Antistatic Schlauch am Industriesauger
-
- Beiträge: 293
- Registriert: So 25. Jan 2015, 14:05
- Kontaktdaten:
Re: elektrostatische Aufladung
[In Antwort auf #3385]
Hallo,
ich versuche die Anforderungen aus elektrotechnischer Sicht mal ganz gerafft darzustellen:
Grundanforderung: Berührungsschutz
Jedes (berührbare) leitfähige Teil soll an den allgemeinen Potentialausgleich (kurz "Erdung") angeschlossen werden. Damit ist sichergestellt, dass diese Teile keine gefährlichen Spannungen mehr führen können.
Für eine Absaugung bedeutet das: Kessel, Kanäle etc. aus Metall müssen untereinander leitfähig verbunden werden (notfalls über eine separate Drahtbrücke) und insgesamt mit dem Potentialausgleich (PA) verbunden werden. Das kann, ausreichende Installationsquerschnitte vorausgesetzt, über eine vom Schutzleiter (NIE vom Nulleiter!) abgezweigte Klemme erfolgen, ansonsten über eine separate Leitung mit min. 4mm² Querschnitt.
Bei nicht leitfähigen Bauteilen ist ein Potentialausgleich grundsätzlich nicht vorgeschrieben.
Zusätzlich möglich bzw. in bestimmten Umgebungen nötig: Schutz gegen elektrostatische Entladungen (Electrostatic Discharge - ESD)
Können auf nicht leitenden Öberflächen elektrostatische Aufladungen entstehen, deren Energie entweder dem Menschen gefährden oder aber, abhängig von der Umgebung, zur Gefahr von Folgeschäden führen kann (z.B. explosionsgefährdete Bereiche oder Verarbeitung elektostatisch empfindlicher Materialien), müssen diese Ladungen unschädlich abgeführt werden.
Beispiele wie das erreicht werden kann:
- Saugschläuche mit eingebetteter Drahtspirale oder Kupferlitze (die muss dann aber auch an den PA angeschlossen werden!)
- leitfähige Kunststoffe
- leitfähige Oberflächenbeschichtung
Bei Werkstattsaugern (niedrige Luftvolumina, keine Absaugung explosionsgefährdeter Substanzen) reichen in der Regel die Standardschläuche.
Bei fest installierten Absaugungen sollte man Blechkanäle bzw. -rohre verwenden (PA nicht vergessen) und die flexiblen Schläuche kurz halten. Optimal wären Schläuche mit Drahtwendel.
Zusammengefasst ist ein weitreichender Schutz im Regelfall mit vergleichsweise geringem Aufwand zu schaffen.
Noch ein paar Worte zum Gefährdungspotential durch ESD in der Holzwerkstatt:
Beim Betrieb starker Gebläseanlagen kann es zu derart starken elektrostatischen Aufladungen kommen, dass ihre Energie ausreicht, um leicht brennbare Substanzen zu zünden, speziell wenn diese als Gemisch mit Luft vorliegen.
Und die gibt es in der Holzwerkstatt regelmäßig. Zwei Beispiele:
- Verdünnungen und Lacke. Speziell Nitrozellulose-Lacke, die im Holzbereich gern verwendet werden, sind sehr leicht brennbar. Nitroverdünnung-Luft-Gemisch ist in einem nicht zu kleinen Konzentrationsbereich explosiv. Aber auch Terpentin (und -ersatz) oder Spiritus sind in dieser Hinsicht gefährlich.
- Holzstaub-Luft-Gemische (Ja, die sind auch explosiv. Nicht nur brennbar, nein, sie verpuffen bzw. explodieren richtig.)
Im Gegensatz zur direkt sichtbaren scharfen Schneide unserer Werkzeuge sind diese möglichen Gefahrenquellen nicht sofort sichtbar. Mit geeigneten Maßnahmen sind sie aber genauso beherrschbar.
In diesem Sinne frohes Werken!
Gruß
Stefan
(Elektroingenieur, Sachverständiger für Informationstechnik und Nachrichtentechnik)
Hallo,
ich versuche die Anforderungen aus elektrotechnischer Sicht mal ganz gerafft darzustellen:
Grundanforderung: Berührungsschutz
Jedes (berührbare) leitfähige Teil soll an den allgemeinen Potentialausgleich (kurz "Erdung") angeschlossen werden. Damit ist sichergestellt, dass diese Teile keine gefährlichen Spannungen mehr führen können.
