Werkstatt: Es werde (mehr) Licht! *LINK*

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Rolf Richard
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Beitrag von Rolf Richard »


"Mehr Licht!" sollen ja angeblich schon Goethes letzte Worte gewesen sein!(*) In der Werkstatt kanns auch nicht schaden.

Im Frühjahr war ich auf die Messe Light + Building in Frankfurt eingeladen, konnte mich dort mit den neuen LED-Ersatzlampen für Leuchtstoffröhren auseinandersetzen. Die Dinger haben mich fasziniert.

In meiner Werkstatt sind eine Anzahl der 1200 mm langen 36W-Leuchtstoffröhren mit 3360 Lumen verbaut. Von Osram habe ich mir jetzt zum Experimentieren eine Ersatz-LED beschafft. Diese Lampen bringen bei gleicher Lichtfarbe 865 allerdings nur 2500 Lumen, verbrauchen aber auch nur noch 22W- Rechnet man die (praktisch) nicht mehr anfallende Verlustleistung des Vorschaltgeräts hinzu, reduziert sich der Energiebedarf fast um 50%. Der Austausch ist einfach, lediglich die Lampen und die Starter (liegen der LED bei!) sind zu wechseln. Also in etwa wie ein normaler Lampentausch.


Oben herkömmliche Leuchtstoffröhre, unter LED-Austausch


Mehr Daten auf der Rückseite der LED

Der geriffelte, undurchsichtige Kunststoffstreifen der LED muss nach hinten gedreht werden. Hier kommt kein Licht heraus.


Rot=herkömmlicher Starter - grün=LED-Starter

Der LED-Starter ist lediglich eine Art Sicherung. Prinzipiell wird damit das Vorschaltgerät nahezu lahmgelegt, verbraucht kaum noch 1 Wattt. Man kann die Lampe auch umverdrahten und das Vorschaltgerät ganz abklemmen. Dann muss im Lampengehäuse auf die Modifikation hingewiesen werden, denn setzt man eine herkömmliche Lampe ein, wird diese sofort zerstört. Alle technischen Prüfungen/Zertifikate der Leuchteneinheit sind damit hinfällig. Tauscht man nur den Starter ist natürlich eine Rückrüstung einfach.

Das Ergebnis:

Links alt - rechts neu

Die neue Lampe gibt sehr viel mehr Licht ab. Warum? Es stehen doch 3360 Lumen alt gegen nur 2500 Lumen neu? Die Antwort liegt im Abstrahlwinkel. Alt = 360°, neu = 150%, also sehr viel zielgerichteter. Rechnet man auf den Raumwinkel um bekommt man ca. 75-80% mehr Licht. Das ist erheblich! Spiegel hinter den Röhren kann man künftig weglassen.

Nach dem Austausch nur einer Einheit über einer Arbeitsfläche betrug die Helligkeit (bzw. die Belichtungszeit) - bestimmt mit einer Spiegelreflexkamera - 1/13 Sekunde bei Blende 13, die alten Röhren brachten 1/10 Sekunde bei Blende 13. Wenn man beide Einheiten austauscht, käme man vermutlich auf 1/16 Sekunde bei Blende 13.

LED-Type: Osram SubstiTube advanced ST8-HA4 22 W/865 1200 mm. Achtung: Es gibt auch die Ausführungen "value" (1700 Lumen bei 20W) bzw. "basic" (2100 Lumen bei 21W) Rechnerisch ist die schwächste Ausführung auf den Raumwinkel bezogen immer noch lichtstärker als die Leuctstoffröhre. Datenblätter: siehe Link.

Preislich ist die Sache natürlich momentan noch ziemlich uninteressant. Die eine Einheit hat mich gut 45€ gekostet - auf den Cent bekomme ich es die nächsten Tage. Deutlich preiswerter sind Ausführungen von Philips mit etwas über 30€, die allerdings nur 1600 Lumen bringen.

Auch erwähnenswert: Beim Einschalten praktisch sofort volle Helligkeit, keinerlei Flackern.

In jedem Fall eine interessante Erfahrung.

Gruss

Rolf

PS Nach anderen Quellen verlangte der alte Meister ein Nachtgeschirr bevor er dahinschied. Das erschien für einen Dichterfürsten aber dann doch als zu profan.

Friedrich Kollenrott
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Halo Rolf,

ja, das ist interessant, da geht die Tecjhnik hin und das ist in diesem Fall auch gut so.

Verblüffend ist,, dass durch die gerichtete Abstrahlung ein geringerer Lichtstrom eine bessere Beleuchtungsstärke (heißt das so? ) bringt.

