Holzleisten verziehen sich...

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Antworten
ChrisHolz
Beiträge: 2
Registriert: Di 5. Feb 2019, 18:56

Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von ChrisHolz »


Hallo zusammen,

Ich muss mich erst einmal als kompletter Newbie outen (wenig handwerkliches Geschick und kaum Holz-Erfahrung) und würde euch gerne um Hilfe bitten.

Mein Plan war Absperr-Elemente für ein Kaninchengehege zu bauen, ähnlich wie hier gezeigt: https://www.moebel-muemmelmann.de/shop/gehege-elemente-acrylglas/
Also im Grunde ganz simpel: ein Holzrahmen mit einer Plexiglasscheibe in der Mitte. Ich kaufte im Baumarkt Holzlatten (Fichte/Tanne, sägerau, 5x3 cm), schnitt diese zu und sägte einmal jeweils in der länge eine 1 cm Tiefe Nut (3mm breit), so dass die Plexiglasplatte halt findet. Das Holz wurde dann glattgeschmirgelt. Dies war schon eine grauenvolle Arbeit, da das Holz unglaublich stark splittert! Als ich dann die Rahmen zusammenschrauben wollte, hatten sich die meisten Holzleisten signifikant verzogen.

Ok, es war vielleicht naiv zu glauben, dass sich das Verziehen in Grenzen halten würde. Aber jetzt meine Frage: wie hätte ich dies besser machen können? Holz weniger schmirgeln? Holz erst nachtrocknen lassen? Sowieso ganz anderes Holz nehmen? Oder wird dies immer passieren, wenn ich nicht 2 Holzleisten aneinander schraube, damit die sich gegenseitig gerade halten? Würden Leisten aus Buchenholz (von denen ich davon ausgehe, dass sie auch leichter zu bearbeiten sind) sich weniger verziehen, weniger splittern?

Für jegliche Tipps wäre ich sehr dankbar!
Vg, Chris

Andreas Ranogajec
Beiträge: 582
Registriert: Do 16. Sep 2021, 02:04

Re: Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von Andreas Ranogajec »


Hallo Chris,..
erstma herzlich willkommen im Forum. Ich vermute ganz stark, dass man dir Latten 2. oder 3. Wahl verkauft hat,...wenn sie sich verzogen haben! Beim Kauf lieber ein paar Eus
mehr ausgeben und gerade Latten dafür kaufen...es macht sich bezahlt! Schleifen ist bei sägerauhen Latten Zeitverschwendung, denn die müssen gehobelt werden. Wenn du
die Möglichkeit hast, dann geh zum nächsten Schreiner, der schiebt sie fürn paar Bier durch die Dickte. Normalerweise wird bei Rahmenkonstruktionen eine Schlitz- und
Zapfenverbindung gemacht, doch bei dir reicht es, wenn du mit Schrauben die Latten befestigst. Ich würde folgendermaßen vorgehn:
Auf Maß gesägte Latten auf Tisch legen, jedes Eck mit einer Zwinge fixieren und dann von Außen Winkelstücke anschrauben, Nut ausfräsen fürs Plexiglas, dieses einlegen,
und zusätzlich schmälere Winkel von Innen anschrauben. Desweiteren kann man auch gutes Sperrholz in Form eines Geodreicks von der Seite in jedes Eck als "Stabilisatoren"
anschrauben oder Lochstreifen aus Blech,...
Ich hoffe ich konnte dir etwas Anregung geben...
PS: Latten mit dem Auge über die Kanten anvisieren, dann erkennt man leichter den krummen Ausschuß :-)

Gruß Andreas

Benutzeravatar
Thomas Kaes
Beiträge: 715
Registriert: So 4. Apr 2021, 14:10

Re: Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von Thomas Kaes »


Du hast im Baumarkt ungehobelte Dachlatten 30/50 mm gekauft;
wie der Name suggeriert, gehören die unter die Dachpfannen aufs Dach, und nicht
an ein masshaltiges "Möbelstück" in die zentralgeheizte Wohnung.

