Furnieren in Heimarbeit

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Juergen Fuchs
Beiträge: 135
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo zusammen,

ich war lange nicht mehr hier, aber schön, dass Ihr weiterhin aktiv seid.

Ich arbeite an einem deckenhohen Bücherregal, mit Seitenwänden aus Wenge und Böden aus Birke. Da ich in meinem Keller keine 3 m langen Massivbohlen verarbeiten kann habe ich mich entschieden, die Seitenwände aus einer Küchenarbeitsplatte aus stabverleimter Birke (Baumarkt) zu fertigen und sie in Wenge zu furnieren. Im Internet bin ich auf untenstehenden Link mit einer ungewöhnlichen Technik gestoßen.

Ich habe die Furnierblätter und den Träger mit normalem Weißleim eingestrichen, antrocknen lassen, bis der Leim glasig wird, sich aber noch gummiartig anfühlt und dann das ganze aufgebügelt.

Es funktioniert tatsächlich! Dem Leim wird durch das Bügeln Restfeuchte entzogen und er dankt das durch eine recht hohe Anfangsfestigkeit. Ich habe bereits drei Seitenwände (300 x 28) fertig furniert. Das Furnier sitzt bombenfest, auch an den Kanten.

Einige Tipps:

- Leim sehr gleichmäßig und nicht zu dünn auftragen. Das geht super mit einer kleinen Schaumstoffrolle zum Lackieren.
- Den Leim wirklich glasig antrocknen lassen. Wenn er noch feucht ist, hält das Furnier nicht und es entstehen Blasen (Kürschner). Ich habe Expressleim von Uhu genommen und das Antrocknen dauert ca. 20-30 min.
- Gründlich aufbügeln. Bei der Wenge habe ich auf Stufe 3 gebügelt, bei hellerem Holz evtl. weniger.
- Hinter dem Eisen habe ich das das Furnier mit einem ca. DINA4 großen Brett niedergehalten, bis es etwas abgekühlt ist.
- Nachdem eine Wand fertiggestellt war habe ich mit der flachen Hand drüber gefühlt. Kürschner machen sich sehr leicht bemerkbar, auch dadurch, dass sich ein hohles Geräusch bildet. Die kann man nochmals nachbügeln und mit dem Brett plätten.
- Anschließend lasse ich die Wände mit Furnier nach unten auf dem Fußboden trocknen und beschwere mit einigen weiteren Wänden.

Ein Problem will ich nicht verschweigen: Das Wengefurnier ist extrem sperrig und brüchig. Dadurch sind im Furnier schon Risse. Diese Risse gehen beim Bügeln weiter auf und es entstehen bis zu 2 mm breite Spalten, hauptsächlich an den Stirnseiten. Da die Wenge jedoch eine augeprägte Struktur besitzt kann ich die Risse mit Wachskitt vollkommen unsichtbar machen.

Die Frontkanten beklebe ich noch mit gedoppeltem Starkfurnier (2 x 1,5 mm), so dass sich die Kannten noch fasen oder abrunden lassen. Es entstehen wunderbar schwere, massive Seitenwände mit einer traumhaft schönen Fladerzeichnung, die von massivem Holz kaum zu unterscheiden sind.

Vielleicht probiert das ja nochmal jemand aus und berichtet.

Viel Spaß und viele Grüße aus Düsseldorf

Jürgen

PS: @Admin, den Beitrag von gestern bitte löschen. Ich hoffe diesmal klappt es mit Profil und Passwort.



Juergen Fuchs
Beiträge: 135
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo zusammen,

ich habe jetzt sechs Seitenwände beidseitig furniert. Das sind bei drei Metern Länge und 28 cm Breite ziemlich genau 10 qm. Die Starkfurnierkante ist auch schon dran.

Ich ahne, dass dieses Forum recht skeptisch gegenüber Furnier eingestellt ist. Ich bin jedoch von dem Ergebnis total begeistert, obwohl es das erste Mal war, dass ich mit Furnier gearbeitet habe. Auch ich bin ein Massivholzfan und arbeite gerne mit Schnittholz.

Die Bretter wirken überhaupt nicht industriemäßig oder irgendwie küntlich. Es entsteht eine sehr grobfaserige Oberfläche, die haptisch nicht von Massivholz zu unterscheiden ist. Sogar der etwas fiese Geruch von der Wenge ist vernehmbar. Ich hätte mit meinen Mitteln so schöne Möbelbauplatten nicht anders hinbekommen. Ich habe zwar Bilder gemacht, habe aber leider keinen Webspace zum Einstellen.

Das Problem mit den Rissen konnte ich dadurch verbessern (aber nicht vollständig lösen), dass ich zunächst die Ränder in Faserrichtung gebügelt habe. Dadurch wölbt sich die Mitte des Furniers leicht an. Dann arbeite ich vom Rand auf rissgefährdete Stellen zu. Dadurch werden die Fasern gegeneinandergedrückt und Risse entstehen erheblich seltener.

Weitere Risse und Aussplitterungen gab es beim Säubern der Kanten. Ich denke, das liegt vor Allem auch an der groben Struktur der Wenge.

