Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »

[In Antwort auf #1128]
Hallo Bettina - haber zum Thema Lichtscheingefäße einen interessanten Bericht im Net gefunden: http://www.wood-line.de/G/G000204.htm.
Der Autor beschreibt darin ziemlich genau seine Technik des Naßholzdrehens - allerdings - wenn ich den Bericht richtig verstanden habe - dreht bzw.trennt Er den Schalenboden zum Schluss heraus und setzt nach der Trocknung einen neuen Boden aus passenden Stirnholz wieder ein. Nun, mit dieser Verfahrenstechnik kann ich mich nicht so richtig anfreunden.

Gruss

Dieter M.

Bettina Brinkmeier

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Bettina Brinkmeier »


Hallo Dieter,

zum trocknen - das klingt wirklich ziemlich gewagt. Ein Freund von mir hat versucht frisches Zwetschenholz auf ähnliche Weise zu trocknen. Das ist in alle möglichen Richtungen gerissen und nicht mehr zu gebrauchen.
Zum Thema Schalenboden - das ist glaube ich auch nicht meins und ist das nicht auch ziemlich kompliziert und umständlich? Meine erste Schale ist mir hervorragend gelungen, ich war ganz stolz. Leider habe ich sie nach dem drechseln 1 Stunde in der Küche stehen lassen und es tauchten die ersten Risse an der Schalenseite auf. Rettungsversuche sind gescheitert. Um mal zu gucken was sich denn so tut habe ich sie dann wieder ins Warme geholt. Durch die Seiten gehen jetzt zwei Risse aber der Boden, der auch etwas dicker ist, ist noch ganz.

Schaun´mer mal was noch kommt...

Bettina

Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Bettina,

Ich habe seit Anbeginn meiner " Drechsler-Karriere" vor ziemlich genau einem Jahr ca. 45 Schalen gedreht - viele davon haben aus den verschiedensten Gründen Risse bekommen oder bereits vor dem Drehen Risse gehabt! Gerade sind es oft die rissigen Rohlinge, welche - wenn man den/die Risse in die Gestaltung der Schale mit einbezieht - ihren besonderen Reiz haben. In diversen Büchern sind auch verschiedene Methoden aufgezeigt, wie man z.B. erst beim Drehen entstandene Risse wunderbar " kaschieren " - besser gesagt in das fertige Objekt einbeziehen kann. Das beste Beispiel hierfür dürfte wohl der sogenannte
" geschnürte Riss " sein. ( ich kenne da noch den sog. " gepflasterten Riss" sowie den " beschnittenen Riss " ) Hierbei werden links und rechts eines Risses z.B. in einer tieferen Schale paralell im gleichen Abstand Löcher gebohrt ( wie bei einem Schnürschuh ) und anschließend z.B. ein dünnes, rundes Ledersenkel kreuzweise eingezogen - eben wie bei einem zugeschnürten Schuh. Ich habe diese Methode einen tifen Riss der sich bis zur Schalenmitte durchzog erstmals bei einer kleinen Schale aus Hainbuche ( war noch feucht )angewendet - es sieht wirklich toll und elegant aus - das helle Holz der Hb als Kontrast dazu das schwarze Ledersenkel. Auf diese Weise entsteht ein äußerst reizvolles Gestaltungs-Detail - jeder Außenstehende, der die Schale sieht fragt sich auf welche Weise man doch den Riss so exakt zwischen die Lochreihen plazieren konnte ( kleiner Scherz - ist mir aber wirklich schon passiert ). Beim
" gepflasterten Riss" werden kleine Buntmetallstreifen - vorzugsweise Kupferblech - ähnlich wie ein Heftpflaster - quer zu dem Riss aufgebracht und mit kleinsten Schrauben fixiert
( Halbrundschrauben mit Kreuzschlitzkopf sehen am besten aus - finde ich ).
Der "beschnittene Riss" ist die eleganteste Art und Weise einen Riss zu kaschieren - sieht am besten bei hohen Schalen mit einem breiten Rand aus. Bei dieser Methode wird der Riss als Mittellinie z.B. für einen blatt - oder auch herzförmigen Einschnitt verwendet und anschließend mit einem sehr scharfen Messer vorsichtig " beschnitten".( ich verwende hierfür gerne medinzinische Skalpelle ).
Ich habe diese Tipps aus dem Buch " Naßholzschalen drechseln " ( Autor ist mir gerade entfallen - sorry ).
Feinste Risse zu kaschieren ist allerdings bedeutend schwieriger. Ich würde aber an deiner Stelle nicht verzweifeln und deinem Erstlingswerk mit Stolz einen Ehrenplatz auf Dauer verleihen. Dies bietet später auch die Möglichkeit deine eigenen Fortschritte hinsichtlich des Drechselns genau zu beobachten und zu vergleichen. Wenn dich die Risse wirklich zu sehr stören - ich wende dann bei meinen Kanidaten folgende Verfahrenstechnik an: Nach dem Drehen hebe ich mir immer! eine odwer zwei Dosen voll mit den Spänen/besser noch dem Schleifstaub auf - sauber etikettiert und eingelagert. Im Falle dder Fälle habe ich so die Möglichkeit entstandene Risse mit dem sortengleichen Schleifstaub und Sekundenkleber dauerhaft und vor allem farbgleich zu verschliessen. Danach noch einmal schleifen/ feinschleifen polieren/ölen/wachsen oder lackieren - je nach dem was erwünscht ist.Nur der Fachmann/ Holzkenner erkennt an den maserungslosen Stellen eventuell noch, das hier mit Kittmasse gearbeitet worden ist. Zuletzt habe ich diese Methode an einer dunklen Palisander-Schale angewendet, die alten Risse fallen nicht mehr auf.( jetz bitte keine Vorwürfe wegen Tropenholz - meinen ausländischen - tropischen Lagerbestand habe ich von einer nicht mehr existierenden Musikinstrumentenfabrik - die Hölzer sind über Dreißig Jahre alt bzw. Rest - und Abfallstücke, außerdem wohne ich in der fränkischen Hochburg für Musikinstrumentenbau - da fällt massenweise Rest-Tropenholz - an, was normalerweise in der Verbrennung landen würde).

