Roteiche und Akazie *MIT BILD*

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Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Schale aus Robinie *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Achim

Ich hab heute mal ein Reststück Akazie geräuchert, es ist wie du sagt, es wird ziemlich dunkel, ich ha ja den Vorgang nach etwa 7 bis 8 Stunden unterbrochen, selbst nach wenigen Minuten konnte man den Beginn der Verfärbung erkennen, ich werde mit Sicherheit das an einem Teil ausprobieren.
Die Schale hab ich auch heute fertig bearbeitet, der Trocknungsprozess dürfte nun schon weit fortgeschritten sein, ein kleiner Riss hatte ich wohl auf der Unterseite übersehen, ich sagte ja, dass es von außen her Risse gab, dachte aber ich hätte den Rissbereich entfernt.

Zu den Bildern:



Die Schale von oben, von dieser Seite gibt es keine Risse, die Maserung gefällt, überhaupt das Holz lässt sich gut bearbeiten, auch der Feinschliff, allerdings bei der Form wie hier, wo die Abstände durch den Formverlauf weit auseinandergezogen werden, hat man das Problem, dass die weichen Anteile etwas ausgewaschen werden, so dass man beim darüberfahren mit der Hand die Wellenform spürt, das gibt es auch bei anderen Hölzern, bei Nussbaum ist es etwas besser.
Ich versuch dieses Problem damit zu verkleinern, in dem ich etwa einen Schleifklotz mit angenäherter Form benutze, oder in diesem Falle Abranet mehrmals zusammen legen, um so mit mehr Steifigkeit auch verhindere das die weichen Anteile ausgewaschen werden.
Neben der Schale liegt das Restholz, das ich geräuchert habe, der Unterschied ist schon arg.



Die Schale von unten, ich hab beim Wegfräsen der Zentrierputzen unten noch etwas Material weggefräst, um so die Rissgefahr zu verkleinern, (hätte ich gleich machen können) hatte ich gedacht, wegen der Restfeuchte ließe sich das Holz gut bearbeiten, so kann ich nun sagen, es lässt sich auch gut fräsen wenn es wesentlich trockener ist.



Das Reststück, das ich geräuchert habe, diese Seite hab ich nachträglich gehobelt, deutlich sieht man an den beiden Enden, dass wie du sagst, der Dunkelungsprozess doch sehr tief geht, die gehobelte Fläche hab ich teilweise geölt, um zu sehen, ob Öl das Holz anfeuert, leider geschieht das fast gar nicht, rechts gibt es einen Bereich der ohne Öl ist, den Unterschied kann man kaum erkennen.



Dann wollte ich noch Späne zeigen, kann mich nicht erinnern solch gelbe Späne gesehen zu haben, diese Späne hab ich quer zur Faser weg gehobelt, daher die Krautform, sie sehen richtig dekorativ aus.

Gruß Franz

Achim Wiedemann

Re: Schale aus Robinie

Beitrag von Achim Wiedemann »


Hallo Franz,
Das unbehandelte Robinienholz ist eher fad,es färbt sich mit der Zeit in ein nicht sehr dekoratives Gelb, wenn es aber geräuchert ist entfaltet sich erst die Wirkung richtig, es lässt such wunderbar ölen und auch polieren. Ich habe Griffe für Metallhobel, Möbelgriffe, Schalen und Sonstiges daraus gefertigt und war immer wieder begeistert. Wozu Robiene allerdings sehr stark neigt ist Drehwüchsigkeit und Spannung, aber es ist auch hart , ich habe schon einige Axt- und Beilstiele daraus gefertigt und die halten schon 30 Jahre.
Gruß Achim


Franz Kessler
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Re: Schale aus Robinie *MIT BILD*

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Achim

Ich teile deine Beurteilung der Robinie in fast allen Belangen, mit dem Ergebnis des Räucherns muss ich mich aber noch anfreunden, der Farbton ist für mich noch gewöhnungsbedürftig, was mir sehr gut gefällt, die mechanische Belastbarkeit kommt fast an Nussbaum heran, bei Nussbaum gibt es das bekannte Problem, dass die Splintanteile sehr groß sind, aber auch sehr ausdrucksarm, aber doch sich sehr gut bearbeiten lassen.
Bei meiner letzten Schale in Nussbaum (Splintholz) hab ich versucht dieses Dilemma zu umgehen, in dem ich das Teil gebeizt habe^, bekam aber es damit zu tun, dass so eine Schale naturgemäß durch ihre Form einen stetigen Wechsel von Stirn- zu Querholz hatt, so bin ich erschrocken, wie "scheckig" das Teil sich unmittelbar nach dem Beizen zeigte, die Stirnholzanteile verhalten sich wie ein Schwamm, die Querholzanteile sind da eher abweisend, es sah fürchterlich aus.

