Qualität deutscher Hersteller

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Georg »


Nachdem hier vor einigen Tagen eine leidenschaftliche Diskussion über die Qualität des Rotex und damit auch über die Qualität von Festool im allgemeinen geführt wurde, möchte ich hier einmal meine Erfahrungen mit einem anderen deutschen Hersteller der Profi-Liga schildern.
Gestern waren bei mir Schleifarbeiten an Fenstern und Haustür angesagt. Verwendet wurden dazu ein Fein Multimaster, ein ELU ETS55 und ein Festool ETS 150/3 Exzenterschleifer. Um hier nur noch einmal kurz auf die Erhitzungsproblematik einzugehen, mehr oder weniger warm wurden alle drei Geräte, besonders der Multimaster wurde am Getriebekopf deutlich warm (geschätzt so 40-45°C) Die beiden Exzenter wurden eher im bereich des Motors warm, aber nie so stark, daß man damit nicht arbeiten konnte.
Was mich aber viel mehr nervte war folgendes:
Da der Schleifschuh des Multimater nach etlichen Jahren Benutzung schon deutliche Auflösungserscheinungen zeigte, hatte ich mir vor greaumer Zeit eine Packung m it zwei Ersatzschuhen besorgt. Als sich dann gestern am alten Schleifschuh die Klettfolie vom Schaumstoffträger löste, war ein Wechsel angesagt. Der neue Schleifschuh wurde montiert und weiter gings. Allerdins nur bis zum dritten Schleifblattwechsel. Das Ergebnis sah dann so aus:



Der Schaumstoffkörper ist einfach von der Metallträgerplatte abgerissen!
Zum Glück war ja noch ein zweiter Schleifschu da. Also wieder gewechselt und weiter geschliffen. Aber mit dem zweiten Schuh war bereits beim ersten Schleifblattwechsel Schluss. Gleiches Ergebnis wie vorher.



Von Fein hatte ich bisher eine recht hohe Meinung bezüglich der Qualität, aber nach den gestrigen Erfahrungen bin ich mir da nicht mehr so sicher. Man könnte fast glauben hier wird Gewinnmaximierung auf Kosten der Qualität betrieben. Denn bei den Preisen für die Ersatzschleifschuhe sollte man eigentlich eine ordentliche Qualität bekommen, was hier anscheinend nicht der Fall ist. Überhaupt ist mir aufgefallen daß diese Schleifschuhe recht lieblos zusammengepappt waren. Die Metallplatten waren ausgestanzt, aber nicht entgratet, die Metallteile fühlten sich an, als wären sie nach dem Stanzen nicht entfettet worden (kein Wunder daß die Aufgeklebten Schaumstoffkörper nicht halten), alles Dinge die man bei einem so hochpreisigen Produkt eigentlich erwarten könnte.
Ich finde die Hersteller begeben sich da auf ziemlich dünnes Eis. Wenn man nämlich die Diskussionen hier und auch in anderen Foren so verfolgt, scheint das so ziemlich alle Hersteller zu betreffen, die anscheinend für einen Top-Preis keine Top-Qualität mehr liefern. Bleibt nur zu hoffen, daß das Ruder rechtzeitig herumgeworfen wird und die Elektrowerkzeugsparte nicht das gleiche Schicksal erleidet wie viele andere Sparten vor ihr auch.
Mir geht es zumindest so, daß ich für eine entsprechende Qualität auch einen entsprechenden Preis zu zahlen bereit bin. Stimmt die Relation aber nicht mehr, werde ich mich nach Alternativen umsehen müssen, bei denen das Preis-Leistungsverhältnis eher gewahrt ist.



Heiko Rech
Beiträge: 2715
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Heiko Rech »


Hallo Georg,

ich kann mir vorstellen, dass solche Zubehörteile nicht von Fein gefertigt werden, sondern von einem Zulieferer kommen. Viele Firmen gliedern auch Tätigkeiten in Heimarbeit aus. Auch dies könnte ich mir bei einer solchen Verklebung durchaus vorstellen. Aber das sind nur Mutmaßungen. Ärgerlich ist dieser schnelle Verschleiß auf jeden Fall.

