Unfälle/Arbeitssicherheit

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Georg Becher
Beiträge: 34
Registriert: Do 5. Mär 2020, 11:06

Unfälle/Arbeitssicherheit

Beitrag von Georg Becher »


Liebe Forumteilnehmer,

Arbeit mit den Holzbearbeitungsmaschinen ist gefährlich und unfallträchtig.
Dem Satz von Dietrich, es wäre unschön, hier in Forum von schweren Unfällen zu lesen, ist beizupflichten. Auf der anderen Seite lernen wir, die in der Regel keine Tischlerlehre absolviert haben, aus eigener Erfahrung und aus dem Erfahrungsschatz anderer. Was mir vorschwebt, ist nicht eine Unfallstatistik wie bei BG, sondern Berichte über Vor-/Unfälle bei der Arbeit und Bedienung von Holzbearbeitungsmaschinen. Wie in allen anderen Bereichen wäre ein solcher Austausch sehr hilfreich (wenn nicht gar lebenswichtig), künftig sicherer und risikoärmer zu arbeiten. Eure Beiträge könnten wie folgt strukturiert sein:

1) Was passierte,
2) Bei welchem Arbeitsvorgang,
3) An welcher Maschine (Maschinen-Typ, -Marke),
4) Warum passierte es (Konzentrationsmangel, keine Schutzvorrichtung,

Schneiden des Werkzeugs stumpf, falsche Drehzahl etc.),
5) Wie hätte der Unfall verhindert werden können,
6) vorbeugende Maßnahmen.

Nach Abklingen der Meldungen in Forum wäre ich bereit, eine Art von Zusammenfassung/Auswertung zu schreiben.

Da ich aber selber wenig Erfahrung habe und nicht alle Maschinen kenne, kämen am Ende der Aktion alle Teilnehmer des Forums nochmal zu Wort, um abschließende Kommentare zur Vorbeugung von Unfällen und Vorfällen abzugeben. Mit Vorfällen meine ich Vorkommnisse, die außer Schreck keine Spuren hinterlassen...).

Was haltet Ihr davon?

Viele Grüße

Georg



Wolfgang N.
Beiträge: 80
Registriert: Mi 7. Okt 2020, 23:03

Re: Unfälle/Arbeitssicherheit

Beitrag von Wolfgang N. »


Hallo Georg,

gute Idee! Ich werde in den nächsten Tagen mal einige Ereignisse der letzten Monate zusammenfassen.

Auch wenn ich der mit den PVC-Rohren in der Spanabsaugung bin, so gehe ich nach intensiver Recherche (HolzBG, Metabo, Physiker) nicht davon aus, diesbezüglich etwas beitragen zu können/ müssen.

Gruß,

Wolfgang N.


Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Unfälle/Arbeitssicherheit

Beitrag von Heinz Kremers »


Hallo Wolfgang,

auch wenn ich es nur aus der Futtermittelbranche kenne, so kann ich Dir nur raten, tu etwas gegen Staubexplosionen. Ich habe auch nicht daran geglaubt, daß ein bißchen Mehlstaub dicke Betonwände sprengen kann, aber es ist leider so. In der Hoffnung, auch weiter von Dir zu lesen

Heinz

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Unfälle/Arbeitssicherheit

Beitrag von Dietrich »


Hallo Georg,

eine interessante Geschichte, an der ich mich mit 2 Vorfällen beteiligen kann:-)

1. knapp 30 Jahre ist es her, mein Vater hatte eine kleine Aluguss TKS Maschine von "Hanning".
Da schnitt ich mit meinen 14 Jahren ein paar Leisten, und schaltete die Maschine ab, etwa 20 sek. später, ich ahnte nicht das, das Blatt immer noch lautlos lief, wollte ich mit dem Zeigefinger ein Stückchen Holz vom Maschinentisch "schnicken", dabei kam ich mit dem Ringfinger an die Zahnung des rotierenden Sägeblattes. Welches mir den Finger bis zum Ende des Nagels spaltete:-(
Dies war mein erster Kreissägenkontakt im Leben, und blieb es 20 Jahre.
Nach der Anschaffung einer eigenen TKS, im Jahr ´96 ging ich mit besonderem Respekt an die Maschine, obwohl meine 1688 nach 6 sek steht, wenn ich sie abschalte. Diesen Respekt habe ich bis heute bewahrt, und hoffe das es so bleibt.

2. Konterprofilfräsen auf der Tischfräse, mit Schiebetisch und Beilagenholz!
Bis an den Tag, ich glaube es war im Winter 2000/2001, dachte ich, wenn das Werkstück mit dem Exzenterklemmer befestigt ist, außerdem man mit 2 Händen das Paket aus Werkstück und Beilage an den Queranschlag des Schiebetisches presst, würde das ausreichen. Nein es reicht nicht!!!
Meine Beilage, sie dient als Splitterholz, um das eigentliche Werkstück davor zu schützen, wurde, als es den Bereich des 1. Fräsanschlages verlies von dem Fräser derart erfasst und in den Fräskorb gezogen, das die Maschine stehen blieb, mit einem gewaltigen Satz, und furchteregenden Geräuschen. Die kurze 35mm Vollstahlwelle die der Linearverstellung des Fräsanschlages dient, war verzogen, den Fräsanschlag aus Strangpressprofil konnte ich entsorgen, der gesamte Fräskorb wurde bei E-B überprüft/gerichtet, ich weiß es nicht genau, denn es kostete nichts, die Fräse war noch kein Jahr alt.
Außer dem Schreck, hatte ich keine körperlichen Nachteile von dem Vorfall, muß wohl viel Glück gehabt haben:-)

Gruß Dietrich

PS: Beilagen beim Kopfholzfräsen werden entweder mit einer Schraubzwinge gesichert, oder im Falle des 1690er Zapfentisches festgeschraubt, die Aufnahmen hierfür sind vorhanden.


