Gehobelte Fläche Beizen = Fleckig

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Heiko Rech
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Gehobelte Fläche Beizen = Fleckig

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo,

ich bin gerade dabei etwas aus Buche und Birke zu bauen. (Dabei entstehen auch die Probebrettchen für den Hobelvergleich). Die Buche Teile werden dunkel gebeizt, weil sie zu einer so behandelten Treppe passen müssen.

Gestern habe ich Beizmuster an einem Buche Kantholz gemacht. Eine Seite gehobelt, keine ausbrüche, gerade gewachsenes Holz, wunderschöne Oberfläche. Die zweite Seite gehobelt, gewässert, nachgeschliffen mit sehr feinem Schleffließ. Die dritte Seite dann maschinell bis Korn 150 geschliffen, dann weiter, mit der Hand und Korn 180, dann feines Fließ, gewässert und nochmal Fließ.

Dann kam das Beizen, Arti Wasserbeize, mit dem Schwamm aufgetragen, einwirken lassen, abgewischt.

Das Ergebnis hat mich ein wenig enttäuscht: Beide gehobelte Flächen wurden fleckig. Die Geschliffene wurde gleichmäßig. Die gehobelten Flächen hatten auch einen leichten Graustich, den die geschliffene Fläche nicht hatte.

Ist das normal? Woran liegt das?

Als einfachste Erklärung kann ich mir nur denken, dass die geschliffene Fläche einfach gleichmäßiger von der Oberflchnstruktur wird, die Fasern gleichmäßig "aufgerissen" werden und die Beize auch gleichmäßiger aufnehmen.

Hat hier jemand Erfahrungen mit sowas?

Gruß

Heiko



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Gehobelte Fläche Beizen = Fleckig

Beitrag von Ottmar »


Hallo Heiko,

eine geschnittene Flaeche = Hobel ist glatter gegenueber einer geschliffenen. Theoretisch wird durch das zerkratzen der Oberflaeche mit Schleifpapier diese groesser als die geschnittene.

Der von dir geschilderte Vorgang kommt bei mir oefters vor. Ich gehe wenn die Beize schon aufgetragen ist folgendermassen vor: Ich wasche die Oberflaeche mit Haushaltschlorbleiche (hier Clorox)ab, die Bleichlauge zerstoert die Anilinfarbe.

Ich wasche mit zwei Zelluloseschwaemmen ab, indem ich den ersten Schwamm gut feucht(nicht tropfnass)zum Abwaschen nehme und mit einem Zweiten gut ausgedruecktem Zelluloseschwamm die Feuchtigkeit aufnehme. So erreiche ich mit sowenig wie moeglich Feuchtigkeit auszukommen. Nun lasse ich das Holz trocknen.

Vor dem naechsten Beizeauftrag, feuchte ich die Holzoberflaeche an, so dass diese nass ist ohne dass sich Pfuetzen bilden oder das Wasser ablaufen kann.

Nun trage ich die Beize normal auf die feuchte Flaeche auf.

Es gibt auch hartnaeckige Faelle, in denen das vorher geschriebene nicht hilft.
Hier benutze ich zum Auftragen der Beize eine kleine Spritzpistole mit 0.8mm Duese und spruehe/nebele die Beize auf. Ich wiederhole dies, dass ich z.B. an Stellen wo die Beize dunkler erscheint weniger aufspruehe. Ich spruehe wenn moeglich in Faserrichtung, hier fallen leichte Farbunterschiede weniger auf als wenn ich quer zur Faser spritze. (ergibt Streifen)Den gewuenschten Farbton erreiche ich mit mehreren Farbnebeln, die Oberflaeche soll nie von der Beize nass sein, sondern nach und nach erreiche ich die gewuenschte Farbdichte.

Evtl. vorkommende Rauheiten auf dem Holz glaette ich nachdem zweiten Auftrag von Schnellschleifgund mit grobem Schlleifvlies oder 400er Schleifpapier, desgleichen bei Oelfinish (hier glaette ich beim dritten Oelauftrag). So gehe ich sicher, dass ich keine Flecken in die gebeizte Oberflaeche schleife.

