Die virtuelle Werkbank

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Detlef Fallisch
Beiträge: 418
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Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Detlef Fallisch »


Da es in der Werkstatt in den letzten Wochen viel zu heiß und schweißtreibend war, habe ich meinem neuen Hobby gefrönt: virtuelles schreinern

Da in diesem Forum bisher erstaunlich wenig über Sketchup zu lesen war, möchte ich vorab noch den kurzen Hinweis auf Googles kostenloses Programm Sketchup geben. Man kann unter http://de.sketchup.com/ das Programm downloaden und es gibt hervorragende Links zu Woodworkern (z.B. hier: http://webpages.charter.net/drkr/Index.html ) die damit zeichnen und sehr hilfsbereit sind.

Ich habe Sketchup benutzt um die Zeichnungen für meine Werkbank zu erstellen. Sketchup ist ein Zeichenprogramm mit dem man dreidimensionale Modelle erstellen kann. Es benötigt aber wie alle komplexe Zeichenprogramme eine nicht unerhebliche Einarbeitungszeit. Bei mir hat es ca. ein bis zwei Wochen gedauert bis ich das Programm mehr oder weniger flüssig bedienen konnte. Allerdings bin ich immer noch weit davon entfernt, sagen zu können: ich beherrsche Sketchup. (ist wohl eher umgekehrt)

Dafür kann ich jetzt aber auch ohne Schweißverlust virtuelle Löcher in nicht vorhandene Bretter bohren und den Schatten den meine Werkbank am 12 Juni vormittags um 11 Uhr wirft, einstellen :-) Ich ahne hier schon den Einwand der Skeptiker, die einwenden: die Bank steht doch im Keller und wirft gar keine Schatten! Und was ist wenn ich sie mal in den Garten transportiere?

Nun könnte man ja einwenden: "Wozu braucht man denn so ein Killefit? Ich brauche zum Zeichnen nur einen einfachen Bleistift, ein Stück Papier und zum Messen nehme ich immer meine Schreinerschürze."

Gut, der Einwand ist berechtigt und wenn ich um ein Uhr Nachts mit den Tücken von Darstellungen im dreidimensionalen Raum kämpfte, kam mir auch schon öfters der Gedanke: "Was machst Du hier eigentlich?" Ich muss auch bekennen, das mich vor dem PC häufiger der Gedanke beschlich: "In der Zeit, in der ich jetzt versuche eine Bohrung durch drei Bretter zu zeichnen, hätte ich aber bestimmt zwanzig reale Löcher in wirkliche Holzbretter bohren können und dabei hätte ich auch noch den Geruch des Holzes geniessen können."

Aber dann war der Wunsch diese Zeichnungen endlich fertig zu stellen doch wieder Antrieb genug noch eine Nacht vor dem Bildschirm zu verbringen. (Nur für die Neugierigen: Nein meine Frau hat immer noch nicht mit Scheidung gedroht ;-)

Schluß mit der langen Vorrede. Hier sind die Ergebnisse:


Hier ist die Werkbank mit einer "Buchenhaut" (in Sketchup heißt das "skin") versehen worden. Will man die gleiche Werkbank in Wurzelholz oder Palisander darstellen, taucht man nur das Farbeimer-Symbol auf Wurzelholz und klickt auf die Werkbank und schon hat man eine edle Bank in Wurzelholz oder Palisander.

Ganz ohne Zusatzkosten und ökologisch korrekt :-)

Für die vordere Schürze fehlen hier übrigens noch die Bohrungen.

Für die Befestigung der Werkstücke in den Bohrungen der Schürze, habe ich mir diese Spanner von Veritas besorgt.


Hier finden sie bereits Verwendung auf meiner modifizierten Workmate.

Hinweis: hier handelt es sich um reale Löcher in einer echten Holzplatte und es hat richtigen Schweiß gekostet die zu bohren. :-)

Die Abmessungen der Werkbank werden aus der nächsten Darstellung erkennbar. Ich würde von euch gerne wissen, ob die Dimensionen für die Streben und Schürzen ausreichend bemessen sind. Die eigentliche Werkbankplatte wird aus 70 mm starken Buchenleisten zusammen geleimt. Ich weiß, dass das sauschwer wird, aber die Bankhaken von Veritas erfordern eine dicke Platte.