An deiner Stelle würde ich zum einen die Schleifschuhe beim Händler reklamieren, zum anderen telefonisch bei Fein meckern. Der Händler sollte dir Ersatz geben und Fein sollte auf das Problem hingewiesen werden. Denn nur, wenn ein Hersteller immer wieder auf solche Probleme hingewiesen wird, kann was passieren. Wenn sich keiner beschwert, passiert auch nichts.

Was die deutschen Hersteller betifft, so glaube ich schon lange nicht mehr, dass dies ein eindeutiges Qualitätsmerkmal ist. Gerade im Bereich der Holzverarbeitungsmaschinen haben auch Hersteler aus anderen Ländern einen hervorragenden Ruf. Dazu gehören so bekannte Namen wie SCM, Dewalt, Protool, Kress, Morbidelli, CMT uvm. Felder kommt aus Österreich, Hilti aus Liechtentein. Bei den Asiaten hat sich Makita einen guten Namen gemacht und Hitachi wird auch immer bekannter. Die beiden letztgenannten zeigen in den letzten Jahren, dass auch "Made in PRC" durchaus mit guter Qualität in Verbindung gebracht werden kann. Auch Metabo, Fein und Würth lassen Akkuschrauber in durchaus ordentlicher Qualität in Asien fertigen.

Auf meinem Freischneider steht z.B Stihl drauf, da sollte man ein deutsches Produkt erwarten. In der Realität sieht das hingegen anders aus. Die Maschine ist Made in USA. Dennoch bin ich damit höcht zufrieden. In meinen Augen ist es eine echte Stihl, da die Maschine der gewohnten Qualität dieses Herstellers entspricht.

Das Herstellungsland verliert immer mehr an Bedeutung als Qualitätsmerkmal. Leider wird es in Zukunft so sein, dass Hersteller aus anderen Ländern die gleiche Qualität zum besseren Preis liefern werden. Wieviel Patriotismus sich dann der einzelne noch leisten kann, sei jedem selbst überlassen.

Unabhängig davon, macht sich ein Hersteller, der einen guten Ruf hat durch solche Sachen, wie sie dir passiert sind den Namen schnell kaputt. Gerade was den Multimaster betrifft, liest man in einschlägigen Foren immer wieder über die schlechte Qualität der Zubehörteile. Der Patentschutz ist ja nun aufgehoben. Mal sehen, was da die nächsten Jahre noch am Markt passiert. Vielleicht gibt es bald ein vergleichbars Werkzeug von Makita oder gar Festool. Bosch hat ja schon mal den Anfang gemacht.

Gruß

Heiko


Michael Hoffmann
Beiträge: 285
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 08:03

noch OK finde ich

Beitrag von Michael Hoffmann »


Hallo Georg,

mir und einem Bekannten ist genau gleiches passiert (etwa vor einem Jahr als wir mit unseren zwei Multimastern an seinem Holzhaus rumgeschliffen haben,hatten sich bei uns beiden mehrere diese Träger "aufgelöst").

Vorweg muss man mal sagen die Klettträger sind empfindlich, vorallem wenn man zuviel drückt, geht der Klettbelag schnell kaputt.

Trotzdem: Bei Reklamation dieser Teile wurde uns mitgeteilt das es wohl zu einer schlechten Charge bzw. zum Problemen mit der Qualität gekommen sei.Wir haben die Klettträger anstandslos umgetauscht bekommen und die neuen haben gehalten.

Grüße vom Nachbarort - Michael



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Dietrich »


Hallo Georg, hallo Heiko,

abgesehen von den defekten Schleifplatten, die mehr oder weniger Verschleissteile sind, teile ich die Meinung die hier teils vertreten wurde, zur Qualität deutscher Hersteller, nicht!
Abgesehen von Japan, kopiert ganz Asien deutsche Maschinen, Werkzeuge, Fahrzeuge usw. die Japaner haben dies vor 30 Jahren gemacht.
Besser können sie es immer nicht nicht. Beispiel: Trumpf verkauft eine große Zahl Blechbearbeitungsmaschinen nach Japan und auch sonst in den fernen Osten, Leica setzt die Hälfte seiner klassischen M in Japan ab. Die Qualität und Langlebigkeit die Marken wie DUAL, SABA, TELEFUNKEN, Grundig hatten liefern Sony&Co heute noch nicht.
Die Asiaten sind bei Ergonomie, Haptik, Design, großteils auch bei inneren Qualitäten meilenweit von deutschen Elektrowerkzeugen entfernt. Die Fertigungszyklen sind schneller als der wahre Fortschritt, das kostet den Kunden viel Geld, wegen nicht mehr vorhandener Ersatzteile usw.

