Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo,

nachdem ich in den letzten Tagen beiläufig erwähnt hatte, daß ich mir eine neue Bäuerle Dreifachkombi gekauft habe wurden Rufe laut wie auf manchen Veranstaltungen "Ausziehen, Ausziehen", nur hieß es hier "Vorzeigen".

Die regelmäßigen Besucher des Forums werden gemerkt haben, daß ich ein Fan der Firma Bäuerle geworden bin, wenngleich meine Begeisterung nicht so weit geht, hier eine Firmengeschichte zu schreiben. Aber meine bisherigen Arbeiten mit diesen Maschinen haben mir gezeigt, daß das gestandene Profimaschinen sind, noch ohne elektronischen Schnickschnack, nein, richtig schöner schwerer und sauber verarbeiteter Guß, in den soweit möglich DIN-Teile eingebaut wurden, so daß die üblichen Verschleißteile auch in ferner Zukunft keine Beschaffungsschwierigkeiten verursachen dürften.

Aber nun zur Geschichte in mehreren Teilen, und zwar deshalb in mehreren Teilen, weil ich
a) mehrere Bäuerle-Maschinen mein eigen nenne und
b) jetzt die 2. Kombimaschine bei mir steht (und die erste wieder verkauft wird)

Im Spätsommer 2004 reifte bei mir (Jahrgang 1947) die Idee, daß ich auch im Rentenalter einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen will. Vorbild war der Schwiegervater meines Bruders, ein Landwirt, der nach 65 mit der Holzbearbeitung (Drechseln, Bänke und Spinnräder bauen) anfing und das bis zu seinem Tod mit 92 Jahren machte. Ich kann jetzt nicht mehr genau sagen, was zuerst war - das Forum oder die Maschine. Jedenfalls kaufte ich im e*** die nachfolgend gezeigte Maschine.

Nun war ich so naiv gewesen zu glauben, für so eine Maschine sei es ein Leichtes, einen Schiebeschlitten nachzukaufen bzw. anzupassen. Diverse Threads hier zeugen von meinen Bemühungen. Nach den Warnungen aus dem Forum vor den diversen "Blechausführungen" (danke nochmal) habe ich mich für einen "Zapfenschläger oder Zapfenschlitten" von Oppold entschieden und den mit einer Hilfskonstruktion, aber ähnlich stabil wie der Gußtisch an die Säge angebaut.

Nur hatte diese Lösung zwei Nachteile:
a) der Schiebeweg liegt nur bei 84 cm und - weit gravierender,
b) es gibt keine seitliche Abstützung für schwere Teile

Nachdem der Schiebetisch so eingestellt war, daß der Abrichtanschlag so gerade eben nicht auf dem Sägetisch kratzte (natürlich über dem gesamten Weg), aber auch kein Blatt Papier dazwischen passte und der Winkel nach der 5-Schnitt-Methode eingestellt war konnte ich endlich ohne viel Aufwand winkelgenaue Schnitte in beliebiger Stückzahl bei absolut gleicher Länge herstellen.

Mit etwas Wehmut trenne ich mich jetzt von dieser Maschine, die mir gezeigt hat, welche Vorteile eine solide Stätionärmaschine vor einer HKS Baujahr 1975 ohne Führungsschiene hat. Aber, das Bessere ist des Guten Feind und so zeige ich Euch noch ein Bild des Unterbaus der Neuerwerbung, natürlich eine Bäuerle, pardon OKOMA, aber ich will die Firmengeschichte ja nicht erforschen.

Hier nun die Bilder:

So sieht die KFL incl.des vorhandenen Zubehörs aus. Alle Anschläge/Führungen sind dicht gedrängt zu sehen.



Für den Schiebeschlitten wurde massives Flacheisen (10 mm) genommen und Löcher mit Gewinde in die Gußplatte eingebracht. 12-mm Schrauben in Qualität 8.8 dreht man so leicht nicht den Hals ab. Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen wurden aber noch Muttern angeschweißt für's genaue Einstellen.