Für eine Absaugung bedeutet das: Kessel, Kanäle etc. aus Metall müssen untereinander leitfähig verbunden werden (notfalls über eine separate Drahtbrücke) und insgesamt mit dem Potentialausgleich (PA) verbunden werden. Das kann, ausreichende Installationsquerschnitte vorausgesetzt, über eine vom Schutzleiter (NIE vom Nulleiter!) abgezweigte Klemme erfolgen, ansonsten über eine separate Leitung mit min. 4mm² Querschnitt.
Bei nicht leitfähigen Bauteilen ist ein Potentialausgleich grundsätzlich nicht vorgeschrieben.
Zusätzlich möglich bzw. in bestimmten Umgebungen nötig: Schutz gegen elektrostatische Entladungen (Electrostatic Discharge - ESD)
Können auf nicht leitenden Öberflächen elektrostatische Aufladungen entstehen, deren Energie entweder dem Menschen gefährden oder aber, abhängig von der Umgebung, zur Gefahr von Folgeschäden führen kann (z.B. explosionsgefährdete Bereiche oder Verarbeitung elektostatisch empfindlicher Materialien), müssen diese Ladungen unschädlich abgeführt werden.
Beispiele wie das erreicht werden kann:
- Saugschläuche mit eingebetteter Drahtspirale oder Kupferlitze (die muss dann aber auch an den PA angeschlossen werden!)
- leitfähige Kunststoffe
- leitfähige Oberflächenbeschichtung
Bei Werkstattsaugern (niedrige Luftvolumina, keine Absaugung explosionsgefährdeter Substanzen) reichen in der Regel die Standardschläuche.
Bei fest installierten Absaugungen sollte man Blechkanäle bzw. -rohre verwenden (PA nicht vergessen) und die flexiblen Schläuche kurz halten. Optimal wären Schläuche mit Drahtwendel.
Zusammengefasst ist ein weitreichender Schutz im Regelfall mit vergleichsweise geringem Aufwand zu schaffen.
Noch ein paar Worte zum Gefährdungspotential durch ESD in der Holzwerkstatt:
Beim Betrieb starker Gebläseanlagen kann es zu derart starken elektrostatischen Aufladungen kommen, dass ihre Energie ausreicht, um leicht brennbare Substanzen zu zünden, speziell wenn diese als Gemisch mit Luft vorliegen.
Und die gibt es in der Holzwerkstatt regelmäßig. Zwei Beispiele:
- Verdünnungen und Lacke. Speziell Nitrozellulose-Lacke, die im Holzbereich gern verwendet werden, sind sehr leicht brennbar. Nitroverdünnung-Luft-Gemisch ist in einem nicht zu kleinen Konzentrationsbereich explosiv. Aber auch Terpentin (und -ersatz) oder Spiritus sind in dieser Hinsicht gefährlich.
- Holzstaub-Luft-Gemische (Ja, die sind auch explosiv. Nicht nur brennbar, nein, sie verpuffen bzw. explodieren richtig.)
Im Gegensatz zur direkt sichtbaren scharfen Schneide unserer Werkzeuge sind diese möglichen Gefahrenquellen nicht sofort sichtbar. Mit geeigneten Maßnahmen sind sie aber genauso beherrschbar.
In diesem Sinne frohes Werken!
Gruß
Stefan
(Elektroingenieur, Sachverständiger für Informationstechnik und Nachrichtentechnik)
Re: Antistatic Schlauch am Industriesauger
[In Antwort auf #3375]
Die Frage ob mit oder ohne Antistatikschlausch stellt sich bei Festo eigentlich nicht, denn alle Sauger werden nämlich in ihrer Grundausstattung bereits mit einem Antistatikschlauch geliefert.
Die Frage ob mit oder ohne Antistatikschlausch stellt sich bei Festo eigentlich nicht, denn alle Sauger werden nämlich in ihrer Grundausstattung bereits mit einem Antistatikschlauch geliefert.