1. Frage: Welche Farbtemperatur wählst Du? warmweiß (ca. 3000K) oder neutralweiss (ca. 6000?)

2. Frage: Was tut man, wenn man eine Leuchte mit elektronischem Vorschaltgerät hat? Einfach ausbauen und die LED- Röhre mit 230V betreiben?

Grüße

Friedrich

Ulrich W
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Ulrich W »


Hallo

ich habe vor kurzem auch 10 LED-Röhren eingesetzt. 120+150cm. (Gab es beim Discounter).

Der neue "Starter" ist nur ein Kurzschlußbügel. Als Sicherung würde ich den nicht ansehen.

Ein EVG auszubauen und die Lampe direkt an 230V betreiben ist kritisch bis verboten.
Setzt man eine normale Röhre rein kann diese evtl. explosieren.

Ich habe ein EVG ausgebaut und als Strombegrenzung eine alte Drossel eingesetzt.

Schöne Grüße
Ulrich

Gerald G.
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Gerald G. »

[In Antwort auf #78165]
Hallo Rolf,

toller Bericht. Vielen Dank. Alleine das Bild mit den beiden Röhren sagt schon viel aus.
Die Preise für die Röhren sind allerdings jenseits von Gut und Böse.

Ich habe derzeit 6 Leuchtstoffröhren in der Werkstatt. Mit dem Licht bin ich grundsätzlich zufrieden. Mehr Licht geht immer und Energiesparen ist ein Muss.
Für mich heisst das, dass ich die nächste Leuchtstoffröhre, die das Zeitliche segnet durch eine LED-Röhre ersetze.

Gruß Gerald

Rolf Richard
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #78167]
Hallo Friedrich!

Halo Rolf,

ja, das ist interessant, da geht die Tecjhnik hin und das ist in diesem Fall auch gut so.

Verblüffend ist,, dass durch die gerichtete Abstrahlung ein geringerer Lichtstrom eine bessere Beleuchtungsstärke (heißt das so? ) bringt.

1. Frage: Welche Farbtemperatur wählst Du? warmweiß (ca. 3000K) oder neutralweiss (ca. 6000?)

2. Frage: Was tut man, wenn man eine Leuchte mit elektronischem Vorschaltgerät hat? Einfach ausbauen und die LED- Röhre mit 230V betreiben?

Grüße

Friedrich


Ja, der geringere Abstrahlwinkel ist das Entscheidende. Die Leuctstoffröhre sendet mehr als die Hälfte des Lichtstroms in Richtungen, wo dieser keine nützliche Wirkung entfaltet, also auch keinen Sinn macht. Man kann zwar mit Spiegeln arbeiten, aber auch das ist nur eine Notlösung, weil der grösste Teil des in die falsche Richtung abgestrahlten Lichts wieder in die Lampe gepiegelt wird. Sinnlos!

Farbtemperatur? ich verwende bei den Leuctstoffröhren und der LED 6500 Kelvin, also Tageslichtweiss. Das geht auch aus der Röhrenkennzeichnunh "865" hervor.

Beim elektronischen Vorschaltgerät gibt es zwei Lösungsvarianten: Entweder den LED-Starter verwenden und alles andere beim alten lassen oder umverdrahten und das Vorschaltgerät stilllegen. Die LED läuft eigentlich in beiden Fällen mit 230 Volt.

Ich habe mich heute entschlossen: Auch wenn es preislich noch wenig attraktiv ist - es wird bei mir mindestens noch eine LED-Einheit über der Werkbank geben. Die Verdoppelung der Helligkeit - na gut, nur fast! - ist der wesentliche Gewinn.

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #78169]
Hallo

ich habe vor kurzem auch 10 LED-Röhren eingesetzt. 120+150cm. (Gab es beim Discounter).

Der neue "Starter" ist nur ein Kurzschlußbügel. Als Sicherung würde ich den nicht ansehen.

Ein EVG auszubauen und die Lampe direkt an 230V betreiben ist kritisch bis verboten.
Setzt man eine normale Röhre rein kann diese evtl. explosieren.

Ich habe ein EVG ausgebaut und als Strombegrenzung eine alte Drossel eingesetzt.

