Frästisch: Selbstbau-Maschinenhalterung/Anschlag *MIT BILD*

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Rolf Richard
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Frästisch: Selbstbau-Maschinenhalterung/Anschlag *MIT BILD*

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo!

Auf besonderen Wunsch des Hausherrn - er hat ja recht! - stelle ich hier einen Beitrag aus dem Handwerzeugforum ein, da der Thread zu sehr in die Maschinenrichtung abdriftete. Mit dem Werkstattbild begann es! Antwort auf Holger Jacobs Frage:

Hallo Holger!

Ich hab mal ein paar schnelle Bilder gemacht, um die Fräsenhalterung (für meine Festool OF 1010 EBQ) und den Anschlag zu zeigen. Bei beiden ist die Grundplatte 15 mm Multiplex, die anderen Teile aus billigem 18 mm Buchen-Leimholz. Die Teile sind mit Schlossschrauben, Unterlagscheiben und Flügelmuttern an der Blechplatte des Tischs befestigt. Der Anschlag wurde zum Schutz gegen unbeabsichtigtes Verschieben auf der Unterseite mit Schleifpapier beklebt.

So hängt die Fräse unter der Platte:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3065636636333265.jpg

Die äusseren Flügelschrauben halten die Klemmleisten der Führungsstangen, die inneren die gesamte Halterung am Tisch:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6163356164376337.jpg

Hier sind die Führungsleisten durch Lösen der Flügelmuttern und der Klemmschrauben am Frästeller gelöst und zur Seite gezogen. Die Fräse ist damit frei. Die Stangen, bestehend aus 8mm-Rohr können unter dem Tisch verbleiben. Muttern und Scheiben dienen als Griffe zum leichteren Ziehen:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6137386639373466.jpg

Fräse entnommen. Die Grundplatte ist dem Frästeller entsprechend ausgeschnitten, so dass die Fräse satt darin sitzt. Durch die Konstruktion verliert man auch keine Frästiefe! Da die OF 1010 sowieso bis ca 8 mm unter ihre eigene Grundplatte ausfahren kann, wird die Tischplattendicke vollständig kompensiert:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3437633638356164.jpg

Längsanschlag. Beide Wangen sind verschiebbar, wenn die Schrauben gelockert werden. Damit kann der Anschlag je nach Fräser eng an diesen herangeführt werden oder ggf. sogar ganz geschlossen werden, wenn der gesamte Fräse vor dem Anschlag arbeiten soll (z.B. bei einer Nut im Holz):
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6438393762656561.jpg
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3835656234383565.jpg

die verschiebbare zweite Wange. Das hilft, wenn das Werkstück so abgefräst wird, dass es nach dem Fräser nicht mehr am unverschobenen Anschlag anliegen kann:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6664303861356139.jpg

die Nuten in den Wangen des Anschlags dienen zum Verschieben und Festsetzen eines Queranschlags, mit dem der Verschub des Werkstücks begrenzt wird. (abgesetzte Nuten z.B.):
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3964656561373563.jpg

Skala für den oben gezeigten Anschlag. Stimmt natürlich nur, wenn die Wangen des Längsanschlags in Grundposition stehen:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6230663366303663.jpg

Vielleicht hilfts Dir ja als so eine Art Ideenpool. :-) Jedenfalls kann man mit dem selbstgebauten Anschlag wesentlich besser und exakter arbeiten als mit der Wolfcraft-Fehlkonstruktion, die einfach nur billig ist. Gleiches gilt für die Fräsenbefestigung. Die Wolfcraft-Klemmen sind so ziemlich das Letzte, passen allerdings irgendwie an jede Fräse. Meine Halterung passt natürlich nur zu diesem Fräsentyp. Dafür beschädigen die Originalklemmen bei strammen Anziehen den Frästeller. Und ein Ein- bzw. Ausbau in ca 30 Sekunden ist auch nicht realistisch. Bei der gezeigten Version geht das dagegen problemlos.

Was ich noch gemacht habe:
Die verzinkte Tischplatte hat ja rechts und links einen Massstab, aber leider keinen Bezug zum Fräsermittelpunkt. Das wurde ausgemessen und mittels Reissnadel auf der Platte eine Art "Null-Linie" eingeritzt und dunkel eingefärbt,die exakt durch den Fräsermittelpunkt verläuft.