Georg Becher
Beiträge: 34
Registriert: Do 5. Mär 2020, 11:06

Re: Unfälle/Arbeitssicherheit

Beitrag von Georg Becher »


Hallo Dietrich,

vielen Dank für Deinen Beitrag. So habe ich es mir vorgestellt! Ich muß jetzt arbeiten (am PC) und kann es erst später kommentieren. Respekt vor den schnell rotierenden Werkzeugschneiden ist (so glaube ich jedenfalls) die erste Voraussetzung für das sichere Arbeiten, dann kommen alle vorbeugenden Einrichtungen und Maßnahmen.

Gruß

Georg

Markus Lindner
Beiträge: 193
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Analyse - Maßnahmen

Beitrag von Markus Lindner »


1.) Ein gutes (leider aber auch sehr schmerzhaftes) Beispiel für die Wichtigkeit einer selbsttätigen Motorbremse, die zum Glück seit den 80er-Jahren Vorschrift ist, insbesondere bei schweren Maschinen kann das Werkzeug noch minutenlang völlig geräuschlos nachlaufen.

2.) Problem: die durchgehende Werkzeuglücke im Anschlag beim Fräsen. Insbesondere kurze Werkstücke (Kopfholz) können nicht mehr sicher am Anschlag geführt werden. Das Werkstück kann in den Anschlag eingezogen werden, bzw. es kommt dadurch zum Gleichlauffräsen mit gefährlichen Rückschlägen.
Als Abhilfe wird z.B. für Schlitzarbeiten ein Integralanschlag (Fa. Aigner) empfohlen, (leider sehr teuer), bei Arbeiten mit weiterhin bestehender durchgehender Werkzeuglücke (z.B. Konterprofile) hilft er leider nur bedingt.
Hierfür hab ich mir für knapp 100,00 € den sogenannten Kontermax von Aigner besorgt, bei dem das Werkstück sicher eingespannt werden kann (zusammen mit einem eingeschraubten Beilageholz). Eine weit genug nach vorne überstehende Führung ermöglicht ein sicheres Führen des Werkstückes am Anschlag.

Heinz Roesch
Beiträge: 1268
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Kontaktdaten:

Re: Analyse - Maßnahmen

Beitrag von Heinz Roesch »


Markus,

wo hast Du das Aigner-Zubehör gekauft?

Ich finde im Web so gut wie keine Info,
und Aigner scheint doch in diesem Bereich
der Top-Hersteller zu sein.

Viele Grüsse

Heinz

Andreas Roessler (A)
Beiträge: 38
Registriert: Sa 21. Dez 2013, 21:05

Re: Analyse - Maßnahmen

Beitrag von Andreas Roessler (A) »


Konterprofilfräsen ohne wirkliche Führung im Bereich des Fräsers ist praktisch unmöglich, diese Erfahrung habe ich auch gemacht und deshalb benutze ich auch den Kontermax von Aigner. Ich muss sagen ich bin sehr zufrieden damit, wenngleich er noch verbeserungsfähiger wäre, denn das Anschrauben eines Beilagholzes ist eine Kunst für sich. Unverständlich, dass sich die Schrauben direkt unter dem Griff verbergen und so nicht zugänglich für einen Schraubenzieher bzw. Bit sind.
Manchesmal verwende ich aber auch, da der Integralanschlag für meine Verhältnisse viel zu teuer ist, einfach eine durchgehende Multiplexplatte, welche im Bereich des Fräsers einen Öffnung für den Fräskopf besitzt, ansonsten unter dem Fräser noch durchgehend ist und somit eine Führungsschiene für das Holz darstellt. Diese Lösung ist sehr sicher und komfortabel, leider aber nicht für alle Fräsarbeiten einsetzbar.
Andy

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Unfälle/Arbeitssicherheit

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #11383]
hallo,
gute Idee. Man kann nicht nur aus eigenen, sondern auch aus Fehler anderer Leute lernen.

Zum Thema Werkzeugschleifen mit trocken laufenden Doppelschleifern :

Vor dem Schleifen kehrte ich immer die Umgebung des Arbeitstisches frei von Spänen und Holzstaub. Dann erst wurde geschliffen.

Einmal musste ich sehr stark schleifen, um die Schneide eines Drechselwerkzeugs umzuformen. Nach dem Schleifen ging ich weg und kam nach ein paar Minuten zurück, um ein vergessenes Werkzeug zu holen. Die ganze Werkstatt war voll mit Rauch, unterhalb der Drechselbank war ein Haufen Späne rotglühend und entzündete sich durch den Luftzug, der beim Öffnen der Tür entstand. Es brannte lichterloh. Weil direkt neben der Tür griffbereit ein Pulverlöscher hing, konnte ich das Feuer löschen, sodass ausser ziemlichem Ärger im Haus und einer entsetzlichen Sauerei durch das Löschpulver kein grösserer Schaden entstand.

Offensichtlich waren glühende Funken beim Schleifen ungefähr drei Meter weit geflogen und auch noch ca 45 Grad seitlich abgewichen.

Seither wird vor grösseren Schleifarbeiten die gesamte Werkstatt sauber staubgesaugt. Das normale Nachschärfen mache ich jetzt mit Wassersteinen, gibt bessere Schneiden und ist ungefährlich.

gruss
reinhold

Georg Becher
Beiträge: 34
Registriert: Do 5. Mär 2020, 11:06

Re: Unfälle/Arbeitssicherheit

Beitrag von Georg Becher »


Hallo Reinhold,

ein sehr guter und lehrreicher Beitrag.

Gruß

Georg

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