ein Regenprojekt *MIT BILD*

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Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

ein Regenprojekt *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Das anhaltende schlechte Wetter veranlasste mich wieder meine Hütte aufzusuchen und ein neues Projekt anzufangen.
Auch dieses mal waren es zwei Holzstücke, die mich schon seid einigen Wochen beschäftigten, es waren zwei Scheiben von einer Astgabel eines Nussbaumes, den ich 2006 fällen musste,
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/27561/sbj/innenleben-eines-nussbaumes/

Auf dem Bild erkennt man die Holzstücke, die ich wegen ihres Aussehens für interessant fand.
Auf dem nächsten Bild liegen einige Stücke auf der Werkbank, links die beiden Stücke von einer Astgabel, eins der Teile hatte ich bei meinen Schellackversuchen benutzt.
Da ich zu diesem Zeitpunkt nur wage Vorstellungen davon hatte, wie mein Teil aussehen soll habe ich einige Stücke mehr vorbereitet.

Bild 1



Auf dem nächsten Bild leime ich Holzkeile auf die beiden Aststücke, um eine nächste Leimung vorzubereiten.

Bild 2



Nach dem Leimvorgang mit den Holzkeilen hobelte ich über die Abrichte, wobei die Holzkeile als Auflage am Hobelanschlag dienten.
Auf dem nächsten Bild bin ich schon einen Schritt weiter, die zwei großen Stücke hatte ich mit Hilfe der Holzkeilen miteinander verleimt, dabei nutzte ich die Keile um beide Teile mit einander zu verspannen.

Wie wenig ich wusste wie mein Teil aussehen sollte zeigt die Tatsache, dass die beiden Holzstücke die ich hier aufleimte im späteren Prozess wieder gänzlich abgefräst wurden.

Bild 3



Nun wird es schon ein wenig konkreter, es entsteht diese Dachform, die ich auf der Abrichte seitlich abhobelte, wobei das Teil unten wesentlich schmaler als oben ist.

Bild 4



Von den nächsten Schritten hab ich leider keine Aufnahmen, ich leimte seitlich an diese Dachform zwei etwa 40mm starke Hölzer, wobei die Optik dieser Hölzer auch eine Bedeutung haben.

Dann ging ich daran das Innere dieser Mulde zu bearbeiten, dazu benutzte ich einen Kaindl Woodcarver.
Ich ging an diese Arbeiten mit höchster Anspannung ran, diese Schnitzscheibe wie sie auch genannt wird ist mit das gefährlichste, was mir in meiner Holzwerker-Zeit untergekommen ist, von wegen Rückschlagfrei, wenn das Teil mal zugreift, ist es kaum abzuschätzen wo die heftige Bewegung hingeht, dann die Späne, das sind regelrecht kleine Geschosse, ich musste Lederhandschuhe anziehen, so heftig trommelten die auf meine Hände, sogar im Gesicht verirrten sich die Späne, in meiner Hütte hingen die Späne an der Decke und den Wänden, kurzum, ich fasste den Entschluss diese Teil nicht mehr zu benutzen.
Die innere Bearbeitung brachte ich dann doch gut hin, ich suchte immer einen Anlehnungspunkt, den mir der Blechschutz des Winkelschleifers gab, unterschiedliche Radien erhielt ich durch Schrägstellen des Schleifers und vor allem nahm ich kleine Spanabnahmen vor.
Den Rest der inneren Bearbeitung erledigte ich mit der Schwanenhals-Ziehklinge.
Dann ging es an die äußere Bearbeitung, die kopierte ich so ähnlich wie bei den kleinen Mulden.

Auf dem Bild der Kopierfinger, den ich wie man sehen kann anfangs zu nieder ausgelegt hatte, den Finger positionierte ich möglichst weit vom Ständer, um große Bewegungsfreiheit zu haben.

Bild 5



Beim nächsten Bild stelle ich die Stellungen nach, die ich beim kopieren benutzte.

Bild 6



Auf dem nächsten Bild hab ich die äußeren Partien schon so weit fertig, ich sprach ja anfangs davon, dass ich nur wage Vorstellungen hatte wie mein Teil aussehen soll, in der nun sichtbaren Phase wurde es dann schon konkreter wie das Teil aussehen soll.

Die Fußbereiche hatte ich noch ausgeklammert, nun ging ich daran, zu überlegen wie die Füße aussehen könnten, man kann auf den Flächen oben die kleine Kreise erkennen, das sollten die verbleibende Fußfläche werden.