Trotz allem: auf dauer gesehen fliegt der WolfCraft-Tisch wieder raus. Das ist kein Arbeiten! Aber erst muss die Hobelbank fertig werden!

Gruss

Rolf



Holger Jakobs
Beiträge: 5
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Frästisch: Selbstbau-Maschinenhalterung/Anschl

Beitrag von Holger Jakobs »


Hallo Rolf,
da hast du dir ja richtig Mühe gemacht um meine Neugier zu
befriedigen! Vielen Dank!
Die Anregungen werde ich sicher aufnehmen und für meine
Oberfräse umsetzen.
Eventuell kann man auf die selbe Art auch die HKS
montieren und dann auch den Tisch als Sägetisch mit halbwegs
brauchbarer Genauigkeit nutzen.

Also vielen Dank nochmal und viele Grüße,
Holger


Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
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Re: Frästisch: Selbstbau-Maschinenhalterung/Anschl

Beitrag von Rolf Richard »


War mir ein Vergnügen!

Für die HKS hab ich derzeit noch keine rechte Idee! Vielleicht kommst Du ja mit DER Lösung!

Gruss

Rolf

LarsAC
Beiträge: 85
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Frästisch: Selbstbau-Maschinenhalterung/Anschl

Beitrag von LarsAC »

[In Antwort auf #17322]
Hallo Rolf,

nach dem Tipp im "anderen" Forum habe ich mal versucht, Deine Konstruktion als Prototyp nachzubauen -- allerdings in einer Tischplatte für einen Frästisch a la Guido Henn:

Ich habe zwei Platten (40cmx40cm) aus MPX, 18mm, genommen und gegenüberliegend Nuten eingefräst, 10mm breit und einmal 2mm tief, andere seite 6mm. Damit liegt der Mittelpunkt der Nuten 1cm unter der 6mm dicken Alu-Platte die ich in den Tisch einlassen möchte.

Ich hätte gedacht, dass man (analog Deiner Konstruktion) die Stangen zur Seite herausziehen kann und die Fräse dann frei entnehmbar ist. Prinzipiell geht das auch.

Das Problem ist, dass die Nut in der Höhe recht knapp ist, i) damit die Fräse auch exakt unter der Tischplatte hängt und ii) damit sie beim Fräsen nicht rappelt. Das führt aber dazu, dass die Stangen nur extrem schwer zu bewegen sind. Habe mal überlegt, diesen grünen Film der Festool-Führungsschiene in die Nut zu kleben, damit die Stangen besser in der Nut gleiten können.

Aber vielleicht hat ja noch jemand eine bessere Idee?

Verstehe ich das richtig, dass die Platte des Wolfcraft-Tisches nicht sehr dick ist? Bei 30mm Tischdicke kann ich die Fräse ja nicht noch darunter montieren, sondern muss sie irgendwie "darein" montieren und die Stangen zwangsweise innerhalb des Tisches führen.

Lars


Rolf Richard
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Re: Frästisch: Selbstbau-Maschinenhalterung/Anschl

Beitrag von Rolf Richard »


Hallo Lars,

habe Deine Antwort erst jetzt beim Suchen entdeckt! Sorry!

Richtig ist, dass die Wolfcraft Platte eine simple verzinkte 1,5 mm Eisenblechplatte ist. Das wäre naturlich instabil. Verstärkt wird das Ganze durch eingestanzte Schlitze, deren Seiten ca 6 mm abgebogen sind. In diesen Schlitzen laufen normalerweise Senkkopfschrauben, die dei Klemmen zur Maschinebefestigung fixieren.

Es ist schon klar - im Betrieb muss die Fräse absolut fest sitzen. Das geht nur, wenn die Führungsstangen auch fest sitzen. Bei meiner Konstruktion sind sie durch die Buchenholzleisten rechts und links geklemmt.

Das wird bei Dir nicht gehen, aber wie wäre es mit Klemmschrauben, die auf die Stangen treffen? Bei der Materialdicke sollten sich doch Rampa-Muffen oder ähnliches einbauen lassen. Dann könnten die Nuten so weit gemacht werden, dass die Stengen leicht gleiten, wenn die Klemmschrauben gelöst sind.

Hoffe, das gibt neue Ideen!

Gruss

Rolf


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