Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

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Christoph Meyer
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Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo,

gestern habe ich an Eichenholz eine 6mm Rundung gefräst. Zum Einsatz kamen
eine kleine 700W Fräse und ein entsprechender Abrundfräser mit Anlaufkugellager.

Nach dem ich ein kleines Stück wie üblich im Gegenlauf gefräst hatte viel mir eine
relativ raue Abrundung auf. Danach habe ich die gleiche Fräsung im Gleichlauf
durchgeführt und das Fräsergebnis war deutlich besser, keine fühlbare raue Oberfläche.

Nun sagt man, dass Gleichlauffräsen unter allen Umständen vermieden werden soll,
die Gefahren insbesondere bei größeren Fräsern sind mit durchaus bekannt.

Ist es immer so, dass man im Gleichlauffräsen eine bessere Oberfläche erzielt?
Bis zu welchen Fräsgrößen ist das Gleichlauffräsen unter Umständen möglich?

An anderen Hölzern ist mir der Effekt noch nie so aufgefallen wie an der Eiche.

Grüße
Christoph

PS: der Fräser ist scharf und hatte erst weniger Meter hinter sich.



Rolf Richard
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Re: Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von Rolf Richard »


Ist es immer so, dass man im Gleichlauffräsen eine bessere Oberfläche erzielt?
Bis zu welchen Fräsgrößen ist das Gleichlauffräsen unter Umständen möglich?


Wie stets denn mit dem Faserverlauf am Werkstück? Der kann eine ziemlich grosse Rolle spielen.

Gegenlauffräsen würde ich generell nur im Notfall, egal wie gross der Fräser ist. Ok, man kann mal ein kleines Stück von hinten ins Werkstück fahren um den Ausriss zu minimieren. Ein Ausrissholz erscheint mir aber doch besser. Gegenlauf - wenn denn unbedingt erforderlich oder gewünscht - geht mit einer Maschine, die seitlich fest an eine Führungsschiene gekoppelt ist. Aber auch damit kann die Maschine am Werkstück entlangschiessen und hässliche Ratterspuren hinterlassen.

Gruss

Rolf

Franz Kessler
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Re: Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Christoph

Ich denke auch wie Rolf, ich arbeite im Moment mit Eiche, es ergeben sich völlig andere Bilder und Oberflächen, wen bei dem einen Holz die Fasern hoch kommen, bei dem nächsten nach unten gehen, die erste Fläche wird richtig griffig, die Fasern kann man richtig spüren, bei fallenden Fasern erscheint es schön glatt, man denkt, man hat anderes Holz oder einen anderen Fräser.
So gewöhnt man sich ganz schnell an, auf den Faserverlauf zu achten, es kommt ja auch vor, dass der Faserverlauf im gleichen Holz wechselt, da kann man die Unterschiede am besten feststellen.
Gleichlauf ist immer gefährlich, mein rechter Zeigefinger kann ein Lied darüber singen.

Gruß Franz

Konrad Holzkopp
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Re: Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von Konrad Holzkopp »


Guude,

@ Rolf:
ich glaube Du verwechselst Gegenlauf mit Gleichlauf.

@ Christoph:
Gleichlauffräsen kann das Aussplittern über das gewünschte Profil hinaus verhindern,
führt wg. des Austritts des Fräsers mit null Spanabnahme aber gerne zu gequetschten Fasern.
Diese stellen sich gerne nach dem ersten Oberflächendurchgang hartnäckig auf.
Rein technologisch ist bei der Holzbearbeitung das Gleichlauffräsen in der handwerklichen Anwendung
fast nie sinnvoll.

Dass das Gleichlauffräsen außerdem aus Gründen einer höhen Gefährdung mit handgeführten Maschinen nicht vorgenommen werden sollte,
ist wohl allgemein bekannt.

Gut Holz! J.

Rolf Richard
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Re: Klar - Gleichlauf!

Beitrag von Rolf Richard »


@ Rolf:
ich glaube Du verwechselst Gegenlauf mit Gleichlauf.


Puh, das ist natürlich richtig. Wie komme ich nur auf "Gegenlauf"?

Gruss

Rolf

MaxS
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Re: Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von MaxS »

[In Antwort auf #79057]
Hallo Christoph,

das wirksamste Mittel für saubere Rundungen an problematischen Hölzern ist meiner Erfahrung nach der Wechsel der Maschine - von der Ober- zur Tischfräse, falls das Werkstück es zulässt. Dort erzielt man mit einem sauber abgezogenen (!) HSS-Profilmesser die bestmögliche Schnittgüte bei vertretbarer Standzeit, abgezogene Standardmesser (SP) halten die Schärfe deutlich kürzer. Ordentliche HM-Werkzeuge gehen natürlich auch, sind aber in der Schärfe nicht so giftig. Vorschub natürlich im Gegenlauf.