Übrigens suche ich noch starke Helfer die mir beim Aufbau der Bank in einem nur zwei Meter breiten Keller behilflich sind. :-)


Das nächste Bild zeigt einen Blick in die Werkbank. Dazu braucht man man nur auf die Werkbankplatte klicken und "h" (= hide oder verstecken) eintippen. Das sieht dann so aus:


Die Schürze soll also mit einer Nut versehen werden und die Werkbankplatte mit einer entsprechenden Feder. Meine Frage: reicht das eigentlich aus, um die Platte am Verwerfen zu hindern? Und wie würdet ihr die Schürzen mit der Platte befestigen?

Hier sieht man das noch einmal im Detail:


Diese Darstellung heißt übrigens "Röntgen- oder X-Ray Darstellung)


Die Seitenteile (Ständer) habe ich vor, aus 3 Brettern herzustellen. Hier sieht man das linke Seitenteil in einer X-Ray Darstellung. Durch die Verwendung von drei Einzelbrettern wird das Herstellen der Schlitze und Zapfen stark vereinfacht. Den Tip habe ich in einem amerikanischen Woodworking Forum gefunden.


Die obere und untere Querstrebe wird zusätzlich zu der Schlitz/Zapfenverbindung noch mit einer Maschinenschraube (M12) verbunden und in den Schlitz gepresst. Das gleiche Verfahren wird benutzt um die 4 Längsstreben zu befestigen.


Von der Seite wird die fertige Bank dann so aussehen:


Der Tischlerschraubstock -übrigens aus Dieters Katalog nachgezeichnet- wird durch die Werkbankplatte mit M12-Schrauben befestigt. Hier der Blick unter die Bank auf die Schraubstockbefestigung.

Den Schraubstock zu zeichnen war übrigens wegen der vielen Details eine echte Herausforderung. Damit er genau so aussieht wie in Dieters Katalog habe ich in blau gefärbt. Übrigens wurde die obere Längsstrebe zur Verdeutlichung aus der Zeichnung ausgeblendet.


Bin mal gespannt, was ihr von meinem Entwurf haltet und wo es etwas etwas zu verbessern gibt. Immer her mit den Kritiken ich kann's vertragen.

Detlef



Andreas Meisel
Beiträge: 442
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Andreas Meisel »


Servus Detlef!

Deine 'Werkbank' (warum nicht Hobelbank??) wird die voraussichtlich am gründlichsten geplante Bank, die jemals gebaut wurde! Das spart natürlich nachher jede Menge ärger,- wie ich selbst schon aus eigener Erfahrung gelernt habe . . .

Nun, prinzipiell gefällt mir deine Konstruktion ausgezeichnet. Ich wundere mich nur, warum du die Zange nicht bündig mit dem linken Plattenrand anordnen willst. Dann könnest du auch dünne Leisten bzw. kurze Hölzer kappen.

Optisch würde es mir persönlich auch besser gefallen, wenn die Beilade zumindest von außen gesehen die selbe Höhe wie die Platten- Stirnleiste haben würde.

Was die Stabilität in Längsrichtung angeht, bin ich nicht ganz überzeugt, ob diese mittig an den Riegeln angeordneten Systemverbinder wirklich biegesteif genug sind. Aber da ich noch nie die Stabilität dieser Verbindung testen konnte, kann ich das nicht wirklich beurteilen. Eine Lösung mit oben und unter dem Riegel (ev. in einer Nut) liegender Gewindestange wäre mir persönlich sympathischer . . .

Dann weiterhin viel Motivation und Spaß beim Planen!

ANDI



Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Bernhard »


Hallo Detlef,

Du wirst es nicht glauben, aber gestern habe ich noch an Dich und Deine Werkbank gedacht. Schön, daß Du auf eine freistehende Bank zurückgreifst. Es gibt nicht viel anzumerken. Die Geschichte mit dem linksbündigen Schraubstock hat Andi schon angebracht. Zu den Beinen: Ich würde immer durchgehende Beine nehmen (oh, wie jetzt beschreiben, am besten, Du schaust auf Dietrichs Seite). Die Längsriegel würde ich mindestens 10 cm. vom Boden abheben, sonst stoßen die Füße an. Die Zinken würde ich so anordnen, daß der Anfang und das Ende an einem Brett ist und bitte vergiß die Schublade für Bleistift, Zollstock etc nicht.

