Kerfing Plane, vereinfacht

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christoph Schmitz
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Kerfing Plane, vereinfacht

Beitrag von Christoph Schmitz »


Hallo,

auch in diesem Forum wurde ja schon des öfteren über sogenannte "Kerfing Planes" diskutiert, also eine Art Gratsägen mit Anschlag zum Vorarbeiten von Sägefugen, z. B. für eine Rahmensäge.

Ich will so etwas auch mal ausprobieren, war aber zu faul ;-), das Ding komplett selbst zu bauen; vor allem vor dem verstellbaren Anschlag hatte ich Respekt. Da musste ein Nuthobel vom Flohmarkt herhalten - ich habe einfach die vordere und hintere Stahlsohle durch das Sägeblatt und eine kleine Leiste ersetzt. Das Sägeblatt ist aus einem alten Gestellsägeblatt zugeschnitten.

Kerfing Plane aus Nuthobel

Der Nuthobel ist dabei nicht zu Schaden gekommen. Bei Bedarf kann ich ihn einfach wieder zurückbauen. Die einzige irreversible Änderung am Nuthobel ist, dass ich die Auflagefläche für das Sägeblatt (also eigentlich für die Metallteile der Sohle) mit dem Simshobel begradigen musste, weil sie leicht gebogen war. Das kommt aber auch dem "normalen" Betrieb des Hobels zugute.

Vielleicht ist dies für den einen oder anderen Freund der Rahmensäge nützlich. Bisher würde ich sagen: funktioniert schon, neigt aber zum Verstopfen. Vielleicht muss ich die Zahnform noch abändern, damit die Späne mehr Platz haben, wie z. B. bei Blackburn Tools zu sehen. Auch ein etwas tieferer Schnitt wäre sicher nicht schlecht, im Moment sind nur ca. 5 mm drin.

Grüße

Christoph


Horst Entenmann
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Re: Kerfing Plane, vereinfacht

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Christoph,

Gute Idee mit dem Hobel.
Das mit dem Verstopfen ist wahrscheinlich so wie bei den Lochkreissägen. Wenn das Sägeblatt von vorne bis hinten im Sägespalt steckt, dann können die Späne natürlich nirgends raus.
Bei Lochkreissägen hilft es sehr wenn man da tangential ein 8er oder 10er Loch reinbohrt durch das die Späne nach unten rieseln können. In deinem Fall wird das wahrscheinlich nicht möglich sein.

Als Führungshilfe sollten die 5mm die du jetzt hast aber eigentlich ausreichen. Oder hast du da andere Erfahrungen gemacht?

Gruß Horst

Christoph Schmitz
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Re: Kerfing Plane, vereinfacht

Beitrag von Christoph Schmitz »


Hallo Horst,

bisher hab ich es nur an kleineren Stücken (Kanteln, ungefähr 60x60) probiert. Mit einer Gestellsäge mit 5 mm Zahnteilung ging es ganz gut, aber mir scheint, so ganz automatisch bleibt die auch mit den vorgearbeiteten Fugen nicht in der Spur. Super Ergebnisse hatte ich mit einer Ryoba, von der ich eigentlich dachte, dass sie bei so tiefen Schnitten wegen der Zähne auf der Rückseite nicht so geeignet ist.

Die Rahmensäge steht zwar schon parat, aber bisher bin ich noch nicht dazu gekommen, es damit zu versuchen.

Grüße
Christoph

Pedder
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Re: Kerfing Plane, vereinfacht

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #142445]
Hallo Christoph,

das finde ich für Mitteleuropäer mit einem leichten Zugang zu alten Nuthobeln eine sehr pfiffige Lösung.

Liebe Grüße
Pedder

Christoph Schmitz
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Re: Kerfing Plane, vereinfacht

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #142455]
Hallo Horst,

ein Nachtrag... ich habe jetzt ein zweites Sägeblatt gefeilt mit 8 mm Zahnteilung und erweiterten Zahnzwischenräumen wie bei Blackburn Tools zu sehen. Das neigt deutlich weniger zum Verstopfen und ich kann damit 8-9 mm tief vorsägen.

Mit dieser Hilfe und einer Gestellsäge habe ich eine 70 mm dicke Eichenkantel aufgetrennt. Dabei lief die Gestellsäge tatsächlich erstmals praktisch von alleine geradeaus, jedenfalls viel genauer und mit weniger Mühe, als ich das einfach so nach Anriss hinbekomme (unter 0.5 mm verlaufen über die ganze Länge, das kriege ich sonst nur mit viel Glück hin).