Wie gesagt,

lass´Dir von den Rissen nicht die Freude an deiner ersten Schale nehmen - Holz ist und bleibt ein Naturprodukt welches genau das macht, was viele Menschen kaum auf die Reihe bringen: Es arbeitet auch noch dann, wenn es nicht mehr
"lebt".

Schönen Gruss und weiterhin gutes Gelingen

Dieter M.



Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »

[In Antwort auf #1146]
Ich möchte meinen letzten Beitrag zum Thema Lichtscheingefäße noch ergänzen
( um ein eventuell bestehendes Mißverständniss auszuräumen ).
selbstverständlich scheint das Licht nur dann durch die Wandung des Gefäßes, wenn man dieses vor einer Glühlampe / Leuchte o. ähnliches hält. Tageslicht allein z.B. im Büro kann nicht durchscheinen - ein HalbKw-ler ( 500 Watt Scheinwefer ) hingegen mit Leichtigkeit.
Das es wirklich möglich ist, Holzgefäße so dün auszudrehen - davon konnte ich mich vor gut 15 Monaten bei einem Besuch bei der Fa. Hacker - Holzbearbeitungsmaschinen in Rosenheim ( u. a. Hager - Drechselbänke )selbst überzeugen. Wer schon einmal das Vergnügen bzw. die Ehre hatte, die Büroräume des Geschäftsinhabers , Herrn Hacker zu betreten und zu besichtigen, wird sehen was mit dem entsprechenden Know-how und der entsprechenden Erfahrung beim Handdrechseln möglich ist. So hat er in einer seiner zahlreichen Vitrinen z.B. eine wirklich hauchdünn ausgedrehte, große Apfelschale - rissfrei & schön verzogen durch den Trocknungsprozeß. Ein fantastisch schönes Stück - ein echtes Kunstwerk.Dies ist aber nicht das einzige Lichtscheingefäß aus seiner Sammlung - ich sah noch vieles mehr. ( Kelche - Becher - Vasen usw.)

Ich sehe solche Arbeiten als einer meiner größten - wenn nicht die größte Herausforderung hinischtlich des Frei - Hand - Drechselns und werde alles daran setzen dieses Ziel ebenfall zu meiner Zufriedenheit zu erreichen.
Unabhängig davon wieviel Schalen mir noch um die Ohren fliegen.

Schönen Gruss

Dieter M.