Ich bin da noch der Leihe bei solchen Dingen, ich hab die Schale noch gut hingekriegt, kann aber noch nicht einmal sagen wie genau.



Ich werde nun auch mal Reststücke aus Robinie mal beizen, der Versuch kostet nicht, mal sehen was dabei herauskommt.

Aber Achim, schön dass du mir deine Erfahrungen mitgeteilt hast.

Gruß Franz

Georg aus'm Westen
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Re: Schale aus Robinie *MIT BILD*

Beitrag von Georg aus'm Westen »


Natürlich kann man mit Beize oder dem Räuchern schnell zu Ergebnissen kommen, aber meines Erachtens lohnt es sich, gerade bei Robinie, einfach zu warten ;)
Ich habe hier seit Jahren einen Stammabschnitt als Hocker rumstehen. Anfangs war das Stirnholz leicht gelb.grünlich, die Jahresringe minimal dunkler ins bräunliche. Mittlerweile ist das gelbliche verschwunden, das Holz ist satt braun geworden, das hat überhaupt nichts mehr mit der ursprünglichen Farbe zu tun. Die Oberfläche ist nicht behandelt.

Franz Kessler
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Re: Schale aus Robinie

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Vinzens

Dein Hocker gefällt, sehr sogar, eine schöne Farbe, was auch auffällt, die Rissbildung finde ich ähnlich bei Nussbaum,
wobei ich bei Nussbaum vermute, die innere Festigkeit ist groß, das Holz lässt weniger Risse zu.
Gut möglich, das Robinie ähnlich ist.
Alles in allem, ich denke Robinie ist eine Bereicherung im Holzsortiment,
nun stehen noch Erfahrungen mit der Roteiche aus, bin gespannt welche Erfahrungen ich da mache.

Hab eigentlich daran gedacht, die Robinie-Schale meinem Holzspender zukommen zu lassen,
kann ja es auch ihm es überlassen, wie er sie behandelt wünscht.

Gruß Franz

reinhold
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Re: Schale aus Robinie *MIT BILD*

Beitrag von reinhold »


hallo Franz,
ich habe mal eine Auswahl aus meinen Robinienschalen herausgesucht. Die Unterschiede sind schon bemerkenswert.

Das Holz stammt vom gleichen Grundstück, aber von verschiedenen Bäumen.
Die hellen Stücke wurden zuletzt gedrechselt, etwa vor drei Monaten. Deren Holz wurde im frühen Winter geschnitten, war noch nass und hat sich seither nicht wesentlich verändert, der Unterschied zwischen Kernholz und Splint ist erkennbar, aber nicht dramatisch.
Die langgezogene Schale in der Bildmitte zeigt deutliche Risse. Ich habe die Bearbeitung abgebrochen, weil das ca. 3-4 mm starke Holz zu flattern anfing und nicht mehr zu beherrschen war. Gut erkennbar an den Riefen.
Ich gehe davon aus, dass die hellen Stücke nachdunkeln werden, aber das kann Jahre dauern.

Das Holz der dunklen Stücke ist schon mehrere Jahre alt und bereits während der Lagerung nachgedunkelt. Der Farbunterschied zwischen Kern und Splint kommt schön heraus. Interessanterweise haben einige Stücke die Rinde behalten, andere haben sie abgeworfen. Die Naturrandschale ganz rechts zeigt eine abgeworfene Rinde und auch die Saftholzschicht dicht unter der Rinde hat sich unschön verfärbt. Ursache unbekannt.
Die dunkle Schale hinten links zeigt deutliche Ausrisse, das Holz ist einfach zu langfaserig und neigt zu Ausrissen.

Alle Schalen wurden nicht geschliffen und nicht gebeizt oder geräuchert. Sie sind nicht geölt worden. Die drei dunklen Schalen hinten sind mit ihren Drechselspänen poliert worden.

viele Grüße
reinhold



Franz Kessler
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Re: Schale aus Robinie

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Reinhold

Deine Teile gefallen mir, schöne Arbeit, auch die dunklen Farben gefallen mir,
das kommt schon in Etwa dem Hocker von Georg Vinzens nahe,
wenn ich dich richtige verstehe, du sprichst von drechseln, da möchte ich aber doch nachfragen,
wie hast du denn die längliche Schale gedrechselt?

