Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Ralf
Beiträge: 302
Registriert: Sa 24. Okt 2020, 20:23

Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Ralf »


Hallo Bandsägenliebhaber!

Vorletzten Montag habe ich zusammen mit meinem Vater eine alte kleine Bandsäge aus einem Schuppen vor dem Schrottplatz ‚gerettet‘. Ich wollte sie erst nicht mitnehmen, da der Zustand nach viel Arbeit aussah, aber mein Vater hat mich schließlich dazu überredet, das Ding auf den Hänger zu wuchten. Er ist pensionierter Maschinenbauingenieur, mit komplett eingerichteter Metallwerkstatt, und hatte an dem an sich sehr robusten Maschinchen Gefallen gefunden.
Es handelt sich um eine „Cronos“, mit folgenden Eckdaten:
Tisch: Grauguss, nicht schwenkbar
Gestell: Stahlrohr rund
Rollen: D=280mm Grauguss
Bandlänge: 1875mm
Durchlasshöhe: 155mm
Durchlassbreite: 255mm
Schnittgeschwindigkeit: 720m/min (mit 'neuem' Motor und 'neuem' Riementrieb)
Leistung: seit Montag 0,75kW (ehemaliger Kompressormotor aus dem Fundus meines Vaters)
Und was soll ich sagen mein Vater hat in kurzer Zeit so einiges geschafft:
- die Maschine gereinigt und das Untergestell von vergammelten Spanplattenresten befreit
- den Tisch umlaufend gerade und winklig gefräst
- die Bohrung zum Banddurchlass nachgebohrt und mittig ausgerichtet
- eine Tischeinlage angefertigt
- die Lager der Laufrollen gereinigt und geschmiert
- die Laufrollen gewuchtet
- die Bandführungen instand gesetzt, und die Rückenrolle samt Halterung durch eine Eigenkonstruktion ersetzt.
- Einen neuen Motor montiert und den Riementrieb komplett erneuert
- Eine Abdeckung vor der unteren Rolle, mit Absaugstutzen angebracht
Ich war sprachlos, als ich die Maschine letzte Woche wieder sah. Und froh darum, sie mitgenommen zu haben!

So sieht das Teil nun aus:



Die Klötzchenführung, mit Führungen aus Eiche, mein Vater hat alle Flächen nachgefräst, und eine Rückenrolle aus zwei Kugellagern angebracht:



Die obere Rolle mit den "Wuchtgewichten" aus Kupferrohr:



Die Einrichtung zur Bandspannung, sowie zur Einstellung des Bandlaufes:



Der neue Motor, mit dem neuen Riementrieb, den mein Vater aus vorhandenen Riemenrädern auf der Drehbank angepasst hat. Ein Teil der alten Rückenrollenhalterung wurde zum Riemenspanner umfunktioniert:



Der einfachste Absaugstutzen der Welt – fuktioniert einwandfrei!



Die Tischeinlage, mit einem auswechselbaren „Verschleißplättchen“:



Die nachgearbeitete Tischöffnung mitsamt herausgefräster Planfläche für die Tischeinlage:



Nachdem ich gestern die ersten zwei zur Bandsägeblätter bekommen habe, konnte ich heute Morgen einen ersten kurzen Sägetest machen.
Das erste Band, das ich getestet habe, ist ein zahnspitzengehärtetes Uddeholm, 20x0,5:
Ca. 50mm Fichte auftrennen, ein Kinderspiel, der Schnitt verläuft nicht:



Danach habe ich mit 40mm Esche weitergemacht, der Schnitt war unbefriedigend, Unterseite total verlaufen. Also habe ich die Blattspannung nochmal deutlich erhöht, und den Tisch samt Parallelanschlag sowie die Führung nachjustiert. Danach ging es schon wesentlich besser, und ich habe mich in der Schnitthöhe gesteigert:







Zu guter Letzt habe ich dann noch das zweite Blatt, ein fein gezahntes „Carbon Stahl“ von Fa. Maier, 8x0,65 getestet, und ein Spielzeugauto aus einem Nussbaumrest, 40mm ausgesägt.



Ich bin mit dem Ergebnis für's Erste sehr zufrieden. Die aufgetrennte Esche ist denke ich für diese Minimaschine schon recht ordentlich. Der Schnitt ging mühelos, und die entstandenen Bretter sind aufgrund des leichten Schnittverlaufes an der Unterseite etwas uneben. Das hält sich allerdings sehr in Grenzen, und könnte locker mit geringer Spanabnahme in einem Durchgang ausgehobelt werden.
Als Bandsägen Neuling bin ich begeistert, wie leise die Maschine läuft. (Habe heute Morgen um 6:00 in der Garage meiner Eltern gesägt, und niemand hat’s mitbekommen…;-))
Und das Aussägen geschweifter Formen am Anriss geht auch sensationell einfach!