Die Fensterbauer, welche anstatt Schleifmaschinen eine Ziehklingenmaschine fuer das Glaetten der Oberflaeche verwenden haben(hatten) Schwierigkeiten aehnlicher Art.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Gehobelte Fläche Beizen = Fleckig

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Ottmar,

wie immer eine sehr ausführliche und auch verständliche Antwort deinerseits. Doch ist mir noch nicht ganz klar, wodurch die Flecken bei der gehobelten Fläche kommen.

Das mit dem Anfeuchten vor einem erneuten Auftrag ist mir neu, das werde ich mal probieren.

Ich habe mal irgendwo gelesen, dass ein Auftrag von Salmiak vor dem Beizen die Aufnahme von Beizen verbessern soll. Hast du das schon mal probiert?

Gruß

Heiko


Thomas Schuermann
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Registriert: Mo 3. Jun 2019, 15:49
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Re: Gehobelte Fläche Beizen = Fleckig

Beitrag von Thomas Schuermann »


Hallo Heiko,
es werden sich bestimmt noch kompetentere Kollegen hier im Forum dazu melden, aber meine Idee wäre diese:

Durch das Hobeln mit einem scharfen Hobel werden die Fasern ja abgeschnitten. Man stelle sich die Fasern nun vergrössert als Strohhalme vor, die wegen der Wuchsrichtung in verschiedenen Winkeln nun durch den Hobel abgetrennt wurden. Es entstehen nun unterschiedlich große Öffnungen. Bei Hirnholz wäre die Öffnung so groß wie der Innenraum eines Strohhalms, je schräger die Faser nun liegt, auf desto längerer Strecke wird der "Strohhalm" durch den Hobel aufgeschnitten.

Wenn aber nun die Faser parallel zur Hobelfläche liegt, dann ist der "Strohhalm" quasi halbiert - und weist womöglich die Farbe ganz ab.

Beim schleifen hingegen wird die gedachte Außenhaut des Halms/der Faser so lange zerstört, bis sich eine homogene Oberfläche aus Öffnungen gebildet hat.

So könnte ich es mir erklären.

Verschneite Grüße aus Cronenberg

Thomas



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Gehobelte Fläche Beizen = Fleckig Salmiak

Beitrag von Ottmar »


Hallo Heiko & Forumsfreunde,

die Flecken auf der gehobelten Flaeche kommen vom unterschiedlichen Aufnahme- Saugvermoegen, beim Schleifen wuerden die Flecken an der gleichen Stelle autreten. Wurzel/Maserholz besteht nur aus saugenden Flaechen!!

Bei Farblasuren, verwende ich neben dem gewuenschten Farbton, noch den Farbton(nichtfarbton) farblos oder neutral. Damit streiche ich die Oberflaeche vor, so ergibt sich ein gleichmaessiger Farbeindruck.

Mit dem Anfeuchten werden die staerker saugenden Stellen wit Wasser gefuellt, da kann dann nicht mehr Beize Eindringen um Flecken zu verursachen.

den Anilinbeizen koennen bis zu 5% Salmiak zugemischt werden, der Salmiakgeist loest Oberflaechenspannungen und laesst die Beize leichter ausfliessen (wetting) Hier ist Salmiakgeist hoeherr Konzentration notwendig der von mir verwendete hat 26 Be, den verwende ich mehr zum Raeuchern

Durch das Anfeuchten wird das unterschiedliche Saugen einer Oberflaeche ausgeglichen.

Wuensche dir viel Erfolg.

mfg

Ottmar

PS: Ich verwende kaum/nicht Salmiak bei Anilinbeizen, ich mag den Geruch nicht.



