wieviel Drechselbank braucht der Einsteigerr?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

wieviel Drechselbank braucht der Einsteigerr?

Beitrag von Volker Hansen »


Nachdem ich auf meiner kleinen Unimat einen Kugelschreiber nach der Anleitung von Berthold gedrechselt habe möchte ich gerne mehr Drechseln. Daher die Frage:
Was brauche ich als Grundausstattung?

Gruß Volker



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteigerr?

Beitrag von Dietrich »


Hallo Volker,

kann Dir von meinem Einstieg 1999 erzählen, wenn man Massivholzmöbel fertigen will, kommt man ums Drechseln, auch wenn man keine Fichtenholzknäufe mag, nicht herum. Ob es eine nicht alltägliche Abstützung ist, oder ein Bettfuß/Pfosten, Tischbein oder Schrankfuß, immer muß man Drechseln. Als die etwas abgeflachten Schrankfüße meines Garderobenschranks anstanden (160 mm) bestellte ich mir das "Jahrbuch des Drechselns" vom Drechselzentrum Essen, darin gibt es nicht nur tolle Drehmaschinen sondern auch brauchbare Ratschläge. Billige Maschinen sucht man allerdings vergeblich, aber einige Anfänger Maschinen sind schon drin, die werden dort als brauchbar bezeichnet, darunter findet sich die ein oder andere kleine englische Gussmaschine mit etwa 500mm Spitzenweite, die keine Unsummen kosten, aber auch eine Scheppach DMT 180 mit 1000mm Spitzenweite und 1,05 KW Motor der wirklich sehr leise läuft.
Diese Maschine habe ich mir dann bestellt zusammen mit einem "Deutschen Schalenspannfutter 1000" mit Grundausstattungssatz und dem Grundausstattungssatz an Kirschen Drechseleisen, die allerdings Kindersicher waren (stumpf). Außer einem weiteren Erweiterungssatz zum Futter arbeite ich mit der Maschine bis heute und habe auch nicht vor Diese zu ersetzen.
Allerdings bin ich nicht das was man einen ambitionierten Drechsler nennt, ich arbeite im Jahr 3-6 mal an der Maschine um o.g. Bauteile zu fertigen.

Gruß Dietrich

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteigerr?

Beitrag von reinhold »


hallo,
als Hobbydrechsler mit 20 jähriger Erfahrung habe ich diese Frage schon sehr oft beantwortet.
leider gibt es keine allgemeingültige Anwort, sondern es hängt von den persönlichen Umständen ab und davon, was der angehende Drechsler herstellen will.
Ein Möbel- oder Baudrechsler, der auch einen Bett- oder Geländerpfosten drechseln will, braucht mind. 1,5 m Spitzenweite, einem Musikinstrumentenbauer reichen 50 cm.
Blutigen Anfängern, die noch gar nicht sicher sind, ob sie dabei bleiben, empfehle ich eine Baumarktmaschine, dann ist wenigstens nicht so viel Geld kaputt und lernen kann man mit diesen Geräten, wenn man sie nicht überlastet. (Die üblichen Prügel stecke ich für diese Meinung weg). Später steigt man dann um auf eine gute Maschine.
Wenn einer weiss, was er will, dann soll er sich eine gute Graugussmaschine kaufen. Die gibt es in verschiedenen Preisklassen und nicht nur bei dem genannten Versandhandel. Eine Spindel mit dem sogenannten DIN Gewinde M 33 ist empfehlenswert.
Aufspannvorrichtungen : unbedingt einen Zweizack oder Vierzackmitnehmer und einen mitlaufenden Körner für das Drehen zwischen den Spitzen.
2 Einschlagfutter ca 30 bis 40 mm und ca 50 bis 60 mm. Eine Planscheibe ca 150mm.Eventuell noch ein Schraubenfutter. Damit kommt man sehr weit. Schalenspannfutter kann man später kaufen, Schalen lassen sich sehr gut mit der Planscheibe oder einem Schraubenfutter spannen. Schalenspannfutter, die nach aussen spannen, sollte man meiden, sie haben einige Nachteile.
Einige Drechselstähle werden benötigt : für den ersten Anfang reichen ein Schrägmeissel von ca 20 mm und von 12 mm , eine Röhre , ebenfalls ca 20 mm und 12mm, und ein Plattenstahl ca 6-8mm, den man auch zum Abstechen nehmen kann.
Die HSS-Werkzeuge von Dieter (siehe oben) sind gute Qualität. Kirschen geht für einheimische Hölzer, aber HSS ist besser.
Als Anfänger sollte man sich im Klaren darüber sein, dass Drechseln ein sehr teures Hobby ist, bei dem man schnell mehrere tausend Euro für Maschinen, Werkzeuge und Zusatzgeräte investieren kann. Auch Holz kann teuer sein.
Am besten ist es, vorher einen Kurs zu machen, und zu lernen wie man die schlimmsten Anfängerfehler vermeiden kann.
gruss
reinhold