Neben den Vorteilen die man in der Hand hält, ist es auch so das hier Systeme miteinander konkurieren, leider mit ungleichen Voraussetzungen. Unserer Rentner, unsere Krankenhäuser unsere gesamte Infrastruktur wird nicht von Importen bezahlt, sondern von dem was im Lande erwirtschaftet wird. Gerade die anliegende Problematik, Umbau der Energieerzeugung, Reduktion des CO2 Ausstoßes wird in den kommenden 2-3 Jahrzehnten unvorstellbare Summen verschlingen, die hier erwirtschaftet werden müssen.
Zudem muss man im Frühjahr keine Äpfel aus Neuseeland essen, wegen der CO2 Bilanz, ebenso werden asiatische Elektrowerkzeuge um die halbe Welt zu uns gekarrt, warum in die Ferne schweifen wenn das Gute liegt so nah.
Ja zu "made in Germany"!

Gruß Dietrich



Bernhard
Beiträge: 1088
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Bernhard »

[In Antwort auf #45324]
Hallo Georg,

das ist natürlich ärgerlich, wenn man arbeiten möchte und das Werkzeug versagt. Dies sollte nicht passieren, kann aber.
Allerdings kommt es dann darauf an, wie sich der Hersteller bei einer Reklamation verhält. Der Handwerker, der mit dem Gerät Geld verdienen muß, aber auch der Freizeitarbeiter, der in der Regel am Wochenende werkelt (oder werkeln muß), vertraut dann auf einen erstklassigen Service, für den man auch einen Preisaufschlag zu zahlen bereit war.

Bei meinem neuen Rotex war es so, daß ich das Werkzeug zur Reparatur eingeschickt und mit dem gleichen Fehler zurück bekam. Wäre das Werkzeug ordentlich repariert worden, hätte ich niemals im Forum geschrieben.

Zudem hat man zweimal zugesagte Reparaturzeiten deutlich überschritten.

Aber ich bin gespannt, wie Fein reagiert. Anfang letzter Woche habe ich ein Schreiben mit der Bitte um Stellungnahme an die Geschäftsleitung gesendet. Ich warte gespannt auf Antwort und werde berichten.

Grüße
Bernhard


Hauke Schmidt
Beiträge: 407
Registriert: Sa 23. Mai 2020, 21:44

Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Hauke Schmidt »

[In Antwort auf #45334]
Moin Georg,

sowas ist immer wieder ärgerlich, und noch schlimmer, wenn sowas während eines Arbeitsprozesses passiert.

Ich hoffe mal das es nur ein Materialfehler war, der schlichtweg übersehen wurde? Auch namenhafte Hersteller dürfen im meinen Augen Fehler machen, aber sie sollten dann auch dafür gerade stehen.

Die Zeiten, wo man sich unbedenklich ein Produkt "Made in Germany" kaufen kann, sind wohl leider vorbei. Wenn "Made in Germany" auf den Karton steht kann man aber zumindest davon ausgehen, das der Karton in Deutschland hergestellt wurde :-).

An der Auslagerung der Produktion ins (billige) Ausland kann man aber aus meinen Augen nicht allein der Industrie die Schuld geben. Vielmehr denke ich, das die Käuferschicht für hochwertige und teure Produkte immer dünner wird und eine Industrie nicht mehr allein davon leben kann.

Grüsse
Hauke



Tino
Beiträge: 78
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Tino »

[In Antwort auf #45354]
Hallo,

ich sehe das etwas differenzierter als Dietrich und behaupte daher, dass es eher immer auch auf die jeweilige Industrie-/Fertigungssparte/Bereiche drauf ankommt. In Punkto Maschinenbau, Feinmechanik etc. hat man hier bei uns nach wie vor einen guten hohen Standard, wobei aber vieles an Zulieferteilen (ob aus Europa oder anderswo) irgendwo nicht mehr so hohen Qualitäskontrollen zu unterliegen scheint. - Mit anderen Worten es wird z.T. quer Beet schon ziemlicher Bruch verbaut.