Grüße

Christoph

Horst Entenmann
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Re: Kerfing Plane, vereinfacht

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Christoph,

Danke für den Erfahrungsbericht und den interessanten Link.
Das Sägeblatt sieht erstmal kurios aus, aber so ist natürlich viel mehr Platz für Späne.
Auch ganz interessant ist, daß die Zähne nicht bis ganz nach vorne und hinten gehen.

Gruß Horst

Christoph Schmitz
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Neue Zahnform, Rahmensäge und Probefahrt

Beitrag von Christoph Schmitz »

[In Antwort auf #142445]
Hallo,

hier ist noch ein Nachtrag zum Thema, dann gebe ich Ruhe :-).

Zum einen die neuen Zähne wie bei Blackburn Tools gesehen. Zuerst habe ich normale Zähne mit 8 mm Zahnteilung gefeilt und dann die Zahnzwischenräume mit einer 4 mm-Kettensägefeile erweitert. Einen Schönheitspreis gewinnen sie nicht ;-), das war mehr so eine Hau-Ruck-Aktion nach Feierabend. Aber sie erfüllen ihren Zweck, machen schöne Späne (wie kleine Hobelspäne) und Verstopfen ist kein Problem mehr. Selbst auf Hirnholz bekommt man den Säge-Hobel (um ihn mal so zu nennen) trotzdem noch gut gestartet, das hatte mir etwas Sorgen gemacht.

Kerfing Plane: Zahnform

Hier ist noch die passende Rahmensäge dazu. Auch abgeschaut bei Tom Fidgen, aber ich glaube, die sah vor ein paar Hundert Jahren bei Roubo schon genau so aus. Die Materialien sind deutlich schlichter als bei Tom Fidgen: 30x45 mm Rahmenhölzer aus dem Baumarkt, 80x40x5 mm Vierkantrohr und Ringschraube aus dem Metallsupermarkt für die Sägeblatt-Halterung, und das Sägeblatt ist 50x0,6 mm Lehrenband von H+S-Folien mit 8 mm Zahnteilung. Insgesamt hat die Säge vielleicht 20 Euro gekostet.

Rahmensäge

Das Holz im Hintergrund ist 85x15 cm Buche, die ich als ersten ernsthaften Versuch aufgetrennt habe. Am Anfang ist die Rahmensäge trotz Vorarbeit mit dem Säge-Hobel etwas verlaufen, aber nachdem ich die Schränkung ein wenig korrigiert hatte, lief sie völlig problemlos geradeaus. In's Fitness-Studio braucht man allerdings hinterher nicht mehr zu gehen!

Grüße
Christoph

RalfS
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Re: Neue Zahnform, Rahmensäge und Probefahrt

Beitrag von RalfS »


Hi,

deine Rahmensäge gefällt mir. Sowas steht bei mir auch noch an. Hast du die Zähne beim Sägeblatt selber gefeilt oder kann man das bei H+S schon so bestellen? Ich wollte ursprünglich der Einfachheit halber ein Sägeblatt von einer Gestellsäge nehmen.

Gruß Ralf

Christoph Schmitz
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Re: Neue Zahnform, Rahmensäge und Probefahrt

Beitrag von Christoph Schmitz »


Hallo Ralf,

die Zähne habe ich selber gefeilt. Ich weiß nicht, wozu H+S dieses "Lehrenband" sonst verkauft, aber ich glaube, von Sägen wissen die nix :-).

Solch große Zähne feilen ist eigentlich recht einfach, es ist halt Fleißarbeit. Ich habe mir in OpenOffice eine Schablone gemacht, diese ausgedruckt, mit Sprühkleber auf's Sägeblatt geklebt und dann durch das Papier und das Blatt gleichzeitig gefeilt. Damit ging das recht gut.

Ein Gestellsägeblatt ginge natürlich auch, diese gibt es allerdings (soweit ich weiß) nur bis 70 cm. Meine Säge ist glaube ich um die 90 cm lang, rückblickend betrachtet ist das vielleicht ein bisschen übertrieben. Ich habe gerade nochmal in Tom Fidgens "The Unplugged Workshop" nachgeschaut - seine Säge ist insgesamt etwas über 30 Zoll (75 cm) lang, das würde wohl für ein 70-cm-Sägeblatt genau passen.

Grüße

Christoph

RalfS
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Re: Neue Zahnform, Rahmensäge und Probefahrt

Beitrag von RalfS »


Hallo Christoph,

danke für Deine Antwort. Ich glaube, für meinen ersten Rahmensägenversuch nehme ich dann doch erstmal ein Gestellsägeblatt. Das ist für mich für den Einstieg glaube ich besser. Aber das heißt ja nicht, dass ich mir dann doch noch irgendwann eins selber mache, wenn ich auf den Geschmack gekommen bin :-)

Gruß Ralf

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