Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dieter Macher

Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo An alle Dreher,

Ich möchte diese Frage noch einmal aufgreifen, angeregt durch einen Beitrag von Berthold in einem Nachbarforum.
Berthold, Du schreibst von den Gläser-Werkzeugen, die Du dir aus Olbernhau mitgenommen hast. Vorab: bei richtigen Schliff ( was ich in keinster Weise bezweifle... )wirst Du eine echte Freude damit haben: Die Dinger schneiden wie der Teufel ( tun andere HSS-Werkzeuge mit Sicherheit auch.....) sind kein Vergleich zu den mit dem "Obst-Logo", obwohl die auch gut sind.
Zu den Grifflängen:
Ich würde es einfach ausprobieren. Der Drechsler, welcher auf deinen Beitrag geantwortet hat, schreibt sinngemäß, er habe noch keinen Profidrechsler mit solch extrem langen Griffen/Heften ( 35 cm und mehr ) arbeiten sehen. Nun, ich schon und die langen Griffe haben Ihre Berechtigung durchaus, ebenso wie die ganz kurzen.
" Gewaltig ist des Schlossers Kraft, wenn er sich einen Hebel schafft" - so ein Spruch einer meiner Lehrmeister.
Ich persöhnlich habe z.B. eine der ganz langen Gläser-Schalenröhren mit einem 35 cm Heft und schneide das meiste mit diesen Teil. Zum Ausdrehen von tiefen Schalen gibt´s meiner Meinung nach nichts besseres, unterstützt man dieses Werkzeug noch mit einer " gebogenen Handauflage", die weit ins innere von großen, tiefen Schalen / Objekten reicht ist das Ausdrehen schon fast
" spielerisch leicht" der große Hebel wirkt sehr gut gegen die auftretenden Kräfte.
Letzt endlich muß aber jeder selbst probieren, mit welchen Grifflängen er am besten zurecht kommt. Ich habe auch Drehwerkzeuge mit sehr kurzen
" Feilengriff" - die Grifflänge ist eben mal "einsatz-bedingt".
Ich habe nach wie vor so meine liebe Not bei den Schabern ( liegt´s am Schliff?) - die verhakt´s mir mit garantierter Regelmäßigkeit beim Arbeiten, oftmals war dies auch der Grund für´s Zerreißen eines Objektes.
Der Schiff müsste eigentlich passen, die Oberflächen werden sauber und glatt, nur mit der Werkzeugführung komme ich noch nicht zurecht.
Wie hoch ist die korrekte Einstellung der Handauflage beim Einsatz der Schaber?
Mittig zur Achse, über der Achse?
Aus diesen Grunde werde ich demnächst, wenn´s wieder an Drehen geht, die Orginal-Kirschenhefte gegen weitaus längere, selbstgedrehte austauschen.
Ich hoffe, ich komme dann besser damit zurecht.
Auch überlege ich die Anschaffung eines anderen Ausdreh-Werkzeuges, insbesonders bei stark hinterdrehten Rändern habe ich mit dem Kirschen-Ausdrehstahl enorme Schwierigkeiten.
Bin bezüglich der von mir gestellten Fragen in diesen Beitrag für jede Antwort dankbar.

Grüße

Dieter



Andreas
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Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Andreas »


Hallo Drechsler , also meine Griffe haben Längen von 10cm bis 90cm - die Länge ist wie von Dieter gesagt nur von der Verwendung abhängig .
Hallo Dieter , der Keilwinkel bei Schabern hat bei mir zwischen 70 und 80 Grad , eventuell den Schaber leicht ankippen ! Entfernung zur Handauflage möglichst gering !!( und langer Griff ) - es fehlt die anliegende Fase , es greift nur die Schneide an .
Schneidendes Schaben ist etwas "einhak-anfälliger" kann aber fantastische Ergebnisse bringen . Dabei wird der Schaber seitlich angekippt und mit der Faser gezogen . An Probestücken ausprobieren - Einen rundgeschliffenen Schaber nehmen der in der Mitte angreift .
Grüße
Andreas

Dieter Macher

Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Andreas,

Danke für die Tipps.90 cm lange Griffe, was drehst Du damit aus?
Kanalröhren aus Holz?
Gruß Dieter M.