Bei der Oberfräse kann es hilfreich sein, erst das Profil vorzufräsen und dann noch einen feinen finalen Durchgang vorzunehmen. Von Gleichlauf rate ich ab; Ausnahmen würde ich nur bis max R4 oder ähnlichen Fasen machen. Alles andere ist mE besonders bei kleinen Werkstücken und leichten Maschinen ein Spiel mit dem Feuer.

Gruß und pass auf deine Finger auf,
Max

Rolf Richard
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Re: Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von Rolf Richard »


das wirksamste Mittel für saubere Rundungen an problematischen Hölzern ist meiner Erfahrung nach der Wechsel der Maschine - von der Ober- zur Tischfräse, falls das Werkstück es zulässt.


Dem kann man nur zustimmen! Wenn dann noch gute Andruckvorrichtungen vorhanden sind, sollte das (zusammen mit der sehr leichten Möglichkeit, am Ende noch einmal 1-2 Zehntelmillimeter wegzufräsen) die beste Lösung sein.

Gruss

Rolf

Christoph Meyer
Beiträge: 675
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Re: Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von Christoph Meyer »


Hallo Maximilian,

eine Tischfräse wäre natürlich toll, aber die ist auf meinem aktuell ~ 10qm nicht unterzubringen, mal sehen was in der neuen Werkstatt geht.
Dort erzielt man mit einem sauber abgezogenen (!) HSS-Profilmesser die bestmögliche Schnittgüte bei vertretbarer Standzeit

Eine andere Frage zu den HSS Profilmessern, wie ziehst du die selbst ab, das kann ich mir gerade nicht bei HSS und Profilen nicht vorstellen.

Im konkreten Fall ging es auch nur um eine kleine Abrundung R6. Also mit der OF schnell gemacht.

An alle anderen, danke für die Antworten und die Erklärungen, man kann die kleine Kante mit feinem Papier ja auch nach schleifen. Ich werde das Gleichlauffräsen dann unterlassen oder nur im absoluten Ausnahmefall anwenden. Meine Finger sollen die negativen Erfahrungen gar nicht erst machen.

Grüße
Christoph

MaxS
Beiträge: 1552
Registriert: Sa 21. Jun 2014, 02:52

Re: Kleine Abrundung im Gleichlauf fräsen?

Beitrag von MaxS »


Hallo Christoph (und alle anderen),

das Abziehen ist nahezu erschreckend primitiv: Ich verwende dazu einen feinen Formstein mit Wasser (die Körnung weiß ich nicht - wird zwischen 1000 und 4000 liegen, grob geschätzt) und ziehe dann entweder am Messer oder am Fräskopf vorsichtig und freihand die Fase ab, hinterher muss natürlich noch der Grat an der Spanfläche ebenfalls abgezogen werden. Den Fräskopf bzw.. das Messer entweder in der anderen Hand halten, irgendwo ablegen oder gleich im Schraubstock (mit sauberen Schonbacken!) einspannen. Dazu eignet sich natürlich auch ein Arkansas - der Stein sollte schon relativ hart sein. Wenig Druck verwenden und mit etwas Übung klappt das ganz gut. Wenn man das vernünftig macht, dann wird die gefräste Fläche so glatt, dass Lacke und Öle schlecht haften und deshalb sorgfältig nachgeschliffen werden muss - das spiegelt fast. Mit der Methode kann man mit etwas Gefühl auch fast stumpfe Messer wieder reaktivieren, kostet dann natürlich mehr Zeit.

Bei Harthölzern wie Eiche funktionieren HM-Werkzeuge auch ganz gut - aber die brauchen ordentlich Drehzahl. Für kleine Radien und Fasen in der Regel das, was die Maschine hergibt und der Fräser erlaubt (9-10.000 UPM bei Fräser um die 100mm); bei HSS sollte man es nicht übertreiben. Man hört meistens auch, ob die Zerspanung passt oder nicht.

Gruß
Max

Rolf Richard
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Re: Vorsicht!

Beitrag von Rolf Richard »


Bei Harthölzern wie Eiche funktionieren HM-Werkzeuge auch ganz gut - aber die brauchen ordentlich Drehzahl.


Vorsicht, das trifft nicht für alle harten Hölzer zu!

Bei mir kommt viel Buche auf/unter die Fräse. Da muss man oft die Drehzahl stark reduzieren wenn man keine Brandspuren haben will. Die kommen nicht von abgenutzten Fräsern - auch nagelneue Qualitätsware erzeugt das - sondern von den speziellen Materialeigenschaften der Buche. Über 15.000 U/min gehe ich inzwischen gar nicht mehr hinaus, bei Hirnholz ist selbst das gelegentlich zuviel.

Gruss

Rolf



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