Holzfeuchte von Buche

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Stephan Weingessl

Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Stephan Weingessl »


Hallo!

Ich habe vor kurzem eine größere Menge Buchenholz gekauft. Jetzt stehen die ersten Projekte an, und ich möchte wissen, ob die Holzfeuchte für die Verarbeitung gut ist.

Da ich kein Feuchtigkeitsmeßgerät besitze, habe ich 3 Proben an der Stirnseite abgesägt, gewogen - 1 Stunde in den Backofen - wiedergewogen. Damit habe ich eine Holzfeuche von ca, 12,2% ermittelt.

Wer arbeitet noch mit dieser Methode? Sind die so ermittelten 12,2% realistisch? Kann ich das Holz so verarbeiten?

Kleine Randbemerkung: das Holz ist nur luftgetrocknet.

Für jede Erfahrung bin ich sehr dankbar.

Viele Grüße aus Alsbach, Stephan



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Dietrich »


Hallo Stephan,

genau so mache ich es auch, wenn ich mir nicht sicher bin, Buche kaufe ich allerdings kammergetrocknet beim Händler.

12% ist ein brauchbarer Wert, ich sehe keine Schwierigkeiten das Holz zu verarbeiten.

Gruß Dietrich



Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Stephan,

ich würde nach einer Stunde im Backofen (etwa 120°) wiegen und nach einer weiteren Stunde nochmal wiegen um sicherzugehen, dass das Holz darr ist. Außerdem muss man sich klar sein, dass in der Nähe der Stirnseite das Holz trockener ist als mittendrin. 10% Holzfeuchte sollten für Möbelzwecke nicht überschritten werden, bei Buche, die sehr fleißig arbeitet, wären 8% kein Fehler. Wenn das Holz nicht aus der Trockenkammer gekommen ist, sollte es doch noch nachgetrocknet werden, was um diese Jahreszeit ohne Trockenkammer praktisch nicht geht. Wir haben jetzt in Wohnräumen so 50-60% Luftfeuchte, im Winter zwischen 30 und 45%. Ohne Hilfsmittel ist es eine schlechte Zeit.

Gruß, Walter

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Dietrich »


Hallo Walter,

früher habe ich oft Möbelbauplatten von Osmo (Ostermann&Scheiwe) in Erle gekauft, die von sehr guter Qualität waren, die Platten waren eingeschweißt in Folie und hatten laut Aufdruck 10-12% Restfeuchte. Verzug konnte ich nie feststellen.
Deshalb ging ich davon aus, auch weil ich die selbstorganisierten Kirschbaumstämme ebenfalls bei 12% Restfeuchte verarbeitet habe, das der Wert den Stephan angibt in Ordnung sei!

Evtl hilft auch eine mehrwöchige Lagerung in der Werstatt?

Gruß Dietrich



Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #14550]
Hallo Stephan,

prinzipiell ist die Vorgehensweise richtig, aber Du schreibst nichts über die Größe Deiner gemessenen Holzstücke und die Ofentemperatur. Die Trocknungsdauer hängt von der Größe und Temperatur ab. Außerdem muss man bis zur Gewichtskonstanz trocknen. Eine Anleitung findet man hier: http://www.doser.de/messgeraete/german/index_d.htm (klicke links auf Holz, dann ungefähr in der Mitte auf Wärmeschrankverfahren DIN ...). Dort wird als Maximaltemperatur 104° C angegeben (warum auch immer). Die eingestellte Backofentemperatur kann stark von der tatsächlichen im Ofen abweichen. Deshalb messe ich sie mit einem Backofenthermometer.
Wenn ich im Sommer und Herbst Möbel baue, plane ich größeren Holzschwund ein als im Winter und Frühjahr. Hölzer, bei denen ein größerer Schwund von Nachteil wäre, trockne ich eigentlich immer nach. Z. B. habe ich kürzlich Bänke mit Gratleisten gebaut. Die relativ kurzen Gratleisten habe ich im Backofen auf ca. 8 % runter getrocknet. Es macht keinen Sinn, wenn man Gratleisten auf 10tel mm einpasst und sie verlieren dann durch Schwund einen weiteren halben mm. Längere Werkstücke trockne ich in der Sauna nach.
Mein Holz hat auch meistens so um 12 %. Das ist zwar nicht gut, denn 8 % wären besser, aber man kann damit leben, wenn man den zu erwartenden Schwund konstruktiv einplant.