Bild 7



Das kopieren mit dem Finger war nicht so einfach, ich konnte nur erahnen wo der Finger gerade war, daher waren doch größere Schwankungen möglich, um die Dicke messen zu können, fuhr ich mit einem 8mm Zylinderstift auf die Wand und maß dann nach Wegnahme des Teiles die verbleibende Dicke.

Bild 8



Als das Kopieren so weit fertig war, benutzte ich meinen alten Festobandschleifer, um das Teile weiter zu bearbeiten, das die Formen der Füße gerade so wurden, die Radien entsprechen dem Durchmesser der Schleifwalze des Schleifers.

Bild 9



So, hat das Teil schon fast seine endgültige Form, die Maserung der Aststücke wurden schön angeschnitten, eins der seitlichen Teile hatte ich so glücklich positioniert, das ich ein Dunkler Holzanteil genau in der Mitte anschnitt.
Was mir ein wenig leid tut, ist der dunkle Bereich in der rechten Hälfte, hätte ich das Teil noch einmal zu fertigen, wäre es sicher möglich gewesen, dies zu vermeiden.

Bild 10



Die dunklen Flecken zu vermeiden wäre nicht so leicht gewesen, die können sich ganz überraschend ergeben.
Ich hab auch im Moment eine gute Hand, wenn es um die Feinarbeit geht, gestern Morgen saß ich vor meiner Hütte auf der Bank, die Sonne war überraschend mal zu sehen und im Gegenlicht der Sonne konnte man kleinste Mulden oder Erhöhungen erkennen, mit dem Schwanenhals war es ein leichtes, die Unebenheiten zu beeidigen.
Schwanenhalsklinge, wer diese Form mal erfunden hat, ich hatte in den letzten Monaten öfters das Gefühl, die Schwanenhalsklinge wäre genau für momentane Teil erfunden worden, man findet immer einen passenden Bereich.

Bild 11



Das nächste Bild zeigt die untere Seite, auch hier, es machte richtig Spaß, die Feinarbeit durchzuführen.
Wie ich oben schon erwähnte, die beiden kurzen Holzstücke sind restlos verschwunden, da fuhr ich zeitweise im Nebel.

Bild 12



Ein Ausschnitt der unteren Seite, die kleinen dunklen Flecken sind im Holz, ansonsten versuche ich bei solchen Arbeiten, harmonische Formen zu erreichen, keine erkennbaren Übergänge.

Bild 13



Eine andere Perspektive.

Bild 14



Noch eine Aufnahme, wenn man genau hinschaut erkennt man Plus und Minuszeichen, so kennzeichnete ich gestern die Höhen und Tiefen, die Pluszeichen mussten alle verschwinden, wogegen die Minuszeichen stehen bleiben durften.

Bild 15



Die Arbeit hat mal wieder großen Spaß gemacht, auch war ich doch erstaunt, wie schnell ich durch war, im Moment bin ich gut drauf, geht s dann im Herbst wider weiter, ist der Beginn mit Sicherheit wider schwierig.
Nach dem Schleifen war das Teil glatt wie ein Kinderpopo, auch beim Schleifen hab ich dazugelernt, das Ölen bringt jeder Schleiffehler ans Tageslicht, mit Ausnahme von Kleinigkeiten war dieses mal alles in Ordnung.

Gruß Franz


Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

hatte Vorderansicht vergessen *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Bei Durchsicht meines Beitrages habe ich bemerkt, dass ich keine Vorderansicht eingestellt hatte, die folgende Bilder zeigen Vorder- und Rückansicht.





Gruß Franz

Frank Rinne
Beiträge: 238
Registriert: So 15. Dez 2013, 20:09
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Re: hatte Vorderansicht vergessen

Beitrag von Frank Rinne »


Hallo Franz,

die Schale sieht super aus wie viele Deiner anderen Projekte, fantastisch wie Du Deine Ideen umsetzt.

Viele Grüße aus Rheinhessen

Frank

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Vorfall bei Verleimung *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Frank, danke, dass Du Dich zu meinem Projekt äußerst.