Allerdings, Jahre warten auf schöne honigfarbene Teile, ich hätte wohl früher anfangen müssen.

Eigentlich wollte ich noch Beizversuche machen, war heute anders beschäftigt.
werde aber in den nächsten Tagen noch Versuche vornehmen.

alles Gute

Franz

reinhold
Beiträge: 1793
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Re: Schale aus Robinie

Beitrag von reinhold »


hallo Franz,

wenn ich dich richtige verstehe, du sprichst von drechseln, da möchte ich aber doch nachfragen,
wie hast du denn die längliche Schale gedrechselt?


Fast bin ich versucht zu sagen, das ist einfach.

Das Ausgangsmaterial war ein Robinienast ca 35 cm lang und mit 10 cm Durchmesser. Der wurde QUER zwischen den Spitzen eingespannt und die Rückseite abgedreht. Bis hierher lief es gut. Dann wurde er zur Bearbeitung der Vorderseite umgedreht und auf einem Backenfutter gespannt. Nun musst du dir das so vorstellen, dass du einen Propeller mit 1200 U/min auf der Drehbank hast. Und mit jedem Span, den du abdrehst wird der Propeller dünner, Ziel ist es, eine Stärke von ca.4 mm oder weniger zu erreichen. Bei trockenen und relativ steifen Hölzern, z.b. Ahorn, ist das kein grosses Problem. Ich habe 39 Jahre Drechseln auf dem Buckel und kann eine Situation, bei der der Stahl nur 20% oder weniger der Zeit im Eingriff ist, beherrschen. Aber dieses nasse Stück Robinie federte! Bei der einen Umdrehung habe ich 3-4 mm auf einmal abgenommen, bei der nächsten hat es sich nach hinten durchgebogen und der Stahl hat das Holz nur gestreift. Zudem traten an der Hirnseite Risse auf. Ich habe daher irgendwann aufgehört, bevor mir das Holz um die Ohren geflogen ist. Dieses Erlebnis hatte ich schon zu oft und ich möchte es möglichst vermeiden.

Du kannst an den Flügeln halbrunde Riefen erkennen, wo das Holz geflattert hat.

Wie sagte schon Frank Pain : "Drechseln ist ein Fertigungsverfahren mit hohem Risiko". Aber auch: "Je näher am Desaster, desto besser das Ergebnis"
Vielleicht versuche ich es nochmals, wenn das Stück richtig staubtrocken ist, also in 1-2 Jahren.

schönen Sonntag
reinhold



Franz Kessler
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Re: Schale aus Robinie

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Reinhold

Ich kann mir deine Schilderung recht gut vorstellen, staune aber immer wieder,
wenn ich tolle Drechselteile sehe, die trotz dieser schwierigen Bedingungen entstehen,
es sind aber diese von dir geschilderte Gründe und auch selbstgemachte Erfahrungen,
die mich vor Jahren den Versuch hab machen lassen, es mit dem Fräsen zu versuchen,
die Schale aus Robinie ist auch so ein Fall, ich denke du als Drechsler wirst sie wohl zuerst in rund drechseln,
um sie dann quadratisch zu schneiden, denn sonst kann ich es mir auch schwierig vorstellen ,
bei unterbrochenem Span ohne Ausrisse auszukommen, auch die Kontrolle über ein gleichmäßige
Wanddicke finde ich beim Fräsen einfach, hab ich doch das Geschehen direkt vor Augen und kann zu und abgeben nach Bedarf.

Als ich dann das kopieren probierte, da erschlossen sich ja ganz neue Möglichkeiten,
selbst die könnte ich mir mit dem Drechselprinzip vorstellen, allerdings kommt dann bei mir eine neue Hürde hinzu,
als Dreher ist mein Stahl fest eingespannt und auch bei unterbrochenem Span steht er fest und ruckelt nicht nach,
ich hab schon oft den Verdacht gehabt, das ich als Dreher zu sehr an den Support-Bedingungen festhänge
und erst gar nicht die Geduld aufbringe es unbedingt versuchen zu wollen.

Ich würde mich freuen, wenn du mal bei Gelegenheit entsprechende Bilder einstellen würdest,
allerdings eins steht wohl auch fest, ein passabler Drechlser werde ich nicht mehr.

schönen Sonntag

Franz

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