Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Patrick Rodacker
Beiträge: 5
Registriert: Di 10. Jun 2014, 23:04

Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Patrick Rodacker »


Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei hier in Schweden eine Zwingeranlage für unsere 17 Alaskan Huskies zu bauen und habe ein paar Fragen zu einer geplanten Teilüberdachung.

Derzeit sind wir dabei den Holzboden zu bauen. Es sollen zwei Zwingerseiten mit Holzboden je à 20 x 7m werden. 5 Abteile pro Seite à 4x6m plus einen "Gang" von einem Meter Tiefe über die ganze Länge.
Die hinteren Teile der Zwinger würde ich ganz gerne über eine Fläche von 2x4m überdachen und mit drei Seitenwänden versehen (hinten und zwischen den Abteilen). Den Unterbau haben wir mit 45x145 druckimpregnierten Balken im Abstand von 80cm aufgebaut. Diese liegen pro Reihe auf 4 Mauersteinen (19x19x59cm). Als Belag sollen Bretter der Stärke 22x95 eingesetzt werden.

Für das Dach soll eine Art Schwallblech in 250x108cm (über die gesamte Breite von 20m plus 25cm Überstand pro Seite) verwendet werden. Im Winter wird der Schnee von uns relmäßig geräumt, daher habe ich mal grob geplant, dass wir eine leichte Neigung nach hinten weg haben wollen. Die Pfosten sollen vorne eine Länge von 2,2m und hinten von 2m haben und nicht einbetoniert werden, sondern hätten als Auflage die Mauersteine unter der Balkenkonstruktion.

Wie würdet ihr die Pfosten setzen und welche Abmessungen für Pfosten, Pfetten und Sparren würdet ihr Raten? Ist es notwendig die Pfosten auch unten auszuklinken, wenn diese "nur" auf den Steinen bzw. dann mit Ausklinken auch auf den Balken der Unterkonstruktion aufliegen? Sind quadratische Pfosten dringend notwendig oder reichen auch andere rechteckige Formate (z.B. 45x95mm) aus?

Wie ihr seht, Fragen über Fragen und ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt. Ich bin Laie, also habt bitte Nachsicht mit mir ;-)

Beste Grüße aus schwedisch Lappland
Patrick

Bernd S.
Beiträge: 66
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Bernd S. »


Hallo Patrick,

eine Statik per Ferndiagnose ist so eine Sache. Hierzu kann ich nicht allzu viel beitragen, da ich selbst auch nur ein Laie bin.

Wenn ich Dich aber richtig verstanden habe, geht es darum, ein Fläche von rund 50 m² zu überdachen.

Dieses Dach wird je nach Exposition ein wunderbares Segel hergeben, von daher sollten die Pfosten schon mit dem Boden verbunden werden. Aber bitte nicht direkt einbetonieren, sonst fault Dir alles früher oder später weg. Pfostenschuhe wären eine Möglichkeit.

Auch wenn quadratische Querschnitte für Pfosten gängig sind, wären auch etwas davon abweichende rechteckige Formate oder Rundhölzer denkbar.

Sicher würde der von Dir genannte Querschnitt (45x95) in mitteleuropäischen Gefilden für eine Hundehütte ausreichen. Nicht aber für Dein Vorhaben in Lappland mit entsprechenden Schneelasten. Hinzu kommt, dass Du auch noch aufs Dach zum Räumen möchtest. Die schwächsten Pfosten von Billigcarports fangen bei 9x9 an (6 Stück bei etwa 15 m² Dachfläche).

Andererseits, wenn Du genug Pfosten aufstellst, und diese mit einer Füllung (Wände) ausgesteift werden, könnten eventuell auch schwächere Pfosten die Anforderungen erfüllen. Was geht und was nicht, könnte ein Statiker sagen. Natürlich könnte man sich Pi mal Daumen an ähnlichen Konstruktionen orientieren, wobei man unter Umständen die Randbedingungen nicht kennt. Bei Bauwerken in solchen Ausmaßen könnte es schon alleine kostenmäßig günstiger sein, die tragenden Bauteile von einem Statiker auf den Punkt bemessen zu lassen, als, weil man es nicht besser weiß, zur Sicherheit überdimensioniert und damit zu teuer zu bauen...

Gruß aus dem "hochsommerlich"-gewittrigen Deutschland ins hoffentlich angenehmere Lappland

Bernd

PS: Was ist ein Schwallblech?


Martin B.
Beiträge: 59
Registriert: Mo 24. Feb 2020, 21:58

Re: Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Martin B. »


Hallo,

mir hat bei der Carportberechnung dieses Onlineberechnungsprogramm sehr geholfen:
www.eurocode-statik-online.de

Grüße

Martin B.

Patrick Rodacker
Beiträge: 5
Registriert: Di 10. Jun 2014, 23:04

Re: Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Patrick Rodacker »


Hallo Bernd,

danke für dein Antwort. Ich habe mich gestern dazu entschieden das Projekt Teilüberdachung auf das nächste Jahr zu verschieben. Die Materialbeschaffung hier oben in der Pampa braucht schon viel Zeit und der Bau des Bodens und der Zaunelemten ebenfalls. Habe also genügend Zeit mich intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen und deinen Vorschlag aufzugreifen und einen Statiker zu Rate zu ziehen.