-
- Beiträge: 418
- Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24
Re: Antistatic Schlauch am Industriesauger
Hallo Georg,
die Frage nach einem Antistatic-Schlauch stellt sich auch bei Festo sehr wohl. Erstens weil der mitgelieferte Schlauch nur 27 mm Durchmesser hat und damit eigentlich ungeeignet für eine Absaugung an der Kreissäge ist, zweitens weil fast alle Nicht-Festo-Maschinen andere Durchmesser an der Absaugeinrichtung als Festo verwenden und drittens weil an Kreissägen fast immer an zwei Stellen (am Sägeblatt und an der Schutzhaube) abgesaugt wird.
Dadurch ist man faktisch gezwungen zusätzliche Schläuche zu dem mitgelieferten Schlauch zu kaufen. Und die können eben antistatisch oder nicht antistatisch sein.
Den Hinweis vom Stefan bezüglich des Einsatzes von Nitroverdünnung hatte ich bisher noch gar nicht beachtet. Dieses Zeug werde ich wohl in Zukunft nur noch außerhalb der Werkstatt einsetzen.
Aber eine Frage hätte ich noch an das Forum: Wer von euch hat den wirklich in seiner Werkstatt ausschließlich antistatische Schläuche eingesetzt oder entsprechende Vorkehrungen getroffen wie sie Stefan in seinem Beitrag beschreibt?
Gruss Detlef
Re: Antistatic Schlauch am Industriesauger
hallo,
im Büro (vorgeschrieben, da der Gewerbeaufsicht unterliegend) ist die Absauganlage antistatisch ausgerüstet - allerdings nicht die Schläuche.
Privat habe ich in meiner Werkstatt einen ganz gewöhnlichen Industriestaubsauger ohne antistatische Ausrüstung.
Ich würde das Thema auch nicht so hoch hängen.
Wichtiger scheint mir der Hinweis wegen der Schlauchdurchmesser : 27 mm ist ja wirklich nur für Staub gedacht. Späne bleiben da wahrscheinlich stecken. Mein Werkstattsauger hat ca 5 cm Schläuche (innen) und die sind öfters verstopft.
Die Absauganlage im Büro hat ca 12 cm Schläuche und einen 1,5 kW-Motor, weil da auch die Kreissäge dran hängt, und selbst da musste ich schon einmal verkehrt rum durchpusten, um einen Stau zu beseitigen.
Überlegs nochmal, ist eine Menge Geld für einen Staubsauger!
gruss
reinhold
Re: Antistatic Schlauch am Industriesauger
Beim Nachkauf von Schläuchen ist das natürlich ein Argument. Ich bezog meinen vorhergehenden Beitrag auf die serienmäßige Ausstattung des Festo-Saugers. Probleme mit vestopften Schläuchen hatte ich bisher nur einmal, als beim Fräsen mit der Oberfräse ein größerer Holzspan abbrach und sich vor der Aufstecktülle quer stellte. Beim Sägen mit der Handkreissäge benutze ich immer den 27mm Schlauch und hatte damit keine Probleme. Was die Antistatik-Ausstattung angeht, kann ich nur sagen, ich wollte nicht mehr darauf verzichten. Bevor ich mir nämlich den Festo CT22 zulegte habe ich mit einem älteren Siemens Hausstaubsauger abgesaugt. Dabei ist es mir öfters passiert, auch bei vermeintlich unkritischen Materialien, Daß ich beim Berühren des Schlauches einen Schlag abbekam. In der Dämmerung waren übrigens schöne Funken zu sehen.
-
- Beiträge: 2638
- Registriert: Di 20. Aug 2013, 13:34
- Kontaktdaten:
Re: Antistatic Schlauch am Industriesauger
Hallo Reinhold,
> Privat habe ich in meiner Werkstatt einen ganz gewöhnlichen
> Industriestaubsauger ohne antistatische Ausrüstung. Ich würde
> das Thema auch nicht so hoch hängen.
Sehe ich genauso, ich habe auch noch nie von einem entsprechenden
Unfall in einer Hobbywerkstatt gehoert.
> Die Absauganlage im Büro hat ca 12 cm Schläuche und einen 1,5 kW-Motor,
> weil da auch die Kreissäge dran hängt, und selbst da ...
Die Absaugung muss ja super funktionieren, dass Du Deine Kreissaege
im Buero betreibst... :-)
Ich wuerde auf jeden Fall auch das Geld fuer etwas (meiner Meinung nach)
Sinnvolleres ausgeben.
