Parallam bei 3200 U/min tut höllisch weh!

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Dieter Macher

Parallam bei 3200 U/min tut höllisch weh!

Beitrag von Dieter Macher »


Und wieder einmal hat´s geknallt!

Ich habe in den letzten Tagen noch zwei "schalenähnbliche" Objekte aus dem Parallam gedreht - es ging alles gut. Also machte ich mich daran, die für meinen Parallam-Gönner aus dem Postleitzahlbereich 16... versprochene Schale fertig zu stellen. Es sollte eine ausgedrehte Kugel werden - Durchmesser ca. 16 cm - / Höhe 16 cm mit einer 60 mm weiten Öffnung auf der Oberseite.
Anfangs ging auch alles ganz gut - nach etwa einer Stunde ( mit Pausen ) war das Teil auch schon gut ausgehöhlt - nur der Boden gefiel mir noch nicht ganz - ich wollte diesen noch "nachschlichten". Also die Drehzahl erhöht - Vollgas.
Ich hatte den Schalter mit dem Regler am Spindelstock ( Magnetschalter-Konsole ) und exakt in dem Moment, als ich meinen linken Arm vom Schalter zurück zog, also unmittelbar nach dem Erhöhen der Drehzahl auf Maximum - gab´s einen richtig lauten Knall, irgend etwas traf meinen linken Unterarm/Innenseite uind alles Mögliche flog durch die Werkstatt.
Nun, Schmerz soll ja manchesmal auch ganz angenehm sein - kommt ja bekantlich auf die Umstände an - aber in diesen Fall hätte ich gerne darauf verzichtet. Die Kugel hat´s zerissen, das Regal gegenüber der Drehbank, in dem ca. 40 vorgedrehte Zylinder stehen, war "leer-gefegt" - da haben etliche Splitter
" eingeschlagen " die Trümmer der Para-Kugel in der ganzen Werkstatt verteilt.
Die Innenseite meines linken Unterarmes sieht aus wie das Modell eines keltischen Hügelgrabes - richtig schön dick angeschwollen und in allen erdenklichen blau & grün-violett-Tönen eingefärbt.
SChmerz ist wunderschön, wenn er nachläst!
Als Fazit läst sich feststellen, das Parallam besser unterhalb der 2500er Umdrehungszahl-Grenze gedreht werden sollte.Da hat´s bis jetzt - insgesamt 5 Objekte immer gut gehalten.

Mit schmerzhaften Gruß

Dieter M.



R.Andres

Re: Parallam bei 3200 U/min tut höllisch weh!

Beitrag von R.Andres »


Hallo,
als Fazit sollte festgehalten werden -Glück gehabt-
leider kann jeder solche Maschinen erweben,und betreiben.

Dieter Macher

Re: Parallam bei 3200 U/min tut höllisch weh!

Beitrag von Dieter Macher »


Ein freundliches Hallo an R. Andres,

Nun - ich bin zwar nicht " Jeder " aber zeige man mir einen Drechsler, den es noch nicht ein Teil - sei es selbst-verschuldet oder nicht - auf der Maschine zerissen hat.
Selbst meinem Mentor mit über 45 Jahren Berufserfahrung " zerlegt" es noch hin und wieder ein Teil auf der Drehbank.
Ich habe diesen Beitrag weder aus Gründen der Mitleids-Hascherei noch aus Geltungsbedürfnis geschrieben - sondern lediglich als gut gemeinten, vielleicht etwas zu " blumig formulierten " Ratschlag für alle anderen Drechsler hier im Forum, welche vielleicht auch mal Parallam drehen möchten.

Schönen Gruß!

Dieter M.


Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Ja - Ich !

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Dieter und alle Andern,

Bis jetzt hat's mir noch nichts um die Ohren gehauen !

Spass beiseite ! Zum einen wohl deshalb, weil ich kein Drechser bin, deshalb sehr vorsichtig an die Dinge herangehe, und zum zweiten, ich bisher nicht sehr viel gedrechselt habe ! Also von meiner Seite her, keine "Betriebsblindheit und Respektlosigkeit" der Sache gegenüber steht ! (das will ich hier auch keinem unterstellen)

Und nicht zuletzt helfen uns Greenhörnern, Beiträge, wie jetzt der Deinige. Ich hab diesen sehr wohl als gutgemeinte Warnung verstanden, und werde ihn entsprechend beherzigen !

