Badezimmermöbel die Zweite *MIT BILDERN*

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Andreas K.
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Registriert: Do 23. Sep 2021, 05:01

Badezimmermöbel die Zweite *MIT BILDERN*

Beitrag von Andreas K. »


oder: Wie verankert man eine M 4 Gewindestange in Längsrichtung in einer 10 mm MDF-Platte?

Ich stell Euch meine Badezimmerkasteln nun ein zweites mal vor, die ersten Fotos waren ja eher nix.



Das inkl. Furnier nur 12 mm starke Wandmaterial brauchte, auch um dem Möbel die nötige Stabilität zu geben, durchgehende Scharniere. Bänder hätten die Gestaltung sehr gestört, außerdem wären sie nicht sicher im MDF verankerbar. Deshalb baute ich durchgehende Holzscharniere. Dazu hobelte ich mir Ahornleisten auf die halbe Wandstärke und fräste eine Rille mit dem Durchmesser der vorgesehenen Messingachse in jede Leiste. Danach legte ich eine geölte Stahlstange in die Rille und leimte das Gegenstück auf. Nach dem Trocknen zog ich die Stange heraus und richtete die Seite, die an die Türwand bzw. die Kästchenwand geleimt werden sollte, ab. Danach sägte ich die Scharnierteilung, hobelte die Außenradien der Scharniere und arbeitete die Finger der Scharniere mit Streichmaß, Beitel und Schnitzeisen heraus, bis die Scharniere exakt ineinanderpassten. Meine Befürchtung, die Scharniere könnten quietschen, haben sich nicht bewahrheitet, sie gehen lautlos und leichtgängig.



Die Türen für die oberen und unteren Kästchen unterscheiden sich: Oben dienen sie auch als Aufnahme diverser Kleinteile, die Trennung zwischen Kästchen und Tür läuft schräg durch die Boden- und Deckfläche. Bei den unteren Kästchen ist das aber nicht sinnvoll, weil die Oberseite der unteren Kästchen als Ablage für Handtücher dient und deshalb eine geschlossene Fläche sein muss. Die Handtücher würden sich nach dem Öffnen der Tür zwischen Kästchen und Tür klemmen. Das führte zu einer unterschiedlichen Konstruktion der Türen.
Die oberen Türen haben wie erwähnt einen Teil der Deck- und Bodenflächen sowie einen Teil der inneren Seitenwände übernommen. In den Türen sind Steckablagen für Kleinteile wie Pinzetten, Scheren, Rasieröl etc. untergebracht.
Ach ja, in den Korpus und die Türen sind kleine Magnete eingebaut, die die Türen mit sanfter Kraft verschlossen halten.



Um auch optisch möglichste Leichtigkeit zu erreichen, habe ich die Abhängung der Ablagebretter mit Stahlgewindestange und Acrylrohr ausgeführt, die sich mit der Fugenfarbe der Fliesen optisch fast auflösen. Dadurch scheinen die Ablageflächen zu schweben. Die Gewindestangen sind im Korpus des Kästchens so verankert: In die Wand wurden für die drei Abhänger jeweils etwa 20mm tiefe Löcher mit 8 mm Durchmesser gebohrt. Dann habe ich mir Dübel aus Ahorn gehobelt, in die ich in Längsrichtung ein 4mm Loch gebohrt habe. An einem Ende des Dübels habe ich mit dem Stechbeitel eine Ausnehmung herausgearbeitet, in die ich eine M4-Niro-Sechskantmutter schob. Dübel und Mutter habe ich dann in die Bohrungen im Kästchen geschlagen und mit Leim gesichert. (Damit sich das Gewinde der Mutter nicht verschmiert, habe ich das Gewinde während des Einbaus mit einer Schraube gesichert). Abschließend habe ich den Überstand des Dübels abgestochen.

Auf der Unterseite des rechten oberen Kästchens, gleich neben dem Spiegel, sitzt ein berührungsloser Sensor, über den die Beleuchtung ein- und ausgeschalten wird. Dessen Signal geht durch einen kleinen Kabelkanal auf der Hinterseite des Kastels fast bis an die Obere Kante des Kästchens, schlüpft durch ein kleines Loch in den Hohlraum des Lichthaupts. In diesem sind, trotz seiner geringen Stärke von 32mm die komplette Steuerung, der Transformator und drei Leuchtquellen untergebracht. Natürlich ist das Lichthaupt auch nach oben geschlossen, die elektrischen Teile liegen also nicht nur „oben, aber ausser Sicht“ sonden sind sicher eingebaut und abgedeckt. Auch für das Lichthaupt habe ich mein furniertes Material eingesetzt.

Folgende Materialien, Werkzeuge und Maschinen habe ich eingesetzt:
Materialien:
MDF 10mm; Ahornfurnier; Ahorn massiv für die Scharniere; Ebenholz für die Griffleisten; Messingdraht für die Scharnierachsen; Edelstahlgewindestange, Hutmuttern und Acrylrohr für die Abhängung der Ablagebretter; Magnete für die Türverschlüsse; berührungsloser Lichtschalter; Leuchtmittel + Transformator; Stahlblech für die Möbelaufhängung + Mauerschrauben; Leim; Lack
Handwerkzeug:
Stechbeitel; Schnitzeisen; div. Handhobel; Schleifklötze; Leimzwingen; Streichmaß; Stahllineal; Pinsel
E-Werkzeuge:
Oberfräse; Tischkreissäge; AD-Hobel; Bohrmaschine; für dieses Projekt selbstgebaute Furnierpresse.

Mit Neugierde, ob es noch Fragen gibt und mit schönen Grüßen, besonders an Urs und Thomas

Andreas



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