Ich habe auch schon eine Wunschliste im Kopf, was an der Säge noch ergänzt werden muss.
- vernünftiger Schalter
- Parallelanschlag
- untere Bandführung
- Bandabdeckung über der Führung

Gruß, Ralf



Markus Kaps
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Markus Kaps »


Hallo Ralf,

sehr praktisch, ein Verwandter mit so einer Werkstattausrüstung und das zugehörige Fachwissen. Bei dem Bild mit dem Spielzeugauto habe ich den Eindruck, daß das schmalere Carbonblatt gar nicht an der Rückenrolle anliegt. Stimmt das, oder täuscht das Bild? Das würde sich jedenfalls mit meinen Erfahrungen decken: Ich habe bei meiner kleinen Flott nur noch zwei Führungsklötzchen links und rechts (- auch selbsgemacht -) und hinten gar keinen Anschlag. Man darf wahrscheinlich nicht besonders stark drücken, aber das soll man ja sowieso nicht, wenn der Schnitt nicht verlaufen soll. Bis jetzt hatte ich keine Einschränkungen deswegen, die Einstellerei beim Bandwechsel (, die bei dieser Maschinen-Ausführung noch recht fummelig mit x verschiedenen Werkzeugen zu machen ist,) kann ich mir aber jetzt sparen.

Viele Grüße
Markus


Ralf
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Ralf »


Hallo Markus,

siehst Du richtig, die Rückenrolle ist bis dato nicht verstellbar, das muss noch geändert werden. Allerdings hatte ich bei den ersten Tests auch das Gefühl, daß das Band ohnehin kaum nach hinten ausweicht.

Hat Deine Flottjet eigentliche eine unter Bandführung? Meine hat nämlich keine, und ich denke die werde ich (oder mein Maschinenbau - Chef) auch noch nachrüsten.

Gruß, Ralf



Markus Kaps
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Markus Kaps »


Hallo Ralf,

ja unter dem Tisch sind serienmäßig noch links und rechts Gleitklötzchen aus irgendeinem schwarzen Kunststoff eingebaut.

Gruß
Markus


Ralf
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Ralf »


Hallo Markus,

könntest Du mir vielleicht ein Foto von der unteren Gleitführung machen? Wäre für ein paar Konstruktionsideen dankbar.

Gruß, Ralf


Pedder
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #68350]
Hallo Ralf,

vielen Dank für den ausführlichen Bricht und die schönen Bilder! Aus der Ferne sieht das Blatt stumpf aus, aber wahrscheinlich ist das nur eine Täuschung durch die Bilder/den Blitz.

Liebe Grüße
Pedder


Ralf
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Ralf »


Hallo Pedder,

freut mich daß die Bilder gut ankommen. Obwohl die ersten alle etwas neblig aussehen, der Junior hatte die Kamera in den Fingern und die Linse war völlig verdreckt...

Das Blatt ist nagelneu und scharf, und schneidet m.E. nach recht gut. Das täuscht auf den Fotos.

Gruß, Ralf



Markus Kaps
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Markus Kaps »

[In Antwort auf #68373]
Hallo Ralf,

war mir gar nicht bewußt, daß unter dem Tisch nicht nur Klötzchen, sondern auch noch eine Rückenrolle ist. Klar daß dann mein Blatt nicht nach hinten ausweicht, wenn ich die obere Rückenrolle weglasse.

Bandsaegefuehrung1

Bandsaegefuehrung2

Bandsaegefuehrung3

Viele Grüße
Markus

PS: Ich kann in der Vorschau die eingebetteten Bilder nicht sehen, aber wenn ich mit der rechten Maustaste die Grafikadresse kopiere und direkt in die firefox-Browserzeile einfüge, dann wird das richtige Bild angezeigt. Besser bekomme ich es jetzt leider nicht hin.



ralf

Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von ralf »


Hall Markus,
Danke für Deine Bilder, die sind schon eine sehr gute Anregung. Die Lösung mit den Kunststoffklötzchen gefällt mir schon recht gut. Das lässt sich relativ einfach nachbauen. Die Art der Befestigung lässt auch eine Montage ganz knapp unter dem Tisch zu, so das die freie Bandlänge unter dem Werkstück vorteilhaft kurz ausfallen könnte...
Idee ist schonmal abgespeichert!

Gruß, Ralf


Markus Kaps
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Re: Bandsäge restaurieren - Zwischenbericht

Beitrag von Markus Kaps »

[In Antwort auf #68358]
Hallo,

nachdem ich mich vor ein paar Monaten über meine persönlichen Erfahrungen mit der Bandsägeführung berichtet habe, will ich nun doch nochmal meine neuesten Eindrücke loswerden, genauer gesagt, ich revidiere meine Aussage von damals.
Nachdem ich mir das neue Bandsägebuch gekauft und darin rumgeschmökert habe, habe ich mich mal 3 Stunden mit meiner Bandsäge (Flottjet 3-Rollen) einschließlich der mitgelieferten oberen Blattführung beschäftigt. Nach dem Lesen im Buch habe ich mich getraut, noch ein paar Dinge mehr abzuschrauben als bisher. Dadurch konnte ich die obere und untere Bandsägeführung wahrscheinlich zum ersten mal richtig einstellen und siehe da: funktioniert hervorragend und ist deutlich besser als der selbergebastelte Kram. Also vielleicht doch die Zeit in Informieren und Gerät Kennenlernen investieren, als ins "Rumbasteln" (- was aber auch Spaß gemacht hat, insofern wars so auch in Ordnung!). Die sehr kompliziert gebauten mitgelieferten Führungen haben schon ihren Sinn, wenn man damit umgehen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Markus

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