Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Holger
Beiträge: 60
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Holger »


Hallo zusammen,
hat jemand Erfahrungen mit dem Festo-Zinkenfräsgerät VS 600 und/oder mit dem Leigh D4?? Ich habe im Forum schon gesucht und einiges gefunden. Folgende Fragen sind aber noch offen geblieben:

Beim Leigh gefällt mir die Variabilität, ob man es aber wirklich braucht???
Wie siehts mit der Präzision und der Bedienung aus.

Beim Festo VS 600 finde ich die Schablonenpreise ziemlich heftig, da kommt schon einiges zusammen. Ist die feste Teilung ein Problem in der Praxis ?? Ist man mit diesem Gerät präziser (wo man nichts verstellen kann, können sich auch keine Fehler einschleichen). Wie ist die Handhabung in der Praxis?

Für Erfahrungen bin ich sehr dankbar.

Viele Grüße, Holger

Michael Rasbach

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Michael Rasbach »


Hallo Holger,
nach den einmaligen Installations-Einstellarbeiten am D4 ist die Bedienung sehr einfach und komfortabel. Beste Präzision auch für Serien.
Du kannst die Festigkeit der Zinken oder Finger (mit dem F1) von "die Finger gehen nicht in einander" bis zu "zu locker" stufenlos mit dem D4 bzw. über die konische Hülse einstellen. Steht alles auf www.leigh.de
Viele Grüße
Michael

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Holger,

obwohl ich Festool Fan bin (ich habe mehr als 20 Festool Geräte), habe ich mir das Leigh Gerät gekauft. Ich hatte früher das ältere Festo Zinkenfräsgerät und war damit nicht zufrieden, denn es war sehr mühsam, es einzustellen und die Ergebnisse waren selten befriedigend. Mit dem VS 600 habe ich keine Erfahrung, aber ich war bei Festool in Wendlingen bei einer Vorführung und habe mich etwas damit beschäftigt. Wenn Du Fingerzinken machen und dübeln willst, dann ist es ein Super Gerät. Allerdings kann man anders wesentlich billiger dübeln und Fingerzinken kann man auch auf der Kreissäge herstellen, falls vorhanden. Bist Du aber an Schwalbenschwanzverbindungen interessiert, dann kann ich nur dringend zum Leigh D 4 raten und zwar aus folgenden Gründen:

Beim Festool Gerät bist Du in der Zinken- und Schwalbengröße festgelegt, das heißt Du musst das Möbelstück so konstruieren, dass die Verbindungen dann passen (halber Zinken am Rand). Hast Du dagegen das Leigh Gerät, bist Du mit den Maßen nicht eingeschränkt, da man die Fräsführungen nach Belieben verschieben kann. Also Du konstruierst zunächst, ohne Dich um die Zinkenbreite zu kümmern. Zum Beispiel bei Kommoden ist die unterste Schublade am höchsten. Jede weitere nach oben wird geringfügig schmaler. Zumindest sollte das bei einem guten Stück so sein. Bei klassischen Schubladen sind die hinteren Verbindungen schmaler als die vorderen, damit der Boden eingeschoben werden kann. Nehmen wir z. B. so eine Kommode mit 4 unterschiedlich hohen Schubladen, dann muss man schon 8 verschiedene Verbindungen fräsen. Das ist mit dem Leigh kein Problem, vor allem dann nicht, wenn man mit 2 Oberfräsen arbeitet, eine mit dem Schwalbenfräser und eine mit dem Zinkenfräser. Selbstverständlich könnte man das alles auch mit dem Festool VS 600 mit einer einzigen Einstellung erledigen, wenn der Unterschied in der Höhe der Schubladen immer genau ein Zahnabstand (vom Führungskamm) beträgt und wenn man keinen Massivholzboden, sondern einen Sperrholzboden verwendet, damit die Hinterteile genau so hoch sein können wie die vorderen.

Von Festool gibt es jetzt Schwalbenfräser mit 15 ° und 10 °. Bei Leigh sind die Winkel abhängig von der Größe der Schwalben, aber bei normalen Schubladen beträgt er 8 °, wie es auch bei Hartholz sein sollte. Verbindungen mit 15 ° sehen nicht sonderlich gut aus.

Beim Leigh Gerät kann man die Zinken viel schmaler fräsen als die Schwalben. Das sieht in der Regel besser aus als wenn sie ungefähr gleich breit sind (ist aber Geschmacksache). Des weiteren kann man beliebig viele Varianten probieren.

Mit dem Festool VS 600 kann man 6 mm und 10 mm Fingerzinken fräsen, mit dem Leigh 2, 4, 6, 8, 10 und 12 mm.

Vorteil Festool: das Dübeln. Vorteil Leigh: es gibt noch eine Schablone, um Zapfen und Stemmzapfenlöcher zu fräsen. Die werden aber an den Ecken etwas rund, ist also wieder Geschmacksache. Für das Leigh gibt es auch diverse Schablonen, um Sonderformen zu fräsen. Die sind mir aber alle zu teuer.

