Drechseln von Rinde

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
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Dieter Macher

Drechseln von Rinde

Beitrag von Dieter Macher »


Wie vielleicht mittlerweilen bekannt ist, habe ich in meiner Nachbarschaft ja einen Drechsler ( genauer gesagt einen Wirbeldrechsler ) mit über 45 Jahren Berufserfahrung, welcher sozusagen mein Mentor ist. Bei einem gestrigen Besuch versetzte er mich wieder einmal ins Staunen: er zeigte mir eine 5,5 cm große Figur mit der Bitte zu sagen, um welches Holz es sich dabei handelt. Die kleine Figur war von leicht rötlich/brauner Farbe, sehr leicht und fühlte sich
" samtig " an. Ich dachte zunächst an Balsa ( ja, es gibt auch " rotes " Balsa )
doch schließlich belehrte er mich eines Besseren: Es war gedrehte Lärchenrinde.
Skeptisch wie ich bin, glaubte ich dies zunächst nicht und fragte Ihn, ob er das Drehen von Lärchenrinde " mal demonstrieren " würde.
Kurzum: Es geht - Rinde ( hier Lärche ) lässt sich mit größter Vorsicht drechseln. Die Frage nach dem Verwendungs - bzw. Anwendungsbereich von gedrechselter Baumrinde stellt sich hier nicht - er zählt einzig die Gewissheit das sich das Material drehen lässt.
Die Steigerung des ganzen wäre sicherlich der Versuch, ob sich Eis ( gefrorenes Wasser - kein Speiseeis ) drechselt lässt - immerhin wird es ja mit Kettensägen, Feilen usw. auch bearbeitet. Gäbe sicherlich eine riesige Sauerei, und das Werkstück wäre nur von kurzer Dauer........aber..............naja, mal sehen........

Dieter M.

Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Drechseln von Rinde

Beitrag von Martin Krenzer »


Hallo Dieter,
so ganz verstehe ich das nicht:
1. hat dein Mentor mehrere Rinden verleimt? Oder war das ein "normales" Stück Lärche-Ast mit Rinde, die er dann vorsichtig abgedreht hat?
2. Ich finde es auch interessant, mit verschiedenen Materialien beim Drechseln "rumzuprobieren". Insofern ist es sicherlich interessant, Eisblöcke - um bei deinem Beispiel zu bleiben - zu drechseln. Aber außer der Erkenntnis, dass das vielleicht funktioniert, bleibt spätestens zwanzig Minuten nach dem Ende der Arbeit nichts mehr von der Kreativität übrig. Was macht das also für einen Sinn?

Viele Grüße

Martin

Dieter Macher

Re: Drechseln von Rinde

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Martin,

Es war ein Stück reine Rinde, welche er zum Drechseln hergenommen hat - ohne Ast und ohne Splintholz - mehr nicht.
Das ein eventuell aus Eis gedrehtes Werkstück sich ziemlich schnell verflüssigen würde - ist ja klar. Und das außer der Erkenntnis - das es eben funktioniert oder nicht - nichts davon übrig bleibt ebenso.
Bei solchen " Spielereien " wir wir es nennen - ist der Hauptgewinn der reine Wissensgewinn - mehr nicht. Ich habe in der Vergangenheit schon verschiedene Materialien zum Drehen getestet - Multiplex - MDF - Steatit ( Speckstein )-Kork.
Mal funktioniert´s - mal nicht. Der Einsatzzweck ist zweitrangig.
MDF ( verleimter Rohling ) z.B. ist mit Sicherheit das ausdrucksloseste Material überhaupt, wenn es z.B. zu einer Schale gedreht worden ist - aber prädestiniert zum farbigen Lackieren oder für Airbrush-Lackieren. Darüber
hinaus läst´s sich sehr exakt schneiden und hat eine ausgezeichnete Massenverteilung auf der Drechselbank.
Ich bin der Meinung, etwas augenscheinlich unnützes zu Wissen ist besser, als es gar nicht zu wissen > Drehen von Rinde.