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #8059]
hallo Dieter,
ich bevorzuge eher kurze Hefte, denn
1. ist mein Drehbankbett dann nicht im Wege
2. wenn die Fase anliegt, ist der Hebel nicht so bedeutsam, die Kraft wird zwischen Schneide und Fase abgetragen

Natürlich habe ich auch ein paar lange Hefte für bestimmte Zwecke und die werden dann ausgetauscht. Deshalb sind bei mir Hefte nie eingeklebt und ich kaufe Stähle auch grundsätzlich ohne Heft, oder mache es als erstes gleich herunter.

Zur Handauflage beim Schaber:
Es ist ein Unterschied, ob Du von Aussen eine Schale drehst oder von innen:

Von aussen (konvexe Form) : die Handauflage ist ziemlich genau auf Achshöhe. Das Werkzeug schneidet etwas UNTERHALB Achshöhe, das heisst, es muss nach unten geneigt werden, also Heft etwas hochnehmen.
Von innen (konkave Form) : Die Handauflage ist deutlich oberhalb der Achshöhe, das Werkzeug schneidet etwas tiefer, aber immer noch oberhalb der Achse. Auch hier ist das Werkzeug nach unten geneigt, also das Heft hoch gehalten.

Dadurch schlägt der Stahl nicht ins Holz, falls er ein bisschen verhakt.

Grundsätzlich wird der Schab-Stahl NIE nach oben geneigt, das Heft also nicht nach unten genommen.

Wenn Andreas von "schneidendem Schaben" spricht, dann meint er "Scheren" engl shearing cut. Das ist in der Tat ein mächtiger Schnitt ( kein Schaben!) , der viel Material abträgt, aber auch gefährlich ist wegen Einhaken. Ich würde es nicht mehr machen, wenn ich mich mal der endgültigen Wandstärke auf einen cm genähert habe. Es gibt Situationen, wo man diesen Schnitt anwenden kann, aber eine saubere Arbeit mit der Röhre ist besser.

gruss
reinhold

Andreas
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Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Andreas »


Hallo Dieter , der 90cm Griff ist an einem Stahl zum Ausschroppen von mehreren Schalen aus einem Rohling - ist natürlich ein Extremfall . Der Abstand der Schneide zur Handstahlauflage ist halt sehr groß . Bei normalen Langholzarbeiten habe ich wohl eher kurze Griffe damit ich den Griff nicht vorm Bauch habe . Wenn die Eisen kurz gearbeitet sind montiere ich einen längeren Griff auf .
Grüße
Andreas

Dieter Macher

Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Reinhold,

Danke für die Tipps - den Schaber - den Ausdrehstahl setzte ich nur innen ein - nie außen. Da komme ich mit einer gut geschärften Röhre bestens zurecht.
dein Beitrag kommt ausgedruckt in die Werkstatt - wäre dann Nummer zwei seit meiner Forums-Aktivität.
Platz für lange Hefte habe ich eigentlich genug - das Bett ist mir so gut wie nie im Wege - die MAschine steht " einigermaßen frei".

Danke.

Dieter.

Andreas
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Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Andreas »

[In Antwort auf #8070]
hallo Reinhold , ich weiß nicht ob wir das gleiche (in Bezug auf schneidendes Schaben) meinen . Ich benutze es zur Endbearbeitung bei Querholz - nach dem letzten Schnitt mit der Röhre . Es egalisiert die glatte aber "wellige" Oberfläche und durch das "Schaben mit der Faser" besteht nicht die Gefahr von Ausrissen wie der normalen Handhabung des Schabers . Es kommt auch auf die Holzart an und das Werkstück muß auch stabil sein (Wandungsstärke) - die Spanabnahme ist eher "hauchdünn" .
Grüße
Andreas

Berthold Cremer
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Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #8059]
Hallo Dieter!

