Ich hab`s getan....

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Andreas Rössler (A)

Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Andreas Rössler (A) »


So seh ich das auch, entscheidend bei der meist asiatischen Produktion ist doch nur die Kontrolle vor Ort sowie der Einbau von z.B. höherwertigeren Lagern. Typisches Beispiel sind die Bohrständer, die fast alle aus Fernost kommen und unter den verschiedensten Namen und diversesten Preisen angeboten werden. Produkte aus dem Baumarkt unterscheiden sich doch nur marginal von Herstelleren höherwertiger Produkte. Ich habe etwa drei Bohrständer (beim Fachhändler und nicht im Baumarkt) gekauft, da es immer wieder diverse Probleme gab. Alle drei waren prinzipiell ident nur der Preis divergierte um mehr als 250%.
Ausserdem heisst "Made in A" or "made in D" ja nur, das eine entsprechende Wertschöpfung für das dann genannte Herstellerland existiert. Ich hab von Maschinenhändlern etwa erfahren, dass mittlerweile auch Felder in China billig bauen lässt, aber durch die hohe Wertschöpfung in Österreich dürfen sie sich noch "Made in A" nennen. Mittlerweile überlegt ja sogar der SCM Konzern bereits, seine traditionelle Produktion aus Italien abzuziehen.

Dietrich
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Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Dietrich »


Hallo,

genau das ist der Punkt, hochwertige Materialien kosten in Fernost nicht weniger als bei uns!
Schaut man sich die Fertigung an, sieht man rationellen Einsatz CNC gesteuerter Dreh und Fräsmaschinen, auch Druckgussanlagen ob Kunstoff oder Aluminium, sind Prozessleitgesteuert!
Selbst die Rohstoffzuführung übernehmen Automaten. 4 oder mehr dieser superschnellen kombinierten Dreh und Fräsautomaten werden von einem Mitarbeiter bedient, die Anlagen werfen unvorstellbare Stückzahlen an Kleinteilen aus, der Faktor Mitarbeiter-Lohn tritt zurück. Dies ist bereits so in Mitteleuropa. Wo also spart der billige Ostasienhersteller?

1: an der Ausbildung der Mitarbeiter
2: an der Anschaffung und Instandhaltung moderner präzisiser Automaten
3: und hier lässt sich viel Geld sparen, am Wechselzyklus der Formen, ob Druckgussform, oder Gesenk, ab einer bestimmten Schlagzahl, also der Stückzahl produzierter Einheiten, wird die Form ungenau.
So wechselt ein bekannter deutscher Handwerkzeughersteller die Gesenkformen für kombinierte Ring-Gabelschlüssel, nach 800 Einheiten, der billige Fernosthersteller wechselt bei über 10000 Stück, und das bei schlechterem Ausgangsmaterial, sowohl beim Gesenk selbst, als auch beim Werkzeugrohstoff.
4: an sämtlichen Rohstoffen und Halbzeugen lässt sich Geld sparen, ob es Kupferdraht ist oder Kunstoffgranulat, oder eben der Schalter samt Elektronik.

Makita ist ein gutes Beispiel, die produzieren anerkannt gutes Elektrowerkzeug, teilweise in Fernost, zu vergleichbaren Konditionen!

Gruß Dietrich

Gerhard
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Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Gerhard »


Hallo Dietrich,

interessant finde ich, daß zum Beispiel Hitachi sein Werk in Irland ausbaut. Neben Winkelschleifern werden mittlerweile auch Stichsägen gebaut. Ich war etwas überrascht, daß auf meiner Stichsäge "Made in Ireladn" steht.

Der Mann aus dem Hitachi-Präsentationsbus (bei einer Händerneueröffnung) hat mir versichert, daß nur in Japan und Irland gefertigt wird.
Ich denke mal, Japan ist als Standort durchaus ein "westliches Industrieland", auch wenn es nicht direkt im Westen liegt.

Zu deinem Punkt 3: Der Müll-Stahl, der da geschmiedet wird nutzt die Formen sicher nicht so stark ab....

Gruß,
Gerhard



Christian Aufreiter
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Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Dietrich,

was du da schreibst, klingt alles ganz plausibel. Bloß muss man bedenken, dass es nicht nur "billige Ostasienhersteller" gibt, sondern dass auch renommierte deutsche Unternehmen in allen Ländern der Welt fertigen lassen. Dass man in manchen Erdteilen qualifizierte Mitarbeiter finden kann, die deutlich weniger kosten als z. B. ein deutscher, ist kein Geheimnis.
Was ich aber eigentlich sagen will, ist, dass man (fast) überall hochwertige Produkte erzeugen kann, teilweise zu denselben finanziellen Aufwänden wie hier, teilweise günstiger.
Wenn man will. Und das ist für mich der Punkt.

