Bauanleitung " Innen-Schwabbeln"

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Dieter M.

Bauanleitung " Innen-Schwabbeln"

Beitrag von Dieter M. »


Guten Morgen Miteinander.

Vor einigen Monaten habe ich hier im Rahmen des Themas "Oberflächen-Behandlung - Polieren an der Schwabbelscheibe" die sogenannten " Innen-Schwabbeln" erwähnt.
Ich habe mir ja damals welche gekauft - vier Stück für gut 180.- Euro.
Nun, eigentlich wollte ich auch diese Selbstbau-Anleitung per Foto-Doku auf meine Holzseite setzen, aber naja.......es geht auch so, denke Ich.
Benötigtes Material:
Rundholz ( z.B. Buche - auf jeden Fall Hartholz ) im gewünschten Durchmesser
Schraube - z.B. M 8 x 100 mit Mutter und U-Scheibe, eine feige, selbstsichernde Mutter mit U-Scheibe,
Jede Menge Stofftragetaschen - am Besten aus reiner Baumwolle / Leinen - unbedruckt und schon x-mal gewaschen, es geht auch unbehandeltes Segeltuch, oder wer ran kommt Flanell - auch "verbrauchte" Frottee-Handtücher.

Arbeitsschritte;
Zunächst dreht man einen Zylinder im gewünschten Durchmesser ( D ) z.B. 50 mm / Länge ebenfalls 50 mm. Dann bohrt man mit einem 20er Forstnerbohrer ein etwa 20 - 30 mm tiefes Loch in die eine, plangedrehte Stirnseite, anschließend durchbohrt man den Zyl. ganz mit einem 8 mm Bohrer.
Jetzt dreht man die Innenseite mit dem Forstnerloch kegelförmig aus - es sollten etwa 6 - 8 mm Wandstärke stehen bleiben. Die 20 mm Durchmesser der Bohrung innen bleiben wie sie sind - eben und plan - unagetastet und jungfräulich.
Jetzt enthauptet man die 8er Schraube kurz und schmerzlos,entgratet und schraubt eine einfache Mutter bis ans Ende des Gewindes, U-Scheibe hinterher.
Den Bolzen durch die 8 mm Bohrung im Zyl. stecken mit Sicherungsmutter kontern und richtig fest ziehen ( im Forstnerloch ) dann nochmals einspannen. Den Schaft im Futter - mit Körnerspitze kontern und den Außenkegel fertig drehen.
Der Außenkegel ist ein Muß, sonst zerkratzt man sich später die Innenseiten und Ränder der Schalen/Dosen.
Jetzt kommt das Langwierigste: Das Zuschneiden der erforderlichen Polierscheiben. Aus dem Material, welches später die "Polierkugel" bilden wird, ( Stofftragetaschen, Segeltuch usw.) schneidet man Scheiben im passenden Durchmesser - bei einen Innenkegel von D =44 mm braucht man Scheiben von etwa 75 - 90 mm D.Diese Größe entscheidet über das Volumen der späteren Polierkugel.
Bei " Stofftragetaschen" als Material werden gut 20 Stück benötigt - es können auch mehr werden, das entscheidet sich beid er späteren Endmontage. Hat man die Scheiben fertig ausgeschnitten, locht man diese in der Mitte mit einem kleinen Kreuzschnitt ein, - aber nicht zu groß schneiden, die Schraube sucht sich später schon ihren Weg.Man steckt dann die Schraube mit aufgedrehter, einfacher Mutter und U-Scheibe von oben durch den fertigen Hohlkegel ( 8 mm Bohrung ) so das dass Gewinde in der " Glocke" sichtbar ist. Über dieses Gewinde steckt man nun die Stoffscheiben, schön eine nach der Anderen - in aller Ruhe, ohne Stress und Hektik ( Dabei kann man auch ganz gut Radio hören - oder so...)soviele wie es eben geht - bzw. soviele, das gerade noch eine U-Scheibe drauf passt, und eine selbstsichernde Mutter " anpackt". Jetzt wird diese Mutter soweit aufgedreht, bis der Kunststoff-Sicherungsring sicher gegriffen hat, anschließend "zieht" man mit der Kontermutter oben am Schaft die selbstsichernde Mutter zusammen mit der U-Scheibe und den Stoffscheiben in den Kegel hinein. Eventuell muß man das Ganze nochmals zerlegen, und das Gewinde etwas länger nachschneiden, das macht nix - der Radio spielt ja die Lieblingsmusik.Die selbstsichernde Mutter "zieht" die Stoffscheiben kugelförmig zusammen,sie " verschwindet" im Hohlkegel ( die feige Sau! )es bildet sich eine feste "Stoffkugel" am unteren Kegelrand.
Man muß soweit zudrehen, das selbst bei sehr starken Druck auf den Stoffballen die selbstsichernde Mutter nicht mehr zu spüren ist,sonst verkratzt man sich später beim Polieren den ganzen Boden ( .."verdammte Schei..e! Der Idiot mit seiner beka...ten Anleitung!" ).
Dafür die tiefe, 20er Forstnerbohrung - in Ihr ist Platz für die U-Scheibe und für die feige, selbstsichernde Mutter )
Jetzt ist die Innenschwabbel fertig - das war´s - ein Drama - nie mehr!!!!
Man ( und Frau auch !) kan damit alle Schalen und Dosen problemlos innen Polieren - es verkratzt nichts, es bleibt nichts hängen, es reißt nichts ein - man bzw. Frau bekommt einen hervorrragenden Glanz - je nach Art des verwendeten Hartwachses. Empfehlenswert ist die jeweilige Anfertigung eines Paares, man braucht eigentlich immer zwei gleicher Größe. Eine zum Wachs auftragen und vorpolieren, ( etzwas härteres Material, z.B. Segeltuch )eine weichere
( Flanell, Stofftaschen, süd-peruanischer Lama-Kräusel-Krepp)zum Glanz-Polieren.
Ich hoffe, diese Anleitung ist verständlich geschrieben - ( ich blick´nämlich längst nicht mehr durch.....)
Meine für teures Geld käuflich erworbenen Innen-Schwabbeln sind exakt nach dem selben/gleichen Prinzip aufgebaut, nur mit dem einen Unterschied, das bei diesen die Hohlkegel aus weißen Kunststoff gefertigt sind - der Rest ist identisch.Das Auswechseln der Scheiben ist ebenfalls problemlos - kein Thema, wenn das Radio spielt.
der gewaltige Unterschied liegt bei den Kosten:
Ich habe seiner Zeit für vier Stück gut 180.- Zecken bezahlt - die Kosten bei
der Selbst-Anfertigung dürften "etwas geringfügiger" ausfallen.
Der große Vorteil ist auch, das man bei der benötigten Größe variabel ist - meine Kleinsten haben einen D von 20 mm ( für Miniatur-Schalen ) die Größten 120 mm. Selbstverständlich muß je nach Größe ein stärkerer Schaft = Schraube verwendet werden. Ich persönlich spanne die Innen-Schwabbeln im Bohrständer ein,und poliere " stehend" - halte also das Objekt waagerecht und führe es " um die Polierkugel" herum.Aber gut festhalten das Stück, wenn man nicht aufpasst haut´s einen das Teil schneller aus der Hand als der Kanzler " Guten Morgen" sagen kann.Es funktioniert natürlich auch bei aufgespannten Objekt auf der Drehbank und mit einer biegsamen Welle,allerdings ist es vorteilhaft, die Schale erst nach dem Fertigdrehen zu Polieren.

So - viel Spass beim eventuellen Nachbau, beim "innen-schwabbeln " und beim Radio hören.

Dieter M.



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