Aus Stabilitätsgründen würde ich Gewindestangen durch die Schwingen nehmen. Dürfte insgesamt weniger Arbeit sein und die Stabilität vergrößern. (Einfach eine 10er Nut durch an der Innenseite und dann die Stange einlegen).

Viel Erfolg

Bernhard


Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Detlef

Glückwunsch zu Deiner Arbeit, wenn Du meine letzten Beiträge im letzten halben Jahr gesehen hast, dann hast Du vieleicht auch CAD-Modelle von mir gesehen, ich kann Deine Begeisterung voll verstehen, mir mach das auch unheimlich Spaß.

Dass diese Vorarbeit die Kreativität kräftig unterstützt, liegt auf der Hand.

Das Du Dich in 2 Wochen in diese Programm eingearbeitet hast, finde ich ist sehr schnell, ich sollte mir mal dieses Programm anschauen.

Gruß Franz



Dirk Boehmer
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Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
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Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Franz,

> Das Du Dich in 2 Wochen in diese Programm eingearbeitet hast, finde
> ich ist sehr schnell, ich sollte mir mal dieses Programm anschauen.

Dieses Programm hat mit CAD nicht sehr viel zu tun. Es ist darauf angelegt,
schnell und intuitiv Skizzen anzufertigen. An die Faehigkeiten eines CATIA,
ProEngineers oder Unigraphics reicht es bei weitem nicht heran. Da brauchts
dann auch schon Jahre, um fit darin zu sein.

Allerdings lassen sich einfach 3D Modelle erzeugen, und das ist fuer viele
Hausanwendungen oft mehr als ausreichend. Also empfehlenswert ist es
allemal.

--
Dirk


Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Christian Aufreiter »

[In Antwort auf #24106]
Hallo, Detlef!

Danke für deinen interessanten Entwurf!
Wie die Kollegen würde auch ich die Vorderzange an der Kante positionieren und zwischen Schwingen und Boden einen Abstand von ca. 10 cm (sicherheitshalber Schuhe messen) einhalten.
Weiters wäre eine andere Konstruktion der Beilade meines Erachtens eine Überlegung wert. Im Moment sieht die Beilade, pardon, etwas „drangestückelt“ aus. Ich halte es optisch für ansprechender, der klassischen Bauweise zu folgen, also die Beilade von der umlaufenden 20 cm hohen Schürze zu umschließen.
Willst du die Ständer nur trocken zapfen und verschrauben oder auch verleimen? Ich persönlich würde mir die Schrauben sparen und fix verleimen.
Mit welcher Hinterzange soll die Bank ausgestattet werden?
Hast du dir bereits Gedanken über einen Unterschrank gemacht?

Einen schönen Sonntag wünscht

Christian



Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Detlef Fallisch »

[In Antwort auf #24108]
Hallo Andi,

deine Frage nach der bündig angeordneten Zange läßt sich am einfachsten durch ein Bild erklären. Schau Dir mal an, wie die Bank nachher im Raum (Keller) stehen wird. Der Schraubstock muss an dieser Stelle angebracht werden, wenn ich nicht gegen die Wand hobeln will.


Die Tiefe der Beilade muss ich mir echt noch einmal überlegen, obwohl man davon nachher nichts mehr sehen wird.

Detlef



Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Detlef Fallisch »

[In Antwort auf #24109]
Hallo Bernhard,

die Frage nach der Schraubstockanordnung habe ich bereit bei Andi beantwortet. Das ich die Längsriegel nur 30mm vom Boden angeordnet habe, hat damit zu tun, das zwischen oberen und unten Längsriegel ein Schrank über die komplette Breite eingebaut werden soll und ich möglichst viel Schrankraum bekommen möchte.

Dein Argument mit den Füßen ist im Prinzip richtig, aber die Werkbankplatte kragt 144mm über das Untergestell hinaus. Ich glaube das reicht aus.

