Kelch / ein - oder zweiteilig?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dieter Macher

Kelch / ein - oder zweiteilig?

Beitrag von Dieter Macher »


N´Abend an Alle,

Ich habe gestern zu später Abendstunde wieder einmal Reste-Inventur in der Werkstatt gemacht, und dabei zwei " längst ausrangierte " Stücke Zwetschge gefunden - total rissig, mit viel Splint und Rinde dran.Zum Entsorgen im Ofen immer noch zu schade, für Mosaik-Bausteine nicht geeignet ( Risse )Für einen Becher / Kelch aus einem Stück waren die Trümmer zu klein. Also machte ich mich daran,. aus beiden Teilen einen Kelch " zu schnitzen ". Die Größe passt - die Proportionen auch. Die Verteilung von Splint und Kernholz ist in etwa gleich, die der Risse auch. Verbunden wurden beide Teile mit einem am Oberteilboden angedrehten 18 mm im Durchmesser messenden Zapfen - 18er Loch im Fuß.
Grundform ist die eines Cognac-Schwenkers - auf Ziernuten usw. habe ich bewußt verzichtet, die Risse sind Deko genug, der Schalenrand ist als " natürlich entstandener Spaltrand " erhalten geblieben. Wahrscheinlich könnte nur noch ein Insider erkennen, das es sich um ein " zusammengesetztes " Gefäß handelt.
Trotzdem habe ich so meine Zweifel, den wenn schon Drechsel-Objekt, dann aus einem Stück!
Also nur ein Fake? Ein Blender? reine Scharlatanerie? 100 % Murks? keine fachgerechte Drechsel-Arbeit? Umgeformtes Brennmaterial? Ausschuß?
Betrug in Reinkultur? Hochverrat eines stolzen Handwerks? Reine Zeitverschwendung? Nur Luft gedreht? Hätte ich lieber Fliegen fangen sollen?
Oder am Ende doch vielleicht doch der "heilige Kral von Klein-Didi?" Eine wunderschöne Symbiose von verschiedensten Drechseltechniken?
Der Selbstzweifel nagte noch nie so intensiev an meinem "Drechsler-Ego" wie beim Anblick dieses Objektes.
Freue mich über jede ehrlcihe Kritik.

Mit "zweifelnden" Gruß

Dieter M.

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Kelch / ein - oder zweiteilig?

Beitrag von Dietrich »


Hallo Dieter,

ich kenne die Zunftgesetze der Drechsler nicht!

Habe auch noch nie gehört das es verboten ist, mehrere Drechselobjekte, nach Abschluss der Dreharbeiten, zu einem Stück zusammenzu setzen, ein Spinnrad gäbe es sonst nie!

Außerdem ist es besser einen gerissenen hölzernen Cognacschwenker zu haben, als keinen:-)

Immerhin enthält Dein Schwenker eine zusätzliche Schwierigkeit, die Passung der beiden Teile.

Mit geschwenktem Gruß
Dietrich


Peter Sternischer
Beiträge: 167
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kelch / ein - oder zweiteilig?

Beitrag von Peter Sternischer »


Hallo Dieter,
Trotz Deiner Beschreibung ein Bild davon wäre nicht schlecht.
Schließe mich ansonsten Dietrich an.
Gruß Peter

Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Zweifel und "Zweifel"

Beitrag von Hutmacher Beat »

[In Antwort auf #5250]
Guten Morgen Dieter und alle Andern,

Dieter, darf's ein bisschen persönlicher sein ? Ja ? Okay.

Ich halte Dich für einen guten, ausgereiften Handwerker, den man auch was fragen kann. Auch wenn's nicht um's drechseln geht. Was ich bis jetzt von Dir gesehen und gelesen habe, war eigentlich "fast immer" ganz gut.

Das einzige was ich nicht so recht verstehe : Warum zweifelt der Mann immer ? Er ist sich bei andern manchmal nicht so sicher, er ist sich selbst oft nicht sicher, er ist sich bei seinen Werken, wie hier, im Unsichern. Es kommt noch soweit, er zweifelt noch an seiner neuen, wunderbaren Drechselmaschine !

