Maschine aus USA

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Ralph B-Sz

Re: Saege an der Schiene

Beitrag von Ralph B-Sz »

[In Antwort auf #1861]
Nicht nur das man 20 mm Schnitttiefe verliert und das Ablängen von Zimmertüren (ca. 40 mm) mit einer 55mm Handkreissäge "abhaken" kann.
Stimmt, "you get what you pay for": Mit einer preiswerten Handkreissaege (meine Porter-Cable 345 hat $130 gekostet, und hat eine sehr gute Schnittqualitaet) kann man nicht mehr verlangen. Die entsprechende Festool kostet das dreifache ($375). Ich koennte mir natuerlich eine Handkreissaege mit 260mm Saegeblatt kaufen (die von Bosch/Skil ist gar nicht mal teuer, und hat einen guten Ruf, ist aber extrem schwer und nur fuer starke Maenner von Hand zu verwenden, aber die entsprechende Festool kostet mehr als das doppelte), und die haette dann immer noch 55mm Schnitttiefe auf der Plastikplatte. Ich koennte auch mit einer Fraese die Plastikplatte unter der Saege auf vielleicht 8mm ausduennen. Aber das ist zu viel Arbeit.

die Plastikplatte über das Werkstück gleitet und wenn man Pech hat und Späne drunter sind evtl. auch Kratzer auf der Holzfläche hat
Ist mir noch nicht passiert - aber moeglich ist alles. Im Gegenteil: Die Plastikplatte schiebt die Spaene vor sich her, und wenn sich zu viel ansammelt, dann wird die Schiene mit Spaenen verstopft. Daher ist es eine gute Idee, die Gegend vor dem Schnitt eben mit einer Druckluftleitung sauber zu blasen.

Denn da muss man mit Tru-Grip noch mal die Parallelität von Schiene zu Bleistiftlinie nachmessen.
Hat die Festool-Schiene einen rechtwinkligen Anschlag? Wenn nein, dann muss man sowieso zweimal messen (an beiden Seiten), oder mit einem Winkel die Bleistiftlinie rechtwinklig zeichnen. Da unterscheiden sich die beiden System m.E. nicht.
Einer der Vorteile der Tru-Grip Schiene ist, dass sie auf der Unterseite eine eingebaute Zwinge enthaelt (die auf die Kanten der Platte zugreift), und sich damit beim Schnitt nicht verschieben kann. Die Festool-Schiene muss man entweder festhalten (fuer den Oktopus, der gleichzeitig die Schiene an beiden Seiten, und die Saege, und das Abfallstueck halten kann), oder mit getrennten Zwingen befestigen.

Ganz zu schweigen davon, dass man erst einmal die Kreissäge, genauso wie die Oberfräse auf die Plastik platte montieren muss.
Zum Glueck macht man das nur einmal. Das ist naemlich wahnsinnig zeitraubend, weil man das beim ersten Versuch genau parallel hinkriegen muss. Wenn die Saege naemlich erst mal auf der Platte angeschraubt ist, und der Saegeschlitz ist gemacht, dann ist das ganze nie wieder verstellbar. Andererseits, wenn man diese Prozedur erstmal ueberlebt hat, dann ist die ganze Anlage fuer immer parallel (davon haengt die Schnittqualitaet entscheidend ab). Ich habe zwei Abende lang mit der Schiebelehre dran rumgetueftelt, aber es perfekt hinbekommen. Zum Glueck ist das bei der Oberfraese egal (die ist naemlich rund).

Schau dir den MFT und das Führungsschienensystem einmal genauer an und berichte kurz was du davon hälst -würde mich brennend interessieren!
Im Moment kann ich sie mir nur per Web ansehen.
Wenn ich das richtig verstehe, dann haengt die Saege an der Schiene, und gleitet ueber die Holzoberflaeche (im Grunde ohne sie zu beruehren). Das ist wirklich genial: Keinerlei Kratzer, was vor allem bei richtig wertvollen Platten wichtig ist (unser Nachbar hat seine Kueche aus Birdseye-Ahorn gebaut, da hat jedes 1.2 x 2.4m grosse Stueck Furnier $170 gekostet, und jeder Kratzer ist ein kleines Vermoegen). Keinerlei Reibung.
Jetzt ist es zu spaet (ich habe meine Kreissaege und die Tru-Grip Schienen schon seit Jahren), aber wenn es ein naechstes Mal gibt, wird die Festool in die engere Wahl kommen.