--
Dirk
Re: Antistatic Schlauch am Industriesauger
hallo Dirk,
nein, die Kreissäge steht nicht in meinem Büro, sondern in einem Kellerraum, der zum Büro gehört. Ich bin Architekt/Stadtplaner und da werden eben auch Modelle gebaut.
gruss
reinhold
Re: elektrostatische Aufladung
[In Antwort auf #3409]
Hallo Stefan und alle Anderen, "elektrisch geladenen:"
Ich arbeite von je her mit einem ganz einfachen Industriesauger ( Naß-Trockensauger ) aus dem unteren Preisniveau. Gekauft wurde der Sauger von einigen Jahren in einen Baumarkt, bis vor wenigen Wochen arbeitete er tadellos und störungsfrei. Seit einigen Wochen nun bekam ich beim Absaugen von Maschinen usw.regelmäßig " eine gewischt" - und zwar nicht zu knapp. Das Gerät ist komplett aus Kunststoff - Alles, auch Schlauch und Gehäuse. Ein befreundeter Elektro-Ing. gab mir ebenfalls den Tipp mit der "Erdung" und riet mir auf jeden Falle zu einer gründlichen Reinigung des Schlauches, innen wie außen. Ersteres habe ich nicht gemacht, letzteres schon - und ?
Klein - Dieter staunte nicht schlecht, was alles beim Auswaschen des Schlauches zum Vorschein kam.....
Seitdem arbeitet der Sauger wieder einwandfrei - der regelmäßige Stromschlag zur Herz-Stimulanz bleibt aus.
Fazit: Werde in Zukunft den Saugerschlauch in die alle drei Monate wiederkehrende Grundreinigung von meiner kleinen Werkstatt einbeziehen.
Mit "statisch geladenen" Gruß
Dieter M.
Hallo Stefan und alle Anderen, "elektrisch geladenen:"
Ich arbeite von je her mit einem ganz einfachen Industriesauger ( Naß-Trockensauger ) aus dem unteren Preisniveau. Gekauft wurde der Sauger von einigen Jahren in einen Baumarkt, bis vor wenigen Wochen arbeitete er tadellos und störungsfrei. Seit einigen Wochen nun bekam ich beim Absaugen von Maschinen usw.regelmäßig " eine gewischt" - und zwar nicht zu knapp. Das Gerät ist komplett aus Kunststoff - Alles, auch Schlauch und Gehäuse. Ein befreundeter Elektro-Ing. gab mir ebenfalls den Tipp mit der "Erdung" und riet mir auf jeden Falle zu einer gründlichen Reinigung des Schlauches, innen wie außen. Ersteres habe ich nicht gemacht, letzteres schon - und ?
Klein - Dieter staunte nicht schlecht, was alles beim Auswaschen des Schlauches zum Vorschein kam.....
Seitdem arbeitet der Sauger wieder einwandfrei - der regelmäßige Stromschlag zur Herz-Stimulanz bleibt aus.
Fazit: Werde in Zukunft den Saugerschlauch in die alle drei Monate wiederkehrende Grundreinigung von meiner kleinen Werkstatt einbeziehen.
Mit "statisch geladenen" Gruß
Dieter M.
Re: Antistatic Schlauch am Industriesauger
[In Antwort auf #3418]
Hallo Holzwerker,
es wird hier des öfteren über den hohen Preis von den Staubsaugern gesprochen. Ich habe auch mehrere gekauft und möchte sie nicht missen. Schließlich ist eine gute Staubaubsaugung a) ein Stück Komfort in der Werkstatt b) aber auch ein Teil Gesundheit - insbesondere bei Harthölzern.
Bezüglich Verstopfung des Schlauches bei dem CT 22. Passiert so gut wie nie, höchstens dass sich mal ein Stück Holz v o r dem Schlauch festsetzt.
Gruß und gutes Saugen
Bernhard
Hallo Holzwerker,
es wird hier des öfteren über den hohen Preis von den Staubsaugern gesprochen. Ich habe auch mehrere gekauft und möchte sie nicht missen. Schließlich ist eine gute Staubaubsaugung a) ein Stück Komfort in der Werkstatt b) aber auch ein Teil Gesundheit - insbesondere bei Harthölzern.
Bezüglich Verstopfung des Schlauches bei dem CT 22. Passiert so gut wie nie, höchstens dass sich mal ein Stück Holz v o r dem Schlauch festsetzt.
Gruß und gutes Saugen
Bernhard