Und wenn ich die Latten später glatt brauche, kaufe ich gehobelte, die gibt es auch,
und haben meistens etwas bessere Qualität und niedrigeren Feuchtegehalt.

Wenn ihr bei euch in der Umgebung einen Holzhändler (Branchentelefonbuch "Gelbe Seiten") besitzt,
ruf den mal an, ob er sogenannte "Theaterlatten" vorrätig hat, die sind gehobelt und technisch getrocknet.
Sowas z.B.:
https://www.possling.de/preisliste/Bau-_und_Tischlerholz_rau%7Cgehobelt/Latten%2C_gehobelt/Theaterlatten_Kiefer_lamelliert/katalog/8082/0/12/galerie/list.php

Gruss
Thomas



Benutzeravatar
Harry Dietz
Beiträge: 75
Registriert: Do 21. Jan 2016, 18:59
Wohnort: Raum Karlsruhe

Re: Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von Harry Dietz »

[In Antwort auf #89935]
Hi!
Zur Frage ob Buche besser gewesen wäre: Nein. Insbesondere dann nicht, wenn das Holz regelmäßig nass wird (wenn es für Tiere ist könnte das ja sein). Und verziehen würde es sich wohl ähnlich stark je nachdem von wo du das Holz hast und wieviel du ausgibst.

Grüße
Harry

Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von Bernd Grunwald »

[In Antwort auf #89935]
Hallo Chris,

das Verziehen ist möglicherweise der Grund, weshalb der Mümmelmann die einfachen Rahmen aus dem Programm genommen hat. Nun, du fragst, was du hättest besser machen können. Ich würde dir folgende Vorschläge unterbreiten, die teilweise hier auch schon genannt wurden:

1. Sägeraues Holz sollte man nicht kaufen, wenn man eine glatte Oberfläche haben möchte und wenn man nicht die Möglichkeit hat, es glatt zu hobeln. Schmirgeln/Schleifen (möglicherweise sogar noch von Hand) ist bei sägerauem Holz normalerweise keine Option. Auch nicht, wenn man einen elektrischen Schwingschleifer o.ähnl. hat.

2. Wer es rustikal mag, der kann einen Kaninchenzaun durchaus auch aus sägerauem Holz bauen. Dann aber so rau lassen wie es ist. Den Kaninchen ist es sowieso egal. Die Rauigkeit der Oberfläche hat auf das Verformungsverhalten des Holzes zudem keinen nennenswerten Einfluss.

3. Wenn man zwischen dem Kauf/Zuschnitt der Latten und dem Zusammenbau des Rahmens eine längere Arbeitspause macht, haben die zugeschnittenen Latten genug Zeit, sich ordentlich zu verziehen. Besser ist es, die zugeschnittenen Latten zügig zu dem fertigen Rahmen zusammenzubauen. Die Latten verziehen sich nach dem Zusammenbau zwar immer noch, aber die Rahmenecken verhindern davon Vieles. In deinem Fall würde ich mal vermuten, dass du die Latten trotz Verzug noch zu einem Rahmen zusammenbauen konntest, oder? Wenn ja, wurde dann durch den Zusammenbau vom Verzug wieder einiges kompensiert? Ich vermute mal, dass dem so ist.

4. Wenn du den Verzug der Latten minimieren willst, solltest du gut getrocknetes und qualitativ gutes (gehobeltes) Holz nehmen (Mümmelmann nimmt z.B. Weißtanne). Das wäre dann schon mal ein Quantensprung.

5. Eine weitere Verringerung des Verzuges erreicht man, wenn man den Rahmen aus schichtverleimtem Holz baut. In deinem Fall könnte man beispielsweise 2 Leisten mit je 1,5 cm Stärke zu einer Leiste mit 3 cm Stärke verleimen. Wenn man das richtig macht, behindern sich die verleimten Leisten gegenseitig, weil die eine sich nach links und die andere sich nach rechts verformen will. Das Resultat: die geleimte Latte bleibt weitgehend gerade. Wenn man allerdings noch nie Holzleisten verleimt hat, sollte man sich diesbezüglich erst mal über das Verformungsverhalten des Holzes etc. etwas Wissen aneignen und einige Probestücke anfertigen oder aber die Finger davon lassen.