Vergiss es, Dieter, der Kelch ist absolut in Ordnung, Du bist der einzige der wieder zweifelt !

Übrigens : Es gibt nur eine gute Sorte Zweifel : Chips, am liebsten die von "Zweifel"

Wenn das zu persönlich und zu schmerzhaft war, möchte ich mich in aller Form entschuldigen ! Aber, wie Du gewünscht hast; Es war ehrlich !

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat, der nicht an Dieter zweifelt !

Bernd
Beiträge: 94
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Kontaktdaten:

Re: Kelch / ein - oder zweiteilig?

Beitrag von Bernd »

[In Antwort auf #5250]
Hallo Dieter !

Als Jungfuchs in Bezug auf das Drechseln sehe ich das so. Einen Becher aus einem Teil zu drechseln ist schon nicht so ganz einfach. Aus zwei oder noch mehr Teilen noch schwieriger. Ich denke im Vordergrund steht das Gesamtwerk mit seiner Optik.

Gruß
Bernd

Patrik

Re: Kelch / ein - oder zweiteilig?

Beitrag von Patrik »

[In Antwort auf #5250]
Ich halte die Idee einen BECHER - oder gar ein so edles Teil wie einen Cognac Schwenker - aus 2 Teilen zu drechseln für unverschämt. Das du dich überhaupt traust so etwas in einem solchen Formum zu fragen, grenzt schon an Blasphemie. Um den ganzen die Krone aufzusetzen, willst du den Becher wahrscheinlich auch noch nutzen?! Das schlägt dem Fass den Boden aus!!! Wenn das Holz rissig ist - was passiert dann mit dem Cognac? Ist der so schlecht dass du ihn wegschütten mußt?

Mit ironischen Gruß von Einem der noch nie gedrechselt hat,

Patrik

Stefan Hintzen
Beiträge: 357
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Kelch / ein - oder zweiteilig?

Beitrag von Stefan Hintzen »


Hallo Patrik,

warum so eine harte Wortwahl. Um den Cognac braucht man sich keine Sorgen zu machen, wenn man bedenkt, daß es auch schoene, glaeserne Einsaetze gibt.

Demnaechst etwas vorsichtiger Deine Worte einsetzen.

Gruß

Steff

Patrik

Die Betonung liegt auf dem IRONISCHEN Gruß

Beitrag von Patrik »


Nix für ungut.

Patrik

Dieter Macher

Re: Zweifel und "Zweifel" & " Kritik "

Beitrag von Dieter Macher »

[In Antwort auf #5258]
Hallo Beat und alle Anderen,

Beat - deine Kritik war in keinster Weise schmerzhaft, und auch berechtigt.
Patricks ersten Beitrag habe ich schon richtig verstanden - kein Thema.
Peter, zu gerne würde ich ein Foto einstellen, geht aber leider nicht, habe nicht die Möglichkeit dazu ( kein PC ).
Dietrich, danke für die Lorbeeren - natürlich hast du Recht, z.B. mit dem Spinnrad.
Steff, danke für die Rückenstärkung, was den Cognac betrifft, weisst Du ja Bescheid............

So, und jetzt der Grund meines Zweifels am Objekt:
Der Kelch/Becher/Schwenker ist zusammengesetzt - aber, und dies IST KEIN EIGENLOB! - augenscheinlich so gut, das er wirkt wie aus einem Stück - zumindest für einem "Nicht-Eingeweihten." Das liegt zum größten Teil daran, das beide Teile aus dem selben Holz sind.
Wäre der "Becher" aus zwei verschiedenen Hölzern, wär´s mir wurscht - dann sähe man es ja auf den ersten Blick.
Es käme auch niemals jemand auf die Idee, das z.B. ein Spinnrad aus einem Stück gefertigt ist.
Meine Gedankengang bezüglich des Zusammensetzens eines solchen Objektes geht in die Richtung " Minderwertigkeit " des Objektes, weil doch im Prinzip jeder Ausenstehende davon ausgeht, das s o l c h ein Teil aus einem Stück gefertigt ist! Hintergrund des Ganzen ist eine " heiße" Diskussion von
"" Fachleuten "", welche ich als "Zaungast"
am Ort meioner kleinen 1,5 m2 Ausstellung mitverfolgen konnte.
Mir war schon nach wennigen Minuten klar, das diese vermeintlichen " Experten " vom Drehen/Drechseln soviel Ahnung haben wie ich vom Fliegen eines Jumbos
( Zitat: ...."Das Verleimen zweier unterschiedlicher Holzarten ist nicht fachgerecht, und hält auch auf Dauer nicht......." - (die Rede war von einem kleinen Nußbaum-Becher mit Ahornrand ).
Gut, es waren - wie gesagt "" echte Spezialisten "" - doch zu Denken gibt mir sowas zumindest manchmal schon, das liegt daran das ich stets versuche
" alles " von möglichst vielen Seiten zu betrachten und mir dann erst ein Urteil bilde.
Beat,
zum " Selbstzweifel " allgemein:

Würde ich nicht hin und wieder ernsthaft meine " Fähigkeiten" in Zweifel stellen, würde ich mich wohl kaum je "verbessert" haben. Betrachte ich mir meine "allerersten Werke " - welche ich damals "eigentlich für aussreichend gut" befunden habe, und vergleiche diese mit meinen jetzigen " Stand der Fähigkeiten ", sehe selbst ich - trotz aller Zweifel - eine deutliche
" Steigerung der Qualität ". Ich strebe bei weitem nicht nach Perfektionismus, aber nach stetiger Verbesserung, nach dern best-möglichen Ergebnis.Deshalb auch die neue Maschine. ( an der ich - bis jetzt - noch nicht gezweifelt habe.)
Beat, jetzt noch zu den Chips: Ich habe davon gehört, sind das DIE legendären schweizer Chips, die von " Zweifel"? Wenn ja, muß ich mal meine Kontakte aktivieren, und nen´Container voll bestellen.

Jetzt noch ein Wort zu Dietrich,
Du hast in einen anderen Beitrag mal erwähnt, das deine Schalen deiner Meinung nach nicht "herzeige-würdig " sind, weil die Wandungen so dick sind.
Na, da hab´ich sämtliche Zweifel ausgeräumt. Mir persönlich gefallen die
" etwas dickeren " ( SCHALEN! ) sowieso besser, als das dünne Zeug.
Wenn schon dünn, dann richtig dünn = Lichtscheingefäß.
Mein oberstes Credo bei "dicken Dingern" ist aber: Es muß alles zusammenpassen! Maserung - Proportion - Gewicht - und Fuktion, wenn es den eine geben soll.
Wir "autodidaktischen Drechsler" haben gegenüber den erlernten Drechslern
( wobei ich deren Kreativität und Können in KEINSTER WEISE in Frage stelle !!!!)meiner Meinung nach den Vorteil ( oder Nachteil ?!) das wir "keine durch die Ausbildung konditionierten Vorgaben in unseren Köpfen haben" siehe den
"goldenen Schnitt" oder eben die Wandstärke bei Gefäßen.
Zur Zeit ist es in etwa so, das mir persönlich in etwa Zwei von Zehn gedrehten Objekten " richtig gut gefallen " - die kommen dann auch in die Wohnung.
Ich werde mich bemühen, bis zum Wochenende eine Möglichkeit zu finden, ein Bild vom " Zweiteiler-Kelch " hier einzustellen. Weiss noch nicht wie und wo, aber ich versuch´s. Das ganze aber ohne Schusswaffe, ähhh ohne Gewehr - falsch : Gewähr.

Mit " entzweifelten " Gruß

Dieter M.



Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: "Kritik, Neid und Anerkennung"

Beitrag von Hutmacher Beat »

[In Antwort auf #5250]
Guten Tag Dieter und alle Andern,

Weisst Du Dieter, kritisieren, ist nach hoch angeben, die wohl weitest verbreitetste Begabung vieler Zeitgenossen. Es kostet einen nichts, und "man" hat es immer zur Hand, wenn man's braucht.