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteigerr?

Beitrag von Dietrich »


Hallo Reinhold,

welchen Nachteil haben denn Spreizfutter bzw. im Besonderen das 1000er, wenn ich mir die Erweiterungsmöglichkeiten dieses Modells anschaue, bleiben doch kaum Wünsche offen?

Natürlich gibt es auch andere Lieferanten für Drechselmaschinen, aber dort wurde ich persönlich gut beraten außerdem haben die eine umfangreiche Auswahl, und ein wirklich gutes Jahrbuch.
Ja, klar Dieter hat auch Drechselbeitel von Kirschen, hatte ich nicht dran gedacht!

Gruß Dietrich
PS : wie Du schon selbst erwähnt hast, rechnest Du mit Schelte wegen dem Tipp zu einer Baumarktdrehmaschine, was hiermit geschehen ist:-)
(der Wertverlust einer brauchbaren Einsteigermaschine, nach einem Verkauf, könnte sich mit dem Anschaffungspreis einer Baumarktmaschine decken, das nur zum Stichwort Resourcenschonung)


Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteiger?

Beitrag von Martin Krenzer »

[In Antwort auf #431]
Hallo Volker,
als „Immer-noch-Einsteiger“ sind meine Erfahrungen und damit meine Tipps eher mager, dennoch ein paar kurze Anmerkungen (auch wenn die erfahrenen oder vielleicht sogar professionellen Drechsler in diesem Forum die Hände über dem Kopf zusammen schlagen mögen):
Angefangen habe ich mit einer „Drechselbank“ als Bohrmaschinenvorsatz von Wolfcraft; und zwar nicht, weil mich das Drechseln besonders interessiert hätte, sondern zur Herstellung von Treppenstäben für unser altes Haus, die den noch vorhandenen entsprechen sollten.
Das hat dann aber ziemlich Spaß gemacht.
Meine Frau hat mir dann im nächsten Jahr eine Drechselbank geschenkt.
Ja, ich gebe es zu: es ist eine aus dem Baumarkt, mit der ich immer noch arbeite!

Nachteil: Man kommt mit diesen Maschinen sehr schnell an die Grenzen:
- Die mir bekannten Baumarkt-Maschinen werden meines Wissens in China hergestellt und es scheint so, als kommen diese, unabhängig von der Marke (Güde, Rotwerk, Westfalia etc.) vermutlich alle aus einem Topf.
- Die mitgelieferte Planscheibe lässt, da im Zentrum durchgebohrt, ein zentrales Umspannen von Schalen nicht zu.
- Der Reitstock hat in der Bank viel zu viel Spiel, so dass die Achse zwischen Spindel/Mitnehmer und Pinole versetzt verläuft.
- Größter Nachteil: Das Spindelgewinde hat nicht das von Reinhold bereits angesprochene Standardmaß von M33/DN 800, aber auch kein standardisiertes Zoll-Gewinde, so dass die Beschaffung weiterer Spannwerkzeuge fast nicht möglich ist, es sei denn, man ist selbst in der Lage, Blindadapter passend zu drehen. Schraubenfutter und Spundfutter z. B. können daher nicht benutzt werden. Die dann notwendigen selbst gebastelten Lösungen sind riskant. „Fliegend drechseln“ ist dann wörtlich zu nehmen, wenn dir das Werkstück im wahrsten Wortsinn um die Ohren fliegt!

Vorteil:
- Die Anschaffungskosten sind im Vergleich zu den „vernünftigen“ von Hager, Hegner, Scheppach etc. fast schon zu vernachlässigen.
- Auch diese Maschinen bringen Holz zum Drehen ;-)

Zu den Beiteln:
Ergänzend zu den Empfehlungen von Reinhold: Spare dir das Geld für Billigwerkzeuge, auch wenn sie in noch so hübschen Holzschatullen angeboten werden. Sie halten keinen Schliff, verbiegen sich bei Belastung und fallen teilweise aus dem Heft.

