Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

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Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Holzwerker,

eigentlich wollte ich zum Zyklonabscheider schon länger mal was schreiben, weil immer wieder mal Fragen kommen und auch der "Ascheeimer" öfter erwähnt wird. Der Radbruch von Gerhard und natürlich die jüngsten Bilder vom Einsatz beim Dickenhobeln waren Anlaß genug, meine Lösung hier mal vorzustellen.

Vorab:
Im Wikipedia sollte man sich unter "Fliehkraftabscheider" erst mal etwas schlau lesen. Das hab ich zwar vor dem Bau nicht getan, kannte das Prinzipü aber noch von den alten Dreschmaschinen, wo so ein Teil auch zum Einsatz kam (aber wofür genau weiß ich nicht mehr). Auch das googeln und Aufsuchen verschiedener Anbieter solcher Geräte zeigt einiges über den Aufbau.

Meine Grundausstattung ist ein KÄRCHER Industriesauger Modell 2001 mit Filterpatrone, also nicht Filtersack!. Dieser wurde seinerzeit mit einem dicken Schlauch (ca. 55 mm) geliefert, den ich jahrelang nicht benutzte; ich besorgte mir damals gleich einen 4 m langen 35er Schlauch.
Hinzu kam eine "blaue Tonne", so wie sie häufig zum Versand von Flüssigkeiten benutzt werden. Inhalt wohl so um die 120 ltr. Kleinere Tonnen (wie auch die z.B. von Kärcher angebotenen Ascheeimer) sind sicher nicht empfehlenswert, weil die schweren Teile dann weniger Raum haben, um langsam nach unten zu sinken.

Aufbau:
Da im Zyklon in der Mitte die sauberste Luft ist, wurde der dicke Schlauch mittig in den Tonnendeckel geführt. Das Loch wurde so knapp wie möglich geschnitten, damit die Rippen des Schlauches einrasten können. Verklebt wurde dann noch mit Heißkleber. Inzwischen hat sich der Kleber aber gelöst und erfüllt allenfalls noch die Funktion, daß die Schlauchrippe nicht ausrasten kann.

Um in der Tonne den notwendigen Wirbel zu erzeugen, nahm ich einen 90-Grad-Bogen HT-Rohr (Hausabfluß). Auf die Spitz-Seite des HT-Rohres paßt genau das Anschlußstück des Staubsaugerschlauches. Die Muffenseite sitzt in der Tonne. Auch dieses Stück wurde eingeklebt, wie man sieht; inzwischen hat sich auch hier der Kleber gelöst und ich habe den Bogen mit einem Lochband und zwei Schrauben in der Tonnenwand fixiert. Abdichtung dann mit Silikon.
Normalerweise wird der Deckel der Tonne mit einem Spannband festgehalten. Das hat sich durch den Unterdruck als völlig überflüssig erwiesen!
Eine böse Erfahrung mußte ich machen, als der Saugschlauch mal verstopft war: die Tonne wurde plötzlich eckig und schrumpfte zusammen. War etwas mühsam, aber sie nahm die alte Form dann doch wieder an.

Erfahrung:
Zunächst mal kann ich feststellen, daß auch bei anderen Arbeiten, z.B. Staub aus Umbaumaßnahme, der Filter weeesentlich länger sauber bleibt, also die Saugleistung sehr lange erhalten bleibt. Ohne die blaue Tonne muß ich da z.B. nach ca. 5 Minuten den Filter abklopfen, mit Tonne geht das auch eine halbe Stunde.
Sehr hilfreich war die Einrichtung auch beim Schleifen der Eichenbalken für die Sandkastenumrandung. Im Staubsauger selbst kam kaum Schleifstaub an!

Für handgeführte Geräte eine absolut ausreichende und preiswerte Lösung, zumal der Staubsauger über eine Master-Slave-Steckdosenleiste automatisch anläuft und abschaltet.

Bei meiner Bäuerle Kreissäge kommt es auf die Art des Schnittes an. Beim Besäumen brachte es nicht viel. Da muß auch über dem Tisch abgesaugt werden.

Beim Dickenhobeln brachte es immerhin so viel, daß ich bei der Annahme der Bretter hinter dem Hobel nicht im Späneregen stand - und außerdem die Bilder von der gefüllten Tonne machen konnte.

Prima hat sich die Absaugung auch bei der Reinigung eines Regenwaserbeckens bewährt: Die Wasserpumpe läßt einige Zentimeter Wasser stehen. Jetzt die Blaue Tonne vollgesaugt, Deckel runter und Tauchpumpe rein (oder auch mit Eimer leermachen). Das war schon fast Vergnügen gegenüber dem Murks von früher.

Ich nehm die Kombination inzwischen überall, wo viel Dreck anfällt, weil eben die Saugleistung wesentlich länger erhalten bleibt!

Hier nun die Bilder:

Erst mal die "Maschinerie". Sie soll noch auf ein passend zu bauendes Wägelchen kommen.



Hier der Schlauchanschluß und die Spitzseite des HT-Rohres:



Ein Blick in die fast gefüllte Tonne:



Und das fand sich gleichzeitig im Staubsauger wieder: Nach dem Abklopfen des Filters ca.1 Kaffeetasse voll!