Schön, dass du das Thema hier auch noch einmal aufgreifst. Bei speziellen Drechslerfragen bin ich mir immer unsicher, wo ich einen Thread eröffnen soll und da ich lange nichts mehr bei D&M (hat nichts mit deinem Namen zu tun) geschrieben habe, habe ich meine Frage dort gestellt.

Mich hat das Bankbett noch nie beim Drechseln gestört. Das liegt sicher daran, dass ich bei Schalen oder ähnlichem den Spindelstock drehe. Dabei frage ich mich dann immer wieder, wie man wohl eine Schale drechselt, wenn man den Spindelstock nicht drehen kann. Dann müßte man sich doch eigentlich ziemlich weit über das Bankbett hinauslehnen. Kann mir gut vorstellen, dass dabei lange Hefte sehr im Weg sind.

Ich glaube dass so viele neue Werkzeuge mit langen Heften verkauft werden, hat auch etwas mit Marketing zu tun. Die machen optisch mehr her.

Übrigens: Die Drechsler, die ich bei meinem Besuch im Erzgebirge gesehen hatte, arbeiteten auch überwiegend mit kurzen Heften.

Von Steinert habe ich mir einen konischen Drechselmeißel mit 40 mm Breit mitgebracht. (Das Werkzeug gefiel mir einfach so gut, dass ich nicht widerstehen konnte. So etwas kann hier sicher keiner verstehen ... ;-)) Das ist schon ein gewaltiges Teil, dem ich noch ein wenig üben muß. Aber es schneidet super.

Gruß
Berthold


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von reinhold »


hallo Andreas,
genau wie bei Dir: Der letzte Schnitt innen bei einer Schale ist auch bei mir mit dem Schabstahl. Ich ziehe dann an der Schneide einen kleinen Grat an, der wirkt dann wie eine hochgestellte Schneide. Siehe Beitrag Schärfprojekt. Und natürlich wird nur der Maserung folgend geschnitten.

Aber es gibt einige Leute, die Schalen nur mit dem Schaber drechseln (innen wie aussen), weil sie als Anfänger damit mehr und vor allem schneller Erfolg hatten. Ich versuche da immer ein bisschen gegenzusteuern. Schlimm finde ich, wenn sogar in Büchern gelehrt wird, Schalen nur mit dem Schaber auszuhöhlen und geraten wird, die Röhre zu meiden, weil es gefährlich sei.

viele Grüsse
reinhold


Dieter Macher

Re: Grifflängen bei Drechselwerkzeugen

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Berthold,

Nun, meine " Dicke" hat einen starren Spindelstock, da is nix mit Drehen des selbigen. Etwas muß mich mich schon über´s bett beugen - aber nicht so das ich wie ein Fragezeichen da stehe.Nur der Oberkörper ist etwas " nach vorne rechts" geneigt - mehr nicht. Im Weg war mir das lange Heft noch nie - ich hab´da genügend Platz - den Reitstock schieb ich eh beim Schalen drehen bis ganz ans Ende der Maschine, die Körnerspitze kommt raus ( Verletzungsrisiko usw....)
Marketinggründe mag es schon haben - ein weiteres Beispiel dafür wären ja die
" Edelholzhefte" . Ich glaube es war bei Bernardo ( kann mich aber täuschen ) da sah ich Werkzeughefte aus Palisanderholz - mit goldfarbenen Zwingen. Die sahen Klasse aus - ohne Zweifel, aber kann ich damit besser Drehen / Drechseln als mit einem einfachen Eschen - oder Buchenheft? Wohl kaum. Der optische Eindruck, insbesondere von " außenstehenden Werkstattbesuchern" ist klar ein anderer - verbindet doch der Mensch allgemein mit Hochglanz und der Farbe Gold irgendwie so was wie Qualität und Luxus, oder etwa nicht?
Ich machte diese Erfahrung jedenfalls schon öfters......

Gruß und viel Spass mit dem neuen " Eisen"

Dieter

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