Bandsäge Paul Trommer 1935 *MIT BILD*
Bandsäge Paul Trommer 1935 *MIT BILD*
Hallo!
Nachdem ich vor längerem schon mal Fragen zur Restaurierung meiner Paul Trommer Bandsäge hier gepostet hatte, möchte ich diese jetzt mal offiziell vorstellen.
Vor zwei Jahren (Mai 2017) hab ich aus einer benachbarten Wagnerei, welche leider abgerissen wurde, eine Paul Trommer Bandsäge bekommen. Hier ein Bild an ihrem ursprünglichen Standort:
Die Maschine wurde vom Vorbesitzer 1935 neu gekauft und lief bis in die 1990er Jahre in besagter Wagnerei. Sie war in keinem schlechten Zustand für das Alter, aber einiges mußte natürlich noch daran gemacht werden, bis sie wieder problemlos verwendbar war. Vor allem waren die Bandagen zu erneuern, wir mussten herausfinden wie diese ursprünglich geformt waren (Details hierzu gibts in diesem Thread: http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/116970/sbj/trommer-bandsaege-1935-flache-bandagen-geloest/), dann war ein Lager verkehrt herum eingebaut, was dazu geführt hat, daß die untere Welle nicht fest saß, ein Motorträger mußte gebaut werden, die seitlichen Führungsplättchen der Sägebandführung mußten erneuert werden und sonst gabs die üblichen Arbeiten wie Rost entfernen, Reinigen, Schmieren, Einstellen, Zubehör bauen, etc.
Hier ein paar Bilder vom Transport:
Ein wenig habe ich auch zur Geschichte der Maschine recherchiert und dabei folgendes herausgefunden:
Die Maschine stammt aus der "Paul Trommer Maschinenfabrik" in Markranstädt b. Leipzig. Paul Trommer soll die Werkshallen in Markranstädt 1927 von der Automobilfabrik MAF (Markranstädter Automobil Fabrik.
Nähere Infos zu MAF gibts u. A. hier:
https://www.leipzig-classic.eu/2013/Historie_MAF_WEB.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Markranst%C3%A4dter_Automobilfabrik
https://fahrzeugmuseum-chemnitz.de/?event=maf-automobile-aus-markranstaedt
http://www.zwenke37.de/seiten/maf.htm)
übernommen haben. In den 1930er-Jahren soll der Absatz der Firma stark zurückgegangen sein, wie in dem Buch "Markranstädt - Die Stadt am See" von Hanna Kämmer und Günther Kluge nachzulesen ist. Die Fabrik soll der gleichen Quelle nach bis zu ihrer Demontage 1946 dort bestanden haben. Produziert wurden diverse Holzbearbeitungsmaschinen.
Die Hallen stehen, soweit ich weiß, heute noch in der Ziegelstraße in Markranstädt. Momentan ist, glaube ich, der Markranstädter Oldtimerverein in den Hallen zuhause.
Zur Restaurierung:
Restaurierungen werden von uns immer dokumentiert (Fotos, Beschreibungen, Videos, etc.). Wir restaurieren immer so, daß so viel Originalsubstanz wie möglich erhalten bleibt. Gerade auch was den Lack angeht, denn mit heutigen Lacken sind nie die gleichen Oberflächen zu erreichen wie damals. Außerdem ist die Haltbarkeit vieler Lacke von heute nicht vergleichbar mit der damaligen. Die Maschine sollte aber auch wieder voll einsetzbar werden, also muß man manchmal Kompromisse machen. So mußten wir z.B. die Bandagen erneuern, denn die alten waren schon stark abgenutzt (Teile der Originalbandagen heben wir gesondert auf, falls sich mal jemand für die Originalmaterialien interessieren sollte. Gleiches gilt für andere Teile die erneuert werden.). Der Lack war noch ausgesprochen gut in Schuß. Lediglich an den Füßen war ein wenig abgesplittert. Diese Stellen haben wir mit Ballistol Usta eingerieben (Wachshaltiges Rostschutzöl, auch zur Konservierung von Maschinen). Das Metall sieht an den stellen danach relativ schwarz aus.