Recai Riemer
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Gehobelte Fläche Beizen = Fleckig

Beitrag von Recai Riemer »

[In Antwort auf #122851]
Meine 2 Cent: Nach dem üblichen Hobeln, Wässern (warmes Wasser), (leichtes!)Schleifen-Dreiklang ziehe ich das Holz immer noch mit der Ziehklinge ab, um die Maserung hervorzuheben. Beim Schleifen/Abziehen geht es aber wirklich nur darum, die sich aufgestellten Fasern abzunehmen. Um ungleichmäßig einziehende Stellen zu vermeiden lasse ich das Holz mit einer Vorbeize ein, die eigentlich nur eine Gelantinelösung darstellt: 20-50 Gramm Gelantinepulver in einem Liter warmem Wasser aufquellen lassen und dann erhitzen, bis eine klare, dünnflüssige Lösung entsteht. Die kann dann gleichmäßig aufgestrichen werden. Nach gutem Trocknem fein abschleifen. Schleifstaub muß immer gründlich entfernt werden. Dann kann mit dem eigentlichen Beizen begonnen werden. Die Beize sollte kalt und recht naß aufgetragen werden, dabei darauf achten, daß die Oberfläche gleichmäßig mit der Nässe überzogen ist. Gegebenfalls kann man hier auch ein bißchen mit Schwamm oder Pinsel nachhelfen und die Beize entsprechend verteilen. Dann wird mit einem weichen Tuch oder Ottmar Ef. entsprechend mit einem ausgedücktem Schwamm leicht abgewischt. Zum Trocknen darf die Oberfläche sich dann ruhig Zeit lassen. Wichtig ist die gleichmäßig verteilte, aber ausreichende, lange einziehende Beiznässe, die ganz langsam abtrocknen sollte. Insgesamt sollte es hinsichtlich der Raumtemperatur warm sein und auch das Holz diese Wärme angenommen haben. Übrigens fürs Beizen verwendete Utensilien sollten auf keinen Fall aus Metall bestehen oder Metall aufweisen. Also Beizgefäße nur aus Glas oder Porzellan (Kunststoff ist u.U. schon problematisch), Pinsel ohne Metall oder gleich Schwämme verwenden.
Bezüglich des empfohlenen Salmiakgeistes muß man meiner Meinung nach jedoch etwas Vorsicht wallten lassen. Sind im Raum schon vorher Gase aus Salmiakgeist oder Säuren vorhanden gewesen und hat das Holz schon länger in einem solchen Raum verweilt, kann sich das auch auf den Beizton auswirken. So sehr wie dann beim Auftrag der von Heiko Rech favorisierten Anilinbeize das Einmischen von Salmiakgeist für das bessere Eindringen der Anilinbeize dann hingegen wieder sicherlich zu empfehlen ist, sollte man an einem Probestück das zunächst auf alle Fälle erstmal ausprobieren. Denn nicht alle Anilinfarben sind mit Salmiakgeist mischbar!!! Bei einigen führt der Salmiakgeist nämlich zu einem Ausfällen bzw. Farbveränderungen in der Beize. Ferner sind auch spirituslösliche Anilinbeizen problematisch, da sie zu rasch in das Holz eindringen und nicht mehr gleichmäßig verteilt werden können. Im Musikinstrumentenbau, mit dem ich hauptsächlich zu tun habe, folgt auf den Arbeitsschritt Beizen gegebenfalls ein Spirituslack, der dann die Beize wieder anlösen kann, sodaß es von daher auch eine Fleckenbildung möglich ist. Anstelle von spirituslöslichen Anilinbeizen verwende ich in der Regel wasserlösliche, wobei hier auch beim Kauf auf die Lichtechtheit geachtet werden sollte.
Bei wasserlöslichen Anilinfarben je nach Farbstärke 20-30 Gramm in heißem Wasser lösen. Dann filtrieren, da sich ja doch meist die Farben nicht vollständig lösen. Ggf. ist der Farbton jetzt ziemlich kräftig, aber kann bei Bedarf nach Wunsch mit Wasser verdünnt werden. Will man aus verschiedenen Anilinfarben eine Farbmischung herstellen, müssen die Anilinbeizen jedoch erst alle getrennt gelöst werden, um dann im zweiten Schritt untereinander gemischt werden zu können.
Vielleicht war ja eine passende Anregung dabei.
Herzliche Grüße



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