert Wilhelm

Re: Oberfläche eines 100 Jahre alten chin. Paraven

Beitrag von Heribert Wilhelm »


Hallo Tobias

wenn die abgebrochenen Teile noch passgenau sind, kann man sie gut anleimen, indem man beide Klebeflächen bestreicht, das abgebrochene Teil von Hand einmal fest anpresst und das Werkstück so lagert, dass das angeklebte Teil senkrecht auf der Leimfläche steht. So verhindert man während des Abbindens die Scherkräfte. Den überschüssigen Leim sollte man sofort feucht abwischen. Ich habe mit der weiteren Bearbeitung mindestens einen Tag gewartet. Für solche Arbeiten verwende ich Titebond Il und erreiche sehr feste Verbindungen.

Gruß

Heribert

Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
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Re: Oberflächenausbesserung?!

Beitrag von Tobias Werner »

[In Antwort auf #84249]
Hallo,

hat denn niemanden einen heißen Tipp, wie man die beschädigten Kanten wieder hinbekommen kann und das ganze dann farblich aneinander anpassen kann?

Gruß und schönes Wochenende
Tobi

Heribert Wilhelm

Re: Oberflächenausbesserung?!

Beitrag von Heribert Wilhelm »


Hallo Tobias,

um welches Holz handelt es sich denn? Wenn Du die Holzsorte kennst, kannst Du fertige Beize kaufen oder Pigmente mit einem farblosen Lack oder einer farblosen Lasur oder einem Öllack mischen und an einem Stück der gleichen Sorte die Beize probieren, um den Farbton zu treffen. Auf dem Foto meint man, dass es sich um eine schwarze Oberfläche handelt. Kremer Pigmente hat ein sehr großes Programm an Pigmenten, fertigen Farben, Füllstoffen u.a., zu finden unter www.kremer-pigmente.de.
Dort findest Du auch schwarze Pigmente wie "Elfenbeinschwarz" und andere Schwärzen (ab Produkt-Nr. 12000), fertige Farben, Tungöllack zur Mischung mit Pigmenten (79055), Spritfarbstoffe, Füllstoffe u.s.w. Du kannst den Katalog als PDF-Datei herunterladen. Ggf. wird man Dir dort mit einer telefonische Beratung weiterhelfen. Du musst dann experimentieren bis zur gewünschten Farbe, um damit die beschädigten Kanten auszubessern. Falls einige Stellen mit Füllstoffen auszubessern sind, musst Du die Farbaufnahme des Füllstoffes vorher ausprobieren. Bzgl. eines geeigneten Füllstoffes kann man Dir ebenfalls bei Kremer Pigmente behilflich sein.

Gruß

Herbert

Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Oberflächenausbesserung?!

Beitrag von Ulrich Leimer »


Hallo Tobias,

vielleicht suchst Du im Netz mal nach Urushi-Lack, erstmal als Oberbegriff. In Japan wurde vielmahls mit dieser "Farbe" gearbeitet. Muss man sich zwar einlesen und die Anwendung ist nicht ganz einfach,
aber eventuell löst das ja Dein Problem. Zumindest ist es eine Alternative.
Und wenn Du auf Pigmente zurückgreifen willst, kann ich Dir gern ein Tütchen z.B. Eisenoxid schwarz de vigne zuschicken, wir verarbeiten das aus 5kg Eimern. Kremer ist ganz schön teuer.

Gruß Uli

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Uwe.Adler
Beiträge: 1271
Registriert: So 27. Dez 2020, 22:52

Re: Oberfläche eines 100 Jahre alten chin. Paraven

Beitrag von Uwe.Adler »

[In Antwort auf #84249]
Hallo Tobi,

Wenn ich die Bilder richtig deute, dann handelt es sich um ein tiefscharze Beize, die Du benötigst. Derzeit verwende ich bei dem Gitarrenbau Pulverbeize, die in Wasser angesetzt wird und dann mit einem feinen Pinsel aufgetragen wurde. Der Untergrund wurde vorher bis 320iger Körnung bearbeitet. Danach kommt Schellack zum Einsatz, der ggfs. verdünnt nicht so glänzend aufträgt. Klebestellen bearbeite ich, wenn sie Beanspruchung ausgesetzt sind, mit Fischleim. Für Deine kleinen Mengen hätte ich vielleicht etwas übrig. Schick mir doch eine Mail.

Herzliche Grüße

Uwe

joerg
Beiträge: 237
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Oberfläche eines 100 Jahre alten chin. Paraven

Beitrag von joerg »

[In Antwort auf #84249]
Hallo Tobi,

du schriebst:

Es geht dabei nicht um eine authentische Reparatur mit den Arbeitsmethoden und -materialien der damaligen Zeit, sondern um eine
effiziente optische Anpassung der Bruchstellen und Macken an den Rest der Oberfläche mit den heutigen Möglichkeiten.

Schnell, lautlos und brutal, nichts fürs Herz: Sekundenkleber und Lumocolor.

Lieben Gruß, Jörg

Tobias Werner
Beiträge: 177
Registriert: So 24. Feb 2019, 18:13
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Re: Oberflächenausbesserung?! - Danke

Beitrag von Tobias Werner »

[In Antwort auf #84279]
Hallo zusammen,

danke für eure Empfehlungen und Tipps. Ich habe den Paravent nicht gesehen und kann deshalb keine Aussage zum Holz treffen. Außerdem kenne ich auch den Umfang der "Schäden" nicht genau.

Ich werde eure Ratschläge weitergeben und ggf. auch noch einmal auf die großzügigen Angebote von Uwe und Ulrich zurückkommen - dafür besonderen Dank.

Ich wünsche ein schönes Wochenende

Viele Grüße
Tobi

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