Wie dem auch sei, bei Hobelarbeiten in Massivholz entstehen bei mir auch fast immer Ausbrüche, die ebenfalls ausgekittet werden müssen.

Zum Ende ist mir der Expressleim ausgegangen und ich habe mit Ponal Fugenleim weitergearbeitet. Der läßt sich wesentlich leichter mit der Rolle auftragen, da er weniger viskos erscheint. Jedoch ist die lange offene Zeit des Fugenleims hier ein Nachteil, da man sehr lange auf das Antrocknen warten muss.
Für kleine Arbeiten würde ich den Fugenleim empfehlen, für umfangreichere eher den Expressleim. Probleme mit Leimdurchschlag gab es bei beiden Leimen nicht.

Trotz der Risse werde ich sicher nochmal mit Furnier arbeiten. Das Ergebnis hat meine Erwartungen mehr als übertroffen.

Viele Grüße

Jürgen



Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Jürgen,

so groß ist bei mir die Skepsis gar nicht. Furnier hat seine Berechtigung bei teuren und seltenen Hölzern oder wenn man Verzierungen oder spezielle Muster haben will. In einem Kurs der Kurswerkstatt München war Furnieren ein Schwerpunktthema und es hat richtig Spaß gemacht. In einem Restaurierungskurs (ebenfalls Kurswerkstatt) hat uns die Leiterin die Methode mit Weißleim (Express) und Bügeleisen ebenfalls vorgeführt. Allerdings mit dem Hinweis, die Methode nur bei wenig wertvollen Gebrauchsmöbeln zu verwenden. Bei älteren oder Museumsstücken sollte man natürlich die Originalmethode mit Heißleim anwenden.

Glückwunsch zu deiner gelungenen Arbeit. Hast du auch Fotos davon?

Viele Grüße von
Edi



Juergen Fuchs
Beiträge: 135
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Juergen Fuchs »


Hallo Edi,

Bilder von dem Furnierprozess habe ich gemacht, ich weiss aber nicht wohin damit.

Viele Grüße

Jürgen


Mathias Gruen-Drebes
Beiträge: 70
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Kontaktdaten:

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Mathias Gruen-Drebes »


Hi Juergen,

kein Problem - schick sie rüber ich stelle Sie auf meinem Webspace rein und schick Dir den Link.
Nee noch besser - setz Dich per Mail mit mir in Verbindung, dann mache ich Dir einen temporär einen FTP-Account auf.

Viele Grüße
Mathias



Rainer
Beiträge: 90
Registriert: Sa 4. Jan 2014, 12:24

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Rainer »


Ist doch kein Problem.
Auf der "kleinen Seite" von Heinz Roesch http://hw.roesch.de/
kannst du nach dieser Anleitung:

http://www.bennung.de/gerhard/forum/anleitung/Hochladen/hochladen.html

Bilder hochladen.

Rainer



Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Philipp »


Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deinen Furnierbericht. Ich finde furnieren auch eine schöne Sache, die nicht nur "ihre Berechtigung" hat, sonder dem Massivholz gegenüber auch klare Vorteile haben kann. Habe selber mir eine Truhe aus Kirschholz gebaut (endlich fertig!!!), wobei die Füllungen mit Kirsche furniert wurden (ganz altmodisch mit Heißleim). Mit einem Stapel schöner Furnierblätter, die sich in ihrem Strukturbild sehr ähnelten (aufeinanderfolgende Blätter) konnte ich der Kist ein Muster geben, wie es mit Massivholz überhaupt nicht möglich gewesen wäre.

Vor lauter Begeisterung hatte ich mir zwischenzeitlich recht große Mengen Furnier angeschafft (Rüster, Esche, Nußbaum, amerik. Kirsche, Birne) und überlege immer, wie ich diese Posten überhaupt verarbeiten soll. Aber gerade, wenn große Flächen benötigt werden, würde ich das Funieren immer als Möglichkeit ins Auge fassen.
Und dank Deiner Bügeleisenmethode könnte ich vielleicht einmal größere Flächen in Angriff nehmen. Der Heißleim erfordert halt gutes gleichmäßiges Pressen, was bei meinen Möglichkeiten die maximalen Größen der Teile beschränkt.

Viele Grüße und frohes Furnieren

Philipp


Juergen Fuchs
Beiträge: 135
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von Juergen Fuchs »

[In Antwort auf #112281]
Hallo Matthias und Rainer,

ich habe jetzt Bilder bei Heinz Roesch eingestellt. Wirklich klasse der Service. Ihr könnt Bilder in u.a. Link unter ID 970 - 974 anschauen.

Viel Spaß

Jürgen



joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von joh. t. »

[In Antwort auf #112283]
hallo jürgen, wenge wird auf die dauer durch uv licht grau. wenn du es schwarz behalten willst musst du es beizen. mfg joh.


jörg s.

Re: Furnieren in Heimarbeit

Beitrag von jörg s. »


hallo!
leider kann ich auf der roesch-seite die bilder nicht mehr finden. ist ja auch schon länger her... ist es möglich, dass du mir die bilder per e-mail zuschickst? das wäre super! und ... wo bekomme ich zuverlässig gutes wenge-furnier?

vielen dank!

jörg



Antworten