Der Ablänganschlag ist eine Eigenkonstruktion aus Alu-Profilen, die sich so angesammelt hatten. Immerhin bis 3 m Länge reichen Anschlag und Bandmaß. Schwere Sachen kann man mit einem Niederhalter fixieren und dann weiter links außen beim Sägen stützend halten - geht, aber Notbehelf wenn es links vom Sägeblatt über 1 m hinausgeht.



Das Bandmaß im Ablängabschlag wurde mit Nieten fixiert und das Bandmaß selbst in eine Aussparung eingehängt. Es läßt sich leicht aushängen um vorne am Anschlag anzuliegen. Der Anschlagwinkel sollte natürlich bis Oberkante Ausziehprofil gehen, fand sich aber nicht in der Zauberkiste...



Bis ca. 1,80 m dient dieser Anschlag. Ein Alu-Flacheisen aus dem Schrott, aber offensichtlich mit genauen Winkeln, befestigt mit einer speziellen Schraubzwinge, die ich zufällig bei meinem Schraubenhändler sah (von Metabo).



Soweit zur alten KFL, die in wenigen Tagen im Marktplatz erscheinen wird ehe sie dann weltweit offeriert wird.

Einen kleinen Vorgeschmack auf die "Neue" möchte ich Euch dennoch schon geben. Ich will da auch noch alle Führungen säubern, die Keilriemen erneuern und dann erst den Tisch montieren, den der Verkäufer (Topp und e***) vor dem Transport demontiert hatte.



Das wär die erste Geschichte, die dann wohl bald ein Ende oder besser einen neuen Anfang in neuen Räumen finden wird. Fortsetzung folgt und ich will versuchen, die Reinigungsarbeiten festzuhalten auch vor dem Hintergrund um zu zeigen, daß auch so eine Maschine ohne Klimmzüge in einen Keller zu bringen ist.

Fragen beantworte ich gerne und kann bei Bedarf auch noch weitere Bilder zusenden oder hier einstellen.

Schönen Abend

Heinz


Dirk Boehmer
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Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Heinz,

tolle Bilder, gute Geschichte.

Auf dem letzten Bild sieht das so aus, als ob die Sägewelle starr befestigt
ist und der Sägetisch kippbar (befestigt auf diesen halbrunden Profilen) ist.
Wäre für mich ein k.o. Kriterium.

--
Dirk



Heinz Kremers
Beiträge: 2764
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Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Dirk,

das siehst Du schon richtig mit dem schwenkbaren Tisch. Und um der nächsten Frage zuvorzukommen: Auch die Fräswelle ist nicht schwenkbar.Aber ehrlich gesagt, mit dieser Art Maschinen wurde über Jahrzehnte in Schreinereien gearbeitet ehe das schwenkbare Sägeaggregat und die schwenkbare Frässpindel Eingang in die Profimaschinen fanden. Und damit soll ich als Hobbyschreiner nicht auskommen???

Dafür hat die Maschine neben anderen den großen Vorteil, daß ich auf geringer Fläche praktisch 3 Maschinen untergebracht habe, mal abgesehen davon, daß so eine Maschine auch Eichenbalken von 20 x 30 cm in 4 m Länge klaglos längs sägte und ich keine Angst um einen verbogenen Blechrahmen haben mußte.

Schönen Tag

Heinz



Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Heinz,

ich habe ja nicht gesagt, dass man damit nicht klar kommen kann. Ich
kann mir nur schwer vorstellen, wie man eine Tischplatte z.B. mit einer
45 Grad Fase ringsherum versieht, ohne dass es zu kompliziert wird.
Da finde ich das Kippen vom Sägeblatt selber bequemer.

--
Dirk


Christoph Nowag
Beiträge: 838
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Christoph Nowag »

[In Antwort auf #36251]
Hallo Heinz,

vielen Dank für die schönen Bilder und den Bericht. Nicht, dass es bei mir anstünde, aber was benötigt denn Deine Dicke für einen Platz, damit man damit gescheit arbeiten kann?