Warum meinst Du das eine Gewindestange durch die Längsriegel die Stabilität erhöhen wird? Im presse immerhin mit 12mm Stahlschrauben die Längsverbinder in die Nut von den 100 x 100mm starken Füßen. Warum sollte das nicht genügend Stabilität ergeben?

Ich hatte eher daran gedacht, statt eines 100 x 40mm starken Riegels einen 100 x 100mm Längsverbinder zu verwenden. Auf diesen Verbinder liegt nämlich nachher das gesamte Gewicht des Werkzeugschrankes samt Inhalt.

Der Hinweis mit den Zinken ist gut. Ich glaube ich habe die nur so konstruiert, weil sie einfacher zu zeichnen waren :-)

Den Hinweis mit den durchgehenden Beinen verstehe ich nicht. Ich habe mir Dietrichs Bilder noch einmal angeschaut. Seine Seitenteil sind ähnlich aufgebaut wie meine, nur dass bei mir die Füsse nicht auf eine Kufe stehen. Hast Du das gemeint?

Gruss
Detlef


Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Bernhard »


Mit der Antwort habe ich fast gerechnet Detlef, kannst Du die Bank nicht an der Längsseite stellen, denn die Rückversetzung der Zange führt in meinen Augen zu folgendem:

1.) Du stößt permanent an, den die Zange ist fast mittig angeordnet
2.) Zum Hobeln gewinnst Du nur wenig Platz, denn der Hobel muß ja ein gutes Stück über das Werkstück hinausgehen

Bei der längsseitigen Stellung kann man sogar noch in Betracht ziehen, eine Hinterzange zu montieren. Ich schätze einmal, die hast Du ebenfalls nur aus Platzgründen nicht mit eingeplant. Mir schwebt da so eine Hinterzange vor, die auf Schleinnings (hoffentlich richtig geschrieben) Titelseite ist.

Obwohl ich noch nicht mit den Wonderdogs gearbeitet habe, halte ich mehr von der konventionellen Spannung mit Bankhaken. Die Wonderdogs habe für mich auch den Nachteil, daß man aus seiner Werkbankplatte "schweizer Käse" machen muß. Das finde ich nicht gut, da viel Schmutz und sonstiges durchfällt.

Solltest Du die Bank nicht längsseitig stellen können, würde ich mit eine Kürzung von 15 cm überlegen.

Ansonsten Chapeau für die Skizzierung, ich gestehe, ich habe gestern sofort reingeschaut und bin kümmerlich gescheitert.

Viel Glück
Bernhard


Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Die virtuelle Werkbank

Beitrag von Bernhard »


Hallo Detlef,

zu der Zwingenanordnung habe ich auch noch etwas oben geschrieben.

Jetzt zu den anderen Punkten:

1.) Überstand der Platte

würde ich wirklich nicht so weit überstehen lassen. Bei meiner Ulmia sind es weniger als 10 cm. Bedenke bitte, daß Du vorne stemmst und das sollte man tunlichst über einem Bein machen. Im Notfall reichen auch 5 cm, da kommt ein Schuh auch immer drunter und ist "nur" 2 cm weniger, als Du jetzt schon vorgesehen hast.

2.) Spannung der Längsriegel

Vielleicht hat es wirklich keinen Einfluß auf die Stabilität. Ich habe nur daran gedacht: Bei der durchgehenden Gewindestanke spannst Du immer gleichmäßig, egal an welcher Stelle du anziehst. Dies Betrachte ich als Vorteil. Weiter ist es in meinen Augen auch einfacher zu produzieren. Zwei Bohrungen, eine Fräsung, fertig. Jetzt überlege bitte, wieviel aufwendiger Deine Konstruktion ist.

3.) Zinken

Ich bin fest davon überzeugt, bei dem Bau hättest Du es richtig gemacht.

4.) Kufen

Genau die habe ich gemeint. Ich gebe gerne zu, ich kenne den Vorteil der Kufen noch nicht einmal. Vielleicht kann uns da einer der alten Hasen helfen. Allerdings haben alle Profibänke diese Kufe. Wenn ich mir das recht überlege, liegt es vielleicht daran, daß diese Bänge keinen unteren Riegel haben und aus diesem Grund auf Kufen gestellt werden. Du hast aber diesen Riegel also benötigst Du die Kufen nicht zwingend.

Gruß
Bernhard


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