Besten Dank
Patrick

Patrick Rodacker
Beiträge: 5
Registriert: Di 10. Jun 2014, 23:04

Re: Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Patrick Rodacker »


Hallo Martin,

vielen Dank, das werde ich mir mal ansehen.

Beste Grüße
Patrick

Patrick Rodacker
Beiträge: 5
Registriert: Di 10. Jun 2014, 23:04

Re: Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Patrick Rodacker »

[In Antwort auf #76989]
Hallo nochmal,

ich kenne den deutschen Begriff nicht, aber auf irgendeiner deutschen Baumarktseite ist mir ein Dachbelag untergekommen der so genannt wurde. Ich meinte damit diese geriffelten Metalldächer:

http://www.byggmax.se/tak/takplat/takplat-svart-p20201

Wie ist da der korrekte deutsche Begriff?

LG
Patrick

Sten
Beiträge: 144
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Sten »

[In Antwort auf #77003]
Hallo,

als Tragwerkskplaner kann ich von solchen DIY Programmen nur abraten. Mein Prof hat immer gesagt das jeder "Depp" solche Programme füttern kann aber womit gefüttert wird macht den Unterschied.
Auch wenn Du schreibst das Du regelmäßig den Schnee räumen willst so geht es da schon los, trockener Schnee, nasser Schnee noch Regen dazu usw..
Da kommen schnell mal 100kg je Quadratmeter und mehr zusammen und damit meine ich Gegenden in Deutschland.
Sofern Du auch Nachts nicht jede Stunde Kontrollgänge durchführen möchtest würde ich das ganze schon für die entsprechende Schneelasten da oben planen.

Aus meiner sicht würde ich mir jemanden vor Ort suchen der Erfahrung hat und dir direkt helfen kann.

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3188
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

dem schliesse ich mich an, vollumfänglich

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


ein Berechnungsprogramm in das Laien Werte eingeben kann unmöglich einen Fachmann (oder eine Fachfrau) ersetzen .

Wie sagt man: Garbage in, garbage out.

Der Hinweis auf die Annahmen zur Schneelast sollte deutlich genug sein. Und es geht ja nicht um ein ganz kleines Hüttchen.

Also, Patrick, sei klug und frag einen der sich auskennt und Dir wirklich weiterhelfen kann. Die Tiere werden es Dir danken

Friedrich

Andreas Winkler
Beiträge: 1124
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Statik bei Teilüberdachung Hundezwinger

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Patrick,

viele Vorschreiber haben bereits geschrieben, daß Du Dich am besten an einen Fachmann vor Ort wenden solltest.
Dem schließe ich mich an.
Nur so kann Dir das vernünftig geplant und auch ausgeführt werden.

Du schreibst, daß Du Laie bist. Demnach ist Beratung vor Ort notwendig, weil da einfach vie zu viele Fragen offen sind. Auch wenn es "nur" ein Hundezwinger ist.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, planst Du ein Dach mit über 40 m2 (2 m x 4 m x 5 Stck. + Überstand).
Als Beispiel: Du frägst nach den Pfostenquerschnitten, die sind natürlich zu beachten, aber wieviele Pfosten willst Du verbauen? Daraus schließt sich auch die Dimension der waagrechten Hölzer bzw. Pfetten, die die Pfosten verbinden. Werden auf die Pfetten noch Sparren gelegt oder soll es hohes Profilblech werden, daß 2 m Stützabstand überdecken kann? Wie soll alles verbunden werden?

Zu den Lasten würde ich mich dringend an jemanden wenden, der sich damit vor Ort gut auskennt.
Auch ohne die Schneebelastung vor Ort zu kennen, halte ich es für utopisch, den Schnee von einem Dach immer räumen zu können. Etwas überspitzt ausgedrückt, läßt sich das vielleicht für eine Dachfläche in der Nähe des Äquators auf Meereshöhe sagen, aber kaum für eine Dachfläche in Schweden. Sogar in unseren mitteleuropäischen Gefilden kann es im Tiefland innerhalb weniger Stunden eine gehörige Menge schneien, und zwar so eine Menge, daß man schon eine gewisse Zeit benötigt, um die von auch nur 40 m2 wegzuräumen. Was, wenn es einfach weiterschneit oder Du einfach mal irgendwo unterwegs bist?

Bei der Bauweise ist vieles möglich. Wenn Du die Pfosten nicht im Boden verankern willst, mußt Du unbedingt beachten, daß Deine Pfosten auch am unteren Ende so ausgesteift werden, daß alles dauerhaft senkrecht stehen bleibt und nicht wie ein Kartenhaus zusammenfällt (z.B. dann, wenn Du den Schnee vom Dach räumst). Das ist natürlich möglich, setzt aber ebenfalls min. einen Fachmann vor Ort voraus, der sich damit auskennt und das idealerweise schon mal gemacht hat. Für Die Planung als auch für die Ausführung.

Gruß, Andreas


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