Mit dankbarem Gruss aus der Schweiz,
Beat

Dieter Macher

Re: Ja - Ich ! - Na dann...Die Menge macht´s..

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Beat,

Na dann möchte ich Dir an dieser Stelle meinen Respekt zollen - angenhem ist´s nähmlich wirklich nicht, wenn einem die Fetzen um die Ohren fliegen. Meist passiert´s bei mir beim von mir so benannten " letzten Schnitt ". Will heißen:
Oftmals, wenn ich der Meinung bin, das Objekt wäre eigentlich von der Form her fertig, entdecke ich noch eine kleine Ungereimtheit, welche mir noch nicht in den Kragen passt - also " noch einen Schnitt........" Naja - und dann
" knallt´s " eben hin und wieder.
Im Gegensatz zu Dir drehe ich sehr viel, was nicht zuletzt an der hohen Qualität der neuen Maschine liegen mag - die Steinert´sche Drehbank ist echt Klasse, es ist eine wahre Freude damit zu arbeiten.
So stehe ich oft täglich mehrere Stunden an der Drehbank - meine "Hauptarbeit" ist - neben dem Bau von Schatullen und Kassetten ( z.B. für Werkzeuge, Messer usw. ) nunmal das Drechseln. Begonnen habe ich vor gut einem Jahr und vier Monaten - in dieser Zeit sind´s gut an die 70 Schalen, Becher und diverse Langholz-Objekte geworden - selbstverständlich die ersten noch ungestalt und stümperhaft. Diese "überarbeite " ich zur Zeit so gut es geht noch einmal.
Letzendlich sehe ich es so: Wo gehobelt ( gedrechselt ) wird, fallen Späne - und wer nichts arbeitet, macht auch keine Fehler. Arbeitet man
( hauptberuflich ) als Dienstleister - so wie ich, kann man am Arbeitsplatz wenig materielles kaputt machen. Arbeitet man in der Produktion - sprich handwerklich - geht früher oder später auch einmal was zu Bruch.
Danke für deinen Beistand.

Mit fast mitternächtlichen Gruß aus der Dienststelle

Dieter M.

Tibor Kund

Danke für die Warnung!

Beitrag von Tibor Kund »

[In Antwort auf #4009]
Zu Parallam habe ich noch nicht das Glück gehabt - allerdings arbeite manchmal ganz gerne mit "verwegenen" und rissigen Hölzer. Ich habe schon erleben dürfen, wie eine - ziemlich dünnwandige - Schale bei dem letzten(!) schnellen Schliff erst ein mal leicht die Form ändert: es wird flacher und größer im Durchmesser. Und dann ist keine Zeit mehr, um die Maschine abzustellen. Und Weh tut es auch ...

Logisch ist die Sache schon: Wenn die Schale "fast" fertig ist, sind die Flächen, die hinter dem Riss - bzw. zwischen den Bestandteilen von Parallam, die technisch bedingt nicht 100%-ig aneinander anliegen - die Teile des Materials zusammenhalten auf ein Minimum, fast auf die Form eine Linie geschrumpft. Jetzt kann die Fliehkraft ihre Wirkung entfalten ...

Ich kam damals mit kleineren blauen Flecken davon - wie wir hören (lesen), kann es auch schlimmer sein.

Danke für die Warnung: Ich werde mich zukünftig noch mehr vor dem "letzten, schnellen Schliff" hüten. Wenn ich aber ab sofort von jedem Gerät und jeder Maschine, auf die ich nicht explizit ausgebildet bin - und die ich trotzden frei kaufen kann - die Finger lasse, kann ich mir gleich ein anderes Hobby zulegen, z.B. Briefmarken sammeln oder so ... (Eine spitze Pinzette ist aber auch gefährlich ...)

Noch eine kleine Anmerkung für Holzfreunde - wie so das Leben spielt: Im "Duden 1" steht unmittelbar nach "Hobby": "Hobel" ...

Mit besten Grüßen
Tibor K.

Dieter Macher

Re: Danke für die Warnung!-Danke für...

