400 V Hobelmaschine mit 230V betreiben ?

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
mirek
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Re: 400 V Hobelmaschine mit 230V betreiben ?

Beitrag von mirek »

[In Antwort auf #12094]
Hallo
Gerd
Im muss leider noch etwas fragen.
Und zwar ich stehe vor dem Endscheidung mehrere maschinen gleichzeitig zu kaufen.
Und zwar Hobelmaschine, Formatkreissäge Bandsäge und Drechselmaschine.
Bis jetzt habe ich meine Endscheidungen, mit Rücksicht auf meinem Ziemlich Begrenzten Buge getroffen. Aber je Länger ich auf dem Board Zeit verbringe ist mir immer mehr Bewusster das meine Endscheidung muss umkrempelt werden. Das heißt ich werde lieber auf eine Maschine verzichten müssen und doch die Starkstrom Version wählen. Da mich aber kein Starkstrom in meiner Garage habe muss ich auf die Variante mit dem Frequenzwandler auf Grund deiner Empfehlung ausweichen. Nun zu meiner Frage. Die Dimensionierung des Frequenzwandlers Richtet sich auf die Aufnahme oder die Strom Abgabe.
Und erspart mir der Frequenzwandler den Kondensator Einbau in die Maschine oder muss noch zusätzlich eingebaut werden?

Ich danke dir für deine Hilfe

Mirek


Stefan Wagner
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Re: 400 V Hobelmaschine mit 230V betreiben ?

Beitrag von Stefan Wagner »


Hallo Mirek,

ich bin mir nicht sicher, ob jetzt nicht einige Fakten durcheinander laufen.
Ich versuche mich mal im Entwirren:

1. Ein Drehstrommotor (an Drehstrom) hat, prinzipbedingt, bei gleicher Leistungsaufnahme eine bessere Drehmomentkurve. Das bedeutet praktisch, dass die Maschine leichter durch Lastspitzen (Äste beim Hobeln, Klemmer bei der Säge) "hindurchkommt".

2. Die Drehstrom-Ausführungen sind wegen der höheren verfügbaren Leistung am Drehstromanschluß in der Regel leistungsstärker. (Beispiel EB PKF255 WS: 2,5kW, DS: 3,4kW)
Bei 16A Absicherung hat man bei 220V max. 3,6kW, bei Drehstrom max. 6,4kW.

3. Ein Drehstrommotor bringt seine volle Leistung nur dann, wenn er mit drei Phasen (Drehstrom) gespeist wird. Der Betrieb am einphasigen Lichtnetz (230V) in der sog. Steinmetz-Schaltung (mit Kondensator) führt zu Verlusten bei Leistung _und_Drehmoment_ und ist technisch immer ein Notbehelf.

4. Ein Frequenzumrichter kann bei kleineren Leistungen einen dreiphasigen Drehstromanschluß ersetzen. (Umrichter mit Anschluss an 230V gibt es bis etwa 2,2kW Leistung, Preise im Bereich um 400-500 Euro.) Den Hilfskondensator der Steinmetzschaltung braucht man beim Betrieb über einen Umrichter nicht, der Motor bekommt ja drei Phasen.
Für bestimmte Maschinen bietet der Umrichter noch den Vorteil der Drehzahlsteuerung, da man die Frequenz der erzeugten dreiphasigen Spannung in gewissem Rahmen ändern kann.

Zusammenfassung:

Drehstromanschluss ist vorhanden oder installierbar: Drehstrom-Ausführung nehmen.

Man braucht die Drehzahlsteuerung: Drehstrommotor mit Umrichter. (Bei Drehstromanschluß ist nur der Preis der Begrenzer, bei Lichtstromanschluß gehen max. etwa 2,2kW.)

Man hat schon eine Maschine mit Drehstrommotor, es gibt definitiv keinen Drehstrom-Anschluß, Umrichter geht nicht: Hilfsbetrieb in Steinmetzschaltung (Kondensator). Die Wechselstrom-Ausführung ist hier überlegen!

Alles klar?

Gruß

Stefan

Stefan Wagner
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Re: 400 V Hobelmaschine mit 230V betreiben ?