Frage: musstest du deine verzogenen Latten aussortieren oder hast du trotz des Verzuges dein Projektziel erreicht?

Gruß
Bernd


ChrisHolz
Beiträge: 2
Registriert: Di 5. Feb 2019, 18:56

Re: Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von ChrisHolz »

[In Antwort auf #89935]
Vielen Dank für all die hilfreichen Antworten!

Also: ich hab das sägeraue Holz tatsächlich glattgeschmirgelt, was ganz schön viel Arbeit war. Einige Rahmen habe ich aufgebaut bekommen, ein paar Weitere Leisten sind zu stark verbogen und liessen sich definitiv nicht mehr verarbeiten. Daraufhin hatte ich das Projekt erstmal auf Eis gelegt, möchte es jetzt aber doch ganz gerne fertigstellen. Ein Problem ist, dass ich auch mit den fertigen Elementen nicht ganz glücklich bin, da diese trotzdem noch die Tendenz haben, größere Splitter abbrechen zu lassen; zB wenn man mit einem Stück Stoff oder einem Kleidungsstück anhakt. Nach euren Antworten überlege ich gerade, alle Elemente wieder ab zu bauen und mir, wie vorgeschlagen, anständige Holzleisten zu kaufen. Das sägeraue Holz war eine recht kleine Investition und die verschwendete Arbeit hake ich dann als Lehrgeld ab...

Viele Grüße,
Chris

Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von Bernd Grunwald »


Hallo Chris,

ja, mit gehobelten Leisten von besserer Qualität wirst du wesentlich besser klarkommen. Aber auch da kann es passieren, dass man mit der Hand oder mit dem Handschuh oder einem anderen Stück Stoff "einhakt" und hängen bleibt. Deshalb sollte man die Kanten "brechen", d.h. mit Schleifpapier oder mit einem kleinen Handhobel die scharfen Kanten beseitigen (entweder leicht abrunden oder etwas abschrägen, d.h. eine Fase ausbilden).

Darauf achten, dass man beim Kantenbrechen nicht gegen die Holzfaser arbeitet. Kaninchen, Katzen und Hunde etc. wollen beispielsweise ja auch nicht so gerne "gegen den Strich" gebürstet werden. Holz mag das überhaupt nicht.

Viel Erfolg!

Gruß
Bernd

Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Holzleisten verziehen sich...

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo

Das Wesentliche ist gesagt, der Vorschlag Leimholz zu verwenden finde ich auch gut, ich verwende immer
öfters selbst geleimte Hölzer, achte aber immer darauf das es mindest drei Schichten sind.

Aber auch eine Lösung, Birke-Multiplex Zuschnitte verwenden, die gibt es in 12, 15, 18 und 21mm dicke, die stehen gut und bleiben gerade.

Gruß Franz


Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Holzleisten verziehen sich...nicht immer!

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #89935]
Hallo Chris!

Dein Projekt erinnert mich an die Vorsatzscheibenrahmen, die ich gebaut habe, um alte undichte Kellerfenster zu verbessern.

Rahrmen aus gehobelten Dachlatten (Nadelholz Fichte oder Tanne?) 6 x 2 cm, kein Schönheitspreis - mit Messingwinkeln zusammengeschraubt, zuvor aber auf Gehrung gesägt.

Innen wurde mit einem Scheibennuter Nuten für Plexiglasscheiben eingeschnitten, dann die Rahmen verschraubt. Quick and dirty eben. War ja nur Keller. Obwohl die Kellerräume nicht besonders trocken waren hat sich da nie etwas verzogen. Da die Scheiben lediglich 2 mm Srärke hatten, kann es auch nicht sein, dass sie die Rahmen gerade hielten.

Allerdings hatte ich das Holz von einem guten Holzhändler.

Multiplex? Sicher eine Überlegung wert, aber preislich halt doch aufwendiger.

Gruss
Rolf


Antworten