Viele Grüße
Christoph


Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #36251]
Hallo Heinz,

das ist schon mal ein guter Anfang; auch wenn die Maschinen nicht der neueste Schrei sind und keine "Unterflurzugfunktion" haben, dafür können sie ,was sie können, richtig. Dabei sollte man auch die LL-bohreinrichtungen nicht vergessen, damit kann man allerhand Nützliches herstellen. Die neue Maschine macht optisch einen guten Eindruck, wenn sich der technisch bestätigt, dann kann man Dich nur beglückwünschen. Die Sägewellenlager würde ich auch inspizieren bevor der Tisch draufkommt, das ist später eine Fummelei. Danke für die Bilder und weiter so!

Gruß, Walter


Heinz Kremers
Beiträge: 2764
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Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #36251]
@ Dirk:
k.o.-Kriterium hörte sich aber an als wenn man nix vernünftiges mit der Maschine machen könnte. Für die von Dir angesprochene Arbeit gibt es eine Fräswelle mit 30 bzw. wahlweise 40 mm Durchmesser. Da kannst Du dann die passenden Fräsköpfe aufspannen:-))

@ Christoph:
sie braucht soviel Platz, wie eine Dickte nun mal braucht: Brettlänge plus Bewegungsraum vor und hinter der Maschine. Lediglich die Gerätebreite ist mit ca. 1,20 m etwas üppiger als bei einer 26er Maschine.

Hallo Walter,

die Sägewelle läuft (ohne Keilriemen) ohne das geringste Geräusch oder Widerstand. Der leichte und nicht uralte Fettkragen deutet darauf hin, daß hier regelmäßig geschmiert wurde. Die Schwalbenschwanzführungen werde ich alle entharzen und mit Silikonspray einsprühen. Das hatte sich bei der alen Maschine zumindest bis jetzt bewährt.
Völlig neu ist für mich die Lagerung der LaLo. Die läuft an jeder Seite auf 4 Kugeln. Da freu ich mich schon auf das Zusammenbauen:-((. In der nächsten Geschichte werden wieder eine Reihe Bilder der Neuen sein. Aber laß mir etwas Zeit.

Gruß

Heinz



Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Martin Höche »


Hallo Heinz

Laß dich von der Blechbüchsenarmee nicht aus der Ruhe bringen.Das ist ein astreines Teil.

Gruß Martin



Marc Hohnsbehn
Beiträge: 581
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Marc Hohnsbehn »

[In Antwort auf #36251]
Hi,heinz
Gratulation zur Bäuerle!
wie war die Gängigkeit der beweglichen teile bei Kauf?
riemenwechsel praktisch ?
Motorstärke?
tolle idee mit deinem Anschlag .
du willst verkaufen !?schade. was kommt denn jetzt neues?
doch keine Felder oder ?
Gruß
PS: ne Kölle KS 40 Bj. 80-85 wäre besser -Rolltisch 1,4 m schiebeweg mit vernünftiger Ablage-Balken 20/30 cm 4 m lang null Problemo ablängen


Dirk Boehmer
Beiträge: 2638
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Re: Bäuerle, eine Geschichte in mehreren Teilen

Beitrag von Dirk Boehmer »


Hallo Martin,

mal ganz locker bleiben. "Blechbüchsenarmee" habe ich jetzt nicht
gehört bzw. gelesen.

Heinz, was ich damit sagen wollte ist, dass ich mir das Arbeiten an einem
schrägverstellten Tisch nicht vorstellen kann. Ich finde, dass das die
normale Arbeitsweise behindert. Und wenn Du auf entsprechende Fräser
ausweichst, meidest Du ja dann auch eine Verstellung. Daher finde ich eine
Schrägverstellung des Sägeaggregates viel praktischer.

Dass man mit der Säge gut arbeiten kann, dass sie ein richtiges Profigerät
ist, dass sie nichts aus der Ruhe bringt, ..., sollte ja ohnehin klar
sein.

Also, bitte nicht glauben, dass ich Dir die Säge schlecht reden will, ok?

So denn, schönes WE.

--
Dirk


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