Berthold Cremer
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Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #1146]
Hallo Dieter!
Mein Beitrag zu den Schalen mit Lichtdurchlass war natürlich ironisch gemeint. Ich weiss schon, wie das eigentlich zu verstehen war.
Ich habe auch schon Schalen gedrechselt, bei denen das Licht wirklich durch die Wandung scheint.
Gruß
Berthold


Andreas Dach

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Andreas Dach »

[In Antwort auf #1147]
Hallo liebe Drechsler,
ich habe als Zuschauer 2000 an dem phenomenalen Drechselsymposium im Erzgebirge teilgenommen. Dort habe ich unter anderem Mick O`Donnell zuschauen dürfen. Die Tricks die er angewandt hat und die ich mir merken konnte bezüglich Nassholz drechseln, ist, das er sehr frisches Holz verwendet hat, sehr gleichmäßige Schalenwandung auch den Boden, ein helles Licht während des Drechselvorganges in die Schale hereinleuchten lassen, dies zeigt einem dann die Gleichmäßigkeit der Wandung, während er gedrechselt hat hat er von Zeit zu Zeit mit einer Sprßühflasche die Schale eingesprüht mit Wasser um sie weiterhin feucht zu halten und hat auch Nass das Holz dann geschliffen zudem das Schleiffpapier immer wieder in Wasser getaucht. Wenn das Werk fertig war hat er es mit Fuß abgstochen und den kleinen Rest mit einem Messer nachgearbeitet
Viel Glück

Dieter Macher

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Dieter Macher »


Hallo Berthold,

Ich habe deinen Beitrag schon so verstanden, wie du Ihn gemeint hast. Die von Andreas Dach geschilderte Arbeitstechnik ist wahrscheinlich den meisten von uns bekannt ( trotzdem Danke für die Schilderung, Andreas )- nur oftmals kommt man auf die einfachsten Problemlösungen nicht: Hätte ich den Mirabellenbecher
" mit dünnwandigen Boden " abgestochen, wäre er vielleicht nicht bzw. nicht so stark gerissen. Aber ne, ich mußte ja den Boden fast 25 mm stark lassen.
Werde ab 2.02. neue Versuche starten - diesmal mit " abgestochenen Boden " - damit fällt auch der Rezeß für das Spreizbackenfutter weg.

Gruss Dieter M.

Bettina Brinkmeier

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Bettina Brinkmeier »

[In Antwort auf #1151]
Hallo Dieter,

danke für deine Tipps, hört sich interessant an - Holz nähen, wie bitte? - aber du hast schon recht. Natürlich werde ich die Schale aufbewahren, obwohl mein Mann mich verständnislos ansieht. Zum Thema drechseln: ich beschäftige mich gerade viel mehr damit, die Werkzeuge anständig zu schärfen. Aber da heißt es wohl üben, üben, üben...
Tropenholz habe ich selber noch alte Bestände, klein aber fein für besondere Anlässe. Irgendwann mal in Berlin auf´m Flohmarkt für 100 DM gekauft. Ich glaube, man kann einfach auch nicht an solchen Sachen vorbeigehen. Extra irgendwas bestellen würde ich auch nie machen. Aber das sind doch irgendwie Schnäppchen, oder?

Bettina


Peter Sternischer
Beiträge: 167
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Lichtscheingefäße aus Naßholz drechseln

Beitrag von Peter Sternischer »

[In Antwort auf #1151]
Hallo Dieter,
das Buch heißt " Dosen- und Naßholzschalen drechseln" von Kai Köthe Ravensburger Verlag vom gleichen Verlag "Schalen Drechseln" auch von Kai Köthe das letztere zu DM-Zeiten 19,80 jeweils ein wenig mehr als sechzig Seiten dick ich finde sie aber sehr interessant.Gestern bei der Arbeit (das Forum bzw. die Beiträge beschäftigen mich also auch außerhalb,wahrscheinlich geht es anderen genauso, schön das es dieses gibt)habe ich noch über Deinen Beitrag nachgedacht und mir fiel ein Holzhändler ein der mir den Tip gab, den Herzbereich bei frischem Holz nach Drechseln mit Sekundenkleber zu bestreichen ,was natürlich einen späteren Arbeitsgang nach sich zieht, habe es selber noch nicht probiert, aber wenns hilft.


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