Technische Daten der Maschine:
Raddurchmesser: 700 mm
Motor: Siemens-Schuckert, 1420 U/min, 4kW
Antrieb über Leder-Flachriemen mit Leerlaufscheibe
Obere Bandsägeführung: Vollmer Biberach
Untere Bandsägeführung: Holzklötzchenführung
Ein paar Ansichten der Maschine nachdem die wichtigsten Restaurierungsarbreiten erledigt waren:
Soviel erst mal - Fortsetzung folgt - falls Interesse besteht...
Grüße,
Michl
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935
Servus Michl,
Interesse an so schön bebilderten Fortsetzungen besteht doch immer!
Erstmal sieht die Maschine ja nicht schlecht aus - wurde so "neumodisches" Zeug wie Absaugung und Verkleidung nachgerüstet?
Viele Grüße
Max
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935
Hallo Michl,
gerne eine Fortsetzung! Was für ein Schmuckstück!
Und die Traktoren auf den Bildern auch, besonders der MAN! So einer ist im Nachbardorf auch noch regelmäßig unterwegs.
Noch eine Frage zu den Metallplättchen in der Führung: Ich habe an meiner Bandsäge unbekannter Herkunft auch so eine Führung gehabt. Leider waren die Metallplättchen durch jahrelanges Brennholzsägen komplett verschlissen. Zur Zeit ist eine günstige Führung aus Ungarn montiert, die super funktioniert, aber irgendwie falsch aussieht.
Kannst Du zum Ersatz der Plättchen näheres sagen, oder das vielleicht sogar für mich übernehmen? Ich würde gerne die originale Führung wieder einsetzen, zumal der rest der Maschine original scheint.
Herzliche Grüße!
Nikolaus
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935 *MIT BILD*
[In Antwort auf #90286]
Ich mach mal weiter indem ich Eure Fragen beantworte:
Zur Verkleidung:
Nachdem die Originale Verkleidung im Bereich über der oberen Führung etwas dürftig war (nur ein Brettchen rechts und eins vorne und auch kein Schutz unterhalb der Führung), hab ich beschlossen, mir eine Verkleidung zu bauen die an allen vier Seiten des Sägebandes vorhanden ist und bis unter die Führung geht. Ob das wirklich nötig ist oder übertrieben, weiß ich nicht. Aber ich hab noch nie erlebt, was passiert wenn mal ein Band reißt und ob das schnalzt oder vielleicht in richtung der Hände fliegt... Da hab ich lieber mal eine neue Verkleidung gebaut. Sicher is sicher. Wichtig war mir jedoch, daß die neue, der alten möglichst ähnlich sieht und das Bild der Säge nicht groß verändert wird. Auch hab ich an der Säge selbst keine Veränderungen vorgenommen, die man nicht rückgängig machen kann. Die Originale Verkleidung hebe ich gesondert auf.
Die Scharniere von der Alten Verkleidung habe ich wieder verwendet, ohne daran etwas zu verändern.
Der erste Schritt war, ein Modell aus Karton zu bauen. Das ließ sich mit Magneten schnell und einfach befestigen und so konnte ich ausprobieren ob alle Maße passen, wie gedacht und ob sich die Verkleidung verschieben läßt ohne irgendwo anzustoßen.
Nach einigen Korrekturen konnte ich das Kartonmodell wie ein Schnittmuster bequem auf Holzbrettchen übertragen und die neue Verkleidung bauen...