Guido Henn
Beiträge: 768
Registriert: Do 7. Dez 2017, 18:02

Re: Saege an der Schiene

Beitrag von Guido Henn »


Denn da muss man mit Tru-Grip noch mal die Parallelität von Schiene zu Bleistiftlinie nachmessen.

Da habe ich mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt. Folgendes wollte ich sagen:
Bei Tru-Grip läuft die maschine samt Plastikplatte an der Aluschine vorbei, das bedeutet, dass die Aluschine nicht genau auf einen Bleistiftstrich ausgerichtet werden kann sondern einen bestimmten Versatz (nämlich den von Schiene zum Sägeblatt) mitgerechnet werden muss. Das ist bei der Festool-schiene völlig anderes. Die Kreissäge läuft über die Schiene und das Sägeblatt liegt exakt am Splitterschutz an. Splitterschutz und Bleistiftline sind also völlig identisch.

Ralph schrieb: Hat die Festool-Schiene einen rechtwinkligen Anschlag?

Den kann man sich als Zubehör dazu kaufen, gibt es also tatsächlich, muss aber nicht sein.

Ralph schrieb: Einer der Vorteile der Tru-Grip Schiene ist, dass sie auf der Unterseite eine eingebaute Zwinge enthaelt (die auf die Kanten der Platte zugreift), und sich damit beim Schnitt nicht verschieben kann. Die Festool-Schiene muss man entweder festhalten (fuer den Oktopus, der gleichzeitig die Schiene an beiden Seiten, und die Saege, und das Abfallstueck halten kann), oder mit getrennten Zwingen befestigen.

Und auch das gibt es bei der Festool-Schiene. Neben den herkömmlichen Zwingen, die unter das Schienenprofil eingeschoben werden, gibt es den so genannten Schnellspanner FS-RAPID. Sieht so aus wie bei Tru-Grip (vielleicht hat Festool da ja mal abgekupfert, wer weiß?). Wer die Schiene nicht festspannt, sondern aller "Oktopus" festhält - ist selber Schuld. Dafür gibt es ja diese Zingen oder Schnellspanner.

Ralph schrieb: Im Moment kann ich sie mir nur per Web ansehen.
Wenn ich das richtig verstehe, dann haengt die Saege an der Schiene, und gleitet ueber die Holzoberflaeche (im Grunde ohne sie zu beruehren). Das ist wirklich genial: Keinerlei Kratzer, was vor allem bei richtig wertvollen Platten wichtig ist.

Die Säge hängt nicht an, sondern läuft auf der Schiene und wird geführt durch eine Rippe auf der Schiene, die in eine Nut unterhalb der Säge greift. Die Säge hat dann nochmal zwei Exzentereinsteller (nur die neue TS) um Nut und Führungsrippe absolut spielfrei aufeinander abzustimmen.

Einen interessanten Link kann ich nur jedem im Forum wärmstens empfehlen. Hier gibt es über 60 zum Teil sehr gute Anwendungsbeispiele natürlich mit Festool-Maschinen, sind aber auch mit allen anderen Maschinen möglich.

Hier der Link: www.festool.de dann links Service anklicken

Gruß

Guido

Philip
Beiträge: 207
Registriert: So 13. Dez 2015, 15:23

Re: Saege an der Schiene

Beitrag von Philip »


ich habe auch noch einmal eine frage zu dem tru-grip system:
und zwar hast du geschrieben das man die kreissäge auf der plastikplatte ausrichten muss. das ist ja das gleiche problem wie bei meinem system. wie wird die säge dann befestigt? hast du sie einfach festgeschraubt, oder wie funktioniert das ganze?

gruss Philip

Ralph B-Sz

Re: Saege an der Schiene

Beitrag von Ralph B-Sz »


die kreissäge auf der plastikplatte ausrichten muss. wie wird die säge dann befestigt? hast du sie einfach festgeschraubt, oder wie funktioniert das ganze?

