Zimmertür aus Esche mit Hindernissen *MIT BILD*

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Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Zimmertür aus Esche mit Hindernissen *MIT BILD*

Beitrag von Elmar »


Hallo miteinander,

wieder einmal so zwischendurch:

Im Rahmen von Renovierungsarbeiten stand bei mir wieder der Bau einer Zimmertür an. Die Tür sollte vom Holz her zu schon Vorhandenem passen – also: Esche in Massivausführung.

Nach der Anlieferung der Blockware und der erfreulichen Feststellung, dass die Holzfeuchte den sofortigen Baubeginn ermöglichte, folgte umgehend der erste Dämpfer.



Nach dem Ablängen der Kernbohle zur Herstellung der Türlängsfriese hat sich das Holz in den Folgetagen in Längsrichtung so stark „hohl“ geworfen, dass ich von dem vorgesehenen Einsatzzweck Abstand nahm.
(Scheinbar habe ich einen ehemaligen freistehenden Einzelkämpfer, der jahrzehntelang Wind und Sturm getrotzt hat, erwischt. Nun gut, geht auf das Konto „Lebenserfahrung“ und es gibt schließlich Schlimmeres im Leben!).

Also kurzentschlossen umplanen und das Beste aus der vorhandenen Blockware machen.

Das Resultat war nun, dass ich das Holz für die Friese aus den vorliegenden Mittelbrettern auswählte und – wenn schon, denn schon – nun sollten es Braunkernfriese mit recht lebhafter Maserung werden!
(Wohl eine typische Trotzreaktion! An dieser Stelle mögen sich dem gewerblichen Produzenten die Nackenhaare kräuseln – das ist aber die herrliche Freiheit eines Hobbyisten, der keinen großen Zwängen unterworfen ist! Im ungünstigen Falle würde es ja evtl. noch für eine Tür im Keller reichen und – man soll ja auf alles gefasst sein – ich habe schließlich noch einen Kaminofen, der völlig missratene Bauergebnisse thermisch umsetzen kann! Was sollte also schon groß schiefgehen??)

So richtig wollten auch die Mittelbrettfriese nicht mitspielen und zeigten mir, dass auch sie ein Baumleben Zeit hatten, ihre eigene Form zu entwickeln!



Da ich die beiden Friese recht problemlos mit einen Hand „press“ zusammendrücken konnte beschloss ich mich nicht einschüchtern zu lassen und mit dem Bau fortzufahren.
Die weiteren Schritte mehr bildhaft...


(Zusammenstellen der Friese)


(Die Friese sind gefast und gefälzt, die Dübelbohrungen eingebracht und der Schlosskasten ausgebohrt).


(Die Rahmenkonstruktion ist verleimt, geschliffen und geölt).


(Das fertige Türblatt mit hellen Füllungen und den Messingbeschlägen).

Nun wartet das Ganze zum Abrunden noch auf die passende Zarge, aber das wird noch eine Weile dauern.

Grüße

Elmar

Konrad Holzkopp
Beiträge: 1721
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

dass massive Friese sich ein wenig werfen ist durchaus im normalen Bereich.
Wichtig ist nur, dann die hohle Seite beim Verleimen auf die gleiche Seite zu nehmen.
Die hohle Seite sollte dann auch die Falzseite sein. Dann schlägt die Türe beim Schließen
oben und unten an.
Anderen Falls würde sie nur in der Mitte anliegen und zum Flattern neigen.

Gut Holz! J.

Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen

Beitrag von Elmar »


Hallo Justus,

danke für Deinen Hinweis. Genau so habe ich, aus dem von Dir erwähnten Grund, das Türblatt angefertigt.
Probeweise in die noch vorhandene, alte Zarge eingehängt zeigt sich, dass der leichte Druck mit nur einem
Finger genügt, um die Tür zu schließen.

Grüße

Elmar

Andreas Winkler
Beiträge: 1125
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Elmar,

schöne Arbeit!

Daß sich massive Esche beim Auftrennen etwas rührt, halte ich auch für normal, vor allem auf die Länge.
Du hast da das Beste draus gemacht!

Du hast Deine Verbindungen ja "stumpf" gedübelt, hätte an Deiner Stelle an den Verbindungen noch einen Nutzapfen oder eine falsche Feder (4er oder 6er Sperrholz reicht) angefräst.
Sollte die Verbindung mal etwas aufgehen, kannst Du gewährleisten , daß die Fuge trotzdem licht-dicht bleibt. Außerdem vergrößert man die Leimfläche dadurch noch etwas.

Wie gesagt, schöne Arbeit, mir gefällt der Faserverlauf sehr gut. Paßt m.E. sehr gut am Schloß.

Gruß, Andreas

Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen

Beitrag von Elmar »


Hallo Andreas,

ich hatte in der kurzen Vorstellung des Türblattes natürlich viele Baudetails
nicht beschrieben.
Die Dübel (16x160) werden hälftig in das Längs- und Querholz eingebracht
und an den Verleimstellen mit den Längsfriesen nur etwa zu einem Drittel mit Leim versehen,
so dass das Querholz also ausreichend Raum zum Arbeiten hat. Hier mache ich mir absolut keine
Gedanken, dass sich die Verleimfugen evtl. öffnen könnten.