Viele Grüße von
Edi

Heinz Roesch
Beiträge: 1268
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Heinz Roesch »

[In Antwort auf #14553]
Walter,

zeigst Du uns mal Bilder von Deiner
Trockenkammer?

Viele Grüße

Heinz

Uwe Behle
Beiträge: 266
Registriert: Fr 22. Sep 2017, 12:12
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Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Uwe Behle »

[In Antwort auf #14550]
Hallo Stephan,

Du hast ja schon einige Anregungen bekommen, ich geb jetzt auch mal meinen Senf dazu:
1) mehrere Holzstücke aus unterschiedlichen Bereichen verwenden
2) damit die schneller austrocknen, ruhig in kleinere Teile schneiden
3) In den Backofen bei > 100C aund ca. alle 15 Minuten wiegen, Kurve daraus erstellen, damit Du Dir sicher bist, daß es nicht noch weiter nach unten geht

Buche kann ganz schön übel sein. Ein Fenstersitz (schräges Dachfenster) ist mir schon im Winter gerissen, da die Restfeuchte zu hoch war als ich das Holz verarbeitet hatte.
Ich muß aber auch zugeben, daß sich das durch richtige Konstruktion hätte vermeiden lassen (war damals blutiger Anfänger).
Ironischerweise habe ich mit dem gleichen Holz später masive Füllungen für Schiebetüren hergestellt, die sich eigentlich hätten wölben müssen (Rahmen war nicht so üppig um die Kräfte aufzunehmen), aber die sind absolut stabil geblieben - und das obwohl ich wegen der Fladerung Seitenbretter dafür genommen hatte.

Ich würde Buche einige Monate in einem geheizten Raum lagern (und zwar in den Wintermonaten) wenn ich absolut stabile Verhältnisse bräuchte. Und im Gegenzug würde ich Dir von Buche für nicht geheizte Zimmer mit stark schwankenden Temperatur und Luftfeuchtigkeitsverhältnissen abraten.
Vor zwei Jahren habe ich meine Werkstatt umgebaut und dazu meinen Holzvorrat aus dem beheizten Raum in die Garage transportieren müssen. Es hat ca. 6 Monate dort gelegen, die Feuchte ist von 8% auf 15% angestiegen. Im Juli 2004 habe ich es dann zurück in die beheizte Werkstatt gebracht und regelmäßig die Holzfeuchte gemessen. Es ging recht schnell auf 12% hinunter, aber 9% waren erst im Februar 2005 erreicht (es handelt sich um 26mm und 35mm starke unbesäumte Bretter).

Falls Du diese Zeit nicht hast, mußt Du Dich wohl oder übel an die alten Schreinerregeln (die wohl noch aus Tagen ohne Zentralheizung herrühren) halten:

- stehende Jahresringe für formstabile Teile
- Holzbewegungen konstruktiv berücksichtigen.

Gruß,

Uwe Behle

p.s. habe jetzt erstmals spam auf die hier verwendete e-mail erhalten - die Welt ist schlecht!

Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Heinz,

viel gibt's da nicht zu sehen. Es ist von der Gartenhütte die Hälfte abgeteilt, wärme- und dampfisoliert und mit einem Bauentfeuchter bestückt. Das kondensierte Wasser wird über einen Schlauch ins Freie geführt. Eine Pressspanplatte mit einigen Ventilatoren sorgt für Umluft, der Entfeuchter hat zwei nachträglich eingebaute Ventilatoren, die die abgetrocknete und erwärmte Luft noch oben blasen, während die feuchte Luft unten angesaugt wird. EinThermostat sorgt dafür, dass der Entfeuchter bei etwa 35°C abgeschaltet wird, damit er keinen Schaden leidet.

