Frohes Neues Jahr! Ich lese seit einiger Zeit schon hier mit und bin von dem geballten Wissen und dem freundlichen Umgangston beeindruckt.
Kurz zu mir: Ich arbeite seit etlichen Jahren in meiner Freizeit mit Holz und dabei nahezu ausschließlich mit Handwerkzeugen, da ich alle meine zehn Finger und mein Gehör beruflich unbedingt brauche.

Angefangen mit japanischen Sägen und englischen Stanleys bin ich mittlerweile komplett und ausschließlich bei kontinentaleuropäischem Werkzeug gelandet, abgesehen von einigen alten englischen Holzhobeln und Rückensägen. Lass es Gene sein oder Traditionsverbundenheit… Als ich das erste Mal eine korrekt geschärfte Gestellsäge und einen gut eingestellten Holzhobel in der Hand hatte merkte ich: Das passt einfach. Ich schärfe darüber hinaus auf Ölsteinen (und bin schwer davon überzeugt, dass das für mich und meinen alten Kohlenstoffstahl der beste Weg ist, aber das darf jeder für sich entscheiden) und mein einziger fabrikneu gekaufter Hobel ist ein kleiner Veritas Nuthobel. Es gibt bei Nuthobeln (im Gegensatz zu allem anderen) in meinen Augen aber auch einfach nichts besseres…
Am liebsten hatte und habe ich Projektvorstellungen und bin traurig, dass das nach der vorübergehenden Schließung des Forums eher selten vorkommt.
Schließlich habe ich den sprichwörtlichen Balken im eigenen Auge gesehen und gedacht, dass ich das ja mit selbst in der Hand habe.
Daher hier eine kurze Dokumentation vom Bau eines Schreibtisches, welchen unsere Tochter zur Einschulung bekommen sollte (er ist dann erst ein paar Monate später fertig geworden… that’s life).
Inspiriert ist der Schreibtisch vom schlichten, filigranen Stil der Shaker, der mich in ungeheuer anspricht. Eine grobe Vorlage hatte ich aus einem alten Buch und in einem Bild von einem Nachttisch von Christian Becksvoort.
Im Gegensatz zum – von den Shakern oft verwendeten – Kirschholz sollte der Tisch aus Eiche sein. Ich hatte das Glück etliche schöne Eichenbretter, unbesäumt und sägerauh, zu einem sehr günstigen Preis zu erwerben und ich baue daher seit einiger Zeit fast ausschließlich aus Eiche.
Längsauftrennen mit der Schlitzsäge. Eine Faustsäge mit 800mm Blattlänge und 7 mm Zahnteilung gehört zu meinen nächsten Projekten. Zwerchen mit dem Schlichthobel. Der Schrupphobel durfte pausieren. Es musste nicht allzu viel Material runter und der allgemeine Zustand der Bretter war gut.
Ebnen mit der Raubank (57 mm, die für mich weitaus handlichere Weite, keine Ahnung warum es die nicht mehr gibt. 60 mm finde ich zu klobig für die meisten Anwendungen).
Stemmen der Zapfenlöcher in die Beine.
Das wars auch schon mit dem groben Zeug. Vom Anfertigen der Zapfen habe ich keine Bilder. Unten die fertigen Teile kurz vor dem Verleimen. Die Beine sind ziemlich spitz zulaufend und haben unten einen Querschnitt von 20 mm. Das ist wirklich dünn, sieht aber klasse aus und ist bei Eiche im Alltag überhaupt kein Problem.
Eine Schublade wird auf Passung geprüft. Für die hintere Zarge habe ich alte Eschen-Täfelung wiederverwendet, daher die Löcher. Bei normalem Gebrauch sieht man die sowieso nicht.
Anpassen der Streifleiste.
Schubladendetail. Die Knöpfe habe ich mangels eigener Drechselbank zugekauft.
Die Tischplatte. Das saubere Verputzen von relativ großen, verleimten Platten mit teils wechselnder Faserrichtung ist immer noch der Endgegner… Ich nutze abwechselnd einen alten Ulmia-Reformputzhobel mit Schraubkeil und ohne Feineinstellung, einen „normalen“ ECE-Putzhobel mit Vintage-Eisen von Otto Kneisel (eines meiner besten Eisen) oder meinen selbstgebauten Krenov mit 50° und Hock-Eisen.
Der fertig verleimte und geölte Tisch an seinem Platz. Die Schubladenfronten sind aus einem Brett und mit auffälliger Maserung. Ich mag sowas, auch wenn es vielleicht nicht ganz stilecht ist. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Ich hoffe, dass sich der eine oder die andere ermutigt fühlt mal wieder ein Projekt vorzustellen. Ich würde mich freuen.
Viele Grüße
Lukas