Fazit:
Folge dem Rat von Reinhold und besuche einen Drechselkurs, um zu erfahren, was machbar ist, ob du auf Dauer Spaß am Drechseln hast und ob dir zukünftige hohe Investitionen das Wert sind.
Zum Lernen und Erfahrung sammeln „überspringe“ die Baumarkt-Drechselmaschinen! Den Reiz des Drechselns kann man schon mit dem Bohrmaschinenvorsatz (natürlich eingeschränkt) in Verbindung mit einem Drechselkurs erfahren. Spare dann lieber auf eine vernünftige Drechselbank.
Spare nicht beim Werkzeug!

Viele Grüße

Martin Krenzer


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteigerr?

Beitrag von reinhold »


hallo Dietrich,
ich habe das 1000er auch, mit fast allen Zubehörteilen. Ich glaube, ich war mit einer der ersten in Deutschland, die es bestellt haben.
Mir sind schon etliche grössere Rohlinge durch die Werkstatt geflogen, weil dieses Futter mit Druck nach aussen spannt. Dadurch kann der Rand des Einstiches wegplatzen. Die angebotenen Spannzangen sind relativ klein und verrutschen bei der Arbeit, sodass das Zentrum nicht mehr stimmt. Die Spannzapfen sind gut - aber da gibt es ja auch eine gesonderte Aufnahme, sodass man nicht das ganze Futter kaufen muss.
Die Gestaltungsmöglichkeiten mit den Schalenspanneinsätzen sind etwas eingeschränkt, der Einstich ist relativ tief, wenn er sicher sein soll, und der Rand relativ breit.
Ich verwende heute das 1000er meist nur noch in Verbindung mit den Aufspannringen. Von denen habe ich ziemlich viele und die meisten sind an der Grundplatte für ein selbstgebautes Spezialspannwerkzeug, Planscheibe, Schleifscheibe etc. dauerhaft verschraubt.
Ich habe mir vor rund 10 Jahren aus England ein Futter gekauft, das mit Spannzangen (der Druck kommt von aussen) spannt. Ich brauche nur ca 1 mm Holzdicke zum Aufspannen, das drehe ich meist nach Fertigstellung der Schalen wieder weg.
Hauptvorteil für mich als Instrumentenbauer : ich kann auch Langholz für Pfeifen sicher spannen ! Und mit dem integrierten Teiler kann ich Grifflöcher gut und sicher bohren.
Wenn ich mich heute neu entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich eines dieser modernen Futter nehmen, die von der Bauart der Vierbackenfutter abgeleitet sind und mit ihren auswechselbaren Spannteilen einen grossen Bereich abdecken.
Ich will das 1000er nicht generell schlecht machen. Damals war es eine sehr gute Sache, gut verarbeitet, und innerhalb seiner Grenzen brauchbar. Die Zeit ist allerdings weitergeschritten, der Markt und seine Ideen sind heute international, und es gibt Alternativen, über die man nachdenken sollte.

Die angesprochene Firma (wir wissen, wer gemeint ist) hat auch mich in den vergangenen Jahren gut bedient - nichts auszusetzen! Aber, wie bei den Futtern, heute gibt es Alternativen mit etwas anderen Angeboten und da kann man durchaus auch mal reinschauen.

Zur Baumarktkiste :
Diese Maschinen und die von verschiedenen Versendern sind heute schon für dicht unterhalb der 100 Euro zu haben. Sie sind nicht gut, aber besser als ihr Ruf. Meist kommen sie komplett mit Vierzack, mitlaufendem Körner und Planscheibe. Dazu kauft man noch im FACHHANDEL (z.B. Dieter) die wichtigsten Drehstähle in guter Qualität. Dann beträgt der Ersteinsatz ca 200 bis 250 Euro. Damit kann man 1-2 Jahre drechseln und in der Zwischenzeit lernen und seine Erfahrungen machen. Und Geld ansparen für eine richtige Drechselbank. Nach 2 Jahren weiss man, worauf man achten sollte und was man will. Die alte Maschine kann man zum Schleifen oder zum Polieren weiter benutzen oder man verscherbelt sie auf dem Flohmarkt für 50 Euro. Verlust in zwei Jahren : 50 Euro. Gewinn : Erfahrung.

