Stollenbau - Konstruktion "innenleben"

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Antworten
Christian H
Beiträge: 14
Registriert: Fr 19. Dez 2014, 16:37

Stollenbau - Konstruktion "innenleben"

Beitrag von Christian H »


Liebe Holzwerkergemeinde,

nach einiger Zeit mitlesen wende ich mich heute mit einer Frage an euch.

Ich plane den Bau eines einfachen kleinen Schränkches, der auch als Beistelltisch dienen soll. Als Konstruktion möchte ich zwischen vier Beinen (40mmx40mm Querschnitt) ca. 20mmx80mm starke Querfriese anbringen, und zwischen Beine und Querfriese eine ~5mm Füllung einschieben (sehr ähnlich zu Abb. 484 im Spannagel). Eine der Seiten bekommt statt einer Füllung natürlich eine Tür (bzw. zwei, als Flügeltür ausgelegt). So weit, so gut. Nun zu meiner Frage:

Ich möchte im Innern des Schränkleins einen Zwischenboden anbringen, bevorzugt herausnehmbar und höhenverstellbar (z.B. wie im System 32, auch wenn die Löcher hässlich sind). Aber die Füllung ist ja ungeeignet für die Befestigung dieses Zwischenbodens. Außerdem wäre bei Einlegeböden das Problem, dass die innenkanten der vorderen Füße einen geringeren Abstand haben als die notwendige Breite des Zwischenbodens. Wie macht man sowas fest? Meine Versuche, eine innen bündige Konstruktion zu finden, sind u.a. daran gescheitert, dass die Querfriese ja möglichst weit nach außen müssen, um stabile Holzverbindungen zu den Beinen herstellen zu können. Und auch eine Befestigung der Böden nur an den Beinen wäre aus konstruktiver Sicht suboptimal, führen bei gleichmäßiger Belastung doch der Bessel'schen Punkte zu einer minimalen Durchbiegung - die aber nennenswert weiter innen liegen.

Für Antworten bedanke ich mich schon mal recht herzlich!

Christian

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Stollenbau - Konstruktion "innenleben"

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Christian.

erstmal- falls Du tatsächlich zum ersten Mal hier schreibt- willkommen.

Die Besselschen Punkte! Du wirst kaum ein Regal finden, in dem die Böden in diesen Punkten aufgelegt sind, das gibt immer eine ungeschickte Optik. Auflage an beiden Enden und dafür etwas dicker, und gut is (Du weißt: Durchbiegung ist ungefähr proportional Dicke ^ 1/3 , also etwas dicker bringt schon viel).

Die einfachste, dabei aber vollkommen ausreichende Lösung für eine höhenvariable Auflage für einen Zwischenboden wäre eine Reihe von Bohrungen in den Beinen, in die dann Holzdübel oder Edleres gesteckt werden (ähnlich Ikea Ivar). Und der Zwischenboden wird an allen vier Ecken dort ausgeklinkt, wo sich ein Bein befindet. Dann kann auch seitlich nichts herunterfallen.

Viel Erfolg

Friedrich

Uwe Schmale
Beiträge: 81
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Kontaktdaten:

Re: Stollenbau - Konstruktion "innenleben"

Beitrag von Uwe Schmale »


Wären Zahnleisten vielleicht eine Lösung? Spannagel S. 287 Abb 1346

VG Uwe


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Korrektur Durchbiegung:

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Durchbiegung ist proportional 1 / Dicke ^3. (war wohl schon etwas spät gestern)

Christian H
Beiträge: 14
Registriert: Fr 19. Dez 2014, 16:37

Re: Stollenbau - Konstruktion "innenleben"

Beitrag von Christian H »


Vielen Dank für die schnellen Antworten. Ich muss gestehen, dass ich die Zahnleiste aus dem Spannagel übersehen habe. Das sieht in der Tat nach dem aus, was ich suche, und lässt sich auch optisch glaube ich vertreten. Bezüglich der Durchbiegung mache ich mir auch nicht die größten Sorgen - es sollen nur ein paar Zeitschriften hinein, im unteren Fach eine entnehmbare (Schub-)Kiste als Altpapiersammler - allerdings bin ich fasziniert von der Optimierung bis ins letzte Details, die bei sehr vielen Holzverbindungen über die Jahrtausende entstanden ist, und dachte, dass auch hier vielleicht jemand eine pfiffige Idee hatte. (Es ist ja auch so, dass die Bessel-Punkte nicht berücksichtigen, dass Holz anisotrop ist, die Auflagepunkte nicht punktförmig sind, mein Brett auch in der 3. Dimension existiert, das Fach ganz sicher nicht absolut gleichförmig belastet wird, und bei so weit nach innen versetzten Auflagepunkten eine Belastung am Rand zum Abkippen des Bodens führen würde - konstruktiv ist eine Hirleiste o.ä. sicher die klügere Variante als die Optimierung der Auflagepunkte. Trotzdem halte ich sie für einen ganz brauchbaren Richtwert).

Was die Zahnleiste angeht bin ich noch nicht sicher, ob ich das System ganz verstanden habe, deshalb zur Kontrolle: in jede Ecke kommt eine dieser Leisten an die Beine. Wenn ich nun einen Einlegeboden anbringen möchte, baue ich mir zwei Leisten mit dem Konterprofil, schiebe je eine seitlich in die Zahnleisten, und lege dann auf diese Leisten den Boden. Die Leisten, die den Boden tragen, könnten jetzt noch richtung Schrank-Innenseite wegrutschen, was sich aber mit einem Falz an der Bodenunterseite verhindern lässt.

Nochmals danke euch beiden für die hilfreichen Kommentare

Christian

Uwe Schmale
Beiträge: 81
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Kontaktdaten:

Re: Stollenbau - Konstruktion "innenleben"

Beitrag von Uwe Schmale »


Ja, genau so. Die Regalböden müßte man ausklinken, wenn sie innen bündig mit der Front- bzw. der Rückwand sein sollen. Eine Fase oder eine Aufkantung seitlich an den Böden ist meiner Meinung nach nicht nötig. Wenn die Zahn- bzw. Tragleisten so ca. 10-12 mm stark sind, fallen diese nicht heraus. Das verhindert schon der Druck von oben. (Gewicht des Bodens)

VG Uwe

Antworten