Beitrag von Stefan Wagner »


Da fehlte der letzte Teil:

Die Anforderungen in deinem Fall:

- Kein Drehstromanschluß vorhanden.
- Maschinenleistung (Kreissäge, Hobel) ist > 2kW

Damit scheidet Umrichterbetrieb aus. Es bliebe der Notbetrieb des Dreiphasen-Motors in Steinmetz-Schaltung, bei der er aber deutlich weniger Leistung und Drehmoment erbringen würde, als sein Wechselstrom-Bruder.

In diesem Fall ist der Drehstrommotor also die schlechtere Variante.

Gruß

Stefan


mirek
Beiträge: 55
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Re: 400 V Hobelmaschine mit 230V betreiben ?

Beitrag von mirek »


Hallo Stefan

Danke für deine Super Aufklärung.

Schöne Grüße
Mirek


Bernhard Kühnen

Re: 400 V Hobelmaschine mit 230V betreiben ?

Beitrag von Bernhard Kühnen »


Stefan,

führe doch bitte noch aus, welche Voraussetzungen nötig sind, um Drehstrom zu erhalten. Meines Erachtens ist dies auch immer eine Überlegung wert.

Ich nehme an, es kostet nicht die Welt, vom Stromverteilerkasten eine 400 V Leitung zu legen...

Gruß
Bernhard

Stefan Wagner
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Wie kriege ich Drehstrom in die Werkstatt?

Beitrag von Stefan Wagner »


Vorbemerkung: Das Folgende ist eine Kurzdarstellung und enthält nicht alle für eine korrekte Installation notwendigen Schritte. Wer Elektrofachkraft ist, kennt sie. Ansonsten muss unbedingt ein Elektrofachmann hinzu geholt werden.

Was ist notwendig, um in der Werkstatt Drehstrom zu haben?

1. Dreiphasige Einspeisung vom EVU.
Wie kann ich das prüfen: Am einfachsten auf den Zähler sehen. Wenn draufsteht "Drehstromzähler", oder man ein Symbol wie einen Mercedesstern ohne Ring sieht, sind zumindest der Anschluß und der Zähler dreiphasig ausgelegt. Weiteres Kennzeichen: Es gibt mindestens 3 Vorsicherungen. (Das sind in der Regel die einzigen Schmelzsicherungen in der Zählertafel.)

2. Verlegen einer fünfadrigen Leitung (Querschnitt je nach dem, was dran soll) von der Verteilung/Zählertafel in die Werkstatt. In der Regel der unangenehmste Teil, vor allen wenn man durch Decken muß. Das ist der arbeitsaufwendigste Teil, aber auch der, den man (in Absprache mit dem Elektriker!) auch selbst tun könnte.

3. Installation einer CEE-Dose bzw. bei mehreren Dosen einer kleinen Unterverteilung. Auch hier gilt: Kästen an die Wand schrauben kann man nach Absprache ggf. selbst machen.

4. Setzen eines dreipoligen LS-Schalters und ggf. eines zusätzlichen vierpoligen FI in der Zählertafel und Auflegen der Leitung. Prüfen und Abnehmen.
Das _muss_ eine Elektrofachkraft machen, das ist wirklich nichts für Ungelernte.

Was kann ich machen:

Vorher:
Vor dem Gespräch mit dem Elektriker und ggf. dem Vermieter: Punkt 1 nachsehen, Leistungsaufnahme der Geräte nachschlagen.

Bei den Arbeiten: Ggf. Durchbrüche schaffen, Kabelschellen und Schutzrohre anbringen, Kabel verlegen. Werkstatt für den Elektriker soweit frei räumen :-)

Zur Dimensionierung der Leitung, der LS-Schalter etc. gebe ich absichtlich keine Werte, denn die hängen von den Gegebenheiten des Einzelfalls ab.

Ich hoffe, das ist soweit gut verständlich.