Eine Mittelklassemaschine verliert in zwei Jahren auch die Hälfte ihres Anschaffungspreises oder mehr, jedenfalls mehr als 50 Euro.

Bei einem Anfänger fliegen immer Holzbrocken durch die Luft oder die Kiste vibriert durch unwuchtige Rohlinge. Das tun sie auch bei Mittelklassemaschinen (und bei Profimaschinen), das liegt weniger an der Maschine, als am Anfänger.

Ich weiss eine gute Maschine zu schätzen : ich habe mit Bohrmaschinenvorsätzen angefangen, dann kam 4 Jahre lang eine Elektra-Beckum, bevor ich mir eine schwere Hapfo leisten konnte.

Aber ich glaube , wir sollten vor einem Anfänger keine 2000 Euro-Hürde aufbauen (Mittelklasse-Maschine + Spannwerkzeuge + Sortiment Drehstähle). Das schreckt nur ab. Sondern wir solltem ihm sagen : Junge, es gibt einen preiswerten Einstieg: Er hat zugegebenerweise Nachteile, aber man braucht kein Krösus zu sein, um Drechseln zu lernen.

schöne Feiertage und ein Gutes Neues Jahr
reinhold ege



Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteiger?

Beitrag von Volker Hansen »


Danke für eure Hilfe, ich werde mir wohl zum Einstieg erst eimal mal ein "günstiges" Modell und gute Drechselbeitel leisten. Weitere Erfolgsmeldungen bekommt Ihr wenn mir nach die ersten Werkstücke um die Ohren gefolgen sind.

Weihnachtliche Grüße Volker

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteiger?

Beitrag von Dietrich »


Hallo Reinhold,

zum 1000er Futter, einmal ist mir ein Rohling (war fast fertig) aus den Aluminium Spreizsegmenten geflogen, war ein Schrankfuß mit 160 mm Durchmesser, aus Erle und nicht so leicht, der Einstich im Hirnholz war nicht sauber ausgeführt.
Ich kann nicht sagen das es am Futter lag, gehe aber sonst immer auf Nummer sicher bei dem was an Holz stehenbleibt.
Die Verarbeitung des 1000ers ist meiner Ansicht nach sehr gut.
Wenn ich zu einem Projekt einmal ein Vierbackenfutter brauchen sollte, werde ich evtl. schwach, und kaufe Eines:-)
Zu den Baumarkt Fernost Maschinen habe ich eine andere Meinung, wie auch weiter oben zu lesen war, arbeiten diese Maschinen nicht masshaltig und fluchten nicht, nicht nur das es den Einsatz wie vorgesehen einschränkt, das ist auch gefährlich, und kann sehr schnell Gesundheitsschädlich sein, und das ist kein Hobby wert!!!

Gruß Dietrich

Bärbel Werner-Tautenhahn

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteiger?

Beitrag von Bärbel Werner-Tautenhahn »

[In Antwort auf #451]
Hallo liieber Drechselfreund, micr haben Deine Anmerkungen für den Drechselanfänger sehr geholfen. Ich möchte meinem Mann zum 60. Geburtstag eine Drechselbank schenken und bin am Informationen sammeln. Eines habe ich schon mitbekommen, keine Drehmaschine vom Baumarkt. Das habe ich mir schon gedacht, sie sind eben sehr preisgünstig und einfach zu kaufen. Ich werde jetzt mal weiter recherchieren, abe eben auf höherem Niveau. Vielen Dank für Ihre Informationen und Drechsel ahoi sagt Ihnen Bärbel W.-Tautenhahn

joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: wieviel Drechselbank braucht der Einsteiger?

Beitrag von joh. t. »


Hallo Frau Werner,

Ich würde Ihnen für Ihren Mann einen Drechselkurs und sie sich oder ihnen beiden eine Beratung bei Martin Weinbrecht in der Drechselstube Neckarsteinach empfehlen. http://www.drechselstube.de/

Ich habe dort selbst mehrere Kurse mitgemacht und alle dort als kompetent , sachkundig und begeisternd erlebt.

Ich hoffe nicht den Hausherrn zu verärgern, aber er hat keine Drechselbänke und Kurse im Programm.

VG Johannes

Antworten