Hier kann man die (einseitige) Wirkung der provisorischen Absaugung beim Dickenhobeln sehen. Es wurde lediglich eine kleine Bodendüse am Hobel verwendet weil nix andseres passendes da war.



Ich hoffe, das erste Bild erscheint auch bald; sonst muß ich es noch mal neu eingeben. Dann also später noch mal reinsehen. Danke.

Und jetzt Feuer frei

Gruß

Heinz



Ulrich W
Beiträge: 340
Registriert: Sa 3. Okt 2020, 12:02

Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Ulrich W »


Hallo Heinz,

toller Beitrag !!!!!!

mfg. Ulrich



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Heinz,

guter Beitrag. Nur fuer Deine Hobelmaschine solltest Du dann doch einmal
nach einer richtigen Absaugung schauen. Da ist ja ein ziemlicher Dreckhaufen.

Die einfachen Absaugungen, wo erst der Motor, dann der Staubsack mit Filter
kommt, werden im amerikanischen "One stage dust collector" genannt. Dort hat
man halt das Problem, dass alles erstmal durch den Motor muss. Dumm, wenn es
sich um eine Dose Silbergleit handelt. :-)

Besser sind die "Two stage dust collector" Geräte. Dort ist erst, so wie bei Dir
der Staub/Spanabscheider, meist in Zylkonbauweise, dann der Motor und dann der
Filter. Das meiste sammelt sich im ersten Bereich an und kann so dem Motor
nicht schaden.

Es gibt übrigens jede Menge Baupläne, wie man sich einen richtigen Zyklonabsauger baut.

Die folgende Seite zeigt so ziemlich alles über den Bereich Absaugungen.

--
Dirk



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Heinz,
was Du da zeigst finde ich sehr interssant, da hätte ich noch einiges zu machen, einen Kärcher habe ich auch, das könnte ich mir mal überlegen.
Bisher stelle ich Tür und Fenster auf wenn es Späne gibt und der Durchzug ist mein Staubabzug, da meine Hütte fernab im Garten steht, stört das keinen.

Dirk,
es ist wirklich schade, dass ich der englischen Sprache nur bedingt mächtig bin, um diese Anleitungen zu lesen reicht es nicht.

Gruß Franz



Rainer Hellmich
Beiträge: 30
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Rainer Hellmich »

[In Antwort auf #31190]
Hallo Heinz,
tolle Lösung und zur Nachahmung empfohlen :-). Habe vor 20 Jahren mal ein Modell eines (fuktionsfähigen) Zyklons bei uns in der Firma in der Kunststoffwerkstatt bauen lassen da ich das als Thema meiner Unterweisungsprobe vor der IHK gewählt hatte. In dem Bild mit "Blick in die Tonne" kann man auch sehr schön das Prinzip der Abscheidung erkennen, nämlich an dem Staub der direkt hinter dem Eintritt an der Wandung hängt. Eine Frage hätte ich aber noch, wie ist das mit der elektrostatischen Aufladung ? Gefahr der Staubexplosion ? Die eigentliche Abscheidung beruht ja auf dem Dichteunterschied des Gas/Feststoffgemisches. Durch die Fliehkraft wird der schwerere feststoff nach aussen zur Wandung getragen und durch die Reibung an der Wand abgebremst sodaß er durch die Schwerkraft dann nach unten in den Auffangbehälter fallen kann. Diese Reibung aber kann doch zur Aufladung führen weshalb der Zyklon geerdet werden muß. Ich habe jedenfalls nach etlichen Sicherheitsunterweisungen mit Bildern und Filmen einen höllichen Respekt vor Staubexplosionen.
Gruß Rainer


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Franz,

wäre denn der Selbstbau eines kompletten Zyklons für Dich eine Variante?
ich könnte dann mal ein paar Beiträge dazu heraussuchen (mit vielen Bildern),
dann ist der Rest mit dem Englisch nicht mehr so schlimm.

Es wird dabei allerdings auch viel verzinktes Blech verarbeitet...

--
Dirk



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Dirk Boehmer »

[In Antwort auf #31203]
Hallo,

auf der folgenden Seite kann man die Funktionsweise eines Zyklonsaugers
sehr gut in Aktion sehen.

--
Dirk


Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Gerhard »


Hallo Rainer,

das Staubvolumen ist auch nicht größer als in einem (Plastik)-Staubsack einer Absauganlage, die ja auch meistens "zyklonartig" ausgeführt sind. Also eine Seite des Staubsacks tangential anströmen.

Viele Grüße,
Gerhard


Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Dirk

Tolle Bilder, wo hast Du denn immer wieder diese Beiträge her, hast Du die alle auf Lager?

Ich sagte, ich hätte einen Kärcher, allerdings hat der einen anderen Filter, wo sind da eigentlich die Unterschiede?

Gruß Franz



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Klötzchenfalle - Zyklonabscheider

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Franz,

ich lese passiv in verschiedenen englischsprachigen Foren mit (USA, Kanada,
England). Da gibt es immer wieder sehr interessante Beitrage und Webseiten,
die ich natürlich gleich in meinen Bookmarks einsortiere. Und da kommt mit
der Zeit doch so Einiges zusammen.

Was meinst Du mit: "hat einen anderen Filter"?

--
Dirk



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