Beitrag von Dieter Macher »


.....die Rückendeckung - guten Morgen Tibor.
Ach ja - die "verwegen gerissenen Hölzer " - auch ich drehe diese nur all zu gerne. Und noch lieber fege ich dann zum Schluss die Splitter in der Werkstatt zusammen.
Ich habe erst kürzlich zwei mehrfach gerissene Pflaumenschalen mit Rindenrand gedreht - es werden Geschenke werden. (Die eine für den ausgezeichneten HNO - Arzt, der meinen rechten Lauschlappen ( Ohr )nach meinem Hörsturz innerhalb weniger Tage wieder " fein-justiert " hat - mittels seiner eigenen Therapie , und die zweite für einen guten Bekannten, seines Zeichens Messerschmiedemeister - dieser unterstützte mich maßgeblich bei der Fertigung meiner Integral-Doppelaxt.)
Bei einer Wandstärke von eta 8 mm "kreischten" die Schalen schon verdächtig laut beimn Drehen - und ich überlegte mehrfach, ob ich den "letzten Schnitt" nicht lieber sein lassen sollte. Doch wer nicht wagt der nicht gewinnt - dieses Mal ging´s gut. Bei 6 mm Wandstärke hörte ich dann doch besser auf. Interessant ist noch, das in der einen Schale ein falsch gesetzter Sägeschnitt mit bzw. von der Kettensäge "integriert" ist.
Das Drehen von solch rissigen Schalen birgt immer ein stark erhöhtes Risiko - ich sehe es jedoch als echte Herausforderung - ähnlich wie das dünnwandige Drehen von Naßholzschalen, welche sich durch den Trocknungsprozeß dann wunderschön " verziehen". leider habe ich bei dieser Technik im wahrsten Sinne des Wortes den " Dreh" noch nicht raus. Ich probiere es zwar hin und wieder, jedoch drehe ich entweder die Wandung zu dünn, schneide sie also durch ( dann fliegen auch öfters die zur Abwechslung mal nassen Trümmer durch den Raum ), oder sie sind zum Schluss nicht dünn genug und reissen dann beim Trocknen.
Mal abgesehen von der Riesen-Sauerei, welche solch ein Unterfangen in der W-statt hinterlässt ist aber auch dies eine echte Herausforderung - irgendwann wird´s sicherlich klappen..........
Mir persönlich gefallen Schalen mit einer Wandstärke so um 10 mm am Besten - dies ist allerdings abhängig von Form und Größe des Objekts. Ein 5 cm kleines Schälchen hat selbstverständlich einen hauchdünnen Rand - oder eben auch nicht.

Mit nächtlichen Gruß´

Dieter M.


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Parallam bei 3200 U/min tut höllisch weh!

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #3985]
hallo Dieter,
jedem hat es schon mal ein Teil zerrissen und der berühmte letzte Schnitt, den kennen wir alle.
Aber in dem vorliegenden Fall ist die Schale Deiner Schilderung nach zerrissen, bevor Du den Schnitt angesetzt hast. Also mal wieder die berühmte Fliehkraft oder Zentrifugalkraft.
Diesen Fall hatte ich noch nicht, kenne ihn aber aus der Literatur. Zu hohe Drehzahl, der Leim gibt nach oder das Holz an einer dünnen Stelle, die Schale fliegt durch den Raum. Ist x-mal beschrieben.
Die Fliehkraft wächst im Quadrat zur Winkelgeschwindigkeit F=mw²r . Das heisst natürlich nichts anderes, als dass eine doppelte Drehzahl eine vierfache Fliehkraft erzeugt.
Einzige Lösung (gilt für alle verleimten Gegenstände ) : nicht mit hoher Geschwindigkeit drechseln! Ich halte sogar die Deiner Erfahrung nach sicheren 2500 U für zu hoch, ein derartiges Objekt läuft bei mir mit 1200 - 1600 U. Schau mal in die Tabelle mit den Schnittgeschwindigkeiten.

Gruss
reinhold

Dieter Macher

Re: Para bei 3200 U/min - Schnittgeschwindigkeit

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Reinhold,

Wo finde ich diese Tabelle mit den Schnittgewindigkeiten?

DM



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