So seh ich das. Geht man davon aus, das vielen Leuten nur geläufig ist, was gerade im nächsten Discounter in Aktion zu haben ist, dann braucht man sich nicht weiter zu wundern, oder gar aufzuregen. Deshalb darfst Du nur von einem ausgehen : Die Leute erwarten erst mal, dass dein Produkt günstig ist, und erst danach stehen allenfalls Fragen zum Produkt an sich, zur Debatte. Keiner, aber auch gar keiner, (ausgenommen der Fachmann) hat eine Erwartungshaltung, wie denn ein Kelch gebaut sein muss ! Im Gegenteil, sei froh, dass der Kelch überhaupt als solcher erkannt wird !

Auf unseren Austellungen, (ich meine die, die wir als Aussteller besuchen) erlebe ich das so : Die Leute, die tatsächlich eine Ahnung von Handwerk haben, vielleicht sogar Handwerker sind, erkenne ich daran, dass Sie hinkommen und fragen : Wie hast Du denn das gemacht ?

Die jenigen die mir ungefragt erklären, wie man was, sicher nicht macht, die sind dann mit Ihrem Latein schnell mal am Ende, wenn ich rückfrage.

Das Gute daran ist : Je länger Du ausstellst, umso weniger werden diese Schlaumeier. (weiss ich aus eigener Erfahrung) - Du wirst aber auch noch Leute an Deinem Stand begrüssen, die fast erfurchtsvoll da stehen, mit offenem Mund, und sie staunen ob Deiner Werke. - Diese werden immer mehr !

Also, freu Dich auf die Guten, und ob den andern, amüsiere Dich !

Deine zweifelnde Betrachtung fertiger Werke : Das hat mit Zweifel nichts zu tun ! Bei mir gehört eine kritische Betrachtung, des fertigen Produktes, mit zur Schlusskontrolle ! Ein guter Handwerker wird immer sein Werk prüfen, bevor er es dem Kunden, oder auch sich selbst übergibt ! (damit wollt ich mich jetzt nicht einen guten Handwerker schimpfen, aber ich versuche immerhin einer zu werden) Fahre also fort, Dein Werk zu prüfen, Du bist Dir selbst der beste Meister ! (da Du jetzt nicht mehr so zweifelst, muss ich nicht erwähnen, dass das im fachlichen Sinn gemeint ist ?)

Wenn ich ein Produkt fertig habe, fragt mich meine liebe Gemahlin oft : Und ? Ich anworte dann z.B. : Eine Fünf. Sie : Was war denn nicht gut genug ? Darauf ich : Och, eigentlich ist es ganz gut, aber da, der eine Stich, der ist nicht ganz optimal ! Meint Sie : Ja, wenn's dann bei Dir mal ne Sechs gibt, dann ... - Den Rest können wir uns sparen. Ich wollte damit nur sagen, in diesem Punkt bin ich wahrscheinlich genauso kritisch wie Du, Dieter. Betonung auf kritisch, nicht auf zweifelnd !

Im übrigen, ich habe seit meinen Anfängen mit dem Leder, also seit Kindheitstagen, meine ersten Stücke, immer auf die Seite gelegt. (einige Stücke aus Holz, sind auch noch da) Daran lässt sich erkennen, wie man sich verbessert. Deshalb sind mir diese Stücke auch sehr wertvoll. Das dürfen sie Dir auch sein Dieter. Egal wie gut oder schlecht sie sind : Dies sind Deine handwerklichen Wurzeln, ohne diese Wurzeln, gäbe es heute keine MMPS-Schalen. (ob ich das richtig im Kopf hab ?)

Die Chips ? Ja, das sind DIE legendären, aus der Schweiz. Weiss nicht, ob ich das hier jetzt sagen darf, ... ja ich sag's. Kürzlich hat mir ein netter Mensch aus unserem Forum, eine von ihm gedrechselte Schale, aus Ahorn geschenkt. Eine wunderschöne Schale. Daraus schmecken die Chips, noch um Welten besser. Meine Apero-Favoriten : Provençale-Chips von Zweifel und Campari.

Jetzt hör ich auf, wir sind im Maschinen-Forum, nicht im ...

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

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