Schöne Grüße
Ulrich


Hallo Ulrich,

der Starter ist kein Kurzschlussbügel, sondern tatsächlich eine Sicherung. Den Ausbau der EVG schreibt der Lampenherstelller sogar vor, fordert allerdings, dass die eine sachkundige Person vornimmt. Da kann ich dienen, ich bin Elektroingenieur. Die Röhre wird keinesfalls explodieren, wenn sie falsch eingesetzt wird. Es brennen lediglich die Heizfäden durch und dann bleibt sie einfach dunkel. De Einbau einer alten Drossel (KVG) ist irgendwo widersinnig, die LED braucht sie nicht, sondern nur die Sicherung.

Bezüglich der Qualität der LED gibt es himmelweite Unterschiede. Es sind sog. LED-Röhren im Umlauf, die weniger als 1200 Lumen bringen, also damit einer herkömmlichen Leutstoffröhre unterlegen sind. Der übliche Fernostschrott eben. Selbst bei etablierten Anbietern liegen diese bei fast 40% in Bezug auf den Lichtstrom. Solche Produkte würde ich in dieser frühen Phase nicht bei unsicheren Quellen kaufen. Wenn man bedenkt, dass zwischen den Markenprodukten Osram und Philips schon mal ein Unterschied von mehr als einem Drittel liegt. No chance for any discounter.

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #78172]
Hallo Gerald,

sicher, die neue Technik ist noch (zu) teuer, aber das Experiment hat mich einfach gereizt.

Mein aktueller Entschluss von heute abend: Es wird noch eine Einheit geben, damit bekomme ich vermutlich fast die doppelte Helligkeit über der Hobelbank.

Gruss

Rolf

Christoph Meyer
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #78165]
Hallo Rolf,

danke für den sehr informativen Bericht. Das mit dem Abstrahlwinkel ist einleuchtend, wenn man es so aufgezeigt bekommt.
Die besser Lichtleistung, die hoffentlich längere Haltbarkeit und kein Flackern sind schon gute Argumente für die LEDs.
Der Preis ist in der Tat noch heftig. Aber im Vergleich zu den kleineren LEDs für den Hausgebrauch, bezogen auf die Lichtleistung, schon gar nicht mehr so teuer.
Bei uns im Haus werden auch nur LEDs eingesetzt wenn etwas kaputt geht.

Den Punkt Strom sparen habe ich bewusst nicht genannt. Der ist gerade in der Werkstatt nicht so relevant an. Man betreibt Fräsen, Sägen und Absauganlagen jenseits der 1000W Leistung, da fallen die 20W weniger Verbrauch bei den Leuchten nicht wirklich ins Gewicht, auch wenn die dauerhaft an sind.

Das ist in etwa so, wie der Chef einer Baufirma mir neulich negativ aufgefallen ist. Es wird von Dämmung, CO2 Einsparungen und Schonung der Umwelt berichtet, aber zur Besichtigung kommt er mit einem 7er BMW vorgefahren.

Grüße
Christoph

Rolf Richard
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Christoph,

die Sache mit der Energieeinsparung darf man schon nochmal hinterfragen. Die Lampen leuchten dauernd, die dicken Maschine laufen aber nur minutenweise. Zumindestens bei mir.

Sagen wir mal so: Als wir vor gut 11 Jahren in dieses Haus zogen, hatten wir ganz schnell einen Verbrauch von um die 6.300 kW pro Jahr. Inzwischen sind wir - viele Wenig ergeben ein Viel - auf 3.900 kW herunter. Ich hoffe, das noch weiter zu reduzieren. Energiesparlampen waren dabei ziemlich wichtig, jetzt kommen die LEDs. (Zugegeben, im Tankraum brennt immer noch eine 60W-Glühlampenfunzel, aber wie oft ist die angeschaltet? 30 Minuten im Jahr. Wenn sie stirbt gibts was anderes.)

Gruss

Rolf

Ulrich W
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Re: Werkstatt: Es werde (mehr) Licht!

Beitrag von Ulrich W »

[In Antwort auf #78176]
Hallo Rolf

meine Röhren sind von "Müller Licht" und haben (120cm) 18W- 1700 Lumen. Kosteten im September 14,99€
Damit bin ich voll zufrieden.

Der "Sicherungsdraht" ist ein Kupferlackdraht und hat bei mir ca. 0,8mm Durchmesser.
Wann brennt der durch und hoffentlich brennt dann nicht das Kunstoffgehäuse.

Mein Hersteller hat die Röhre nicht für den direkten Betrieb an 230V freigegben, Ist das bei Osram anders?

Nachgelesen habe ich die Problematik hier: http://www.elv.de/topic/sylvania-toledo-t8-direkt-an-230v-betreiben-e-vg-bruecken.html

Schöne Grüße
Ulrich



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