Außerdem würde ich mich fragen, ob sich extrem hochwertige Produkte zu ausgesprochen niedrigen Preisen einfach von heute auf morgen verkaufen ließen. Als Kunde bekommt man, bewusst oder unbewusst, doch oft das Gefühl, dass man etwas Gutes oder Besonderes gekauft hat, wenn man relativ viel Geld ausgegeben hat.
Jetzt stell dir vor, die Metabo KS 85 gäbe es auf einmal – zur exakt gleichen Qualität wie bisher – um EUR 300.
Wer wird denn da nicht misstrauisch? Und wie viele Leute würden denken, ob das etwas „Ordentliches“ sein kann?

Herzliche Grüße

Christian


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Dietrich »


Hallo Christian,

es ist richtig das es woanders auf der Welt auch gut ausgebildete Leute gibt, Japan ist da besonders zu nennen, oder auch teilweise in Nordamerika also auch Kanada.

Das es gleichwertiges Werkzeug von dort unter Umständen billiger gibt, stimmt auch, dennoch streiten wir nicht um 10 oder auch 20 Prozentpunkte. Es sind weitaus schlechtere Werkzeuge die für 1/4 oder 1/10 des Preises daherkommen. Und das lasse ich mir nicht ausreden!

Gruß Dietrich

Jörg Lauenstein

Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Jörg Lauenstein »


Hallo Christian,

das ist ein sehr interessanter Punkt, über den ich noch nie nachgedacht habe. Ich frage mich aber auch, wieso Elektrowerkzeuge in den USA billiger sind als hier? Nebenbei: werden deutsche Produkte dort dann auch günstiger angeboten?

Ich bin immer auf der Suche nach diesem und jenem interssantem Gerät, und ich bleibe gerne bei vermeintlich günstigen Angeboten von Bernardo, Optimum und Co. hängen. Einige qualitätsbewusste Forumsteilnehmer raten immer schnell von solchen Firmen ab, aber ich bin mir manchmal nicht ganz sicher, ob diese Zweifel auf Erfahrungen mit solchen Firmen beruhen oder ob es nur an den von Dir genanten Gründen liegt.

Ich persönlich denke, dass gewisse Werkzeuge für meinen Gebrauch nicht die gleichen Kriterien erfüllen müssen wie für einen Gewerbetreibenden. Und zwar einfach aus dem Grund, weil ich nicht jeden Tag mit meinem Werkzeug arbeiten kann. Ein Werkzeug zu besitzen, welches präzise arbeitet und auf Dauerbelastung ausgelegt ist, ist sicher eine tolle Sache. Aber brauche ich das wirklich?! Da könnte meiner Meinung nach bei der Entwicklungsarbeit und an den Materialien gespart werden, wieviel, weiss ich nicht. Leider will ich bei der Präzision keine Einschränkungen machen (erst Recht nicht nach meinen Erfahrungen mit meiner Atika Kreissäge) und deswegen lande ich doch immer in der Profiliga. Bei Werkzeugen, die sowieso nicht präzise arbeiten, greife ich mit ruhigem Gewissen zu Heimwerker-Produkten. Ich habe z.B. einen kleinen Winkelschleifer von Black & Decker und bin vollauf zufrieden.

Gruß, Jörg

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Jörg,

ich stimme dir zu, ein Werkzeug muss den persönlichen Anforderungen entsprechen, und zu diesen Anforderungen zählt zweifellos auch ein finanzieller Rahmen. Ich werde/würde mir zwar selbst nicht unbedingt Billig-Werkzeuge oder relativ billige Markenwerkzeuge kaufen, da dies nicht unbedingt meiner "Philosophie" entspricht, aber wenn man weiß, was man voraussichtlich mit einem Werkzeug anfangen will, nach reichlicher Überlegung zum Schluss kommt, dass ein bestimmtes Stück dem individuellen Bedarf entspricht, ist meiner Meinung gegen der Kauf von billigeren Werkzeugen nichts einzuwenden.