Ich mach mal weiter indem ich Eure Fragen beantworte:
Zur Verkleidung:
Nachdem die Originale Verkleidung im Bereich über der oberen Führung etwas dürftig war (nur ein Brettchen rechts und eins vorne und auch kein Schutz unterhalb der Führung), hab ich beschlossen, mir eine Verkleidung zu bauen die an allen vier Seiten des Sägebandes vorhanden ist und bis unter die Führung geht. Ob das wirklich nötig ist oder übertrieben, weiß ich nicht. Aber ich hab noch nie erlebt, was passiert wenn mal ein Band reißt und ob das schnalzt oder vielleicht in richtung der Hände fliegt... Da hab ich lieber mal eine neue Verkleidung gebaut. Sicher is sicher. Wichtig war mir jedoch, daß die neue, der alten möglichst ähnlich sieht und das Bild der Säge nicht groß verändert wird. Auch hab ich an der Säge selbst keine Veränderungen vorgenommen, die man nicht rückgängig machen kann. Die Originale Verkleidung hebe ich gesondert auf.
Die Scharniere von der Alten Verkleidung habe ich wieder verwendet, ohne daran etwas zu verändern.
Der erste Schritt war, ein Modell aus Karton zu bauen. Das ließ sich mit Magneten schnell und einfach befestigen und so konnte ich ausprobieren ob alle Maße passen, wie gedacht und ob sich die Verkleidung verschieben läßt ohne irgendwo anzustoßen.
Nach einigen Korrekturen konnte ich das Kartonmodell wie ein Schnittmuster bequem auf Holzbrettchen übertragen und die neue Verkleidung bauen...
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935 *MIT BILD*
... welche jetzt soweit fertig ist, daß sie benutzt werden kann. Nur eine dunklere Farbe braucht sie noch - passend zu der alten Verkleidung auf der anderen Seite der Säge.
Vor dem Sägeblatt habe ich einen dicken Eichenklotz montiert. Falls das Sägeband mal nach vorne laufen sollte und Finger in der Nähe sind, hält der Eichenklotz das Sägeband hoffentlich noch ein wenig länger auf als wenn da nur ein Fichtenbrettchen wäre. In den Eichenklotz habe ich einen Sichtschlitz geschnitten, wie ich ihn in einem Schweizer Suva-PDF gesehen habe: https://re.srb-group.com/web1/images/pdf/infomaterialien/suva-d/67057-d.pdf . So kann man während dem Sägen das Sägeblatt sehen auch wenn die Führung bis wenige mm über´s Werkstück abgesenkt ist, so daß kein Finger mehr zwischen Werkstück und Schutzverkleidung durch passt.
Die Schöne Sägeblattführung ist mit der Verkleidung zwar nicht mehr sichtbar, aber ich denke so ist´s doch ein wenig sicherer.
Ich bin noch auf der Suche nach einem Rezept für eine dunkelbraune oder rötlich braune Holzbeize. Möglichst ohne giftige Inhaltsstoffe und zum selbst Herstellen. Falls da jemand etwas weiß würde ich mich über Tips freuen.
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935 *MIT BILD*
Eine Absaugung ist im Bau. Viel Staub macht die Maschine eigentlich nicht, aber die Späne fallen zwischen Sägeband und Rolle und drücken sich in den Kork und da eh schon eine Absaugung im Raum steht, schließ ich die auch an.
Ich bin wieder genauso vorgegangen wie bei der Schutzverkleidung. Hab erst mal ein schnelles Modell aus Karton gebaut, daran rumprobiert und das ganze dann auf Holzbrettchen übertragen. Der Absaugstutzen sollte an der Maschine möglichst unauffällig sein und deren schöne Form möglichst nicht stören. Da die Absaugung noch nicht fertig ist, kann ich Euch hiervon bisher nur die Bilder vom Kartonmodell zeigen:
Dann noch zur Frage von Nikolaus:
Die Blättchen für die Führungen haben wir durch neue Stahlplättchen ersetzt. Unsere alten waren auch stark abgenutzt und nicht mehr zu richten. Ursprünglich waren diese wohl an die Führung genietet. Sah bei uns zumindest so aus, auch wenn drei der Nieten schon durch Schrauben ersetzt waren, was aber nicht wirklich hielt.