Ausrichten: Mit viel Geduld, Schiebelehre, Anschlagwinkel, und aehnlicher Feinmechaniker-Ausruestung.

Befestigung: Festschrauben. In meinem Fall hatte meine Saege bereits ein Loch in ihrem Fuss, wo eine 1/4 Zoll Schraube (ungefaehr 6mm) genau und ohne Spiel reinpasst. Also habe ich "ganz einfach" ein zweites Loch in den Fuss gebohrt, und ganz sauber entgratet. Dann "ganz einfach" zwei Loecher in die Plastikplatte gebohrt, und Gewinde reingeschnitten. Der UHMW-Plastik ist hart genug, dass eine groessere Schraube da gut haelt (amerikanische Gewinde sind etwas groeber, aber ich habe auch metrische Gewindeschneider zu Hause), aber weich genug, dass die Schraube schoen festsitzt und sich nicht von selbst loest. Uebrigens, wegen der noetigen Genauigkeit waren die ganzen Schritte ueberhaupt nicht "ganz einfach" (ohne eine grosse Tischbohrmaschine haette ich das nie geschafft).

Zu Guido's Beitrag: Beim Tru-Grip System ist ein Versatz zwischen dem Saegeblatt und der Schiene. Ich habe meine Saege so montiert, dass der Versatz ganz genau 3 Zoll sind, die muss man halt beim Messen und Anzeichnen beruecksichtigen. Der Unterschied ist gross genug, dass man ihn kaum versehentlich vergessen kann. Mangels rechtwinkligem Anschlag muss ich halt auf beiden Seiten messen, oder von Hand einem Winkel dranhalten. Unpraktisch.

Ich muss Guido komplett zustimmen: Die Festool mit ihrer Schiene ist sicher ein viel besseres System. Einfacher zu benutzen, genauer, weniger Risiko von Kratzern und Fehlmessung. Aber auch viel teurer (zumindest in den USA).



Philip
Beiträge: 207
Registriert: So 13. Dez 2015, 15:23

Re: Saege an der Schiene

Beitrag von Philip »


danke für deine ausfürliche beschreibung. hört sich ganz einfach an :-). ich habe mir jetzt eine messuhr gekauft, damit probiers ich dann nochmal. die säge steht immoment ca 3/ 10 mm schief.

gruss Philip

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Saege an der Schiene

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Ralph,

wo in den USA lebst du?

Mit freundlichen Grüßen

Christian

helmut Strauss

Stromversorgung in den USA

Beitrag von helmut Strauss »

[In Antwort auf #1745]
Guten Morgen,
wir wollen Lichtbogenspritzanlagen in die USA exportieren, ausgelegt in Europa: 3x380/440/50 Hz.
Wir wollen umschalten können, vom europäischen Standard auf US Standeard.
Welche Drehstrom Versorgung ist in den USA üblich?
Die 60 Hz würden nicht stören.
Danke für Ihre rasche Antwort
Helmut Strauss


Udo Seipel

Re: Stromversorgung in den USA

Beitrag von Udo Seipel »


Hallo,

da solltet ihr vorher anfragen. In USA gibt es zu viele unterschiedliche Drehstromvarianten mit Nulleiter, Neutralleiter, Geerdeter Phase, da ist alles möglich. Jedes County kann seine eigenen Vorschriften erlassen.