Ich möchte noch von einem Vorfall berichten, der sich bei der Fertigung der Schale ergeben hat.
Dazu eine Skizze:



Ich hatte mit Hilfe der zwei aufgeleimten Keile mir die Möglichkeit geschaffen, die beiden Nussbaumstücke an den abgeschrägten mittleren Fläche zu verleimen, die Leimungen der Keile waren etwa 4-5 Stunden alt, ich brachte den Leim auf und presste über die zwei Keile mittels drei Schraubzwingen in Richtung der zwei Pfeile, habe wie immer recht fest angezogen, ich war nun fertig, drehte mich mit dem Rücken zu den verpressten Teile um eine andere Arbeit anzufangen, es waren höchstens drei-vier Minuten vergangen, als es einen heftigen Schlag gab, ich verspürte im Rücken einen leichten Schlag, was war geschehen, bei einem der Keile hatte sich die Leimung gelöst, eine der Schraubzwingen flog mir in den Rücken, die anderen hatten sich in die andere Richtung bewegt.
Ich war nicht sonderlich betroffen, so was kann vorkommen, dann aber bemerkte ich, meine zwei Nussbaumstücke waren noch zusammen, obwohl die Pressung wie ich schon sagte nur einige Minuten dauerte., na ja dachte ich, lass den Leim erst mal trocknen, dann schlägst du die Teile mal heftig auf die Werkbank, wenn sie das aushalten, ist die Sache in Ordnung, andern Tags tat ich so und zu meiner Verblüffung hielt die Verleimung, ich hab das Teil so weiter bearbeitet.
Ich versuchte zu verstehen was da geschehen war, eine mögliche Erklärung wäre, dass es sich hier um eine Hirnholzverleimung handelt, in letzter Zeit hab ich gerade bei Hirnholzverleimungen festgestellt, dass der Leim wesentlich schneller einzieht, die Kapillaren wirken anscheinend wie ein Schwamm, wäre das der Fall, wäre das natürlich die Grundlage für eine gute und schnelle Verbindung.
Wie das Holz mit Kapillaren durchzogen ist, zeigte mal bei "wetten dass", als einer ein Stück Buchenholz, 1m lang in eine Seifenlauge hielt, um anschließend mit seinen Lungen Luft durch das Holz zu pusten, so dass am anderen Ende Seifenblasen sich bildeten, ein anschaulicher Vorgang.

Gruß Franz

Walter Daum
Beiträge: 110
Registriert: So 28. Jan 2018, 17:52

Re: Vorfall bei Verleimung

Beitrag von Walter Daum »


Hallo
Das ist ganz normal!
Bei einer guten Verleimung spricht man von einer Dübel Verleimung, da der Leim in den Kapillaren wie Hunderte kleine "Dübel"die Verbindung schafft!
Ich verleime Hirnholzgehrungen indem ich die eine Seite mit dem Bügeleisen erwärme und dann beide Stücke ca. 15sek.zusammen halte.
Und hält,!.
Das gilt natürlich nur für kleine Hirnholzverbindungen .

Gruß Walter

Veronika
Beiträge: 24
Registriert: Mi 24. Okt 2012, 20:42
Kontaktdaten:

Re: ein Regenprojekt

Beitrag von Veronika »

[In Antwort auf #72994]
Hallo Franz,

Ein tolles Projekt! Das Endergebnis gefällt mir sehr gut, und auch deine Vorgehensweise ist äußerst interessant. Das habe ich so noch nie beschrieben gesehen!
Welche Scheibe hattest du am Winkelschleifers im Einsatz?

lg,Veronika

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Dübelverleimung

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Walter!

Da war ich ja mit meinen Vermutungen nahe bei Deinen Erfahrungen, den Ausdruck "Dübel-Verleimung" hab ich so noch nicht gehört, ist aber selbsterklärend.
Verblüffend war der Vorgang schon, nach so kurzer Zeit, man lernt halt immer noch dazu.

Veronika!

Als ich realisiert hatte, dass ich zwei Aststücke mit fast identischer Maserung hatte, wollte ich auf jeden Fall ein Teil, in dem beide zusammen kommen, es dauerte eine ganze Weile bis dann die gezeigte Lösung so langsam in meinen Gedanken Gestalt an nahm, aber wie ich in meinem Bericht schon sagte, die Vorstellungen waren noch recht verschwommen.
Ein wenig leid tut es mir im Nachhinein, der dunkle Bereich in einem der Schrägen hätte ich minimieren können, beim Leimen der beiden schrägen Hölzer hatte ich mir auf beiden Seiten die Mitte der Maserung markiert, sie sollten übereinstimmen, betrachte ich mir nun die Schale, wäre da ein Verschieben um 10 mm kaum aufgefallen und der der dunkle Bereich etwas kleiner geworden.
Großes Glück hatte ich mit den beiden seitlichen Hölzern, da fiel mir recht früh auf, dass das eine eine nach oben und das andere nach unten geschwungene Maserungen hatten und sich so die Chance ergab die seitlichen Partien daran zu orientieren.