Wie gesagt, ich gehe einen anderen Weg, spare lieber ein halbes Jahr länger und erwerbe dann das Werkzeug meiner Träume. Dass ich damit sicher hie und da über das Ziel hinausschieße, will ich gar nicht bestreiten. Aber jeder hat wohl seine Vorstellung von Luxus und meine spiegelt sich eben beim Werkzeugkauf wider.

Zu den Werkzeugpreisen in den USA:
Nun warum die gleichen Werkzeugen in den USA teils erheblich günstiger sind als hier, weiß ich selbst nicht. Diesbezüglich habe ich vor Monaten einen Hersteller, dessen Preisgefälle mir besonders auffiel, per E-Mail kontaktiert, eine Antwort blieb leider aus.
Ich habe keine umfangreichen Forschungen angestellt, aber ich gehe davon aus, dass der US Markt wesentlich aggressiver umkämpft ist und die "Amis“ grundsätzlich kauffreudiger sind, dafür sind wir sparfreudiger:-)
Die berühmte Henne-Ei-Frage wage ich nicht zu beantworten.
Ja, auch deutsche Werkzeuge sind in den USA billiger als bei uns, wobei man bei allen Preisvergleichen die Mehrwertsteuer berücksichtigen muss. Allerdings muss ich gestehen, dass ich Kaufkraftparitäten in meine Vergleiche nicht miteinbezogen habe.
Bei Festool Werkzeugen hält sich die Differenz gerade noch im Rahmen aus meiner Sicht. Bemerkenswert finde ich unter anderem das Gefälle von Listenpreis und üblichem Verkaufspreis. Während der US Listenpreis für den Fein Turbo III Vac $ 457.00 beträgt, kann man genau diesen Sauger tatsächlich um $ 289.99 kaufen.

Herzliche Grüße

Christian


Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Dietrich »


Hallo Jörg, hallo Christian,

die günstigen US-Verkaufspreise für deutsches Elektrowerkzeug liegen zum Teil sicher in der abgenommenen Stückzahlen. Hier liefert man 2 Bohrmaschinen zu Eisen-Meier, 3 Sauger zum Werkzeughandel Schmitt usw.
Dort liefert man 4000 Oberfräsen an Tool und Co
Diese Riesenketten lassen teilweise im Ausland, also auch in Deutschland, ihre Hausmarken fertigen, die dann Containerweise abgerufen werden, da kann man andere Preise machen!
Zudem dürfte der Durchschnitts-Arbeitnehmer weniger Mittel zur Verfügung haben, um davon Werkzeug zu kaufen. Wie Christian schon sagte, es gibt auch eine andere Kaufmentalität, man hat 3 Oberfräsen und 2 Kappsägen, dafür fehlt der Spaltkeil an der TKS:-)

Gruß Dietrich

Jörg Lauenstein

Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Jörg Lauenstein »


Hallo Christian,

mit einem Werkzeugkauf über seine Anforderungen hinauszuschiessen, habe ich auch schon gemacht und noch nicht bereut. Das ist bei Handwerkzeugen preislich auch noch möglich. Bei Stationärmaschinen kommt man aber schnell in Bereiche, die man einfach nicht aufbringen kann. Deswegen denke ich oft, dass eine Bernardo (nur als Beispiel) doch eigetlich auch reicht. Ich will aber auch nicht auf die Nase fallen. 25 Euro für eine billige Oberfräse als Lehrgeld finde ich in Ordnung, 1300 Euro Lehrgeld für eine schlechte Säge sind eindeutig zu viel. Deswegen bleibt man bei sicheren Tipps und kauft eine Metabo oder Scheppach. Aber wer weiss, vielleicht hätte die billige Säge doch gereicht.

Zu meinem Kaufverhalten: Wenn die Werkzeuge halb so teuer wären hätte ich doppelt so viele Werkzeuge ;-)

Jörg

Volker Hansen
Beiträge: 741
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: ich bin bereits wieder geheilt

Beitrag von Volker Hansen »


Hallo Jörg , Dein Kaufverhalten würde die Unternehmen in echte Schwierigkeiten bringen! Die müßten zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Das schmälern den Gewinn. Dann doch lieber für das gleiche Geld weniger verkaufen - oder?
Auch wenn da eine Menge Ironie mitklingt, bei meinem Frisör ist es ähnlich, Preise erhöht, 2 Leute entlassen und obwohl die Kunden nicht mehr so häufig kommen, stimmt die Kasse.

Viele Grüße Volker

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