Gruß, Udo



Ralph B-Sz

Re: Stromversorgung in den USA

Beitrag von Ralph B-Sz »


So schlimm, wie Udo es schreibt, ist es nicht. Theoretisch hat jeder Landkreis seine eigenen Vorschriften, aber in der Praxis halten sie alle an an den "NEC" = National Electric Code, der in gewissen Grossstaedten (LA, NY, Chicago) verschaerft wird. Und wenn man mal ein paar kleine Ecken mit altmodischer Stromversorgung ausnimmt, verwenden die ganzen USA die gleiche Stromversorgung: Immer 60 Hz, und leider eine Menge verschiedener Spannungen.

Das Problem mit Drehstrom in den USA ist, dass ein Grossteil aller Haushalte (im Gegensatz zu Deutschland) nicht mit Drehstrom versorgt werden, sondern mit einphasigem 120/240V Strom. Drehstrom gibt es beinahe nur im gewerblichen und industriellen Bereich. Und selbst dort kann man sich nicht immer drauf verlassen, dass Drehstrom verfuegbar ist - ich kenne eine kleine Schreinerei, die in einer umgebauten Wohnhaus-Garage ist, und dort nur 240V 30A einphasige Steckdosen hat.

Im industriellen Bereich werden (leider) mehrere Spannungen verwendet. Die haeufigste ist 120V / 208V (immer 60Hz), mit geerdetem Null-Leiter; wird vor allem dort verwendet, wo 120V einphasiger Strom fuer Kleingeraete auch benoetigt wird. Die normalen Drehstrom-Steckdosen sind entweder 20A oder 30A; man kann sich aber nicht drauf verlassen, dass der Nullleiter in Drehstromdosen verfuegbar ist (weil der fuer Motoren ueberhaupt nicht benoetigt wird). Gelegentlich findet man noch eine seltsame Hybrid-Konfiguration, die 120V und 240V einphasig mit 208V dreiphasig kombiniert (der Nullleiter ist entweder in der Ecke des Dreiecks oder in der Mitte einer Seite); solange man den Nulleiter nicht braucht, macht das keinen Unterschied.

Die naechste Version is 277V / 480V (manchmal auch 460V genannt); dies wird vor allem fuer Beleuchtung verwendet (groessere Leuchtstofflampen sind oft an 277V angeschlossen). Und fuer riesiege Maschinen kommt 347V / 600V (manchmal auch 575V genannt) gelegentlich vor, weil man mit wenig Strom (und daher wenig Kupferleitung) viel Leistung verteilt bekommt. Ich habe mal in einem Bergwerk gearbeitet, in dem der 800kW Elektro-Ventilator mit 4160V Drehstrom versorgt wurde - aber dies ist absolut die Ausnahme.

In den meisten Faellen werden Maschinen bis 30A mit sogennanten Hubbell-Steckern (auch NEMA Lxx-yy locking plug genannt, xx und yy bezeichnen Spannung und Strom). In der Computer-Industrie werden gerne Russell-Stoll Steckverbinder verwendet. Und die meisten groesseren Maschinen werden nicht mit Steckern versorgt, sondern fest angeschlossen (meist mit der Verdrahtung in Metallrohren).

Die meisten Drehstrom-Motoren haben mehrere Windungen, und koennen daher schnell auf verschiedene Spannungen umgestellt werden. Die haeufigste Kombination fuer Motoren bis ungefaehr 50 kW ist umstellbar zwischen 120/208V und 277V/480V Drehstrom. Das deckt wahrscheinlich 90% der Anwendungen ab.



HELLE
Beiträge: 261
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Stromversorgung in den USA

Beitrag von HELLE »


Hallo Ralph,

ein großes Kompliment für deinen Bericht --- und irgendwie fühl ich mich wieder wohl im "Normland" Deutschland.

Mir langen die scharf definierten 240V und 400V Netze. Manche Sachen gehen hier in Deutschland einem schon auf den Geist --- manche wiederum nicht.

Und so bleibe ich bei zwei Stromanschlüssen, metrischen Gewinden (fein und normal) und "Klempnermaße" (zoll innen und außen) --- und vielem anderen aus der DIN-Verordnung (z.B. Papiermaße).

Gruß, Helle


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