Deine Frage zu der Scheibe:
Suche unter Kaindl-Woodcarver, es gibt da eine ganze Palette, schon beim Anblick kann man eine Gänsehaut bekommen, ich hab mir die Seite noch mal angesehen, man soll die Scheibe nur mit der im "Set" enthaltenen Schutzhaube verwenden, bei meiner Scheibe war keine Haube dabei.

Gruß Franz



Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

die Oberflächenbehandlung der Schale *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Bei der Oberflächenbehandlung der Schale habe ich eine positive Überraschung erlebt, zuerst hab ich das Teil mit Livos-Holzöl behandelt, nach etwa zwei Wochen wollte ich sie zum zweiten Male ölen und nahm den üblichen Zwischenschliff mit 320er Korn vor (ersta Super Cut von Dieter).
Als ich bei Dick den Warengutschein einlöste, hatte ich mir ein Satz Micro-Mesh Soft Pads bestellt, beim Feinschliff der Schale kam mir der Gedanke diese Schleifhilfe zu benutzen, ich nahm die gröbste Körnung 1500 und fing an leicht über die Schale zu streichen.
Schon recht bald konnte ich einen Erfolg beobachten, der Nachteil, es kamen wieder einige kleine Fehler ans Tageslicht, aber die Oberfläche wurde so was von glatt, ich hätte es nicht für möglich gehalten.
Nach diesem Schleifvorgang nahm ich dann die zweite Ölung vor, dabei nahm das Teil einen Glanz an, mir kam es vor ich hätte Schellack aufgebracht, was ich eigentlich so nicht wollte.
Ich lies die Schale wieder einige Tage trocknen, nahm dann einen 4000 Pad Micro-Mehs und durch diesen Schliff wurde der Glanz gebrochen, die Schale hat nun einen angenehmen Glanz und die Oberfläche ist so was von glatt, bei Holz hab ich nicht annähernd so was erlebt.

Dieter, Du verkaufst Micro-Mesh Schleifpapier, besteht ein Unterschied zu den Pads?



Gruß Franz

Johannes M
Beiträge: 1589
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Habe begriffen!

Beitrag von Johannes M »


Hallo Franz,

vielen Dank, daß Du uns am vergangenen Wochenende die Gelegenheit geboten hast, einige Deiner Werke zu befingern, zu begreifen, zu bestaunen, ....
Und auch vielen Dank für die freizügigen Erklärungen, wie Du diese Arbeiten ausführst.

Es grüßt Johannes



daniel s
Beiträge: 278
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 13:39

Re: die Oberflächenbehandlung der Schale

Beitrag von daniel s »


Hallo Franz!

was mich bei deinen Stücken besonders beeindruckt ist dein Umgang mit den werkzeugen die du nach besten Wissen und Gewissen so "missbrauchst", wie die Berufsgenossenschaft sicher sagen würde, dass wundervolle Stücke rauskommen. Wenn du deine Arbeiten vorstellst erinnert es mich immer ein bisschen an eine Doku von Sam Maloof der beispielsweise mit der Oberfräse in der Einen und dem Werkstück in der anderen Hand das freihändige Abrunden der Kanten angeht, oder an der Bandsäge seine Stuhlbeine/Armlehnen formt. Bei dir geht das ganze sicherlich etwas "geordneter" aber eine Ähnlichkeit meine ich da trotzdem zu spüren :)

Auch die Schale gefällt mir wieder gut, besonders mag ich die kurzen stummelbeinchen wie auch bei deiner "Babywanne", wenn ich meine erste Assoziation zum Besten geben darf, die du aus dem gefällten Baum gezaubert hast.

Was das Polieren betrifft, ein befreundeter Bilderrahmenbauer poliert Alles zum Schluss mit einem Achat, seiner Meinung wurde nie etwas Simpleres und vor allem Besseres erfunden. Die gibts beispielsweise im Töpferbedarf.

schönen Gruß wünscht
Daniel

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