In gewissen Teilen Asiens, wie z.B. in Japan aber auch Korea, hat man z.T. auch einen hohen Fertigungsstandard, jedoch vielleicht eher in Punkto Elektronik, Feinmechanik usw. Von dort kommen dann auch einige Qualitätsprodukte von Firmen wie Eizo, NEC, Mitutoyo, Makita, Nikon, Canon, Seiko, Panasonic/Nakamichi, Hitachi, Toyota ...usw. usf, aus Korea dann eher von Samsung und LG etc.

Das Problem ist eher die industrielle Globalisierung, Preiskämpfe und der damit verbundene Wettbewerb, das Outsourcing sowie die sich allgemein verschlechternden Qualitäts-/Endkontrollen (...z.T. auch hier in Deutschland).

Gruß

Tino



Uwe Schmale
Beiträge: 81
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
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Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Uwe Schmale »

[In Antwort auf #45354]
Hallo Dietrich,
ich bin ich der Meinung, das man grundsätzlich für ein als hochwertig ausgewiesenes Produkt, das man für einen relativ hohen Preis erstanden hat, auch eine hohe Qualität erwarten darf, unabhängig davon woher es stammt. Da sollte man auch bei Verschleissteilen eine Hohe Standfestigkeit erwarten.

Meiner Erfahrung nach ist der japanische Maschinenbau dem deutschen mindestens ebenbürtig und der chinesische dabei mittelfristig gleichzuziehen.

Ein unter einer deutschen Marke vertriebenes Produkt muss nicht in Deutschland hergestellt worden sein. Das Woher ist für den Endkunden kaum nachzuvollziehen.

Was wir im Land erwirtschaften ist sehr wohl aber auch unserem Export zuzurechnen. Löblicherweise keine Äpfel mehr aus Neuseeland essen, aber weiterhin deutsche Autos in Neuseeland verkaufen? Und wo sind die Grenzen? Äpfel aus dem alten Land gehen noch, aus Tirol auch noch oder schon nicht mehr? Urlaub in Deutschland ist o.k., in Dänemark gerade noch so und in Mexiko nicht?

Nachdenkliche Grüße
Uwe



Uwe Linke
Beiträge: 487
Registriert: Mo 31. Mai 2021, 18:42

Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Uwe Linke »

[In Antwort auf #45324]
In der aktuellen Ausgabe der Popular Woodworking ist eine ganzseitige Anzeige zu finden, auf der ein Tormek-Nachbau zum Preis von 169,95 $ beworben wird. Ein groß herausgestelltes Werbeargumnet ist dabei "Made in Germany". Der gute Ruf in der Welt ist also anscheinend noch vorhanden. Wollen wir hoffen, dass er nicht ruiniert wird.

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Uwe



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Qualität deutscher Hersteller

Beitrag von Dietrich »


Hallo Uwe L. und Uwe S.

"Nachbau" aus Deutschland eines hervorragenden schwedischen Produktes, verkehrte Welt:-)

Bisher bauen doch die Chinesen alles nach. Geht einfach mal im September 09 zu IAA in Ffm....
an den Ständen von Benz, Audi, BMW und VW sieht man vor allem Chinesen, die befummeln zu 3. den Aschenbecher und sonstige Kleinteile, machen Bilder von jedem Schraubenkopf. Das ist so offensichtlich das hier Spionage betrieben wird, das es einem ank...t:-(
Das Ziel der Chinesen ist die Werkbank der Welt zu werden, allen anderen die Arbeit weg zu nehmen, ist ihnen egal. Für wie blöd halten die uns?

Übrigens, das werden die Themen der Zukunft, die künftige Generation wird uns fragen, warum musstet ihr jedes Jahr Urlaubsorte auswählen die in Übersee liegen, genauso wird man fragen, wie man sehenden Auges Milliarden in der Forschung versenkte, das Geschäft aber US-Riesen und Chinesen machen. Die schrittmachenden Ideen kommen nach wie vor hauptsächlich aus dem Ländle, lassen wir ihnen auch die resultierende Fertigung, oder schicken wir sie zu den Bergleuten und Stahlkochern in die Arbeitslosigkeit?

Gruß Dietrich



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