Hier ein paar Bilder mit den alten Plättchen:
Hier die Befestigung der Plättchen - einmal mit Niete und einmal mit Schraube:
Wir haben einen kaltgezogenen Vierkantstab aus C45K-Stahl gekauft. Den gabs schon in den passenden Maßen, so daß wir ihn nur noch ablängen mußten. Eigentlich wollten wir C45, den gabs aber gerade nirgends. Das ist ein härtbarer Kohlenstoffstahl. Nachdem wir die neuen Plättchen in der richtigen Länge abgeschnitten und die Löcher passend gebohrt hatten, haben wir den Stahl selbst gehärtet, indem wir ihn eine Zeit lang geglüht und anschließend in Wasser abgeschreckt haben. Wie gesagt - bohren sollte man vorher! Anschließend haben wir die neuen Plättchen an der Führung festgenietet. Da wir nirgends passende Nieten (Vollnieten mit Senkkopf) kriegen konnten, haben wir uns aus einem dicken Nagel einfach schnell selbst welche gedreht. Das Eisen des Nagels ist schön weich und läßt sich sehr gut vernieten. Man muß nur aufpassen, daß dabei die Gußteile der Führung nicht brechen, denn Gußeisen bricht sehr leicht durch Schläge oder Spannungen.
Hier ein paar Bilder von der Führung mit den neuen Plättchen:
Der Abstand zwischen den oberen beiden Plättchen ist etwas größer als der der unteren beiden Plättchen. Das macht aber nichts, denn entscheidend für eine saubere Führung sind eigentlich nur die unteren beiden Plättchen.
Viel Erfolg bei der Reparatur Deiner Führung und berichte mal!
Grüße,
Michl
-
- Beiträge: 2786
- Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935
Hallo Michl,
bezüglich oberem Bandschutz hast Du m.E. zu viel Aufwand betrieben. Aber besser zu viel als zu wenig.
Zur Absaugung schau mal hier:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/106959/sbj/absaugung-alte-bandsaege/#m_106959
Wichtig ist, daß der Luftstrom vor allem die Radseite des Bandes freibläst/saugt. Bei mir wird die Luft durch die Öffnung Richtung Band angesaugt. Das funktioniert einwandfrei. Man muß die Öffnung an die Saugleistung anpassen! Auch die Absaugung unter der Maschine her war einfach zu realisieren.
Bei Bedarf sende ich Dir gerne Detailbilder.
Gruß
Heinz
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935
Danke. Ich melde mich, wenn ich wieder dran arbeite.
Grüße,
Michl
Re: Bandsäge Paul Trommer 1935
[In Antwort auf #90286]
Hallo Michl,
erst einmal "Gratulation" zu dieser gut restaurierten Bandsäge.
Ich finde dies deshalb so beeindruckend, weil diese Bandsäge aus der Fabrik meines Großvaters stammt.
Ich versuche gerade mit der Stadt Markranstädt in der alten Fabrik (wir wurden 1948 enteignet!) eine Sammlung der alten Maschinen
in Museumsform aufzubauen.
Ich hätte Dir gern einen Auszug des Verkaufs-Flyers, inkl. einer Darstellung diesere Bandsäge, gesendet, kann aber leider keine Bilder in den Text integrieren.
MfG
Hallo Michl,
erst einmal "Gratulation" zu dieser gut restaurierten Bandsäge.
Ich finde dies deshalb so beeindruckend, weil diese Bandsäge aus der Fabrik meines Großvaters stammt.
Ich versuche gerade mit der Stadt Markranstädt in der alten Fabrik (wir wurden 1948 enteignet!) eine Sammlung der alten Maschinen
in Museumsform aufzubauen.
Ich hätte Dir gern einen Auszug des Verkaufs-Flyers, inkl. einer Darstellung diesere Bandsäge, gesendet, kann aber leider keine Bilder in den Text integrieren.
MfG
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Re: Bandsäge Paul Trommer 1935
Hallo Michael,
Bilder kannst Du nur einbinden, wenn Du ein Profil angelegt hast - siehe Forumsregeln.
Ein Weg wäre natürlich die Bilder an Michl direkt zu mailen (und der zeigt sie uns dann hoffentlich :-) )
Gruß
Heinz