Grüße

Elmar

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #80353]
Hallo,

Konstruktiv kann man das sicher alles so machen, aber die reine Lehre ist es nicht. Nach der reinen Lehre soll zumindest bei gestemmten Türen auf Höhe des Schlosskastens kein Querfries verlaufen. OK, Deine Tür ist gedübelt, da mag das wohl angehen, weil die Schwächung des aufrechten Frieses auf Höhe des Schlosskastens durch die 2 Dübellöcher natürlich geringer ist als durch einen Schlitz. Die Positionen der Querfriese. Die Thematik der optischen Mitte und des goldenen Schnitts und so wurden im Zusammenhang mit einer anderen von Dir gebauten Tür hier schon mal diskutiert, ich will das nicht wiederholen. Im Hinblick auf eine einheitliche Optik Deiner Eschenholztüren bleibst Du auch diesmal Deiner Linie treu. Ich bin ehrlich, ich mag diese Aufteilung nicht leiden, aber das ist ebenso eine Geschmacksfrage wie die Auswahl der Holzart. Manchen gefällt Esche gut, anderen gefällt sie nicht so gut.

Grüße
Wolfgang

Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen *MIT BILD*

Beitrag von Elmar »


Hallo Wolfgang,

es wäre kaum ausdenkbar wie die Welt aussehen würde, wenn wir alle den gleichen Geschmack
hätten. Gut, dass es nicht so ist!

Querfriese auf Schloßkastenhöhe findet man als Wahlmodell bei quasi allen Herstellern von
Massivholztüren, das ist also keine Besonderheit. Ich habe mich, auch was die Aufteilung der
Friese angeht, an diesen Modellen orientiert. Das ist halt wirklich eine Frage des persönlichen
Empfindens.

Persönlich arbeite ich sehr gerne mit Esche, auch wenn es für mich oft nicht einfach ist (bei diesem
Holz) eine mir zusagende, farbliche Gesamtgestaltung zu finden. Aber das kann andererseits auch sehr
reizvoll sein.
Ich hänge noch ein Bild einer Eschetür an, die ich vor zwei Jahren gabaut hatte. Diese ist quasi
die gestalterische Vorgabe für obig gezeigte Tür gewesen, da sich die Türen in demselben Raum befinden.



Grüße

Elmar

Thomas Keimel
Beiträge: 150
Registriert: Do 27. Jun 2013, 12:04

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen

Beitrag von Thomas Keimel »


Hallo Elmar, mir gefällt deine Tür sehr gut. Wie hast du die Füllungen zwischen den Friesen befestigt? Liegen sie in einer Nut oder werden sie einfach nur von beiden Seiten durch die Leisten gehalten.

Elmar
Beiträge: 283
Registriert: Mo 4. Jun 2018, 18:00

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen *MIT BILD*

Beitrag von Elmar »


Hallo Thomas,

die Füllungen sind eingeleistet (gefaste Leisten 12x12 für V-Fuge). Auf der Sichtseite verleimt,
auf der anderen gestiftet (Stauchkopf 1,2x20).

Vortei für mich als Solist: Beim Verleimen der Rahmenkonstruktion ohne Füllungen weniger Stress
und ich kann erst nach dem Verleimen die mir zusagenden Füllungen herstellen.



Grüße

Elmar

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Zimmertür aus Esche mit Hindernissen

Beitrag von Wolfgang Kueter »

[In Antwort auf #80366]
Hallo,

Querfriese auf Schloßkastenhöhe findet man als Wahlmodell bei quasi allen Herstellern von Massivholztüren,


Ich will da gewiss kein Drama draus machen, es trifft auch zu, das man das bei Zimmertüren öfter findet. Bei gestemmten Haustüren soll es möglichst nicht so gemacht werden. Bei einer Zimmertür wird es kaum ein Stabilitäsproblem geben. Ich verstehe auch, dass Du, was die Aufteilung und die Positionen der Querfriese angeht, durch die von Dir vor 2 Jahren gebaute Tür festgelegt warst.

Was die Befestigung der Füllungen mit Leisten angeht, so ist die von Dir gewählte Lösung sowohl konstruktiv vollkommen in Ordnung als auch zweckmäßig. Der Aufwand bei der Fertigung ist relativ gering, Ausfälzen oder Nuten entfällt und die Füllungen können mit relativ wenig Aufwand zum (Nach)bearbeiten demontiert werden, wenn das in der Zukunft irgendwann einmal erforderlich werden sollte. Bei eingenuteten Füllungen wird die Demontage ungleich aufwändiger.

Auf dem Detailfoto der Leiste zum Befestigen der Füllung erkennt man, dass Du sehr genau und sorgfältig gearbeitet hast, da gibt es nichts zu meckern oder zu mäkeln.

Gute Arbeit, keine Frage.

Grüße
Wolfgang

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