Gruß

Stefan


Stefan Wagner
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Drehmoment Dreh- und Wechselstrommotoren

Beitrag von Stefan Wagner »

[In Antwort auf #12096]
Wenn wir das Anlaufmoment des Wechselstrommotors als 100% setzen, hat ein Drehstrommotor (korrekt: Drehstrom-Asynchron-Motor) gleicher Nennleistung an Drehstrom ein Anlaufmoment von etwa 200%, also gut das Doppelte.

Der gleiche Drehstrommotor in Steinmetz-Schaltung (Hilfsbetrieb bei nur einphasiger Speisung) bringt aber nur 20% bis maximal 100% des Anlaufmoments des Wechselstrommotors, bei wesentlich höherem Aufwand. (Für 2kW Motorleistung und ausreichendes Drehmoment bräuchte man einen Kondensator von ca. 200µF/400V. Der müßte als Kondensatorbatterie aus 4x 50µF/400V in Parallelschaltung gebaut werden. Allein die Kondensatoren lägen bei ca. 100 Euro).

Gruß

Stefan


Heinz Kremers
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Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: 400 V Hobelmaschine mit 230V betreiben ?

Beitrag von Heinz Kremers »

[In Antwort auf #12130]
Hallo Gert und auch hallo an unseren Hausherren !

Nochmals vielen Dank für Deine Informationen. Der "elemot"link wollte zwar erst nicht so recht, hab mich aber durchgewurschtelt. Für gut 70 Euro eine nicht nachlaufende Kreissäge, da gibt es eigentlich keine Überlegung.

Nun aber ein neuer Gedanke:
Wenn ich die bisher von mir gelesenen Beiträge richtig einschätze, arbeiten eine Reihe von Forumsteilnehmern mit alten Profimaschinen, von denen sicher eine Reihe noch keine Motorbremse, geschweige denn Drehzahlregelung über micromaster o.ä haben.

Eine Motorbremse ist aber bei Kreissäge, Hobel und Tischfräse sicher ein wichtiges Sicherheitsteil. Ich wäre ohne Deinen Beitrag z.B. nicht so schnell darauf gekommen, daß eine Motorbremse so einfach nachzurüsten ist.

Daher die Anregung:
Soll man diese Thema evtl mit den entsprechenden Links nicht einmal im "Wikiwoodworking" bearbeiten?!! Unter dem obigen Betreff wird das nach wenigen Wochen sicher keiner mehr suchen.

Ich weiß, da verteile ich Arbeit, aber vielleicht kannst Du Deine Beiträge und Links unter obigem Thema nur mal zusammenstellen; schon das würde sicher manche schmerzhafte Wunde vermeiden helfen.

Schon jetzt vielen Dank an Dich oder einen anderen Stromfachmann, der sich mit diesem Thema zu unserer aller Wohl im Wikiwoodworking beschäftigen wird.

Gruß
Heinz



Christian Otto
Beiträge: 236
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Wie kriege ich Drehstrom in die Werkstatt?

Beitrag von Christian Otto »

[In Antwort auf #12379]
Hallo zusammen!

Ich hatte das gleiche Problem wie Mirek, nur das ich gar keinen Strom in meiner Werkstatt hatte, und mir lange Zeit mit einer Kabeltrommel ausgeholfen habe, ätzend!!!

Dann habe ich etwas 50m Erdkabel gelegt, eine Unterverteilung und Lampen/Schalter/CEE- und Wechselstromsteckdosen gesetzt und anklemmen lassen. Alles in Allem kein billiges Vergnügen, ist natürlich bei Vorhandensein von Lichtstrom wesentlich weniger Aufwand. Bezüglich den Preisen kannst Du nochmal nachfragen, wenn Du Vergleichswerte haben willst.

Christian


Bernhard Kühnen

Re: Wie kriege ich Drehstrom in die Werkstatt?

Beitrag von Bernhard Kühnen »

[In Antwort auf #12379]
Astrein Stefan,

ich glaube, wenn Punkt 1 vorhanden ist, sollte es keine Frage sein, die übrigen Punkte größtenteils selbst hinzubekommen.

Man spart sich dann weitere Arbeit - Ich weiß wovon ich rede, da ich mich damals für 230 V Geräte entschieden habe. Würde ich heute nicht mehr machen.

Gruß
Bernhard

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