Bei beiden muss man Tricks anwenden, um das Ausfransen des Holzes zu verhindern. In jedem Fall Spiralnutfräser kaufen. Die lassen das Holz viel weniger splittern als gerade Nutfräser. Mit beiden muss man üben, bis man alles beherrscht. Die Folgekosten sind bei beiden Geräten nicht unerheblich (weitere Schablonen und Fräser).

Ferner gibt es noch andere Fräsgeräte wie Woodrat, die auch interessant sind, mit denen ich mich aber nicht auskenne, da ich mit dem Leigh vollauf zufrieden bin.

Ich hoffe, du kannst damit etwas anfangen.
Viele Grüße von
Edi

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Edi,

vielen Dank für diese ausführliche, interessante Erklärung!
Obwohl ich mich momentan nicht mit der Überlegung trage, ein Verbindungsfräsgerät zu kaufen, kann ich ohne Übertreibung behaupten, dass dein Beitrag eine Vielzahl nützlicher Hinweise enthält.

Herzliche Grüße

Christian

Holger
Beiträge: 60
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Holger »


Hallo Edi,
vielen Dank für die ausführlichen Tips. Hat mir als Zinkenfräsanfänger sehr weitergeholfen.
Viele Grüße, Holger


Bernhard Kühnen

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Bernhard Kühnen »

[In Antwort auf #6993]
Hallo Edi,

ich kann Deinen Ausführungen nur beipflichten. Ich habe auch schon bedauert, die VS 600 gekauft zu haben. Damals war Leigh und Woodrat leider nicht so einfach erhältlich.

Bei mehr als 20 Festo Geräten. Jetzt machst Du mich neugierig. Ich bin auch Festo Fan, aber 20 Geräte bekäme ich nie zusammen.

Was hast Du alles doppelt?

Gruß
Bernhard

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Bernhard,

ich komme zwar auch noch lange nicht auf 20 Festool Geräte, aber das liegt mit Sicherheit nicht daran, dass ich keine 20 Werkzeuge finden kann, die ich haben möchte:-)
In "typischer Christian-Manier" führe ich eine "kleine" Wunschliste an:
- 12 V CDD oder TDK Schrauber
- TS 55
- AP 85
- PS 300
- OF 1010
- OF 1400
- OF 2000
- Rotex 150
- Rotex 125
- ETS 150/3
- ETS 150/5
- RS 400
- RS 200
- Duplex
- BS 75
- Deltex
- Symmmetric
- CS 70 oder CS 50 (je nach dem, welche TKS ich zusätzlich habe)
- CT 22
- CT 44 LE
- CT Mini
- MFT 1080
- EHL 65
- HL 850

Ggf. kann man die Sammlung noch durch das Hinzufügen einiger Druckluftschleifer und einer Absaugturbine ergänzen.

Herzliche Grüße

Christian

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Dietrich »


Hallo Edi,

wie Du weisst bin ich kein Festo Fan, habe mir aber schon vor 12 Jahren ein VS 500 gekauft, mit dem ich nach wie vor arbeite. Auch habe ich schon die Qualität der Verarbeitung an der VS 500 bemängelt, im Besonderen das die Einheit ausschließlich aus Blech gebaut wurde, wie auch die gestanzten Schablonen, die an der Führungskante eine gewisse Rauhigkeit aufweisen.

Dennoch ist die Einheit sehr genau zu justieren, die Verbindungen, einen scharfen Fräser vorausgesetzt, gelingen, und sind von guter Passform!

Auch habe ich noch nie, meine Schubladengröße an den Schablonen der VS 500 ausgerichtet, außer der max. erreichbaren Breite von 500mm.

Gruß Dietrich

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Dietrich,

wie gehst Du dann vor, wenn Du ein Stück mit einer bestimmten Größe machen willst? Ist es Dir dann egal, ob am Rand genau halbe Zinken stehen oder nicht?

Viele Grüße von
Edi

Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Zinkenfräsgerät Festo vs. Leigh

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #7006]
Hallo Bernhard,

das Leigh Gerät gibt es in Deutschland schon viel länger als das VS 600 und man kann es ganz einfach bei Hacker bestellen. Das Leigh Gerät kenne ich von einer Messe.
Festo/Festool: Basis 1a mit ATF 55 E, Basis 2 mit AP 85 E, TS 55 EBQ, Basis 6 mit OF 2000 E, CB 120, OF 900 E, OF 1010 EBQ, CDD 9,6, CDD 12, PS 300 EQ, EHL 65 E, ES 150/3, ES 125, LS 130 EQ, BS 75, RO 150 E, CT Mini, CTM 22 E, SR 150, SR 200, MFT 1080, SAF 750 E, viel Zubehör.

Viele Grüße von
Edi

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