Gruss Dieter M.

Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Drechseln von Rinde

Beitrag von Martin Krenzer »


Guten Abend, Dieter,
danke für die Aufklärung.
Um vermeintlich "Unnützes zu wissen", muss man natürlich erst einmal ausprobieren, um überhaupt zu der Erkenntnis zu gelangen, dass es unnütz ist, da gebe ich dir gerne Recht. Deswegen probiere ich ja, wie gesagt, auch gerne aus; ich habe schon einige "unnütze" Holzstücke eingespannt und munter drauf los gedreht, auf Holzresten rumgehobelt, Obstbaumäste besägt u.s.w., nicht zuletzt, um überhaupt ein Gefühl fürs Werkzeug und das Material zu erhalten, vorher schon wohl wissend, dass das Werkstück hinterher im Ofen landet, allerdings nicht die Erkenntnisse, die ich dabei erlangt habe. Ich neige aber dazu, mit meiner Arbeit (auch in der Freizeit) am Ende ein Ergebnis heraus zu bekommen, welches ich ansehen und anfassen kann. Das wäre bei dem von dir sicherlich bewusst überzogenen Beispiel "Eis drechseln" nicht möglich, wohl aber bei Rinde und dem von dir gebauten MDF-Rohling (auf die Idee wäre ich nie gekommen! Ich hoffe auf Bilder hierzu).
Fazit: Der eine arbeitet, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen, der andere nach dem Motto "der Weg ist das Ziel". Wenn dann beide Ansichten zusammen fallen, ist das umso besser.
Ich denke, wir sind da nicht so weit auseinander und ich habe dich nicht auf dem falschen Fuß erwischt.

Stets einen scharfen Beitel wünscht
Martin Krenzer

Dieter Macher

Re: Drechseln von Rinde

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Martin,

richtig, weit voneinander entfernt sind wir sicher nicht. Auch ich halte nach getaner Arbeit ( zumindest in meiner Holz-Werkstatt - hauptberuflich geht´s nicht - bin Dienstleister im öffentlichen Dienst )gerne ein " Handfestes " Ergebnis in den Händen. Auch arbeite ich zielgerichtet darauf hin- nicht nur beim Drechseln. ( Also durchdacht und geplant ).
Nur manchmal schlägt eben der " Spieltrieb " bei mir durch und dann geht´s eben an´s " experimentieren " - nicht nur beim Material testen, sondern z.B.
( wie schon beschrieben ) bei der Herstellung von Holzbeizen auf Naturbasis.
Sicherlich kann man das Drehen von z.B. Rinde oder den Drehversuch von Eis auch als " Spinnerei und Zeitverschwendung " ansehen ( tust du ja nicht, aber ich habe im Bekanntenkreis genügend solcher " Ignoranten " ) - ich hingegen sehe es als zeitweise willkommende Abwechslung, um z.B. wieder " einen klaren Kopf " zu bekommen, wenn ich irgend einen Arbeitschritt oder ein Projekt überhaupt nicht
" gebacken " krieg. Zwischen meiner Wenigkeit und meinen Drechselmentor gibt es da sogar schon eine " Top-Ten-Liste der " Spinnereien " - wie wir es scherzhaft nennen. Eine gewisse Portion Humor sollte bei aller Präzision und allem Ernst der Sache nirgends fehlen. zur Zeit " läuft " z.B. ein " Wettbewerb" zwischen mir und Ihn, wer welches Holz auf einer Länge von 8 cm am " Dünnsten " ausdrehen kann - werde ihn wohl nie schlagen........er "arbeitet" schon unterhalb der 2 mm Grenze ( Durchmesser ). Hier schägt wieder seine Berufserfahrung von über 45 Jahren " zu Buche ".

Gruss Dieter M.



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