Bild1 zeigt die geschlossene Kammer, die vordere Wand besteht aus herausnehmbaren Elementen, damit beschickt und entnommen werden kann.



Bild2 zeigt die offene Kammer mit wenig Holz, da ich gerade eine Fuhre entnommen habe. Die Platten verhindern, dass beim rumfuhrwerken mit dem Holz die Folie nicht beschädigt wird. Die Isolation unter dem Dach musste ich vor kurzem sanieren, da ein Marder es sich wohl öfter unter dem Dach bequem gemacht hatte. Er war auch mal in die Kammer gefallen und hatte dann einigen Stress, was der Kammer an verschiedenen Stellen anzusehen war. Er hat es ohne meine Hilfe geschafft wieder rauszukommen, schade, ich hätte ihm gerne ins Gewissen geredet, auch weil er den Motorraum meines Autos ebenfalls als Nachtlager benutzt hat.



Bild 3 zeigt ein Wandelement zum Einhängen; im Hintergrund die alte Steuerung.



Bild4 zeigt das Ventilatorbrett mit dem, was die Rumpelkammer halt so hergegeben hat.



Bild5 zeigt den Entfeuchter mit den Ventilatoren obendrauf und dem Thermostat links. Das furnierte Pressspandingens habe ich draufgeschraubt, damit die feuchte Luft von unten angesaugt wird.



Gruß, Walter

Heinz R. zuhause

Re: Holzfeuchte von Buche

Beitrag von Heinz R. zuhause »


Walter,

vielen Dank für deinen sehr ausführlichen
Bericht. Ich hatte hier sehr viel zu sehen!

Ich habe es so verstanden, dass Du einen
großen Teil deines Holzes selbst sägen läßt
und dann trocknest. Wie lange liegt das
Holz dann in der Kammer bis Du es verwendest?

Viele Grüße

Heinz

Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Ganz dumme provokante Frage...

Beitrag von Ulrich Lanz »


...ohne Zweifel ist deine Trockenkammer, Walter, eine geniale Eigenkonstruktion - so etwas hätte ich auch gerne, wenn nur der Platz dafür noch da wäre. Aber: Was haben die Schreiner gemacht, bevor es Trockenkammern gab? Auch damals wurden schon hervorragende Möbel gebaut, die wir ja heute noch bestaunen. Und nur mit Lufttrocknung dürfte das Holz kaum unter 10 - 12 % zu bekommen sein. Haben unsere Altvorderen das alles konstruktiv aufgefangen? Wenn ja, müssten wir uns ja bei Anwendung derselben bewährten Techniken auch wegen dem Unterschied zwischen 8 und 10 oder vielleicht auch 12 % Feuchte doch nicht so viel Gedanken machen. Und was ist, wenn ich mein Holz frisch aus der Klimakammer beim Holzlieferanten hole. Dann komme ich ja doch nicht gleich zum Verarbeiten und das Holz lagert erst einmal wieder einige Zeit in meiner Kellerwerkstatt. Und wird wieder feuchter... Und selbst wenn ich so schnell bin: Unsere Möbel werden ja bei der Feierabendwerkelei auch nicht so schnell fertig und nehmen damit natürlich auch Feuchtigkeit an. Wie tragisch ist das wirklich? Ich habe jedenfalls noch nie erlebt, dass ein in meinem Keller gebautes Möbelstück, dann im Winter in der trockenen, geheizten Wohnung mir Sorgen bereitet hätte. Höchstens merke ich mal, dass eine zu passgenau eingesetzt Türe mal leicht klemmt. Und ich habe viel aus Buche gebaut, die hier ja schon als stark arbeitend erwähnt wurde.

Deshalb: Wie ernst sind diese Anforderungen wirklich zu nehmen? Klar, über 12 % ist im Innenbereich sicher nicht gut. Aber müssen es wirlich 8 % sein? Dann müsste ich im Sommerhalbjahr ja auf jedes Holzwerken verzichten, denn solche Werte bekomme ich in meiner Kellerwerkstatt nie hin.

Viele Grüße

Uli

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